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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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NO MERCY (Richard Pearce/USA 1986)


"Every hooker's got a hard luck story."

No Mercy (Gnadenlos) ~ USA 1986
Directed By: Richard Pearce

Weil man ihm sein hauseigenes Liebchen Michele (Kim Basinger) wegschnappen will, macht sich der Cajun-Gangster Losado (Jeroen Krabbé) höchst persönlich von Louisiana nach Chicago auf, um seinen Nebenbuhler Paul Deveneux (Terry Kinney) vom Angesicht der Erde zu tilgen. Durch Zufall schlittern auch die beiden Cops Eddie Jilette (Richard Gere) und Joe Collins (Gary Basaraba) in die Angelegenheit hinein. Joe wird ebenso wie Deveneux getötet, Jilette verfolgt Losado und Michele bis nach New Orleans, findet die Schöne dort und flieht mit ihr in die Sümpfe. Doch Losado, der große Teile der hiesigen Justiz in der Tasche hat, lässt sich auch davon nicht aufhalten. Mit der inoffiziellen Autorisierung seines Chefs (George Dzundza) und persönlich entflammter Liebe zu Michele macht Jilette schließlich dem brutalen Verbrecher nach hartem Kampf den Garaus.

Zwei der schönsten Hollywood-Stars der Achtziger fanden hier zum ersten und einzigen Mal zusammen, in einem Genrefilm, der große Teile der Gattungshistorie wie aus einem Bausatz plündert und neu zusammenfügt und der schon allein durch die ätherischen Physiognomien der beiden Hauptdarsteller märchenhaft anmutet, ohne jemals echte Originalität oder Eigenständigkeit vorweisen zu können. Gere und Basinger in den besten Jahren - allein das kam einem Versprechen für beiderlei Geschlechter gleich. New Orleans nebst den Sümpfen von Louisiana als zentrallokaler Dreh- und Angelpunkt gaben ja stets eine beliebte Kulisse für Menschenjagden und Verfolgungsszenarien ab; zusätzlichen Zunder erhält das ohnehin erotisch aufgeladene Szenario dadurch, dass Gere und Basinger aneinander zwangsgekettet sind und gar nicht anders können als sich, trotz wechselseitiger Abschätzigkeiten, ineinander zu verknallen. Dabei fangen damit die Probleme erst an. Krabbé - in diesen Jahren häufig in internationalen und Hollywood-Produktion zu Gast und dann zumeist als Antagonist, ist einer der bösesten Bösen des Jahrzehnts. Erst seine lauernde, bedrohliche Aura verleiht "No Mercy" den nötigen Pfiff, denn jeder vernünftige Actionthriller steht und fällt mit seinem Schurken.

6/10

Richard Pearce Chicago Louisiana New Orleans Sumpf Duell Rache Südstaaten


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SIEBEN MONDE (Peter Fratzscher/D 1998)


"Ich würde dann jetzt lieber gehen..."

Sieben Monde ~ D 1998
Directed By: Peter Fratzscher

Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, schreibt Thomas Krömer (Jan Josef Liefers) Synchronscripte für finnische Filme; sein wahres Herz hängt jedoch, wie dereinst bei seinem Vater, an der Schriftstellerei. Urplötzliche Morde in der Gegend, die die Sensationspresse einem Werwolf zuschreibt, da sie stets bei Vollmond geschehen und am Tatort wölfische Spuren nachgewiesen werden, beginnt Krömer, mit seiner eigenen Wesensveränderung zu assoziieren. Immerhin hat ihn vor ein paar Nächten eine angefahrene, möglicherweise wolfsähnliche Kreatur gebissen. Zudem scheinen die Wölfe im Tierpark auf ihn zu reagieren. Und woher kommen seine sexuelle Virilität und sein urplötzlicher Appetit auf rohes Fleisch? Für den Mystik-Polizisten Becker (Christoph Waltz) ein klarer Fall...

Schade, dass Peter Fratzscher den vielversprechenden Ansatz, einen großproduzierten, deutschen Genrefilm zu schaffen, am Ende nicht einlöst. Anstatt uns einen waschechten Werwolf zu präsentieren, gibt es am Schluss nämlich doch bloß einen weiteren, konzeptionell vorgehenden Serienkiller (Ulrich Mühe), der Grimms Märchen um große, böse Wölfe pervertiert, sich selbst für Rumpelstilzchen hält und sein krankes Spiel anreichert, indem er den psychisch ohnehin wackligen Helden noch zusätzlich verunsichert. Das ergibt einen ordentlichen Mystery-Thriller, der, nicht zuletzt aufgrund seiner ohnehin latenten Liebäugelei mit Camp und Genrekino, allerdings auch als Horrorfilm mit tatsächlich übernatürlichem Inhalt seine Meriten eingefahren hätte. Immerhin: im Rahmen der um die späten Neunziger noch immer unter dem nachwehenden Erfolg der spießigen Beziehungskomödie "Der bewegte Mann" und allen möglichen Superweibern krankenden deutschen Filmlandschaft ein Lichtblick, der leider nicht wirklich Schule zu machen vermochte. Und das bei seiner formidablen Besetzung, für die neben Peter Lohmeyer und Horst Krause sogar die herzerfreuenden Stimm- und Schauspiellegenden Hans Paetsch (89) und Tilly Lauenstein (82) gewonnen werden konnten.

7/10

Peter Fratzscher Literatur Madness Märchen Serienmord Lykanthropie München


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BIG GUNS - TONY ARZENTA (Duccio Tessari/I, F 1973)


Zitat entfällt.

Big Guns - Tony Arzenta (Tödlicher Hass) ~ I/F 1973
Directed By: Duccio Tessari

Der Mafiakiller Tony Arzenta (Alain Delon) will um seiner Familie Willen raus aus dem Geschäft. Für den Oberboss Grünwald (Anton Diffring) ein klarer Fall: Niemand kehrt seiner "Familie" ungestraft den Rücken. Arzenta soll liquidiert werden, doch die gelegte Autobombe erwischt versehentlich dessen Frau (Nicoletta Machiavelli) und seinen kleinen Sohn. Arzentas Gerechtigkeitsglaube genügt jedoch nicht, um, wie ihm geheißen, die Verantwortlichen durch Gott richten zu lassen. Er führt einen erbarmungslosen, ungebremsten Rachefeldzug gegen das Syndikat, begeht jedoch schließlich, des Tötens müde, einen einzigen, verhängnisvollen Fehler.

"Big Guns" mit dem ohnehin verallgemeinernden Etikett "Europloitation" zu versehen würde ihm nicht gerecht. Tessari hat mit diesem Gangsterfilm, möglicherweise seinem vordringlichsten Werk, nämlich einen ebenso schnörkellosen wie formvollendeten Rachethriller im Mafia-Umfeld inszeniert, der seinen Helden im Laufe seiner privaten Vendetta quer durch Europa führt. Für Alain Delon, wie zu dieser Zeit häufiger geschehen als Italiener besetzt, ein weiterer, formidabler Auftritt. Nicht ganz so unterkühlt wie bei Melville, aber dennoch von einer inneren Stringenz und Härte beseelt, die zumindest jene unter seinen Widersachern, die ihn gut kennen, wie den Mailänder Boss Nick Gusto (Richard Conte), vor Angst erbleichen lassen - wissen sie doch, dass Arzenta einer der Besten in seinem Metier ist, einer, der gnadenlos und präzise vorgeht. Doch selbst ein Tony Arzenta hat seine Achillesferse - Gutgläubigkeit und Vertrauensüberschuss, wo sie am Ende unangebracht sind. Möglicherweise geht er auch unbewusst bereitwillig in den Tod, ist mit seiner Familie schließlich auch seine Existenzgrundlage ausgelöscht worden, trotz neu entflammter Gefühle zu der Milieubraut Sandra (Carla Gravina).

9/10

Duccio Tessari Mafia Mailand Kopenhagen Profikiller Rache


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DR. CYCLOPS (Ernest B. Schoedsack/USA 1940)


"Strange, how absorbed man has been in the size of things!"

Dr. Cyclops (Dr. Zyklop) ~ USA 1940
Directed By: Ernest B. Schoedsack

Eine imposant angelegte Expedition in den Amazonasdschungel, wo der geniale Biologe Dr. Thorkel (Albert Dekker) seine geheimen Experimente durchführt, erweist sich für die Beteiligten - den exzentrischen Dr. Bulfinch (Charles Halton), seine Kollegin Dr. Robinson (Janice Logan), den Abenteurer Stockton (Thomas Coley), den Muli-Züchter Baker (Victor Kilian) und den Einheimischen Pedro (Frank Yaconelli) als Farce: Thorkel benötigt lediglich einen kurzen Ersatz für seine schwer nachlassende Sehkraft und kanzelt die Angereisten hernach kurzerhand ab. Weil man sich jedoch nicht so ad hoc wieder nach Hause schicken zu lassen gedenkt, wird man aufdringlich. Thorkel quittiert dies mit einer schrecklichen Strafe: Er offenbart kurzerhand die wahre Natur seiner Versuche und schrumpft die fünf Expeditionsteilnehmer auf eine Größe von 25 Zentimetern. Der folgende Kampf gegen den wahnsinnigen Wissenschaftler und die Tücken des Urwalds ist hart.

Ein schöner Genreklassiker, ausnahmsweise nicht aus den führenden Genre-Studios Universal oder RKO, sondern von der Paramount produziert. Im Grunde eine weitere Abhandlung des Topos aus "The Most Dangerous Game" - eine Kleingruppe muss sich auf exotisch-unwirklichem Terrain gegen einen veritablen Madman zur Wehr setzen - nur dass in diesem Falle die Gejagten auf ein Siebtel ihrer ursprünglichen Größe geschrumpft sind und der Jäger ein durchgedrehter, zudem kurzsichtiger Forscher ist. Etwas notdürftig hergestellte Analogien zur Zyklopen-Episode der Odyssee bestimmen den Titel. Die Größenverhältnis- und Rückprojektions-Effekte sind liebevoll gefertigt und mit Albert Dekker eine nachgerade ikonische Gattungsfigur erschaffen. Über den naiven, durchaus infantilen Abenteuerplot mag man hinwegsehen. Der größte Star des Films ist sowieso das zu jener Zeit für phantastische Stoffe höchst ungewöhnlich gewählte, wunderschöne Drei-Streifen-Technicolor, das sogar einem ordinären Papagei eine halluzinatorische Aura verleiht.

8/10

Ernest B. Schoedsack Miniaturisierung Dschungel Madness mad scientist


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CANICULE (Yves Boisset/F 1984)


"Shit."

Canicule (Dog Day - Ein Mann rennt um sein Leben) ~ F 1984
Directed By: Yves Boisset

Nach einem missglückten Banküberfall in einer französischen Stadt, bei dem er von seinem Partner Snake (Pierre Clémenti) hintergangen wird, flüchtet der amerikanische Bankräuber Jimmy Cobb (Lee Marvin) mitsamt der Beute vor dem ihn verfolgenden Polizeiaufgebot in die sommerliche Provinz. Dort gerät er an eine dysfunktionale Bauernfamilie, die ihm zusätzlichen Stress verschafft, da jeder einzelne von ihnen schwer gestört ist und eigene Pläne verfolgt. Bald wissen auch Cobbs verbliebene Partner, wo er sich versteckt hält und es kommt zu diversen Konfrontationen.

Der vorvorletzte Film, den Lee Marvin mit seiner Präsenz adelte (vor dem ersten "Dirty Dozen"-Sequel und "The Delta Force") setzt ein spätes Highlight in seinem ohnehin glänzenden Schaffen. Als US-Gangster in Frankreich, dessen 'Spezialität' es ist, seinen Gegnern die Kniescheiben wegzuschießen, gerät er an etwas, mit dem selbst er niocht fertig werden kann, an westeuropäische Land-Idiotie nämlich. Auf dem durchaus imposanten Hof, auf dem er nach anstrengender Flucht strandet, erwarten ihn der sexgierige, versoffene Patriarch Horace (Victor Lanoux), dessen nicht minder versoffener Bruder Socrate (Jean Carmet), Horaces Frau Jessica (Miou-Miou), deren unehelicher Sohn Chim (David Bennent), die haltlos nymphomanisch veranlagte Ségolène (Bernadette Lafont), die alte Haushälterin Gusta (Muni), sowie zwei afrikanische Landknechte (Joseph Momo, Mohamed Bekhtaoui) - ein böses, verzerrtes Spiegelbild der zeitgenössischen französischen Gesellschaft, durch die Bank verdorben und verrückt. Besonders gegen Jessicas durchtriebene Pläne (ohnehin wirkt die ebenso kluge wie schöne, stilbewusste Frau wie ein Fremdkörper unter all den Hinterwäldlern) hat Cobb keine Chance. Zu David Bennent, diesem seltsam faszinierenden Kindmann, der einen jeden Film schon durch seine bloße Anwesenheit mystisch auflädt: extraordinaire, comme toujours.
Boisset ist ein kleines, schmutziges Meisterwerk zwischen Kunst und Sleaze geglückt, dessen prononciert-grotesker Erzählfarbe sicherlich auch ein Jeunet oder Kusturica manches verdanken.

9/10

Yves Boisset Sommer Flucht Familie Groteske


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WARLORDS OF THE 21ST CENTURY (Harley Cokeliss/NZ 1982)


"I hate you." - "And I love you."

Warlords Of The 21st Century (Der Kampfkoloss) ~ NZ 1982
Directed By: Harley Cokeliss

Nachdem die Menschheit ihre Gier nach Öl mit einem zivilisationsauflösenden, dritten Weltkrieg bezahlen musste, terrorisiert der despotisch veranlagte General Straker (James Wainwright) das Land. Mit einem gepanzerten Truck fährt er plündernd und mordend überland, derweil seine ihn verabscheuende Tochter Corlie (Annie McEnroe) immer wieder versucht, ihm zu entfliehen. Eines Tages stößt sie auf den Einzelgänger Hunter (Michael Beck), der sie in Gewahrsam nimmt und in die kleine Enklave Clearwater schafft, wo eine Gruppe Menschen versucht, ein funktionierendes Sozialsystem aufzubauen. Doch irgendwann gelangt Straker auch nach Clearwater und bekommt Corlie mithilfe des Verräters Judd (Randy Powell) zurück. Doch Hunter, der sich in Corlie verliebt hat, lässt sich das nicht gefallen.

Endzeit-Filme gab es im Gefolge von "The Road Warrior" viele, wobei die meisten davon sogar mehr oder weniger exakte Rip-Offs von George Millers alles überstrahlendem Action-Archetypen (der seinerseits im Kern eigentlich selbst bloß eine "Shane"-Variation vor verändertem Setting darstellte) lieferten. Ein solches ist auch Harley Cokeliss' "Warlords Of The 21st Century", auch unter dem kürzeren, knackigeren Titel "Battle Truck" vermarktet. Wie immer im Plagiatsbereich gibt es allerdings auch in diesem Falle qualitätsbewusstere und schlampigere Vertreter. Letztere kamen, obschon auch sie stets grundehrlichen Spaß zu bereiten pflegen, wie so häufig eher aus dem italienischen Umfeld, während der anglophone Teil der Welt eher zurückhaltend agierte. Eine Ausnahme bildete der vorliegende Film, der, anstatt auf marodierende Rocker- und Punk-Subkulturen mit wilden Gefährten auf eine realistischer konnotierte Lumpen-Postapokalyptik setzt, in der aus den verbliebenen Ressourcen Funktionales entsteht. Die überlebende Menschheit fällt in mediävistische Strukturen zurück, wobei die an Wertewahrungen interessierten Gruppen gegenüber den rücksichtslos agierenden Tyrannen fraglos im Nachteil sind. Es bedarf also eines Helden zur Rettung. Einen solchen inkarniert der dem Solipsismus anhängende Hunter, Kriegsveteran ohne Beziehungsambitionen, vermutlich einst durch persönliche Verluste schwer getroffen und somit zum Neurotiker geworden. Doch auch in ihm schummert noch genügend Kampfgeist, um es bei Bedarf mit den militanten Neo-Faschisten aufnehmen zu können. Cokeliss setzt dieses Szenario ansprechend um, schielt wiederum erfolgreich zu den Western-Mythen aus Übersee herüber und vermochte somit einen ansprechenden, harten Subgenre-Vertreter zu schaffen, Plagiatismus hin oder her.

7/10

Harley Cokeliss Neuseeland Apokalypse


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SHARK WEEK (Christopher Ray/USA 2012)


"If you mess with the bull, you get the horn."

Shark Week ~ USA 2012
Directed By: Christopher Ray

Der superreiche Drogengangster Tiburon (Patrick Bergin) holt acht Individuen, denen er durchweg eine Teilschuld am gewaltsamen Tod seines Sohnes zuschiebt, auf eine abgelegene Privatinsel vor den Florida Keys. Dort hat der ausgesprochene Hai-Fan Tiburon (der Name sagt alles) diverse Fallen aufgestellt, an deren Ende ein jeweils anderes, hungriges Exemplar der entsprechenden Gattung auf sein Opfer harrt...

Mein erster Versuch mit einem der berühmt-berüchtigten Monsterstreifen der Trash-Schmiede "Asylum" ging so sehr nach hinten los, dass man sich im Nachhinein um die just gemachte Erfahrung bedauern muss. Mit "Shark Week" wollte ich es mal probieren, weil ich die Bilder um den Hai-Polyp-Hybriden und den zweiköpfigen Monsterhai schon von vornherein stulle fand. Hier sollte es ja 'normale' Haie geben, die Menschen fressen und das zusätzlich verpackt in eine Slasher-/Manhunt-Story. Was sich da jedoch vor mir entblätterte war eine komplette Akte produktionstechnischer und inszenatorischer 'Don'ts', ein entsetzlich fehlgeleiteteter Haufen Scheiße von einem Antifilm. Es geht los mit den auf meinem persönlichen Radar jahrelang abwesenden Patrick Bergin und Yancy Butler, die die Chuzpe besitzen, jede ihrer Szenen stockbesoffen zu absolvieren. Die übrigen Darsteller verdienen diese Bezeichnung kaum. Christopher Ray, Sohnemann von Fred Olen Ray, benutzt eine dulle DTV-Kamera, die hässliche Farben macht und denkt, es sei große Kunst, mit jump cuts zu hantieren. Die CGI-Haie (es gibt keine einzige Aufnahme eines echten Exemplars) sehen beschissen aus, fauchen unter Wasser (wie Haie das ja nun mal tun) und sind auch noch enttäuschend klein. Selbst blutig ist "Shark Week" nicht, weil wohl schlichterdings kein Filmblut zur Verfügung stand. Hat man auch noch am PC animiert und sieht entsprechend aus.
Ergo ein unglaublich mieser Rotz, weder witzig - auch unfreiwillig nicht- noch blutig, weder herzig, noch ambitioniert. Ein erbämlicher, seelenloser Schnellschiss, äh, schuss, der nur einem anheim fallen sollte: dem Vergessen.

1/10

Christopher Ray The Asylum Haiangriff Slasher Trash Florida Kalifornien Manhunt Tierhorror


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WHITE LINE FEVER (Jonathan Kaplan/USA 1975)


"Stop him before the gates - by all means necessary!"

White Line Fever (Straße der Gewalt) ~ USA 1975
Directed By: Jonathan Kaplan

Frisch zurück von der Air Force, plant der junge Carol Jo Hummer (Jan-Michael Vincent), mit seinem neu erworbenen Truck die nötigen Dollars für die gewünschte Familiengründung einzufahren. Doch gleich sein erstes Anklopfen bei der Spedition des Ganoven Buck (L.Q. Jones) konfrontiert ihn mit der bitteren Realität: Nicht nur, dass Buck seine Fahrer auf eigenes Risiko geschmuggelte Zigaretten und Spielautomaten transportieren lässt, er hat auch noch die mächtige Trucker-Gewerkschaft des Gangsters Cutler (Don Porter) im Rücken. Carol Jo weigert sich, die illegale Ware zu fahren und beschwört damit einen Konflikt herauf, der mit immer härteren Bandagen bis hin zur Eskalation geführt wird...

"Convoy" hat vielleicht Peckinpah und Kris Kristofferson, "White Line Fever" jedoch hat die feisteren Eier. Und zwar gehörig. Die Trucker-Rebellion geschieht hier weniger als Kreuzzug gegen Staatsgewalt und als Symbol für Freiheit denn aus existenziellem Eigennutz; Carol Jo Hummer will als frisch verheirateter Jungmalocher mit Nachwuchs im Anzug nämlich bloß sein verdientes Schärflein einfahren, seine Bankraten tilgen und dabei ehrlich bleiben. Dass dies einigen Firmenbossen und Kollegen bereits zuviel ist und man daher recht urplötzlich beginnt, mit unfairen Bandagen zu hantieren, dafür kann der Held nichts - gefallen lässt er sich allerdings ebenso wenig. Doch in diesem Falle hat David wenig Chancen gegen Goliath, auch wenn er hier und da ein paar gezielte Treffer landet. Am Ende besteht Carol Jo zwar als moralischer Sieger mit gewaltigem Feedback, was ihm vielleicht die Gründung einer eigenen Gewerkschaft (und, wenn man spekulieren möchte, vielleicht früher oder später auch den Abstieg in die Korrumpiertheit) ermöglicht, die dafür gezahlten preise jedoch rechtfertigen seine Dickköpfigkeit kaum bis gar nicht. Dieser Mut zur Entromantisierung des Proletariermilieus ist Kaplan gar nicht hoch genug anzurechnen.

8/10

Jonathan Kaplan Trucker Rache Arizona


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AVALANCHE EXPRESS (Mark Robson/USA, IE 1979)


"I didn't love you when I involved you."

Avalanche Express (Lawinenexpress) ~ USA/IE 1979
Directed By: Mark Robson

Nachdem der hochgestellte sowjetische General Marenkov (Robert Shaw) die Gegenseite bereits seit längerem mit Insider-Informationen über die sowjetischen Agentenbewegungen im Westen unterrichtet hat, beschließt er, endgültig überzulaufen - aufgrund Marenkovs umfassender Kenntnisse eine überaus wertvolle Chance. Mit der Transferaktion, die Marenkov mit dem 'Atlantikexpress' von Italien aus über die Alpen bis an die Nordsee bringen soll, wird der Spezialist Wargrave (Lee Marvin) betraut. Unterwegs versuchen die Killer von Marenkovs früherem Genossen Bunin (Maxmilian Schell) immer wieder, den Überläufer zu liquidieren, selbst unter Inkaufnahme diverser Kollateralschäden. Schließlich muss sogar eine deutsche Terrororganisation für Bunin in die Bresche springen...

Ein arg verhackstückter Spionagethriller, bei dem es fast schon verwundert, dass er angesichts seiner turbulenten Produktionsgeschichte überhaupt fertiggestellt und vermarktet werden konnte. Sowohl Regisseur Robson als auch Hauptdrsteller Robert Shaw segneten während der Postproduktion infolge von Herinfarkten das Zeitliche - im Falle Shaw bedeutete dies vor allem Probleme mit dem Studio-Dubbing, Robson wurde für die benötigten Nachdrehs durch den zu dieser Zeit immens unterbeschäftigten Monte Hellman ersetzt, der jedoch unkreditiert blieb. "Avalanche Express" hebt sich kaum von den diversen Cold-War- und Espionage-Dramen der Siebziger ab, die häufig nach Vorlagen von Robert Ludlum, Ken Follett, Frederick Forsyth oder John Le Carré entstanden und sich vor allem durch gewichtig erscheinende Blicke hinter die vermeintlichen Kulissen der sich wechselseitig ausspionierenden Kontrahenten sowie eine oft minutiöse, konzentrierte Dramaturgie auszeichneten. Die in "Avalanche Express" (basierend auf einem Roman von Colin Forbes) ausgewalzte Überläufer-Story macht da keine Ausnahmen; selbst die kurze Liebäugelei mit dem Katastrophengenre, der der Film seinen Titel verdankt, hebt ihn nicht hervor. Am bemerkenswertesten ist noch die denkwürdige Besetzung, die internationale Darsteller aller Sparten und Couleurs vereinigt: Neben Marvin, Shaw und Schell bekommt man Linda Evans, Horst Buchholz, Claudio Cassinelli, Sky Dumont, Günter Meisner und David Hess (als verklausulierten Andreas Baader) zu Gesicht. Damit findet sich dann zumindest eine Form der Sensationsgier gestillt.

5/10

Mark Robson Kalter Krieg Alpen Zug Monte Hellman Abraham Polonsky Terrorismus


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MEGAFORCE (Hal Needham/USA, HK 1982)


"It's all on the wheel, it all comes around."

Megaforce ~ USA/HK 1982
Directed By: Hal Needham

Wenn's kriselt und nichts mehr hilft, muss die 'Megaforce' her - eine geheime, aufeinander eingespielte Eliteeinheit von Supersoldaten, die mit unfassbarem technischen Equipment Herr jeder Lage wird. Um die Krise zwischen den beiden Wüstenstaaten Sardun und Gamibia beizulegen, ruft man die Megaforce unter Commander Ace Hunter (Barry Bostwick) ins Feld. Als dieser erfährt, dass sein alter Söldnerkumpel Guerera (Henry Silva) die gegnerischen Truppen befehligt, freut er sich bereits auf ein Wiedersehen.

Was dazumal noch jeden Kindergeburtstag bereicherte, zumal aufgrund der (eventuellen, hier hatten wir sie) Indizierung ein hübsch heißes Eisen, kann sich anno itzo eines ziemlich käsigen Aromas nicht erwehren. Man kennt das als entsprechender Generationsvertreter ja zur Genüge; ein für diese Art der Entzauberung dermaßen akutes Beispiel wie Hal Needhams "Megaforce" jedoch begegnet einem nur alle Jubeljahre mal. Dieser Film, entstanden zwischen den beiden "Cannonball Run"-Epen und wiederum mit Produktionsflanke von Golden Harvest in Hong Kong, lässt einen wahlweise mit zerstörtem Kortex oder offenem Mund (möglicherweise auch beidem) zurück. Obschon das Ganze in der Gegenwart angesiedelt ist, ziehen die Helden mit Geländefahrzeugen wie aus den Endzeitfilmen ins Feld, arbeiten mit Laserstrahlern, Hologrammen und fliegenden Motorrädern und kleiden sich wie zum Gang in die Schwulendisco in hautenge, goldene Spandex-Anzüge. Rainer Brandt hat wieder mal erkannt (sic!) was die Stunde geschlagen hat und das Ganze mit einer wundervoll affigen Flapsvertonung garniert, wobei "Megaforce" sich wohl auch schon im Original nicht allzu bierernst genommen haben wird. Dass sich das Wesen des Krieges hierin völlig gewaltlos und infantilisiert zum Abenteuerspiel für Heranwachsende im Grundschulalter simplifiziert findet, an dessen Ende sich zwei Kumpels nochmal grinsend zusammenraufen, wird der eigentliche Grund für das langfristige Verharren dieses wahrlich albernen Trashtakels auf dem deutschen Index gewesen sein. Als hätte Needham vorsätzlich die damals frisch gegründeten Grünen ärgern wollen. Heutzutage noch sehr viel undenkbarer als das allermeiste Andere aus jenen Jahren.

5/10

Hal Needham Trash Wüste





Filmtagebuch von...

Funxton

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