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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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HOW TO STEAL A MILLION (William Wyler/USA 1966)


"Okay, you're the boss. Just do as I tell you."

How To Steal A Million (Wie klaut man eine Million?) ~ USA 1966
Directed By: William Wyler

Nicole Bonnet (Audrey Hepburn) und ihr Vater (Hugh Griffith), ein leidenschaftlicher Kunstfälscher aus Familientradition, sitzen in der Klemme: Bonnet vergibt eine vermeintlich echte Plastik, die "Venus von Cellini", als Leihgabe an eine Kunstausstellung. Zu diesem Zeitpunkt ahnt er noch nicht, dass ein gefürchteter Authentizitätsprüfer aus der Schweiz anrücken soll, um die Echtheit der Venus festzustellen und Bonnet so den vom Museum festgelegten Versicherungsbetrag zuzugestehen. Somit droht Bonnets gesamte Fälscherkarriere aufzufliegen und er den Rest seines Lebens im Gefängnis zu verbringen. Nicole überredet den just zuvor getroffenen Kunstdetektiv Simon Dermott (Peter O'Toole), der sich ihr gegenüber als Räuber verkauft, die Venus aus dem Museum zu stehlen, bevor sie geprüft werden kann. Dabei knistert es heftigst zwischen den beiden.

Im Alter, und insbesondere mit diesem Film, der fast unmittelbar "The Collector" nachfolgte, verließ Wyler phasenweise die existenzialistische Bedeutungsebene früherer Großwerke, um sich stattdessen der Prädsentation sehr viel leichter erscheinender, fröhlicher Unterhaltung zu widmen. Dazu bot sich die damals schwer in Mode befindliche Gaunerkomödie an, für die sich Audrey Hepburn bereits durch ihre Rolle in Stanley Donens "Charade" außerordentlich empfohlen hatte. Bei Wyler hatte die göttinnengleiche Stilikone mit dem vielleicht schönsten Hals, den ich je bei einer Frau bewundern durfte, zudem die Option, anstelle eines ältlichen Herrn (wie in "Sabrina", "Love In The Afternoon" und besagtem "Charade") via bereits auffällig akutem Vaterkomplex einen ausnahmsweise sogar drei Jahre jüngeren Gentleman zu romantifizieren. Die Chemie zwischen Hepburn und O'Toole, beide ja irgendwie bereits prä-konnotiert als ätherische Kino-Überwesen, funktioniert denn auch so bombensicher, dass sie bereits ohne Weiteres einen gesamten Film hätte tragen können. Doch die anderen Figuren des Films; Hugh Griffith, Eli Wallach als naiver, amerikanischer Milliardär oder Erzfranzose Jacques Marin als Museumwächter leisten kaum minder Beachtliches, so dass eine überaus faires feel-good-movie zurückbleibt, das wunderbar dazu taugt, graue Tage aufzuhellen.

8/10

William Wyler Heist Vater & Tochter Kunst Paris Museum


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PRONTO AD UCCIDERE (Francesco Prosperi/I 1976)


Zitat entfällt.

Pronto Ad Uccidere (Tote pflastern seinen Weg) ~ I 1976
Directed By: Francesco Prosperi

Der römische Polizist Massimo Torlani (Ray Lovelock) lässt sich, getarnt als Juwelendieb, ins Gefängnis einschleusen, um dort die Bekanntschaft und das Vetrauen des Gangsters Giulianelli (Martin Balsam) zu gewinnen und dessen Organisation zu zerschlagen. Torlani wird dabei von einer höchst persönlichen Motivation angetrieben: Einst haben zwei der dazugehörigen Laufburschen seine Mutter (Anna Tadei) zum Krüppel geschossen. Nach ihrer gemeinsamen Flucht aus dem Knast muss Torlani jedoch feststellen, dass Giulianelli keinesfalls einer der ganz Großen im Rauschgiftgeschäft ist, sondern dass ihm noch einige geachtete Großbürger überstehen. Zudem zieht im Hintergrund jemand Unbekanntes seine eigenen Fäden und räumt einen nach dem anderen der Bosse aus dem Weg.

Grundsolider Poliziotteso, in dem Ray Lovelock sich einige Sprüche wegen seines hübschen Äußeren gefallen lassen muss. Dass der gut aussehende, junge Mann mit der charateristischen Schneidezahnlücke nichtsdestotrotz auch ordentlich austeilen kann, stellt er mehrfach nachhaltig unter Beweis, wobei seine Methoden - zum Unwillen seines Vorgesetzten Commissario Sacchi (Riccardo Cucciolla) - häufig die Grenzen zur Selbstjustiz überschreiten. Dennoch gelingt es Torlani, in den rechten Momenten einen kühlen Kopf zu bewahren und seine Mission ohne besondere Hilfe des ihn beäugenden Polizeiapparats im Alleingang zu vollenden. Bleibt am Ende freilich die letzte Hürde, einen unerwarteten Gegner stellen zu müssen, was Prosperi als bedeutungsschwangeres Knallbonbon bildeinfriert, obschon damit von langer Hand zu rechnen war. Ansonsten bleibt "Pronto Ad Uccidere" erfreulich längenfrei, wobei noch besonders eine beachtlich inszenierte Verfolgungsjagd durch die ligurischen Serpentinen Erwähnung finden soll und in Erinnerung bleibt. Da bekommt man gleich Fernweh.

7/10

Francesco Prosperi Rom Genua San Remo Rache Mafia undercover Gefängnis Poliziottesco


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WOLF CREEK 2 (Greg Mclean/AU 2013)


"Welcome to Australia, British cocksucker!"

Wolf Creek 2 ~ AU 2013
Directed By: Greg Mclean

Der irre Serienmörder Mick Taylor (John Jarratt) mordet sich weiter unbehelligt durchs Outback. Nachdem er zwei Cops (Shane Connor, Ben Gerrard) und ein deutsch-holländisches Rucksack-Touristenpärchen (Shannon Ashlyn, Philippe Klaus) hopps genommen hat, widmet er sich dem englischstämmigen Aussteiger Paul (Ryan Corr), den er nach einer umständlichen Jagd doch noch fangen kann und in seinen hauseigenen Katakomben zu einem gemeinen Spiel einlädt...

Da "Wolf Creek 2" die etwas umständlich formulierte Exposition des Erstlings fehlt und er, im besten Bewusstsein, dass Mick Taylor sich mittlerweile seinen Platz im Olymp der großen Kinopsychopathen eingenommen hat, gleich zur Sache kommt, ist er über seine gesamte Distanz deutlich temporeicher und spannender als das Original. Mcleans Sequel bietet ehrlichen, respektlosen Fun-Splatter mit einer großzügigen Dosis schwarzen Aussi-Humors und unterstreicht nochmals den breitgestreuten Irrsinn Mick Taylors, der im ersten Moment nach wie vor wie ein typischer, kauzig-freundlicher Kangarooboy wirkt, um sein Gegenüber dann schon im nächsten fachmännisch auszuweiden und zu zerlegen. Im letzten Viertel erhalten wir dann noch Einblick in Taylors katakombenartigen Folterkeller, dessen Ausstattung uns zudem ein wenig Laien-Profiling betreffs Taylor erlauben. Dieser leidet nämlich ganz offensichtlich unter pathologischer Misogynie und einem bösen Sexualkomplex, da nahezu all seine schwer durch die Mangel gedrehten Opfer - und derer gibt es eine großzügige Anzahl - junge Frauen sind. So erinnert Taylors Kellerlabyrinth wohl nicht von ungefähr akut an das der Sawyer-Familie unter dem texanischen Freizeitpark in "TCM 2".
"Wolf Creek 2" ist somit einen guten Schlag kränker als der Vorgänger, was ihm wirklich gut tut.

7/10

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OTTO - DER FILM (Xaver Schwarzenberger, Otto Waalkes/BRD 1985)


"Irgendwo, in einem kleinen Postamt bei Oldenburg, muss es dann passiert sein..."

Otto - Der Film ~ BRD 1985
Directed By: Xaver Schwarzenberger/Otto Waalkes

Der halb durchgebackene Ostfriese Otto (Otto Waalkes) kommt nach Hamburg, um dort sein Glück zu machen. Der Kredithai Shark (Peter Kuiper) vermittelt ihm ein Darlehen zu Wucherzinsen, so dass der arme Otto mit den Schulden kaum mehr nachkommt. Da kommt ihm der zufällige Kontakt zu der Blankeneser Nobelfamilie von Kohlen und Reibach gerade recht: Er rettet deren backfischiger Tochter Silvia (Jessika Cardinahl) das Leben. Die zahllosen Chancen, die sich otto nun bieten, die ersehnte Penunze abzustauben, vergeigt er zwar durchweg, dafür jedoch gewinnt er die Liebe Silvias und entlarvt deren hochstapelnden Bräutigam Ernest (Sky du Mont).

Mit diesem ersten Kinofilm, der im Sommer 1985 einschlug wie eine Bombe und den damals wohl jeder dritte Bundesdeutsche mindestens einmal gesehen haben muss, erreichte das Phänomen "Otto" seinen Höhepunkt. Jene von dem Emdener Komiker Otto Waalkes kreierte Kunstfigur, die sich mittels seltsamer Geräusche, Jodelgesänge und Bewegungen durch ihren anarchischen Alltag schlug, sowie durch eine teils rasanten Mischung aus albernem Humor und manchmal grenzgenialem Witz auszeichnete, war bereits auf den westdeutschen Bühnen und im hiesigen Fernsehen durch einige kultisch beliebte Shows ein Renner, als der geniale Marketingtrick erwuchs, Otto auch ins Kino zu bringen.
Neben der Tatsache, dass "Otto - Der Film" der mit Abstand größte hierzulande entstandene Publikumsrenner des Nachkriegskinos wurde, der fürderhin den einen oder anderen Autorenfilmer dazu gebracht haben wird, sich ein imaginäres Bein auszureißen, ist dem späteren Fassbinder-Kameramann Schwarzenberger und Waalkes eine zeitlose Komödie gelungen, deren nimmermüde Gags heute noch genau so flott daherkommen wie vor (unglaublichen) knapp dreißig Jahren. Dabei ist weniger die hyperpräsente Figur Waalkes' der Haupt-Energieträger des Films, sondern vielmehr die nie austrocknenden, absurden Ideen, die vor allem Neureichtum, Snobismus und altdeutschen Ständeknies karikieren. Der Film traute sich, Neger- und Friseurwitze zu bringen ohne diffamierend zu wirken (waren diese doch geschickt genug vorgetragen, sich schlussendlich gegen ihre eigentlichen Adressaten zu wenden), eine Armee aus Heino-Zombies aufmarschieren zu lassen und eine gestandene Garde hochklassiger deutscher Schauspieler zu abgrundtiefen Blödeleien heranzuziehen. Dass sein Rezept, sein Stil und seine Klasse bis auf wenige Ausnahmen noch heute aufgehen, spricht Bände.

8/10

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MANIAC COP 3: BADGE OF SILENCE (William Lustig/USA 1993)


"I don't like your sense of humor. Better go and help these people!"

Maniac Cop 3: Badge Of Silence ~ USA 1993
Directed By: William Lustig

Durch die Beschwörungen eines Voodoo-Priesters (Julius W. Harris) erwacht der Horror-Polizist Matt Cordell (Robert Z'Dar) zu neuem Leben und begibt sich auf eine weitere Mission zur Tilgung unflätigen Unrechts. Die als schießwütig geltende Nachwuchs-Polizistin Kate Sullivan (Gretchen Becker) muss sich bei einem Einsatz gegen die Räuber (Jackie Earle Haley, Vanessa Marquez) zur Wehr setzen, wird selbst schwer verletzt und sieht sich danach öffentlich in den Medien, denen ein gezielt verstümmeltes Tape der Aktion zugespielt wird, verleumdet. Kates Mentor ist jedoch Detective McKinney (Robert Davi), der mit Cordell bereits seine Erfahrungen gemacht hat und nun alles daran setzt, Kate vor dem aktionistischen Zombiecop zu beschützen.

Der letzte Klapp der "Maniac Cop"-Reihe fällt gegenüber den beiden Vorgängern etwas ab. Eine allseitige Müdigkeit betreffs des ansonsten sicherlich durchaus serienkompatiblen Franchise zeichnet sich ab; der Bezug zum bislang Geschehenen, das sich ja auf immerhin zwei Filme ausdehnen ließ, wird durch den etwas halbgaren Voodoo-Plot um jenseitige Gerechtigkeitssuche verwässert und die Figur Matt Cordells für meinen Geschmack allzu weit in die hinteren Reihen drängt. Dafür wird Cordell, der durch seine Braterei im letzten Film jetzt endgültig wie Jason Voorhees ausschaut, zum Slasher hochgepusht, der seinen Opfern mit einfallsreichen Methoden (zum Beispiel einem Defibrillator oder einer Überdosis Röntgenstrahlung) zu Leibe rückt. Lustigs und Cohens Einsatz bleibt vergleichsweise verhalten. Dennoch fügt dieses Finale der Serie weder Schaden noch Schande zu und trägt sie halbwegs würdig zu Grabe. Mit seiner kleinen Freundin an der verbrutzelten Seite sollte Matt Cordell ja nun auch seinen lang verdienten Frieden gefunden haben; trotz verdächtiger letzter Zuckungen auf der Bahre.

6/10

William Lustig Larry Cohen New York Rache Voodoo


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MANIAC COP 2 (William Lustig/USA 1990)


"You're the prettiest one in my collection so far..."

Maniac Cop 2 ~ USA 1990
Directed By: William Lustig

Der Killer-Cop Matt Cordell (Robert Z'Dar) kann dem Tod ein weiteres Mal von der Schippe springen und "patrouilliert" wieder durch Manhattan. Noch wütender auf sein ehemaliges Department unterstützt Cordell ab jetzt sogar gezielt Kriminelle und lässt stattdessen brave Bürger über die Klinge springen. Zudem rächt er sich umgehend an Jack Forrest (Bruce Campbell) und Teresa Mallory (Laurene Landon), die das letzte Duell gegen ihn gewonnen hatten. Doch der hartgekochte Detective Sean McKinney (Robert Davi) und die Polizeipsychologin Susan Riley (Claudia Christian) sind bereits zur Stelle, um den Kampf gegen den nicht tot zu bekommenden Cordell aufzunehmen. Dieser bleibt derweil nicht untätig und sucht sich in dem irren Serienkiller Steven Turkell (Leo Rossi) einen willfährigen Adlatus.

Eigentlich seltsam, aber der Verzicht von James Glickenhaus, dem Franchise weiterhin treu zu bleiben, sorgt nochmals für einen Qualitätsanstieg, so dass "Maniac Cop 2" den Höhepunkt der Trilogie um den nunmehr endgültig zum Zombie-Polizisten deklarierten Matt Cordell bildet. Das Sequel ist über weite Strecken deutlich temporeicher als der Erstling, der Humor etwas subtiler, der Kamerastil wesentlich eloquenter. Wo das Original oft großzügig ausgeleuchtet war, gibt es jetzt noireske Schattierungen, erlsene, neonlichtdurchflutete Schauplätze (wie Turkells schickes Souterrain-Appartment), eine interessantere Charakterriege und darüber hinaus eine dem Vorgänger nicht nachstehende, edle Besetzung. Zudem fallen zwei offene Liebeserklärungen an das Genrekino der ausklingenden Dekade ins Auge: Gleich zu Beginn gibt es eine Variation der Eingangssequenz aus "Cobra", mit Marco Rodríguez in einer (unkreditierten) Reprise seiner vormaligen Rolle als übergeschnappter, schrotflintenbewährter Supermarktkiller, im weiteren Verlauf überfällt der unaufhaltsame Matt Cordell, wie weiland der Terminator, ein Polizeirevier und lässt dabei keinen Stein auf dem anderen. Das Gefängnisfinale bietet schließlich einen Overkill spektakulärer Actionsequenzen.
Ein durchweg toller Film ergo, der in der deutschen Fassung ferner (wie schon der Vorgänger) durch seine sorgfältige Synchronisation aus dem Rahmen fällt. Und eines der seltenen Beispiele einer gegenüber ihrem Original ambitionierteren Fortsetzung.

8/10

William Lustig Larry Cohen New York Rache Serienmord


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MANIAC COP (William Lustig/USA 1988)


"He'll kill again... he enjoys killing."

Maniac Cop ~ USA 1988
Directed By: William Lustig

Ein Killer in Polizeiuniform macht Manhattan unsicher. Hauptverdächtiger ist der Streifenpolizist Jack Forrest (Bruce Campbell), der sich nicht ganz zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort befand. Doch der emsige Ermittler Frank McRae (Tom Atkins) ist bereits der Wahrheit auf der Spur: Der totgeglaubte Cop Matt Cordell (Robert Z'Dar), der einst von den Stadtoberen verladen und nach Sing-Sing verfrachtet wurde, um dort von seinen früheren Verhaftungsopfern schwer misshandelt zu werden, lebt noch, hat jedoch den Verstand verloren und befindet sich auf einem Rachefeldzug gegen die gesamte Stadt. Als McRae selbst zum Opfer Cordells wird, stehen nurmehr Forrest und seine Freundin Theresa (Laurene Landon) gegen den Wahnsinnigen.

William Lustig, Larry Cohen, James Glickenhaus - drei Namen, bei denen Aficionados hocherfreut die Ohren klingeln, und nicht nur diese. Alle drei sind sie bekannt für großartiges New Yorker Genrekino aus dem eher zwielichten Bereich und haben jeweils Einiges an Liebhaberstücken auf dem Kerbholz. Für "Maniac Cop", den man durchaus als frühes "happening movie" bezeichnen könnte, wie sie ja heute Gang und Gebe sind, vereinten die drei Kollegen ihre kreative Power (Glickenhaus als Produzent, Cohen als Autor und Lustig als Regisseur) und schufen einen ironisch konnotierten Hybriden aus Action- und Horrorfilm, der zudem eine angemessen genrebeflissene Besetzung mit mancherlei klangvollen Namen aufweisen konnte - und, bei diesem Hinter-Kamera-Trio wenig verwunderlich, eine große Liebeserklärung an den urbanen Moloch New York darstellte. Zudem hat man einige Trümpfe in der Hinterhand, wenn man etwa den zuvor als Haupthelden charakterisierten Tom Atkins frühzeitig aus dem Film nimmt und Bruce Campbell gezielt zu seinem Nachfolger deklariert, oder auch insofern, als dass man Matt Cordells entstelltes Antlitz erst gegen Ende frontal der Linse offeriert.
Ein witziger, sehenswerter kleiner Klassiker, für jeden Freund eines der oben Genannten (wobei, wahrscheinlich wird jeder, der einen von ihnen mag auch die beiden anderen mögen -) sowieso Pflichtprogramm.

7/10

William Lustig James Glickenhaus Larry Cohen New York Madness Rache


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BUG (Jeannot Szwarc/USA 1975)


"Where are you, my little fellas?"

Bug (Feuerkäfer) ~ USA 1975
Directed By: Jeannot Szwarc

In einem kalifornischen Wüstenkaff bildet sich infolge eines Erdbebens eine meterlange Bodenspalte, aus der übergroße Käfer hervorkommen. Diese können bei Kontakt mit brennbarem Material Feuer entzünden und ernähren sich von Asche. Dem Biologen James Parmiter (Bradford Dillman) werden seine emsigen Untersuchungen der Käfer bald zum Verhängnis: Ein sich in seinem Hause versteckendes Exemplar verursacht den Verbrennungstod seiner Frau Carrie (Joanna Miles). Für Parmiter wird das Studium der Tiere fortan zu einer übermächtigen Obsession: Zurückgezogen unternimmt er Kreuzungsversuche der Käfer mit Hausschaben und muss bald feststellen, dass die immer intelligenter werdenden Sprösslinge ihm den persönlichen Krieg erklärt haben.

Was wie ein ordinärer Insekten-Katastrophestreifen beginnt, entwickelt sich, analog zu seinen krabbelnden Protagonsten, erst in der zweiten Hälfte zur eigentlichen Blüte: Hier gerät "Bug" zum vollblütigen Psychogramm eines dem Wahnsinn Verfallenden. Am Ende lässt sich tatsächlich kaum mehr bestimmen, ob die gezeigten Ereignisse sich nurmehr in Parmiters Kopf abspielen oder ob die in Rekordschnelle evolutionierenden Feuerkäfer tatsächlich so etwas wie Höllengesandte sind, die der Arroganz kurzsichtigen, humanen Forschungsdranges exemplarisch den Hahn abdrehen. Einige der Finalszenen sprechen für beide Ansätze und gerade diese Uneindeutigkeit fasziniert an "Bug".
Bradford Dillman gibt als besessener Forscher eine Glanzleistung, mit Sicherheit eine seiner vordringlichsten. Wie er sich, nach der Todesnachricht betreffs seiner Frau, in einer Mischung aus Schuldgefühlen, Rachsucht und unablässiger Neugier von einem freundlichen Lehrer zu einem innerlich und äußerlich verfallenden Eremiten verwandelt, das geht weit über jede gewöhnliche B-Film- oder auch Genre-Klassifikation hinaus.
Ein überraschend guter Film!

8/10

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CITIZEN X (Chris Gerolmo/USA 1995)


"Together, you make a wonderful person."

Citizen X ~ USA 1995
Directed By: Chris Gerolmo

Rostow, UdSSR 1982: Der Gerichtsmediziner Viktor Burakov (Stephen Rea) wird urplötzlich von der lokalen Miliz zum Hauptermittler in einem Fall mehrerer im Wald gefundener Leichen ernannt. Früh ist Burakov davon überzeugt, es mit einem Serienmörder zu tun zu haben, doch während ihn sein Gönner Oberst Fetisov (Donald Sutherland) unterstützt und deckelt, torpediert ihr Vorgesetzter General Bondarchuk (Joss Ackland) sämtliche Untersuchungen, zum einen, um die Staatsräson nicht zu gefährden - im sozialistischen Sowjet-Gefüge darf es so etwas wie einen geisteskranken Schwerverbrecher nicht geben - und zum anderen, um seine eigene Homosexualität zu verschleiern. So wird Bukarov angehalten, seine Ermittlungen auf das Schwulenmilieu zu konzentrieren. Derweil mordet sich der schwer gestörte Angestellte Andrej Chikatilo (Jeffrey DeMunn) trotz einer zwischenzeitlichen Verhaftung unbehelligt weiter durchs Leben. Erst nach dem Zusammenbruch des Eisernen Vorhangs können Bukarov und Fetisov Chikatilo dingfest machen. Er wird in 52 Fällen des Mordes verurteilt und im folgenden Gewahrsam erschossen.

Seine Fernseh-Herkunft bekommt "Citizen X", der sich mit dem Sujet um Andrej Chikatilo eines der berüchtigsten Serienmörders des vergangen Jahrhunderts annimmt, ausnehmend gut. So wird nämlich deutlich weniger Wert auf Kolportage und hohle Oberflächlichkeiten gelegt als es bei einem Leinwandstück möhlicherweise der Fall gewesen wäre und stattdessen eine teils von dokumentarischer Strenge geprägt, nüchterne Zusammenfassung der Ereignisse wiedergegeben. Einer ebensolchen bedarf es das Thema, wie sich rasch erweist, auch. Der Fall Chikatilo ist tatsächlich voll von Reizen für ein exploitatives Genrestück: Nicht nur weist die Persönlichkeitsstruktur des multiplen Mörders etliche im profiling zum Quasiklischee gereifte Facetten auf (Chikatilo ist impotent, Päderast, und ein schwächliches, graues Staatsmitglied mitsamt Parteiausweis, das im Kollektiv kaum weiter auffällt), auch seine Vorgehensweise ist grausamer, als es sich Scriptfantastereien auszudenken mögen. Chikatilo vergewaltigt seine teilweise unter zehn Jahre alten Opfer, verstümmelt ihre Genitalien, isst Teile von ihnen und masturbiert dazu. Dass der Film sich schon notgedrungen entsprechende visuelle Details erspart und sein Hauptaugenmerk Bukarovs unermüdlicher Arbeit widmet, zeichnet ihn am Ende aus und lässt ihn eben nicht als eine ordinäre Serienkiller-Gesichichte unter Vielen dastehen, sondern als hellsichtige Kritik am verlogenen Sowjet-Idealismus.

8/10

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BELLES ON THEIR TOES (Henry Levin/USA 1952)


"We're getting bigger."

Belles On Their Toes (Im Dutzend heiratsfähig) ~ USA 1952
Directed By: Henry Levin

Nach dem plötzlichen Tod Frank Sr.s müssen die Gilbreths lernen, ohne den stets als Familien-Rückgrat fungierenden Vater auszukommen. Besonders für Mutter Lillian (Myrna Loy) ist es nicht leicht, sich als Ökonomin in einer von Männern dominierten Berufswelt zu behaupten. Derweil blühen die drei älteren Mädchen, Ann (Jeanne Crain), Ernestine (Barbara Bates) und Martha (Debra Paget) zu für die Junggesellenwelt attraktiven Damen auf...

Gleich der in der Gegenwart spielende Anfang, der Lillians Jüngste bei der College-Abschluss-Ehrung zeigt und von dem aus "Belles On Their Toes" als Rückblende erzählt wird, versichert uns, dass diesmal alles gut bleibt. Wurde der Vorgänger noch durch das abrupte, aufrüttelnde Wachmacher-Ende bekränzt, erfreut sich die Großfamilie Gilbreth diesmal durchweg stabiler Gesundheit - einen glimpflich verlaufenden Autounfall Lillians ausgenommen. Wir bekommen wesentlich mehr von dem versoffenen, aber unverzichtbaren Hausfaktotum Tom (Hoagy Carmichael) zu sehen, der mit der flotten Debra Paget sogar eine musikalische Einlage präsentieren darf und bekommen Jeffrey Hunter als Anns künftigen Göttergatten kredenzt. Dass all das zu Gänze weder Clifton Webbs Absenz noch den leiseren Humor des Vorgängers ausgleicht, ist hinnehmbar. "Belles On Their Toes" markiert eine simple, aber liebenswerte Fortsetzung.

6/10

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Funxton

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