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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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Z.P.G. (Michael Campus/UK 1972)


"Baby! Baby!"

Z.P.G. (Geburten verboten) ~ UK 1972
Directed By: Michael Campus

In nicht allzu weit entfernter Zukunft greift die Menschheit zu einem letzten verzweifelten Mittel, um dem niederdrückenden Problem der Überbevölkerung Herr zu werden: Geburten sind auf Jahre hinaus verboten. Wer insgeheim dennoch ein Baby bekommt und entdeckt wird, wird umgehend und öffentlich zum sofortigen Erstickungstod verurteilt und hingerichtet. Für die beiden Museumsmitarbeiter Carol (Geraldine Chaplin) und Russ McNeil (Oliver Reed) ist der Wunsch nach Nachwuchs dennoch so stark, dass Carol sich schwängern lässt und ihren Säugling in einem Versteck bekommt. Durch Zufall bekommt das befreundete Ehepaar Borden (Don Gordon, Diane Cilento) Wind davon und besteht zunächst darauf, sich das Baby zu "teilen" um später, unter der Drohung, die Ereignisse zu melden, den kompletten Anspruch auf es zu erheben. Carol und Russ weigern sich jedoch und stellen sich ihrem Schicksal.

"Z.P.G.", die Abkürzung steht für "Zero Population Growth", ist inmitten der gewaltigen Welle an Dystopien jener Jahre etwas ins Hintertreffen geraten. Als gering budgetierter, englischer Produktion ist ihm wahrscheinlich bereits damals keine besondere PR-Kampagne zuteil geworden, dabei ist er nicht minder gräulich und warnhaft anzuschauen als ähnliche Filme wie "Fahrenheit 451" und "Soylent Green". "Z.P.G." bedient eine beinahe lückenlose Vielzahl dystopischer Szenarien und Albträume: Die Atmosphäre ist völlig verschmutzt, die Städte liegen in undurchdringlich-nebulösem Dauersmog und erlauben eine Bewegung außerhalb der kärglichen Appartements nurmehr mit Gasmaske. Letzte Pflanzen werden gehütet wie Schätze, frische Nahrungsmittel wurden längst durch synthetische ersetzt, die in genau abgezählter Kalorienabgabe ausgegeben werden. Um nur ja nicht den Wunsch nach vergangenen, überall als "ungesund" und "barbarisch" verleumdeten Genüssen zu wecken und die Sozietät zu affirmativen, gleichgeschalteten Zombies zu erziehen, beschränken sich die medialen Angebote auf Tele-Einkäufe, derweil soap-opera-ähnliche Szenen, so auch von den McNeils und den Bordens, live vorgespielt werden. Statt Freizeitparks gibt es heißbegehrte "Museen", in denen die Leute sich, oft erst nach monatenlanger Wartezeit, anschauen können, in welch abartiger Undiszipliniertheit ihre Vorgenerationen einst lebten. Die depressiven und/oder apathischen Senioren werden in eng abgeschirmten Wohneinheiten beherbergt; Nachwuchs gibt es lediglich in Form fabrikmäßig hergestellter Kinderpuppen. Die nicht genauer umrissenen, aber allgegenwärtigen Autoritäten besitzen eine nahezu lückenlose Überwachungsgewalt und indoktrinieren die Gesellschaft mittels pausenlos vermittelter, auditiver Botschaften.
Campus gelingt es, dieses Schreckensszenario so angemessen quälend und unerquicklich darzustellen, dass es noch lange nachwirkt. Insofern ein erstklassiger Lehrfilm über werdende Katastrophen und insbesondere für SciFi-Freunde 'not to be missed'.

8/10

Dystopie Zukunft Michael Campus Familie


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HEATED VENGEANCE (Edward D. Murphy/USA 1985)


"It's too late."

Heated Vengeance (Cambodscha Connection) ~ USA 1985
Directed By: Edward D. Murphy

Zehn Jahre nach dem Ende des Vietnamkriegs kehrt Lieutenant Hoffman (Richard Hatch) nach Südostasien zurück, da seine damalige Geliebte Michelle (Jolina Mitchell-Collins), wie er erst kürzlich erfahren hat, einen gemeinsamen Sohn (J.C. Bernardo) mit ihm hat. Dummerweise erkennt ihn in Laos Bingo (Ron Max), ein alter Bekannter aus Kriegstagen wieder, den Hoffman einst wegen Vergewaltigung und Missbrauchs einer einheimischen Minderjährigen ins Militärgefängnis stecken ließ. Bingo, der mittlerweile eine lukrative Heroinfabrik im Dschungel betreibt, will die Gelegenheit nutzen, sich an Hoffman zu rächen. Er entführt seinen früheren Richter und sperrt ihn ein, doch Hoffman gelingt die Flucht. Im nun folgenden, erbarmungslosen Ein-Mann-Guerillakrieg gegen die Dealer erinnert er sich rasch bewährter Kampfesfinten...

War Mitte der Achtziger schon aufgrund seines reißerischen VHS-Covers ein automatisches Muss für den kleinen Funxton, dessen Mama ihm stets derlei Zeug aus den Achtzehner-Regalen der hiesigen Videotheken fischen musste. Seit schätzungsweise gut 28 Jahren nicht mehr gesehen, kamen bei der heiß erwarteten Wiederbetrachtung, wie das eben immer so ist, nun gleichsam Ernüchterung und nostalgische Gefühle zueinander. Klar, das Ganze ist mental schlicht gehaltenes, dschungelgrünes B-Action-Kino der Indie-Klasse; selbstredend vornehmlich auf den Philippinen gefertigt und mit einigen mittlerweile bekannt und familiär gewordenen Gesichtern, unter anderem denen von Michael J. Pollard, Cameron Dye und Dennis Patrick, aufgebrezelt. Im Gegensatz zu den meisten, finster konnotierten Ex-Vietnam-Guerreros dieser Zeit ist der unmuskulöse Richard Hatch übrigens geradezu ein Sonnenschein: Mit schicken Hawaii-Hemd und nahezu permanent breit grinsend ist er nicht ganz der kombattante Tausendsassa vom Schlage eines Braddock oder Rambo: Mal setzt er sich versehentlich in ein Wespennest, mal balanciert er unbehende über einen Felsgrat. Doch gerade diese Verweigerung einer Übermenschenzeichnung verleiht "Heated Vengeance" sein gewisses Etwas.

5/10

Vietnam Thailand Laos Edward D. Murphy Vietnamkrieg Rache Heroin Independent


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JOHN CARTER (Andrew Stanton/USA 2012)


"Did I not tell you he could jump!"

John Carter ~ USA 2012
Directed By: Andrew Stanton

Einige Jahre nach der Beendigung des Sezessionskrieges soll der junge Edgar Rice Burroughs (Daryl Sabara) das Erbe seines Onkels John Carter (Taylor Kitsch) in Empfang nehmen, der im Kriege als Captain der Konföderierten gedient hat und nun einem urplötzlichen, rätselhaften Tod erlegen, in seinem Mausoleum bestattet ist. Die Lektüre von Carters Tagebuch klärt Burroughs über die tatsächlichen Umstände um das "Versterben" seines Onkels auf: Von einer geheimen Höhle in Arizona aus wurde Carter im Zuge einer Fluchtaktion vor den Unionisten einst mithilfe eines außerirdischen Artefakts auf den Mars transportiert. Dort geriet er in die Wirren eines weiteren, lokalen Bürgerkriegs unter Beteiligung mehrerer Parteien: Der vierarmigen, archaisch lebenden Tharks, der humanoiden, fortschrittlicheren Bürger der Städte Helium und Zodanga sowie der rätselhaften Therns. Carter, der unter den atmosphärischen Bedingungen des Mars Superkräfte erlangte, gelang es damals im Zuge vieler Abenteuer, die verfeindeten Parteien zu befrieden, bevor er unfreiwillig wieder zurück zur Erde transportiert wurde.

Schade, dass "John Carter" so bös gefloppt ist, aber es ist offensichtlich so: Wenn effektvolles, teures Mainstreamkino einmal wirklich auf risikoreicher Basis und weniger einem kalkulierten Reißbrettmuster folgend entsteht, wird dies entweder, wie im vorliegenden Falle, gar nicht oder wenn, dann lediglich in Ausnahmefällen belohnt.
Stantons Film setzt sich ganz bewusst zwischen Stühle; er adaptiert eine rund einhundert Jahre alte, auf durchaus gewöhnungsbedürftigem Storykonstrukt fußende Pulp-Serie, lässt sich nicht eben unkompliziert folgen aufgrund des überfordernden Kontingents von Namen, Völkern und Beziehungsgeflechten, in das Carter auf dem Mars (oder, nach hiesiger Bezeichnung 'Barsoom') unversehens hineingeschubst wird und erfordert zudem den elementaren good will eines begeisterungsfähigen Publikums, sich bereitwillig auf jahrzehntealte Mythengeflechte und kindesbeinige Spinnereien einzulassen. Wenn CGI wie hier wenig selbstzweckhaft, sondern durchaus phantasievoll und das Gesamtkonzept unterstützend eingesetzt werden, dann habe ich ferner überhaupt nichts dagegen. "John Carter" hätte im besten Falle der Startschuss für ein schönes, neues Franchise geben können, steckt in der Geschichte um den schlussendlich freiwillig Gestrandeten doch noch massig Potenzial. Die Welt jedoch war offenbar anderer Ansicht. Und das ist verdammt schade.

8/10

Andrew Stanton Sezessionskrieg Edgar Rice Burroughs Mars Aliens period piece Pulp 3-D


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BETRAYED /Constantin Costa-Gavras/USA 1988)


"They got more guns in that part of the county than people."

Betrayed (Verraten) ~ USA 1988
Directed By: Constantin Costa-Gavras

Nachdem der als wetternder Hardcore-Satiriker berüchtige Radio-Moderator Sam Kraus (Richard Libertini) von Fanatikern erschossen wurde, wird die junge FBI-Agentin Cathy Weaver (Debra Winger) unter einem Decknamen auf die Spur neonazistischer Verschwörer im Mittelwesten gesetzt. Getarnt als Ernte-Mäherin lernt sie den Witwer Gary Simmons (Tom Berenger) kennen, einen liebevollen Familienvater, der sich in Cathy verliebt, ihr jedoch bald sein wahres Gesicht zeigt: Simmons ist ein besessener Rassist, Terrorist und Gewaltverbrecher, der zum Spaß Menschenjagden auf Schwarze veranstaltet, seine Kinder mit seinem überschäumenden Hass indoktriniert und sogar eine Führungsposition unter den Rechtsextremisten seiner Region innehat. Entsetzt über diese Entdeckung will Cathy aussteigen, doch ihr Chef (John Heard) nötigt sie, weiterzustochern, bis konkrete Beweise gegen Simmons und seine Genossen vorliegen.

Die Tatsache, dass das Script zu "Betrayed" von Joe Eszterhas stammt, lässt bereits eine populistische Simplifizierung des Dargestellten befürchten und tatsächlich: Selbst für Costa-Gavras-Verhältnisse fällt dieser Film ungewohnt polemisch aus, ringt geradezu um dramatische Spitzen und nutzt Holzhammer-Methoden, um auch wirklich dem Letzten klarzumachen, dass inmitten Amerikas eine neonazistische Verschwörung brodelt, die dazu angetan ist, das gesamte Land in seinen Grundfesten zu erschüttern, wenn man sie nicht rechtzeitig bremst. Ihre Basis findet die teils krude dargebrachte Geschichte in dem authentischen Mord an dem zynischen, jüdischstämmigen Radio-Talk-Moderator Alan Berg, der 1984 in Denver von rechten Terroristen ermordet wurde, und eignet sich insofern durchaus als filmischer Anknüpfungspunkt zu Oliver Stones brillantem, faktisch mit derselben Ausgangssituation schließenden "Talk Radio".
Abgesehen von seiner Holzhammermethodik allerdings - und es ist natürlich nicht so, dass ich gegen diese Form liberaler Fahnenschwenkerei überhaupt etwas hätte, im Gegenteil - gelang Costa-Gavras ein spannender, ansprechend inszenierter Thriller, der eine allzu eindimensionale Schilderung der Gegebenheiten zumindest versucht zu vermeiden. Selbst Gary Simmons entpuppt sich hinter seiner abartigen Rassistenfront als armes, intellektuell eher minderbemittelt es Würstchen, das bereits im Vietnamkrieg gewohnt war, Befehle zu befolgen und dessen tiefliegende Aggression Resultat wiederum elterlicher Vorprägung und eines enttäuschten Privatlebens ist. Eszterhas und Costa-Gavras vermeiden es, die im Wochenendcamp zwischen brennenden Kreuzen und Waffenschule grillenden Mittwest-Farmer als wirklich üble Kerle darzustellen, sie sind frustrierte, ungebildete, alleingelassene und somit leicht infiltrierbare und desorientierte Individuen auf der Suche nach Sündenböcken jedweder Kuleur. Ich mag "Betrayed" mit seiner eher plumpen, aber korrekt veräußerten Didaktik sehr gern und werde ihn mir bald, wie früher eigentlich stets, mal wieder im Doppel mit dem damals fast zeitgleich veröffentlichten "Mississippi Burning" zu Gemüte führen.

8/10

Constantin Costa-Gavras Joe Eszterhas Rassismus FBI undercover amour fou Familie manhunt Terrorismus


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CYCLONE (René Cardona Jr./MEX, USA, I 1978)


Zitat entfällt.

Cyclone (Tornado) ~ MEX/USA/I 1978
Directed By: René Cardona Jr.

Ein gewaltiger Tornado sorgt in der Karibik dafür, dass diverse Unglückliche mit dem Flugzeug abstürzen oder mit ihren Booten von der Küste abgetrieben werden. Ein paar der Abstürzler, die Besatzung eines kleinen Fischerbootes und einige Touristen auf einem Glasbodenboot treffen durch Zufall auf dem Meer zusammen und müssen Hunger, Durst und gefräßige Haie überwinden, bis einige wenige von ihnen schlussendlich gerettet werden können.

Nachdem sein Vater sich zwei Jahre zuvor mit "Supervivientes De Los Andes" des (in "Cyclone" zitierten) authentischen Flugzeugunglücks in Südamerika angenommen hatte, infolge dessen die hungernden Passagiere die Toten verzehren um überleben zu können, griff auch der Junior jenes Thema auf. Diesmal ist ein Wirbelsturm die Ursache allen Übels und es gilt nicht nur Hunger und Durst, sondern auch die feindselige Natur in Form einiger Tigerhaie in den Griff zu bekommen. Zwischendurch werden immer wieder Gottesglaube, Hoffnung und Ethik diskutiert, einer etwas überdrehten Amerikanerin (Carroll Baker) wird der kleine Hund entrissen, abgemurkst und verzehrt, die vor Erschöpfung Verstorbenen müssen schließlich als Fischköder und (naturgepökelter) Nahrungsvorrat herhalten. Am Ende bezahlen die meisten der Gierigen ihre Freveleien dann doch noch mit dem Leben, als eine ganze Rotte Tigerhaie (in gekonnten, sehr realistischen Einstellungen übrigens) sich anhand der im Wasser Treibenden in einen Blutrausch frisst. Das Ganze ist psychologisch erwartungsgemäß wenig reizvoll arrangiert worden; Cardona Jr. geht es primär um Spekulatives und Sensation. Die übliche Verstärkung aus Hollywood kommt diesmal in den Personen der erwähnten Carroll Baker, Arthur Kennedy und Lionel Stander (während des Drehs ganz offensichtlich mehr oder minder permanent unter Strom stehend), Olga Karlatos, Hugo Stiglitz, Muskelmann Andrés Garcia und Mike Moroff, den ich aus "Return Of The Living Dead III" wiedererkannt habe, sind auch dabei. Ein großes Hallo also mal wieder im (gemäßigten) Exploitationkino.

6/10

René Cardona Jr. Kannibalismus Haiangriff Karibik Seenot Atlantik


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GOJIRA (Ishirô Honda/J 1954)


Zitat entfällt.

Gojira (Godzilla) ~ J 1954
Directed By: Ishirô Honda

Ein aus der Jura-Periode stammender, seit Jahrmillionen im Pazifik schlafender Urzeitdrache wird durch Atombombentests aufgeweckt und macht sich Richtung Japan auf. Die Ureinwohner nennen ihn nach einer alten Sage 'Godzilla'. Nachdem das Monster die Fischer-Insel Oto dem Erdboden gleich gemacht hat, bewegt es sich weiter Richtung Tokio, wo es im Zuge zweier Attacken nicht nur große Teile der Stadt niedertrampelt, sondern sich auch noch als Feuer zu spucken imstande entpuppt. Sämtliche Waffen vom MG über schwere Haubitzen bis hin zu Luftraketen stellen sich im Kampf gegen den Godzilla als wirkungslos heraus.Für die junge Emiko (Momoko Kôchi), die zwischen den beiden Galanen Serizawa (Akihiko Hirata) und Ogata (Akira Takarada) steht, gibt es somit nur eine Lösung: Sie muss, obschon sie anderes gelobt hat, Serizawas Geheimnis preisgeben. Dieser hat nämlich eine alles vernichtende Wunderwaffe, den 'Oxygen-Zerstörer', entwickelt, der, unter Wasser gezündet, sämtlichem organischen Leben die Grundlage entzieht und es binnen Sekunden skelettiert. Wenngleich Serizawa dieses Vernichtungswerkzeug nie einsetzen wollte, tut er es zum Wohle Japans dann doch - mit Erfolg: Der Godzilla und auch der sich opfernde Serizawa lösen sich in Wohlgefallen auf.

Dieser allererste "Gojira" hat, das weiß man, mit seinen nachfolgenden Inkarnationen wenig bis gar nichts zu tun. Was später zu einer - mir persönlich nicht besonders zusagenden - Zirkusnummer für Kinder und/oder Junggebliebene verkommen wird, ist in Hondas Erstbericht noch bierernster Monsterstoff. Als Warnung gegen den Missbrauch und generellen Einsatz von Atomwaffen begreift sich der Film, als Mahnmal gegen begangenes und noch folgendes Unrecht gegen Mensch, Gesellschaft und Natur. Godzilla ist noch kein knuffiges Gummimonster, das den Menschen je nach Laune auch mal den Tag rettet, sondern ein todbringender Höllenbotschafter, der, wo er geht und steht, Trümmer, Asche und bare Verzweiflung hinterlässt, stets von einer finsteren Aura umgeben scheint und aus dessen immer nur kurz zu erheischenden Augen handfester Wahnsinn zu sprechen scheint. Auch die 'intimen' Folgen seiner Attacken zeigt Honda - eine Mutter mit Kindern, die nicht rechtzeitig evakuiert werden konnte und zum Opfer der Bestie wird, verwaiste Kinder im Notkrankenhaus, ein mutiges Nachrichtenteam, das bis zur letzten Sekunde dokumentiert. Das Alles hat wenig von filmischem Katastrophentourismus und entspinnt sich, zumal im Verbund mit den eher trist gezeichneten Hauptfiguren um die zunehmend verzweifelte Emiko, als dräuendes Drama.

8/10

Ishirô Honda Monster Japan Tokio Godzilla Kaiju


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MONTANA (Ray Enright/USA 1950)


"Among other things..."

Montana ~ USA 1950
Directed By: Ray Enright

Die Rinderrancher von Montana, darunter die alleinstehende Maria Singleton (Alexis Smith) sind den von Südosten her anrückenden Schäfern gegenüber durchweg spinnefeind. Viele Opfer hat der immer wieder aufflackernde, von Vorurteilen behaftete Privatkrieg zwischen Rind- und Schafzüchtern gefordert. Dennoch versucht der ursprünglich aus Montana stammende, zwischenzeitlich nach Australien emigrierte und wieder zurückgekehrte Schäfer Morgan Lane (Errol Flynn), sich Vor Ort einen Platz für seine Tiere zu sichern. Dabei stößt er zwangsläufig auf Maria, lügt ihr jedoch zunächst vor, er sei ein durchreisender Kaufmann. Die beiden sind sich auf Anhieb sympathisch, als sie jedoch erfährt, was er wirklich im Schilde führt, ist es mit der Freundschaft - zunächst - vorbei; da helfen auch alle weiteren Vermittlungsversuche Lanes wenig.

Der zweite der im Eintrag zu "San Antonio" erwähnten Western-Dublette mit Flynn und Smith und zugleich der schönere der beiden Filme, wofür primär das unter anderem von Borden Chase und David R. Webb gescriptete Buch verantwortlich ist. Diesmal ist sie, bereits gekennzeichnet durch leuchtend rotes statt blondem Haupthaar, als klassische Flinten-Furie zu bewundern, die zunächst einmal von ihm gezähmt und befriedet werden muss, bevor das obligatorische Happy End Einzug halten kann. Als Maria Singleton hat sie einst Vater und Bruder im Zuge der Generationen umspannenden Fehde zwischen cowboys und shepherds verloren und ist auf letztere somit nicht gut zu sprechen. Dann jedoch kommt der wie stets elegant auftretende Errol Flynn daher, der das voherrschende Klischee, Schäfer seien stets selbst iregendwie zerlumpte, unrasierte Wollknäuel mit Steppmantel und Pfeife im Mundwinkel, ganz rasch Lügen straft und somit die stolze, im Angesicht der Wahrheit umso verdutztere Rinder-Matriarchin um den Finger wickelt. Seine Methode der späteren Gehirnwäsche jenes widerspenstigen Frauenzimmers ist schließlich eine höchst unkonventionelle: Er lässt sich von ihr erst eine Kugel verpassen, bevor er sie in den Arm nimmt. Fehlschlagende Emanzipation, mit Muskete und Donnerschlag!

7/10

Ray Enright Raoul Walsh Montana Duell


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SAN ANTONIO (David Butler/USA 1945)


"This town looks as if it's full of men who step on baby chickens."

San Antonio (Ein Mann der Tat) ~ USA 1945
Directed By: David Butler

Die texanischen Rinderzüchter klagen über üble Elemente, die immer wieder große Teile ihrer Herden stehlen und später dann an den Meistbietenden veräußern. Auch der Rancher Clay Hardin (Errol Flynn), der sich nach einem fast tödlichen Konflikt zeitweilig in Mexiko aufhält, ist betroffen. Auf dem Rückweg nach dem Grenzstädtchen San Antonio trifft er die berühmte Sängerin Jeanne Starr (Alexis Smith), die von den beiden Spaßunternehmern Stuart (Paul Kelly) und Legare (Victor Francen) engagiert wurde, um in ihrem Laden aufzutreten. Die feinen Herren haben ihre Finger allerdings auch in allerlei semilegalen Geschäften, was ein Notizbuch beweist, das sich im Besitz von Hardins bestem Freund Charlie Bell (John Litel) befindet. Als dieser ermordet wird, geht Hardin, der mit Stuart ohnehin noch eine alte Rechnung offen hat, zum Gegenangriff über.

Der erste von zwei Technicolor-Western, die Flynn zusammen mit Alexis Smith und S.Z. Sakall für die Warner gedreht hat und für deren Fertigstellung im Endeffekt jeweils Raoul Walsh verantwortlich zeichnete. Beiden Filmen ist das Kernthema Viehzucht gemein, wobei Flynn hier wie dort einen eher unterschätzten Patron spielt, der sich mit Verve und Mut seinen Platz in der Gemeinde (zurück-)erobert. In "San Antonio" ist seine Partnerin Alexis Smith als glamouröses Starlet zu sehen, das seinen einmal in Flynns Herzen eroberten Platz verteidigt und ihm gegen die schändlichen Elemente (besonders begeisternd der ölige Victor Francen, der aussieht wie eine Figur aus einem "Lucky Luke"-Comic) von San Antonio treu zur Seite steht. Der überhastete Rückweg nach New Orleans wird von Clay Hardin, nachdem er auch den letzten Finstermann zur Strecke gebracht hat, jäh unterbrochen und Jeanne Starr, die sich unterdessen ohnehin längst als gebürtige Texanerin geoutet hat, muss mitsamt ihrem Seniorentross in San Antonio bleiben, bei ihrem Errol.

6/10

David Butler Texas Robert Florey Raoul Walsh


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PONZIO PILATO (Gian Paolo Callegari, Irving Rapper/I, F 1962)


Zitat entfällt.

Pontio Pilato (Pontius Pilatus - Statthalter des Grauens) ~ I/F 1962
Directed By: Gian Paolo Callegari/Irving Rapper

Pontius Pilatus (Jean Marais), vormals Statthalter von Judäa und Günstling des lvormaligen Cäsaren Tiberius, muss sich vor Kaiser Caligula (Charles Borromel) bezüglich der Hinrichtung Jesu Christi (John Drew Barrymore) rechtfertigen, besonders im Hinblick auf die Inschrift "Jesus von Nazareth - König der Juden". Pilatus lässt seine Zeit in Palästina Revue passieren und bekennt sich daraufhin und vor dem römischen Senat zum Gott der Christen.

Wo Pontius Pilates, äh, -tus in Film und Buch sonst gern als böser Laffe und/oder Symbol imperialistischer Willkür (s. den völlig unpassenden deutschen Untertitel) vorgestellt wird, darf Jean Marais ihn ausnahmsweise einmal als kreuzgerechten Eroberer und Reformierer der tradiert-verkniesten jiddischen Glaubensgemeinschaft geben. Kaum im Heiligen Land angekommen, verübt die judäische Volksfront ein Attentat auf ihn, was der freundliche Herr lediglich mit Milde quittiert. Er ordnet den Bau eines Aquädukts zur Bewässerung der ausgedörrten Tiefebenen an, was dem lokalen Hohen Rat unter Vorsitz von Caiaphas (Basil Rathbone) überhaupt nicht behagt - immerhin wird dafür die gute Tempelsteuer verprasst. Dann spalkt noch zwielichtes Volk vom geldgeilen Aaron El Mesin (Roger Tréville) über den verbrecherischen Barabbas (Livio Lorenzon) bis hin zum verräterischen Judas (John Drew Barrymore) durch die Gegend; wie der Film versichert, allesamt wesentlich schuldiger am schlussendlichen Kreuzigungstod des Messias den Pilatus, der, oho, aha, seine Hände in Unschuld wäscht.
Ich möchte nicht so weit gehen, diesen Film als 'antisemitisch' zu bezeichnen, dafür sind seine Anklänge an biblische Vorlagen dann wohl doch zu manifest. Es ist für ein Sandalenepos dieser Größenordnung allerdings schon bemerkenswert mit welch unerschütterlichem Selbstverständnis hier um Akzeptanz von unfreiwilliger "Entwicklungshilfe" in Form imperativer Strömungen geworben wird. Immerhin mal was anderes als das ewig messianische Hollywood-Bibel-Gedöns.

6/10

Gian Paolo Callegari Irving Rapper Massimo Dallamano Antike Israel Naher Osten Rom Historie period piece


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THE MANGLER (Tobe Hooper/USA 1995)


"I think... we may be fucked."

The Mangler ~ USA 1995
Directed By: Tobe Hooper

Der verkrüppelte Bill Gartley (Robert Englund) betreibt die "Blue Ribbon"-Wäscherei, deren Arbeitszentrum und ganzer Stolz eine riesige, noch aus Industrialisierungszeiten stammende Heißmangel-Maschine ist, eine 'Hadley-Watson-6'. Als eines Tages eine ältere Wäscherin (Vera Blacker) in die Mangel gerät und völlig zerstückelt wird, glaubt der verwitwete Polizist John Hunton (Ted Levine) zunächst an einen gewöhnlichen Arbeitsunfall. Doch sein Schwager Mark (Daniel Matmor), der sich für Okkultes allerlei Art interessiert, ist anderer Ansicht und dies zu Recht: Binnen weniger Stunden häufen sich die Unfälle rund um die Hadley-Watson und es wird deutlich, dass der eiserne Koloss von einer dämonischen Macht besessen ist, auf der der ganze monetäre Erfolg Gartleys beruht - und nicht nur seiner...

Diabolus ex machina: Bis in die Gegenwart genießt "The Mangler" ein Nischendasein. Die imdb-Durchschnittswertung liegt bei momentan unglaublichen 3,8 und es existieren bis dato lediglich unbefriedigende DVD-Editionen des Films, dessen angebliches 'Misslingen' viel zu Tobe Hoopers kontinuierlich nachlassendem Leumund beigetragen haben dürfte. Der tatsächlich zumeist unbequeme Regisseur nahm sich mit "The Mangler" sechzehn Jahre nach der TV-Arbeit "Salem's Lot" zum zweiten Mal eines Stoffes von Stephen King an, und dies - um, hoho, direkt zu meiner persönlichen Qualitätseinstufung vorzupreschen - um keinen Deut nachlassender. Besessene Maschinen sind, zumal in einem vordringlich satirischen Kontext gehalten, keine Seltenheit im Genrekino; man denke an "The Demon Seed", "Iron Thunder" oder "The Refrigerator". Doch der allegorische "The Mangler" geht noch einen Schritt weiter: Die (nebenbei überwältigend designte) Heißmangel des wie üblich exzellent maskierten Robert Englund ist ein Albtraum-Relikt der Industriellen Revolution und verlangt als solches nach wie vor seinen regelmäßigen Blutzoll. Wer der illuminatenähnlichen Geheimloge um die Maschine angehören will, muss seine jungfräuliche Tochter sowie einen Ringfinger opfern und ist anhand dieses Mals unverkennbar. Sämtliche Kleinstadtgrößen vom Sheriff bis zum Chefarzt gehören zu jenem Zirkel, dessen Seelenmarkt Reichtum und Macht verheißt. So läuft es bereits seit 150 Jahren und wird, wie das schöne Ende zeigt, trotz emsiger exorzistischer Exerzitien, auch die nächsten 150 so bleiben.

7/10

Tobe Hooper Stephen King Kleinstadt Splatter Monster Dämon Satire Exorzismus





Filmtagebuch von...

Funxton

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