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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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ZULU DAWN (Douglas Hickox/UK, SA, NL 1979)


"Bullets run out... and those bloody spears don't."

Zulu Dawn (Die letzte Offensive) ~ UK/SA/NL 1979
Directed By: Douglas Hickox

Im Januar 1879 greifen die Briten von Natal aus die benachbarte Zulunation an, weil sich deren König Cetshwayo (Simon Sabela) beständig weigert, seine bedrohliche Truppenstärke herabzusenken. Der unerklärte Krieg der Imperialmacht findet für die zahlenmäßig völlig unterlegenen Briten mit der Schlacht von Isandhlwana eine vorläufige, pompöse Niederlage, die mit der nahezu ölligen Aufreibung der Garnisonen des arroganten Lord Chelmsford (Peter O'Toole) endet.

Pünktlich zum einhundertsten Geburtstag des Zulu-Kriegs lieferte Douglas Hickox mit "Zulu Dawn" ein spektakuläres Prequel zu Cy Endfields 15 Jahre älterem "Zulu", der die kurz auf Isandhlwana folgende Schlacht bei Rorke's Drift thematisiert hatte. Im Gegensatz zu Endfields Film verfolgt "Zulu Dawn" die Chronik eines irrwitzigen Angriffs, der aus purer kolonialistischer Arroganz heraus geführt wird und mit einem verdienten Debakel für die königliche Armee endet - sofern man den Begriff 'verdient' angesichts der gigantischen Verlustzahlen, die jene Kämpfe mit sich brachten, überhaupt verwenden darf. Immerhin ging mit Chelmsford einer der strategischen Hauptinitiatoren jener militärischen Fehloperation als späterer Sieger nach der siegreichen Schlacht um Ulundi, der Hauptstadt des damaligen Zululandes, hervor. Hickox' prächtiges Epos scheut sich nicht davor, bar jeder Geschichtsklitterung den ungeheuerlichen Hochmut, der das Empire zu weiteren Eroberungen trieb, zu porträtieren und glänzt neben seiner formalen Reife mit einer vorzüglichen Besetzung, die neben dem erwähnten O'Toole auch Burt Lancaster, Simon Ward, Denholm Elliott und Phil Daniels aus "Quadrophenia" präsentiert. Ausgezeichnetes Geschichtskino!

8/10

Douglas Hickox period piece Historie Afrika Südafrika Kolonialismus Prequel


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DOPPELGÄNGER (Robert Parrish/UK 1969)


"See you in three weeks."

Doppelgänger (Unfall im Weltraum) ~ UK 1969
Directed By: Robert Parrish

In naher Zukunft entdeckt man einen zehnten Planeten im Sonnensystem, der sich exakt auf derselben Umlaufbahn der Erde um die Sonne und mit derselben Geschwindigkeit bewegt, nur, dass er eine 180°-Drehung von uns entfernt liegt und somit stets genau auf der anderen Sonnenseite kreist. Die beiden Raumfahrer Glenn Ross (Roy Thinnes) und John Kane (Ian Hendry) werden zur Erkundung des unbekannten Planeten dorthin entsandt, möglichst rasch, um die von einem Spion (Herbert Lom) dem Ostblock zugespielten Informationen über die sensationelle Entdeckung im All im Wettlauf um die Raumeroberung nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen. Unsanft auf der fremden Welt angekommen, Kane liegt nach dem Crash im Koma, realisiert der sich zunächst wieder daheim wähnende Ross die unglaubliche Wahrheit nur langsam: Der unbekannte Planet ist ein exaktes Spiegelbild unserer Erde, mit vertauschten Polen, entgegengesetzt laufenden Uhren und Schriften und auch sonst jeder nur denkbaren Seitenverkehrung, ansonsten aber identisch. Man kommt zum Schluss, dass der Glenn Ross dieser Welt zeitgleich auf der anderen Erde gelandet sein muss und versucht, den Gestrandeten wieder zurückzuschicken...

Die faszinierende Idee einer Parallelwelt, in der sämtliche uns selbstverständlich erscheinenden Richtungs- und Rechts-Links-Abläufe vertauscht sind, spielt dieser zu Unrecht häufig übersehene Genreklassiker durch. Einem Wunderland im Kaninchenbau gleich taucht Glenn Ross, zunächst ohne Registrierung der ihn auf der Zwillingserde umgebenden, auf den Kopf gestellten Naturgesetze, ein in die identische und doch fremde Realität; sie hilft ihm, sich endgültig seiner kaputten Ehe bewusst zu werden und vielleicht auch weltpolitische Dinge klarer zu sehen. Einer übernatürlichen Mahnung gleich, die eroberungsgierigen Finger nach der Fremde nicht allzu weit auszustrecken, erscheint Ross' finaler Absturz, der (freilich auf beiden Erden) sämtliche Daten und Mitwisser mit Ausnahme des Projektinitiators Webb (Patrick Wymark) zerstört und in den Tod reißt und den einzig Überlebenden als vermeintlich geisteskrank zurücklässt.
Reizvoll erschien mir zwischenzeitlich die Idee, das Gedankenspiel um die Spiegelwelt noch weiter zu treiben, insofern etwa, dass nicht nur die geschriebene, sondern auch die gesprochene Sprache rückwärts liefe, und auch sonst diverse selbstverständlich scheinende Prozesse umgekehrt würden. Bis zur letzten Konsequenz dürfte diese Prämisse im Sinne eines funktionellen plots jedoch kaum durchführbar sein, insofern kann man schon für die bloße, von "Doppelgänger" weitestgehend geschickt vorgetragene Geschichte dankbar sein.

8/10

Robert Parrish Zukunft Kalter Krieg Portugal


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INSIDIOUS: CHAPTER 2 (James Wan/USA, CA 2013)


"Be a good girl, Marilyn!"

Insidious: Chapter 2 ~ USA/CA 2013
Directed By: James Wan

Josh Lamberts (Patrick Wilson) Astralkörper hat im Kampf um seinen Sohn Dalton (Ty Simpkins) den Weg zurück aus der Ewigwelt nicht bewältigen können und ist von jener mysteriösen alten Frau, die ihn seit seiner Kindheit verfolgt, überrumpelt worden. Nun steckt diese in Joshs Körper. Wie jedoch die beiden Parapsychologen Specs (Leigh Wannell) und Tucker (Angus Sampson) mithilfe von Elises (Lin Shaye) altem Kollegen Carl (Steve Coulter) und Joshs Mutter (Barbara Hershey) herausfinden, handelt es sich bei dem Josh infiltrierenden Geist mitnichten um eine alte Frau, sondern um den toten Serienkiller Parker Crane (Tom Fitzpatrick), einen zu Lebenszeiten von einem mörderischen Mutterkomplex gesteuerten Frauenmörder, dessen Opfer bis heute keinen Frieden gefunden haben. Der Kampf um eine Lambert-Seele entbrennt aufs Neue, doch dismal muss der Sohn den Vater zurückeskortieren...

Returning behind the red door: James Wan war im letzten Jahr besonders fleißig und hat neben dem schönen Revival-Grusler "The Conjuring" noch dieses Sequel zu seiner drei Jahre älteren "Poltergeist"-Reminiszenz "Insidious" nachgeschoben. Sämtliche Figuren aus dem Vorgänger begegnen uns in der Fortsetzung wieder, selbst die ermordete Elise Rainier, die den Helden hilft, gegen den Geist Parker Cranes vorzugehen, und, wie der Epilog verrät, künftig noch öfter als jenseitige Parapsychologin aktiv sein wird. Erwies sich schon der Erstling als hier und da recht einfältig, kann man dies noch umso mehr von dem chronologisch unmittelbar an diesen anknüpfenden Nachfolger behaupten: Die Ewigwelt verliert an Schrecken und wird zum relativ einfach zu besuchenden Zwischenreich; der fiese, wahrhaft teuflisch gezeichnete Dämon des Originals weicht einem vergleichsweise konventionellen Serienkillergeist, der sich als verkleidete "bride in black" entpuppt - eine wirkliche, böse Alte, siehe "The Conjuring", wäre da doch um Einiges schrecklicher und erklecklicher gewesen. So bleibt eine routinierte Geistermär, wiederum mit den immergleichen Tricks zugegeben versiert Spannung erzeugend und für ein unterhaltsames déjá-vu gut, so ähnlich, wie die alljährliche Kirmes-Geisterbahn, die, wenngleich altbekannt und schon leicht muffig riechend, doch stets den gleichen, liebsamen alten Schauer erzeugt.

6/10

James Wan Sequel Geister Parapsychologie Familie Serienmord Oren Peli Mutter & Sohn Madness Spuk


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RICCO (Tulio Demicheli/I, E 1973)


Zitat entfällt.

Ricco (Der Clan der Killer) ~ I/E 1973
Directed By: Tulio Demicheli

Als der delinquente Turiner Ricco (Chris Mitchum) aus dem Knast entlassen wird, muss er feststellen, dass sein Vater (Luis Induni), einer der obersten Syndikatschefs von Turin, von einemr Konkurrenten ermordet wurde. Außerdem hat sich der für ebendiese Tat primär in Frage kommende Don Vito (Arthur Kennedy) Riccos Liebchen Rosa (Malisa Longo) unter den Nagel gerissen. Mithilfe des mysteriösen Cyrano (Eduardo Fajrdo) und eines alternden Geldfälschers (Tomás Blanco) beginnt Ricco einen Kleinkrieg gegen Don Vito, der sich in immer eskalierendere Höhen schraubt...

Ganz vortrefflicher Gangsterkracher aus der imediterranen Blütezeit des Genres, der mit einer internationalen Besetzung, die den wie üblich schelmisch grinsenden Mitchum-Filius Christopher mit Pisspott-Frisur und einen gewohnt souverän agierenden Arthur Kennedy verbuchen kann. Daneben gibt es launigen Sex und einige für die damalige Zeit Aufsehen erregende Gewaltspitzen, die neben anderen üblen Mordpraktiken auch einen Säurekessel beinhalten, der sogar gut genug war, um den amerikanischen Titel ("The Cauldron Of Death") zu stiften. Besonders gegen Ende geht es derb zur Sache und Ricco sieht sich gezwungen, Rache auf italienisch zu üben, wobei sein eigenes Leben gleich im Vorhinein verwirkt ist. Das Unkraut rottet sich gegenseitig aus und die zuvor noch mahnende Polizei muss nurmehr die Leichensäcke stiften.
Die Motivlage des Films um rivalisierende Kriminelle und ihre Parajustiz ähnelt ziemlich der des Spaghetti-Western, aus dem ein im Prinzip typischer Plot in die Gegenwart und zurück in die alte Welt transferiert wurde. Die spätere, oftmals systemkritische Komponente des Genres, die etwa Polizeikorruption und Machthierarchien sezierte, fehlt bei Demicheli noch. Dafür bietet er ehrliches, knackiges Handwerk ohne falschen Stuck.

7/10

Tulio Demicheli Sleaze Europloitation Turin Rache Selbstjustiz


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THE WORLD'S END (Edgar Wright/UK, USA, J 2013)


"Drink up. Let's Boo-Boo."

The World's End ~ UK/USA/J 2013
Directed By: Edgar Wright

Nach 23 Jahren kommt der ewig pubertierende Gary (Simon Pegg) auf die Idee, eine dereinst angesetzte und nie vollendete Kneipentour endlich zu ihrem verdienten Abschluss zu bringen. Also mobilisiert er seine vier Kumpels von damals, mittlerweile allesamt fest im Establishment verankert, zu einem zünftigen Bier-Revival. Die eher skeptischen buddys Andy (Nick Frost), Oliver (Martin Freeman), Steven (Paddy Considine) und Peter (Eddie Marsan) treten dennoch an zur Unsichermachung der "Goldenen Meile" ihrer einstigen Heimatstadt Newton Haven, an deren Ende der legendäre Pub "World's End" auf sie wartet. Doch Newton Haven ist zu einem von 2000 terrestrischen Invasionsankern einer interplanetarischen Wirtschafts-Ägide geworden, die nicht nur das globale Kommunikationsnetz stiftet und kontrolliert, sondern auch den Planeten in ihre Galaktische Union eingemeinden will. Wer sich wehrt oder aufmuckt, wird durch einen blaublütigen Androiden ersetzt. Für Gary und Andy ein unhaltbarer Zustand.

"World's End" - das war bis dato in meinem persönlichen inneren Lexikon der präfinale Abschnitt von Neil Gaimans "Sandman-Zyklus, in dem der reisende Angestellte Brant Tucker infolge eines Realitätssturm in einen Autounfall und dann in das titelgebende Gasthaus gerät, um sich dort Geschichten verschiedenster (Fabel-)Individuen aus unterschiedlichen Realitssphären erzählen zu lassen. Diese Geschichte mündet schließlich in die Ereignisse um Morpheus' Tod.
Ob der Abschluss von Edgar Wrights so genannter "Blood-&-Ice-Cream"-Trilogie von Gaimans einzigartiger Fabulierkunst beeinflusst wurde, lässt sich lediglich mutmaßen, der Schluss jedoch liegt nahe. Wrights Film jedenfalls hat mir, soviel vorweg, nicht gut gefallen. Die allermeisten Gags wollten bei mir nicht zünden und erschienen mir wie tausendmal vorgekaut und abgespult, was jedoch noch schwerer wog, war das latente Gefühl, dass alles, wovon der Film im Kern erzählt-, die verjährte Freundschaft der Helden, ihre Kleinstadtwurzeln, ihre Weiterentwicklung in der großen Welt, ihr Alkoholkonsum und insbesondere die vorgeblich komische, insgeheim jedoch dramatische und kritische Beurteilung von Garys stoischem Lebenswandel, - viel mehr bloße Behauptung bleibt denn herzliche Involvierung. Das Ganze zu einem Invasionsfilm mit zombieesken Androiden aufzublähen, denen man ihrer Künstlichkeit wegen, geschmackssicher und stets lustig die Gliedmaßen und Häupter zwangsamputieren kann, ohne dass die Freundin gleich das Kino verlassen möchte, ist vielleicht die größte Verschwendung der Filmgeschichte. Hätte man es bei der Kneipentour belassen, die die Jungs bis zum Ende unter zotigem Philosophieren über das Erwachsenwerden natürlich bis zum Ende hätten durchstehen müsen - der Film wäre vermutlich toll geworden. Das was er in seiner endgültigen Form darstellt, mitsamt all seinem satirischen Gebahren über Zwangsglobalisierung und Bankenimperialismus, hinterlässt einen überaus faden Nachgeschmack.
Dabei ist die Songauswahl des Soundtracks sowas von traumhaft, ein repräsentatives Rave-On- und Brit-Pop-Revival der goldenen Jahre dieser Musik zwischen 89 und 91, dem nur The Farm fehlt. Wrights Film indes gibt kaum mehr her denn ein Manifest tragisch verschenkter Ressourcen.

4/10

Edgar Wright England Freundschaft Alkohol Aliens Invasion Apokalypse Androiden Satire Groteske


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BLACK SHAMPOO (Greydon Clark/USA 1976)


"So you're that hairbender..."

Black Shampoo ~ USA 1976
Directed By: Greydon Clark

Mr. Jonathan (John Daniels) besitzt nicht nur einen funky barbershop, er steht im Hinterzimmer desselben auch vornehmlich weißen, gut betuchten und einsamen Damen mit speziellen, alternativen Dienstleistungen zur Verfügung. Wirklich verliebt ist er allerdings in seine neue Empfangsdame Brenda (Tanya Boyd), eine echte Gazelle vor dem Herrn. Doch Tanya ist leider auch die Ex von Gangsterboss Mr. Wilson (Joe Ortiz) und selbiger lässt sich nicht gern die Fäden aus der Hand nehmen. Also verbimst er Jonathans Friseur Artie (Skip E. Lowe) und lässt den Laden zu Klump hauen. Brenda ist derweil nicht faul und tut so, als käme sie zu Wilson zurück - nur um ihm dessen Terminkalender zu klauen, der Wilsons sämtliche kriminellen Aktivitäten offenbart. Der Fiesling lässt sich selbiges nicht gefallen und es geht Mann gegen Mann...

Hal Ashbys "Shampoo" ist eine hellsichtige New-Hollywood-Komödie um einen straighten hairdresser on fire, dessen Gigolo-Qualitäten ihn noch um einiges erfolgreicher agieren lassen. Auf der Suche nach fruchtbar zu plagiierenden Topoi stieß das Blaxploitation-Kino dann irgendwann auf Ashbys Society-Satire und funktionierte sie zu einem veritablen, kleinen B-Klassiker um, der in seinen intellektuell eingeschränkten Grenzen durchaus für sich bestehen kann. Der zunehmend sleaziger werdende Habitus jener Subkategorie bediente sich darin wesentlich offenherzigerer Sex-Elemente, die den Film besonders im ersten Drittel hier und da wie einen Softporno wirken lassen, um später deutlich handfester Crime-Elemente in den Vordergrund zu rücken. Der Showdown schließlich macht Gebrauch von Kettensäge, Beil und Billard-Queue als tötliche Waffen und auch sonst keine Gefangenen. Mancher Szenenwechsel wird schnieke eingeleitet durch Einfrier- und Negativierungstechniken, was den Streifen zusätzlich hip erscheinen lässt, hinzu kommt eine erstklassige deutsche Synchronfassung aus München. Interessant ferner, dass ein schwules Tuckenpaar ausgerechnet in diesem sonst eher testosteronträchtig-homophoben Milieu als Sympathieträger und hero's best friends auftaucht, noch interessanter Clarks unbestechliches Auge bei der Besetzung des sich zu entkleidenden Weibsvolks. Tanya Boyd jedenfalls ist nichts weniger denn atemberaubend.

6/10

Greydon Clark Los Angeles Kalifornien Blaxploitation Sleaze


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THE INVISIBLE MAN'S REVENGE (Ford Beebe/USA 1944)


"You've got to believe what you can't see!"

The Invisible Man's Revenge (Der Unsichtbare nimmt Rache) ~ USA 1944
Directed By: Ford Beebe

Der einst in Afrika zurückgelassene, totgeglaubte Abenteurer Robert Griffin (Jon Hall) kommt zurück nach England, um sich den rechtmäßigen Anteil am von ihm und dem Ehepaar Herrick (Gale Sondergaard, Lester Matthews) entdeckten Diamantenfeld zu sichern. Die Herricks jedoch wollen sich des ungehalten auftretenden Griffin sogleich wieder entledigen, was diesen nur noch mehr in Rage versetzt. Per Zufall gerät er an Dr. Drury (John Carradine), der ein Unsichtbarkeitsserum erfunden hat und es sogleich an Griffin testet. Dieser dreht daraufhin endgültig durch, schreckt auch vor Mord nicht zurück und drangsaliert die Herricks im eigenen Hause.

Der finale Eintrag in Universals "Invisible"-Reihe nach vier Vorgängern ("The Invisible Woman" folgt an dieser Stelle noch in Kürze) liebäugelt deutlich manifester als bislang gewohnt mit den campigen Subebenen, die dem Archetypus einer Geschichte um unsichtbare Irre wohl wesentlich innewohnt. Wiederum ist John Hall in der Rolle der Titelfigur zu sehen; er trägt wie der originale Unsichtbare den Familiennamen Griffin, wenngleich dies im vorliegenden Falle wohl eher auf reinen Zufall, respektive stoische Rechtenutzung oder auch eine Laune des Scriptautoren zurückzuführen ist. Robert Griffin ist nämlich kein Chemiker, sondern ein eher unterbelichteter Instinkttyp, dessen Gier und Rachegelüste ihm die unflätigsten Flausen in den Kopf setzen. Als (slightly mad) scientist ist stattdessen der ehrwürdige John Carradine zu bewundern, der unsichtbare Haustiere hält und mit dem Feuer spielt, als er Griffins Ehrgeiz, seinen Mut unter Beweis zu stellen, bei der Wurzel packt.
Ich fand dieses letzte Sequel, das, die Dart-Sequenz verrät's - auch Carl Gottliebs vortrefflichen "Amazon Women On The Moon"-Beitrag "Son Of The Invisible Man" primär inspiriert haben dürfte, wieder etwas unterhaltsamer als den Vorgänger "Invisible Agent". Wahrscheinlich war der Agent mir schlicht nicht wahnsinnig genug.

7/10

Ford Beebe Unsichtbarkeit Sequel Madness Univeral-Monster


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INVISIBLE AGENT (Edwin L. Marin/USA 1942)


"Are you insane?" - "No, just transparent."

Invisible Agent (Der unsichtbare Agent) ~ USA 1942
Directed By: Edwin L. Marin

Gestapo und Japaner versuchen vereint, Frank Raymond (Jon Hall), dem Enkel des legendären "Unsichtbaren Mannes" Jack Griffin, die revolutionäre Formel seines Großvaters abzuluchsen. Raymond weigert sich heldenhaft, erkennt jedoch, dass sein Familiengeheimnis in den richtigen Händen kriegsentscheidend sein kann. Im Auftrag der Briten nimmt Frank den Unsichtbarkeitstrunk zu sich und reist im Geheimen nach Berlin, um von den neuesten Eroberungsplänen der Nazis zu erfahren. Dort lernt er die Agentin Maria (Ilona Massey) kennen und lieben, kämpft gegen übles Gesocks wie Gestapochef Stauffer (Cedric Hardwicke), und dessen Buckler Heiser (J. Edward Bromberg) sowie den geheimnisvollen Japaner Ikito (Peter Lorre) und erfährt, dass Hitler in die USA einmarschieren will.

Ein loser Eintrag in das "Invisible"-Franchise der Universal, sowie der einzige Fall, in dem sich einer der klassischen Monsterzyklen des Studios mit dem hollywood'schen Propagandafilm jener Tage kombiniert fand. Die Geschichte ist natürlich schlüssig: Die einst von Wells ersonnene Unsichtbarkeitsformel muss die Phantasie eines jeden Kriegsstrategen in höchstem Maße beflügelt haben und bot somit auch Platz für eine entsprechende Kinophantasie. Hier ist von dem buchstäblichen Irrsinn, der die früheren Konsumenten des Serums noch binnen kurzer Zeit befiel, nichts mehr verlautbart; der Unsichtbare, dargestellt von Universals B-Flynn der Vierziger, Jon Hall, ist der Held ein strahlender Abenteuer, dessen Scherze gegen das dekadente Herrenmenschenpack, allen voran den ebenso feisten wie geilen Kleiser, der die Eroberung der Anrainer-Staaten vor allem zur Aufbesserung seines kulinarischen Arsenals nutzt, sogar mit dem Screwball-Fach liebäugeln. Von dem in "The Invisible Man Returns" immerhin noch ansätzlich nachvollziehbaren Horrorwurzeln der Story ist bei Marin und Siodmak derweil nichts mehr zu spüren. "Invisible Agent" ist nicht mehr und nicht weniger denn ein wohllauniger, kleiner Reißer, der auf komische Weise Front gegen Hitler und seine Schergen macht und mit Peter Lorre die erwartungsgemäß größte personelle Stärke aufbietet.

6/10

Edwin L. Marin Curt Siodmak George Waggner Universal-Monster Nationalsozialismus WWII Unsichtbarkeit Berlin Spionage Propaganda


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THE INVISIBLE MAN RETURNS (Joe May/USA 1940)


"I'd like me to know what that invisible man looks like..."

The Invisible Man Returns (Der Unsichtbare kehrt zurück) ~ USA 1940
Directed By: Joe May

Der Mineneigner Geoffrey Radcliffe (Vincent Price) wartet in der Todeszelle auf seine Hinrichtung: Er soll seinen Bruder Michael ermordet haben, ein Verbrechen, dessen er freilich unschuldig ist. Um Geoffrey die Möglichkeit zur Flucht zu geben, verabreicht ihm sein bester Freund Frank (John Sutton), Bruder des einst wahnsinnig gewordenen Jack Griffin, dessen legendäres Unsichtbarkeitsserum. Geoffrey kann entkommen und sogar seinen Kompagnon Richard (Cedric Hardwicke) als wahren Mörder entlarven, doch es dauert nicht lang, bis sich auch bei ihm die unerwünschte Nebenwirkung des Mittels bemerkbar macht: Größenwahn und gewalttätige Tendenzen. Und Frank hat noch immer kein Gegenmittel entwickelt...

Schönes, sorgfältig und witzig gefertigtes Sequel zu Whales exzellenter Wells-Adaption "The Invisible Man", im Gegensatz zu den meisten anderen Universal-Monster-Franchises (mit Ausnahme der "Mummy"-Fortsetzungen) erst mit einiger Verspätung gestartet. Dabei steckt doch hinreichend erkennbares Potenzial in der Mär des unsichtbaren Mannes, der über den Gebrauch des Mittels dem schleichenden Irrsinn anheim fällt und seine Fähigkeiten nutzt, um Böses zu tun. Im Grunde eng verwandt mit dem "Jekyll/Hyde"-Motiv, zaubert auch die Unsichtbarkeit auf der Leinwand klassischerweise die 'Es'-Instanz des steifen Biedermannes hervor und lässt diese nach und nach die Oberhand ergreifen. In "The Invisible Man Returns", in dem sich die Griffin-Familie durch die heldenhaften Bemühungen des Doktors sozusagen rehabilitiert findet, ist der Wettlauf um die Suche nach dem Antidot zugleich auch ein Kampf um Geoffrey Radcliffes geistige Gesundheit. Immerhin wartet eine schöne Verlobte (Nan Grey) ebenso auf ihn wie der juristische Freispruch. Und der Tradition folgend wird auch Vincent Prices Antlitz erst in den letzten Sekunden sichtbar.

8/10

Joe May Curt Siodmak Universal-Monster Unsichtbarkeit Sequel Madness


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V/H/S/2 (Adam Wingard, Jason Eisener, Gareth Evans, Timo Tjahjanto, Gregg Hale, Eduardo Sánchez, Simon Barrett/USA 2013)


"I found a new one today."

V/H/S/2 (S-VHS) ~ USA/CA/INO 2013
Directed By: Adam Wingard/Jason Eisener/Gareth Evans/Timo Tjahjanto/Gregg Hale/Eduardo Sánchez/Simon Barrett

Zwei Detektive sollen einem verschwundenen Studenten nachspüren. In dessen Appartment finden sie eine beträchtliche Anzahl Videocassetten und eine Röhren-TV-Installation. Nach und nach schauen sie sich die Tapes an und entdecken darauf Schreckliches: 1.) Ein Versuchsproband erhält infolge eines Verkehrsunfalls ein künstliches Auge mit eingebauter Kameralinse. Diese zeichnet nicht nur seinen Alltag auf, sondern erlaubt ihm auch, Geister zu sehen, die sich zunehmend zudringlich gebärden; 2.) Ein Biker mit Kamera am Fahrradhelm unternimmt eine Tour durchs Gelände, wo er mitten in eine Zombie-Epidemie gerät und selbst zum Untoten wird; 3.) Eine Gruppe junger Filmemacher besucht die Zentrale der obskuren Sekte "Paradise Gate" und wird nicht nur Zeuge, sondern aktiver Teilnehmer an deren Untergangsprophezeiung; 4.) Eine Gruppe Kids erfreut sich der sturmfreien Bude im Haus am See ohne lästige Eltern, als sie urplötzlich von einer Alien-Invasion heimgesucht werden.

Etwas besser, weil wesentlich konzentrierter und weniger offen konzipiert als der Vorgänger. "V/H/S/2" begnügt sich mit fünf Episoden inklusive Rahmenhandlung, greift trotz des Titels häufig auf DV-Cams zurück und entbehrt somit zumindest der anstrengenden, als Stilmittel eingesetzten, analogen Drop-Outs, die "V/H/S" noch inflationär bevölkerten. Zudem gefallen mir persönlich die entpackten Storys etwas besser: Die erste mit den urplötzlich sich (bzw. hör-) bar werdenden Geistern hätte auch noch recht gut in den Vorgänger gepasst, die durchaus herzliche Zombie-Story dann beweist auch Mut zur Humoreske und zum Parodistischen, was dem Film in seiner Gesamtheit gut steht. Der Knaller ist dann Evans' und Tahjantos Episode um die indonesische Wiedererweckungssekte - an Jim Jones' 'Peoples Temple' gemahnend entfesselt das Duo ein hübsch derbes kleines Mosaikstück des Films, das sich flott zum eigentlichen Würdenträger desselben entpuppt. Hier geht es nämlich um nichts weniger als die - imposant eingeleitete - Wiedergeburt des Gehörnten, der sogleich ziegenköpfig die Welt heimsucht. Auf solche Teufeleien steh' ich ja. Jason Eisener hat sich schließlich für den letzten Beitrag um die bösen Aliens ganz offensichtlich wohlfeil von Shyamalans "Signs" inspirieren lassen, den er auf ziemlich ungestüme Weise radikalisiert und komprimiert. Auch nicht verkehrt.

8/10

Sequel Gareth Evans Jason Eisener Timo Tahjanto Gregg Hale Eduardo Sánchez Simon Barrett Adam Wingard Episodenfilm found footage embedded filming Sekte Satan Aliens Zombies





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Funxton

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