Zum Inhalt wechseln


In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


Foto

SADDLE THE WIND (Robert Parrish/USA 1958)


"I know all about the brother and the sickness inside him. He didn't get that from Steve, he was born with it."

Saddle The Wind (Vom Teufel geritten) ~ USA 1958
Directed By: Robert Parrish

Als Steve Sinclairs (Robert Taylor) jüngerer Bruder Tony (John Cassavetes) von einem Viehtrieb auf die heimische Ranch zurückkehrt, bringt er nicht nur gleich seine Zukünftige Joan (Julie London) mit, sondern auch einen Schnellschuss-Colt. Dieser steht symbolisch für Tonys tiefliegende, immar akuter werdende Aggressivität, die sich häufig in eruptiven Emotionswallungen entlädt. Als eine Gruppe Farmer ins örtliche Tal kommt, eskaliert die Situation: Tony, der die Neuankömmlinge mit tiefer Verachtung straft, gerät nicht nur mit dem alternden Viehzüchter-Patriarchen Deneen (Donald Crisp) aneinander, sondern auch mit Steve, auf dessen Seite sich längst auch Joan geschlagen hat...

Der zornige, junge Mann im Westen: Zu Brando und Newman gesellte sich etwas abseits der junge John Cassavetes, Bohémien, Selbsträsonist und aufstrebender Filmemacher aus New York, um gegen den altehrwürdigen Hollywood-Recken Robert Taylor, im Film zugleich sein Bruder und Ziehvater, aufzubegehren. In dieser Konstellation steckt natürlich eine ganz erhebende Symbolik: Cassavetes, gerade in der Vorbereitung für sein eigenes Regiedebüt "Shadows" steckend, verdiente sich in einer Studioproduktion ein paar zusätzliche Kröten dazu, um die nötige Finanzierung etwas stabiler zu gestalten. In "Saddle The Wind", an dem unkredititiert auch John Sturges mitarbeitete, spielt er einen von übermächtigen Dämonen getriebenen, jungen Mann, der stets das Gegenteil tut von dem, was die Autorität - in dem Falle sein deutlich älterer Bruder - gutheißt: Er ist impulsiv, säuft, zieht mit anderen Taugenichtsen durch die Gegend und ist zudem maßlos schießwütig und ein wenig todessehnsüchtig. Das leicht wahnsinnige Grinsen mit Augenrollen, welches hier mehrfach zum Einsatz kommt, kennt man bei Cassavetes besonders gut - bezeichnenderweise hat er es zumeist bemüht, wenn er unter fremder Regie auftrat.
"Saddle In The Wind" ist, mit all seinem schönen Sinn für inszenatorische Details, das, was man semi-wissenschaftlich-oberflächlich einen "psychologischen Western" titulieren mag, mit klassischer dramatischer Ausgangslage, angesichts derer es fast schon ein bisschen verwundert, dass Crisp lediglich als Vaterfigur, nicht als wirklicher Vater auftritt.

8/10

Robert Parrish John Sturges Colorado Brüder


Foto

THE VIOLENT MEN (Rudolph Maté/USA 1955)


"I fight for the privilege of being left alone."

The Violent Men (Rauhe Gesellen) ~ USA 1955
Directed By: Rudolph Maté

Nach dem Bürgerkrieg will der Ex-Offizier John Parrish (Glenn Ford) in Ruhe seine kleine Ranch bewirtschaften. Da ist jedoch der Viehbaron Lew Wilkison (Edward G. Robinson) vor, der sämtliche Farmer und Kleinbauern der Gegend wenn nötig mit Gewalt zum spottbilligen Verkauf ihrer Besitztümer nötigt. Tatsächlich ist Wilkisons intrigante Frau Martha (Barbara Stanwyck) die treibende Kraft hinter der zunehmend Verbitterung des alten Patriarchen. Dieser will nicht wahrhaben, dass Martha mit seinem jüngeren Bruder Cole (Brian Keith) fremdgeht und eigentlich nurmehr auf Lews Ende wartet. Parrish indes wählt nach anfänglicher Zurückhaltung und einigen Vorwarnungen den offenen Kampf gegen Wilkisons gewalttätige Methoden und zahlt ihm jede Aktion doppelt und dreifach zurück - erfolgreich, dank seiner im Krieg erlernten Guerilla-Listen.

Der Originaltitel passt hier ausnehmend gut, denn "The Violent Men" präsentiert wirklich eine ganze Schar ausnehmend gewalttätiger Herrschaften, zu denen sich nach einigem pazifistischen Gebahren zu Beginn auch John Parrish gesellt und zwar in vorderster Reihe. Nachdem er sich Wilkisons Spiel und dessen zunehmenden Kontrollverlust über sein Imperium und im Speziellen seine Männer, wie etwa den gemeingefährlichen Wade Matlock (Richard Jaeckel), angeschaut hat, schlägt Parrish erbarmungslos zurück. Einen solch rigiden Kampfesgeist gab es im häufig um psychologische Tragfähigkeit bemühten Western dieser Jahre eher selten zu sehen. Parrish präsentiert sich infolge seiner eruptiv ausbrechenden und zugleich von kühler Strategie geprägten Gewaltpraxis eher wie ein früher Urahn John Rambos: Just aus dem Kriege heimgekehrt lässt man ihn nicht gewähren in seinem stillen Bedürfnis nach ruhiger Existenz, hört nicht auf seine Warnungen und zahlt für das Wiedererwecken einer gestählten Kämpfernatur mit doppelter Münze. Cool.

8/10

Rudolph Maté Ranch Texas


Foto

THE MAN FROM COLORADO (Henry Levin/USA 1948)


"In fact, you're crazy!"

The Man From Colorado (Der Richter von Colorado) ~ USA 1948
Directed By: Henry Levin

Noch am letzten Tag des Bürgerkriegs lässt der Unions-Colonel Owen Deveraux (Glenn Ford) ein Konöderierten-Bataillon, das die Weiße Fahne zeigt, mit Artillerie beschießen. Fast sämtliche der Männer kommen dabei um. Der Krieg hat Deveraux zu einem passionierten Massenmörder werden lassen, der längst die Kontrolle über sein Handeln verloren hat. Sein Freund Del Stewart (William Holden) betrachtet diese Entwicklung mit Sorge, zumal Deveraux nach der Rückkehr ins gemeinsame Heimatstädtchen zum Bundesrichter ernannt wird und die gemeinsame Jugendliebe Caroline (Ellen Drew) ehelicht. Dels Befürchtungen werden wahr: Deveraux lässt sich zur Marionette rücksichtsloser Goldminen-Ausbeuter machen und verwechselt Rechtsprechung mit Lynchjustiz. Del sieht nurmehr offene Gewalt als letzten Ausweg...

Nach dem lichtdurchfuteten "Texas" ein weiterer 'Nachkriegsfilm', der die vormaligen Freunde und Kameraden Ford und Holden mit dem Zivilleben konfrontiert als künftige Gegner ausstellt. Im Gegensatz zu Marshall pflegt Levin trotz leuchtenden Technicolors keinen leichten, humoristischen, sondern einen bierernsten Ansatz, der gleich zu Beginn keine Zweifel daran aufommen lässt, dass Owen Deveraux ein schwer kranker Mann ist, den man von der Öffentlichkeit isolieren sollte, anstatt ihn auch noch ein richterliches Amt bekleiden zu lassen. Das war ja das Wunderbare an Ford; er konnte den gutmütigen Provinzler ebensogut darstellen wie den veritablen madman, wobei letzteres ihm in "The Man From Colorado" ausgesprochen gut gelingt. Auf seine psychische Störung angesprochen, reißt Ford jedesmal die Augen auf und es brennt ihm eine weitere Sicherung durch. Wirklich grandios.
Nicht nur deshalb einer der vielen Spätvierziger-Western, deren großflächige Wiederentdeckung ich ausdrücklich propagieren möchte!

9/10

Henry Levin Sezessionskrieg Colorado Freundschaft Madness


Foto

BLUTGLETSCHER (Marvin Kren/A 2013)


"Würden Sie die Güte besitzen und aufhören zu fressen während Sie weinen?"

Blugletscher ~ A 2013
Directed By: Marvin Kren

Ein tauender Gletscher in den Tiroler Alpen: Kurz vor der öffentlichkeitswirksamen Stippvisite einer prominenten Ministerin (Brigitte Kren) sieht sich eine in abgeschiedener Höhe arbeitende Gruppe von Klimaforschen mitsamt dem ortskundigen Janek (Gerhard Liebmann) einer bizarren Bedrohung ausgesetzt: Die Gletscherschmelze hat offensichtlich uralte Einzeller freigesetzt, die, von Insekten aufgenommen und von größeren Tieren weiterverspeist, die beteiligten DNA-Stränge durcheinanderwirbeln und für die Entstehung aggressiver Mutantenwesen sorgen. Bald sehen sich alle Beteiligten einer kleinen Monster-Armada gegenüber, mit der es fertig zu werden gilt.

Marvin Kren macht deutschsprachiges Genrekino, wie es mir gefällt. Mit einem feinen Sinn für Humor ohne je ins Alberne fortzurutschen, mit einem ausgeprägten Sinn für die "Klassiker", die ebenso kompetent zitiert wie fortgeschrieben werden. Als man "Blutgletscher" in eher hilfloser, überseeischer Kategorisierungssucht als 'österreiche Antwort auf "The Thing"' einordnete, wurde man Krens zweitem Spielfilm damit trotz augenscheinlicher Parallelen zwischen beiden Stoffen nicht sonderlich gerecht. "Blutgletscher" findet sich thematisch in der Tradition des traditionellen Monsterfilms, der vor dem sorglosem Raubbau des Menschen an ökologischen Systemen warnte; uns mitzuteilen versuchte, dass manche Geheimnisse besser verborgen, manche Kräfte besser ungenutzt, manche Verschmutzung besser ungeschehen bleiben mochten. Kren verbindet (zumindest halbwegs exklusiv) die Auswirkungen des Klimawandels direkt mit einem Genrestück: Die Monster und Mutanten sind hierin Folgeerscheinungen eines durch die Tauvorgänge freigesetzten Mini-Organismus, der die Welt blitzschnell ins Chaos stoßen könnte, bekäme er die Chance dazu. Die Viecher, die (in glücklicherweise streng limitierter Anzahl) durch Krens Bilder fliegen, krabbeln und palavern, zeugen dabei von hübscher, nicht zu bärbeißiger Phantasie. Das Beste: Die CGI-gepimpten Effekte bleiben vereinzelt und angenehm überschaubar!

8/10

Marvin Kren Alpen Österreich Monster Mutanten Belagerung Klimawandel


Foto

TEXAS (George Marshall/USA 1941)


"Ah! Gold!"

Texas (Flucht nach Texas) ~ USA 1941
Directed By: George Marshall

Kurz nach dem Ende des Bürgerkriegs geraten die beiden Herumtreiber Tod Ramsey (Glenn Ford) und Dan Thomas (William Holden) erst mehrfach in die Patsche und dann in eine texanische Kleinstadt, wo sich ihre Wege zunächst trennen und erst nach einigen Monaten wieder kreuzen. Tod hat mittlerweile eine ehrbare Stelle als Ranchverwalter bei der schönen Mike King (Claire Trevor), deren Vater ermordet wurde, derweil Dan sich mit dem lichtscheuen Gesindel um Mikes Konkurrenten Lashan (Addison Richards) abgibt, dessen Rinderbestand vornehmlich zusammengeklaut wurde. Nicht nur in gesetzlicher Hinsicht stehen die Freunde auf diametralem Posten, auch, was die Gunst Mikes anbelangt gibt es keine eindeutige Entscheidung. Schließlich soll Dan Tod im Auftrag des heimlichen Bandenchefs Doc Thorpe (Edgar Buchanan) erschießen, weigert sich jedoch beharrlich.

"Destry Rides Again" gilt als die vordringlichste der etlichen Westernkomödien, die George Marshall im Laufe mehrerer Dekaden inszenierte, doch ist gerade der nur zwei Jahre jüngere "Texas" ein Film, der es in punkto Witz und Charme mühelos und jederzeit mit "Destry" aufnehmen kann - allein, dass er keine Marlene hat und das Schicksal so vieler dem Vergessen anheim gefallenen Genrefilme teilt, nämlich das, vergessen zu sein. Dass William Holden und Glenn Ford tatsächlich mal so jung gewesen sein sollen, erscheint bei jeder weiteren Betrachtung aufs Neue bald halluzinatorisch - beide in den frühen Zwanzigern mag man kaum glauben, dass die in erster Linie durch deutlich spätere Meriten in Erinnerung befindlichen Akteure auch mal als taufrische Hollywood-Greenhorns angefangen haben. Ihre Vitalität und Spielfreude zeichnet "Texas" ebenso aus wie die knorrigen performances der alten, nichtsdestotrotz stets liebenswert gezeichneten Gauner George Bancroft und Edgar Buchanan. Besonders letzterem gelang in einer seltenen Mischung aus freundlich-musikalscher Beschützernatur und jähzorniger Bedrohung eine wunderbar nuancierte Darbietung.

8/10

George Marshall Texas Viehtrieb Freundschaft


Foto

THE NIGHT WALKER (William Castle/USA 1964)


"I never planned to kill somebody - but now I have to..."

The Night Walker (Er kam nur nachts) ~ USA 1964
Directed By: William Castle

Die labile Irene (Barbara Stanwyck), einsame Ehefrau des erblindeten, krankhaft eifersüchtigen Millionärs Howard Trent (Hayden Rorke), hat sehnsüchtige Träume um einen virilen, jungen Liebhaber. Eines nachts wird sie durch eine Explosion im Haus geweckt, der Howard offenbar zum Opfer gefallen ist. Bald quälen sie fürchterliche Albträume um den Toten. Irene zieht in die Stadt, um dort vergessen zu können, doch ihre Träume bleiben manifest. Der geheimnisvolle junge Mann (Lloyd Bochner) erscheint ihr jetzt regelmäßig und nimmt sie mit auf bizarre Streifzüge durch das nächtliche Los Angeles. Bald glaubt Irene, kaum mehr zwischen Traum und Realität unterscheiden zu können. Sie bittet den Anwalt Barry Morland (Robert Taylor) um Hilfe...

"The Night Walker" ist einer von Castles formvollendetsten, schönsten Filmen, in dem er seinem großen Vorbild Hitchcock so nahe kommt wie vielleicht nie zuvor und nie wieder und in dem er fürderhin De Palma viele wertvolle Anregungen und Motive für dessen künftiges Werk bereitet: Die erotischen Bedürfnisse einer alternden Frau und wie sich finstere Mächte diese zunutze machen, um sie gegen sie zu verwenden, die fließenden Grenzen zwischen realis und irrealis, fieberhafte Wahrnehmungsinsuffizienzen, turmhohe Verschwörungsaktivitäten und natürlich ein unverhältnismäßig formvollendet inszeniertes Verbrechen, das deutlich mehr von Kunst in sich trägt als manch anerkanntes Kunstwerk. Wie so häufig griff Castle auch hier auf zwei alternde Golden-Age-Stars jenseits ihrer großen Erfolge zurück - Barbara Stanwyck (57) und Robert Taylor (53) sahen schonmal besser aus, wenngleich die Maske sichtlich Wunder vollbrachte. Dennoch ziert sie, auch das sicherlich stets Mitgrund für Verwendung von Personal ihres Kalibers, nach wie vor der glamouröse Hauch des alten Hollywood, eine Aura wesensimmanenter Arroganz und luxuriöser Überheblichkeit, die weder die Jahre noch das Genrekino jemals würden untergraben können.

9/10

William Castle Robert Bloch Los Angeles Traum


Foto

WHAT WAITS BELOW (Don Sharp/UK 1985)


"This can't be human."

What Waits Below (Das Geheimnis der Phantom-Höhlen) ~ UK 1985
Directed By: Don Sharp

Der in Mittelamerika tätige Söldner Rupert 'Wolf' Wolfsen (Robert Powell) wird nach Belize gerufen, um dort eine aus Höhlenforschern und Militärs bestehende Gruppe zu unterstützen. Man will in Vorarbeit für ein globales Manöver einen Sender in einem riesigen Höhlenkomplex installieren und benötigt dafür die Sprengerfahrungen Wolfsens. Doch in den Höhlen lauert eine unbekannte Gefahr in Form von lichtscheuen, aggressiven Wesen, die offenbar bereits vor Äonen von den Sternen kamen, hier gestrandet sind und sich unter der Erde in albinöse Kreaturen mit primitiver Sozialordnung zurückverwandelt haben.

Don Sharps letzte Arbeit fürs Kino ist, man kennt das bereits durch etliche andere Beispiele, nicht der große Abgesang, der sie sie eigentlich hätte sein müssen. Der zumindest betreffs seiner Grundprämisse ein wenig an die Quatermass-Storys erinnernde Plot erweist sich als zu wenig ergiebig, um daraus einen tragfähigen B-Film machen zu können. Alles ist ein wenig seltsam - ein aus dem Stein kommendes, riesenwurmartiges Monster mit Fangzähnen markiert da noch den schicksten Einfall. Design und Gebahren der im Abspann als 'Lemurians' bezeichneten, schlohweißen Gesellen, die infolge ihres beschränkten Genpools vermutlich inzestuös derangiert sind, liebäugelt ein wenig mit dem der Morlocks aus Pals "The Time Machine", wobei die dann doch noch eine gute Portion hässlicher waren. Der Einfall, die Lemurians mittels Walgesängen kommunizieren zu lassen, entpuppt sich als Mixtur aus albern und innovativ - ich konnte mich bis dato noch nicht recht entscheiden. Den SciFi-Subplot, der den Hinweis darauf gibt, dass die albinösen Grottenolme tatsächlich Aliens sein müssen (man findet eine verrostete Raumschiff-Armatur) und dem Film damit einen überflüssigen von-Däniken-Touch mitgibt entzaubert das Ganze redundanterweise ein wenig. Mediokres Genre-Entertainment von einem einstmals zuverlässigen Handwerker, der seine großen Zeiten spürbar lang hinter sich hat.

5/10

Don Sharp Aliens Mutanten Höhle Belize Freddie Francis


Foto

THE DEVIL-SHIP PIRATES (Don Sharp/UK 1964)


"He's still alive." - "Throw him overboard then!"

The Devil-Ship Pirates (Die Teufelspiraten) ~ UK 1964
Directed By: Don Sharp

1588: Nachdem die englische Seeflotte die Armada im Ärmelkanal erfolgreich schlagen konnte, rettet sich der schwer beschädigte, kleine Schoner 'Diablo' an die britische Küste. Was der mitreisende Don Manuel Rodriguez de Sevilla (Barry Warren) nicht weiß, ist, dass Capitano Robeles (Christopher Lee) und seine Mannen eigentlich Piraten sind, die zum Kriegsdienst gegen Elizabeth gepresst wurden. Nachdem Robeles kurzerhand desertiert, überfällt er das nächstliegende Dorf und macht sich die Unwissenheit der Bewohner zunutze, indem er Don Manuels zuvor gestreutes Gerücht, Philips Armada sei siegreich gewesen, ausnutzt. Harry (John Cairney), der Sohn des örtlichen Schmieds Tom (Anrew Keir), rebelliert gegen den grausamen Robeles und bekommt schließlich Hilfe von Don Manuel.

Der letzte Piratenfilm der Hammer ist nach meinem persönlichen Empfinden zugleich der gelungenste: Die kleinen Nachlässigkeiten der Vorgänger, die vornehmlich darin bestanden, ihre begrenzten production values zu kaschieren, fanden sich nunmehr ausgeräumt; die Geschichte, clever installiert von Jimmy Sangster und sorgsam inszeniert von Don Sharp, bleibt geschickterweise auf eine vergleichsweise übersichtliche Lokalität begrenzt, ohne dass es notbehelfend-forciert wirkt. Aus dem Widerstreit der englischen Provinzler gegen die üblen Seeräuber unter Captain Robeles wird ein kriminalistisches Kammerspiel, dass sogar bestimmende Elemente späterer home-invasion-movies vorwegnimmt - eine Gruppe anarchischer Gewaltverbrecher schneidet einen ohnehin abgelegenen Flecken von der Außenwelt ab und spielt sich hernach als Mini-Usurpatoren mit zunehmend bösartigen Besitzansprüchen auf. Zum Glück gibt es bei Hammer jedoch stets den jugendhaften Heroen, der, wenngleich unter herben privaten Verlusten, mit der Übermacht fertig wird. Großes Abenteuer in einem kleinen, feinen Film.

8/10

Don Sharp Jimmy Sangster Michael Carreras Hammer Piraten Seefahrt Historie period piece Sumpf


Foto

THE PIRATES OF BLOOD RIVER (John Gilling/UK 1962)


"If I kill, it is to achieve a purpose, not for the sake of killing."

The Pirates Of Blood River (Piraten vom Todesfluss) ~ UK 1962
Directed By: John Gilling

Der exilierte Hugenotten-Abkömmling Jonathan Standing (Kerwin Matthews) wird zum Exil in einem Straflager verurteilt, weil er mit der Ehefrau (Diane Aubrey) eines der örtlichen Patriarchen (Dennis Waterman) angebendelt hat. Standing flieht nach kurzer Zeit aus der unsäglichen Arbeitshaft und gerät an den Piratenkapitän LaRoche (Christopher Lee) und seine Bande. LaRoche ist überzeugt, dass in der Hugenottenkolonie hochwertige Schätze versteckt sind und geleitet Jonathan unter einem falschen Vorwand heimwärts...

Wer klassische Piratenfilme mit prächtigen Schonern, ausgeprägter Takelage und opulenten Seeschlachten mag, ist bei der Hammer eher unglücklich aufgehoben - deren Korsarengeschichten spielen sich nämlich in der Hauptsache stets am Festland ab, da sich dieses wahlweise an der Südküste der britischen Insel abfilmen oder auch schön im Atelier nachstellen ließ. Die Außenaufnahmen zu "The Pirates Of Blood River" wurden zwar in Buckinghamshire gedreht, weil jedoch der Eindruck eines exotisch gelegenen Eilands evoziert werden musste, platzierte man hier und dort geschickt ein paar Palmwedel und Farne. Ein seichtes Flüsschen dient als Mangrovensumpf, plätschernde Wasser sollen Piranha-Schwärme symbolisieren. Man mag der Hammer ja manches vorwerfen - nicht jedoch, dass man kein Geschick im Hinblick auf die manchmal eingeschränkten Produktionsbedingungen bewies. Die Besetzung glänzt neben Mathews und Lee samt schurkischer Augenklappe und verkrüppeltem Arm noch mit einem just in den Startlöchern befindlichen Oliver Reed sowie den Hammer-Standards Andrew Keir und Michael Ripper. Mission accomplished.

7/10

John Gilling Piraten Hammer Insel Vater & Sohn Gold period piece


Foto

FURY AT SMUGGLER'S BAY (John Gilling/UK 1961)


"I shall see yer foreman!"

Fury At Smugglers Bay (Die Bucht der Schmuggler) ~ UK 1961
Directed By: John Gilling

An der Südküste von Cornwall tummeln sich im 18. Jahrhundert Schmuggler und Piraten, die Handelsschiffe auf die Klippen lotsen und dann ausplündern. Doch Schmuggler ist nicht gleich Schmuggler - der brutale Bandenchef Black John (Bernard Lee) etwa ist ein rechter Halsabschneider, während sein Konkurrent, der "Captain" (William Franklyn), als galanter Schurke vom alten Schlage daherkommt. Squire Trevenyan (Peter Cushing) jedoch empfindet jedweden von ihnen als besorgniserregend und versucht, mit aller Härte gegen die Räuber vorzugehen - nicht ohne Bedacht, denn Black John hat den Squire aufgrund eines pikanten Geheimnisses in der Hand. Und auch dass sein Sohn Christopher (John Fraser) mit der Tochter (Michéle Mercier) eines von ihm selbst verurteilten Hehlers (George Coulouris) pussiert, passt ihm überhaupt nicht.

John Gilling, Peter Cushing, Miles Malleson - Namen die verdächtig an die Hammer-Produktionen gemahnen, in diesem Falle jedoch zu Unrecht. Möglicherweise jedoch hat das Schmuggler- und Piraten-Sujet von "Fury At Smugglers Bay" das renommierte Studio so weit angefixt, dass es binnen der folgenden zwei Jahre selbst eine entsprechende, lose Trilogie fertigte, deren erster Beitrag "Captain Clegg" noch mit der Phantastik liebäugelte und wiederum über Peter Cushing verfügen konnte. Ich muss auch gleich einräumen, dass mir selbiger besser gefällt als der doch strunzbrave Abenteuerstreifen "Fury At Smugglers Bay", der zwar vor Professionalität und Sorgfalt glänzt, sich alles in allem jedoch überaus überraschungsarm und konventionell zuträgt. So ein richtig mieses oder auch nur mysteriöses Subjekt hat es hier nicht, auch wenn Bernard Lee sich alle Mühe gibt, eins zu sein. Irgendwie ist er aber nicht der Typ dafür. Am Anfang hatte ich noch kurz darauf gehofft, dass Cushing als Squire (ähnlich wie in "Captain Clegg" der Vikar) sich im Nachhinein als der heimliche Drahtzieher und graue Eminenz hinter all den üblen Geschehnissen in der Schmugglerbucht erweisen möge, doch nichts dergleichen. Überraschungen darf man hier keine erwarten.

6/10

John Gilling Piraten period piece England Cornwall





Filmtagebuch von...

Funxton

    Avanti, Popolo

  • Supermoderator
  • PIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIP
  • 8.268 Beiträge

Neuste Kommentare