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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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V/H/S (Adam Wingard, Ti West, David Bruckner, Glenn McQuaid, Joe Swanberg u.a./USA 2012)


"I like you."

V/H/S ~ USA 2012
Directed By: Adam Wingard/Ti West/David Bruckner/Glenn McQuaid/Joe Swanberg/Radio Silence/Matt Bettinelli-Olpin/Tyler Gillett/Justin Martinez/Chad Villella

Eine Gang delinquenter Herumtreiber, die ihre üblen Aktionen gern mit einer Videokamera aufzeichnet und später verscherbelt, erhält den Auftrag, aus einem Haus vor der Stadt ein mysteriöses Tape zu bergen. In dem Gebäude findet man nicht nur eine im Fernsehsessel sitzende Leiche vor einem Turm aus flimmernden Röhrengeräten, sondern auch zahlreiche Video-Cassetten mit höchst eigenartigen Inhalten: 1.) Drei Jungs schleppen zwei vermeintlich volltrunkene Mädels aus der Disco ab, wovon sich eine im Hotelzimmer als von einem höchst abnormen Appetit gesegnet präsentiert; 2.) Ein Hochzeitspaar ist auf der Route 66 unterwegs von Motel zu Motel, wird dabei jedoch von einer mysteriösen, dritten Person verfolgt; 3.) Wendy schleppt drei ihrer Collegefreunde an einen einsam gelegenen Waldsee, wo sie als Köder für einen offenbar übernatürlichen Killer herhalten sollen, mit dem Wendy noch eine alte Rechnung offenhat; 4.) Ein eine Fernbeziehung führendes Pärchen kommuniziert via Internetchat. Sie hört merkwürdige Geräusche in ihrer Wohnung, die auf geisterhafte Erscheinungen zurückzuführen sind und hat ein eigenartiges Ekzem am Arm; 5.) Vier Kids wollen zu einem Halloween-Happening, platzen jedoch ohne es zu wissen in eine Teufelsaustreibung, die sie dummerweise auch noch fehlinterpretieren...

Recht experimentell angelegter Found-Footage-Eisodenhorror, der das genreimmanent klassische, narrative Muster einer Omnibus-Erzählung mit loser Rahmenhandlung eigentlich recht traditionell variiert, es jedoch mit dem Stilmittel des embedded filming, also der subjektiven Kamera als zusätzlichem Protagonisten anreichert. "V/H/S" nimmt sich dabei in formaler Hinsicht prononciert wild und anarchisch aus, verzichtet gezielt auf ein konzises Gesamtbild und müht sich, sein Publikum via konzeptionell bedingter Unübersichtlichkeit zu verunsichern und zu ängstigen. Die einzelnen Geschichten, die Frame-Story inbegriffen gibt es derer insgesamt sechs, können dabei durchweg gut bestehen, versuchen natürlich, jede für sich und von einem anderen Filmemacher entwickelt, eine besondere Klimax zu erreichen, kämpfen jedoch letztlich auch mit den ganz gewöhnlichen Problemen, mit denen sich jeder Horrorfilm, der sich auf die Fahne schreibt, seine Zuschauer mittels ungewöhnlicher Methoden umzupusten, konfrontiert findet: Letztlich ist man auf klassische, um nicht zu sagen obsolete Motive angewiesen, die mittlerweile eben durch die Bank und allesamt nurmehr Vorhandenes repetieren können. Auch "V/H/S" macht da keine Ausnahme, er stellt, vor allem infolge mangelnder Konzision, perzeptionell zwar eine gewisse Herausforderung dar, die sich auf dem heimischen Fernseher sicherlich einfacher bewältigen lässt denn auf der Großleinwand, benötigt für sein erklärtes Ziel der Verstörung allerdings ein halbwegs "jungfräuliches" Publikum. Dennoch ein beachtenswerter, ambitionierter Film.

7/10

Los Angeles Adam Wingard Ti West David Bruckner Glenn McQuaid Joe Swanberg Radio Silence Matt Bettinelli-Olpin Tyler Gillett Justin Martinez Chad Villella Episodenfilm found footage embedded filming Splatter


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PRISONERS (Denis Villeneuve/USA 2013)


"They only cried when I left them."

Prisoners ~ USA 2013
Directed By: Denis Villeneuve

Anna (Erin Gerasimovich) und Joy (Kyla Drew Simmons), die beiden kleinen Töchter der befreundeten Ehepaare Dover und Birch, werden auf offener Straße von unbekannter Hand entführt und verschwinden spurlos. Für den verzweifelten Keller Dover (Hugh Jackman), Annas Dad, steht ohne Umschweife fest, wer die Mädchen verschleppt hat: Der geistig minderbemittelte Alex Jones (Paul Dano), der nach vielen Stunden erfolgloser Vernehmung durch den ermittelnden Detective Loki (Jake Gyllenhaal) wieder freigelassen wird, muss der Täter sein. Keller entführt seinerseits Alex, versteckt und foltert ihn über mehrere Tage mit dem Ziel, etwas über den Aufenthaltsort der Mädchen zu erfahren und erhält tatsächlich immer wieder kleine Hinweise seitens des Jungen, die seine Vermutung, er stecke hinter der Sache, untermauern. Doch die Zeit läuft allen davon...

Ein vergleichsweise kerniger Thriller, der zumindest ein bisschen etwas (nämlich genau so viel, wie es für ein kalkuliertes Mainstream-Publikum zulässig ist) von der in den letzten Jahren durch die Indie-Genre-Welt wehenden Transgressivität der vielen Selbstjustiz-, Rache- und Folterfilme mit in die Multiplexe nimmt. Wer entsprechende Erfahrungen gesammelt hat, für den ist "Prisoners" unter Umständen betreffs seiner Gestaltung kaum mehr als ein kommerziellerer Wurmfortsatz; ich selbst habe von mehreren befreundeten Kinogängern gehört, die meinten, wie 'shocking' und spannend er sei. Die Wahrheit liegt wie immer wohl irgendwo dazwischen. Dem halbwegs mit den narrativen Mechanismen des Erählkinos vertrauten Zuschauer wird recht schnell deutlich, wer der wahre Urheber der den Nukleus vorgebenden Kindesentführung ist (wenngleich dessen - übrigens ziemlich hanebüchen kreierte - Motivation wie gewohnt erst im handelsüblichen Finale erläutert wird). In diesem Punkt ist also nicht viel zu holen. Es lässt sich wohl auch vortrefflich über die, sich zweifellos als solche zu erkennen gebende, Glaubwürdigkeit des Storykonstrukts diskutieren, ebenso wie die scheinbare Notwendigkeit, ein inhaltlich nicht besonders komplexes Kriminaldrama über die Erzähldistanz von zweieinhalb stunden zu schleppen. Aber ich mag ja gar nicht bloß meckern; Villeneuves Film ist insgesamt okay, seine Inszenierung sogar tadellos; er hält einen trotz aller Kritik am Gesamtkonstrukt unentwegt bei der Stange, wähnt sich bloß deutlich wichtiger, als er es letzten Endes wirklich ist.

7/10

Denis Villeneuve Kidnapping Familie Georgia Südstaaten Winter


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MALABIMBA (Andrea Bianchi/I 1979)


Zitat entfällt.

Malabimba (Komm und mach's mit mir) ~ I 1979
Directed By: Andrea Bianchi

Kein geringerer Geist als der von Lucrezia Borgia persönlich fährt (nach zweiter Wahl, wie man ergänzend erwähnen muss) in den Körper der aufkeimenden Bimba Karoli (Katell Laennec), Spross des finanziell notleidenden Blaublütigen Andrea Caroli (Enzo Fischiella). Um sich gesundstoßen zu können, lässt jener sich von der Noch-Ehefrau seines infolge eines Schlaganfalls komplett funktionsuntüchtigen Bruders Adolfo (Giuseppe Marocco) in die Kiste zerren, während Bimba nächtens durchs Schloss pilgert und allen beim Bumsen zuschaut oder andere versaute Dingelchen anstellt. Für die wohlgläubige Schwester Sofia (Mariangela Giordano) unhaltbare Zustände, die da ihren üblen Lauf nehmen...

Ein weiteres Highlight von dem nie sonderlich sensitiv salbadernden Anrdrea Bianchi, bei dem der schmalzige Schmier aus allen Rillen der Bahnhofskino-Leinwand respektive des Fernsehgeräts trieft und tropft. Für ein immer noch weiteres "Exorcist"-Rip-Off waren sich die Italiener ja bekanntermaßen nie zu schade und so folgte nach den sogar vergleichsweise feinsinnigen "Chi Sei?" und "L'Anticristo" mit einigem Abstand noch diese Knallschote, die ganz unverfangen die sexuellen Aspekte schweinischer Besessenheit in den Vordergrund stellt und dem ganzen ohnedies unheiligen Gebahren einen gehörigen Batzen lustiger Vögelei auf die Krone setzt. Selbstredend macht auch die Münchener Synchronfassung, die durchweg an die eines (damals ja auch noch stets prominent vertonten) Pornos erinnert, keinerlei Gefangene. Durch ein paar relativ nachlässig eingefügte HC-Inserts geht die Gleichung dann sogar auf und es ergießt sich eine gehörige Brause multipler Fiesimatenten über den geneigten Zuschauer, der zartbesaiteten Mitbetrachtern auch und insesondere heute (noch) die Schamesröte ins Gesicht treiben sollte. Megamäßig, I say.

6/10

Andrea Bianchi Adel Familie Besessenheit Europloitation Sleaze


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THE CHILDREN'S HOUR (William Wyler/USA 1961)


"God will punish you." - "He's doing all right."

The Children's Hour (Infam) ~ USA 1961
Directed By: William Wyler

Die beiden Freundinnen Martha (Shirley MacLaine) und Karen (Audrey Hepburn) führen eine kleine, angesehene Privatschule für Mädchen. Als die trotzige, notorisch verlogene Mary (Karen Balkin) sich ungerecht behandelt fühlt, streut sie das Gerücht, die beiden Lehrerinnen pflegten eine lesbische Beziehung. Für die ebenso wohlhabenden wie konservativen Eltern der Schülerinnen, allen voran Marys Großmutter (Fay Bainter) Grund genug, sämtliche Kinder von der Schule abzumelden. Martha und Karen, die Marys Geschichten vehement leugnen, stehen urplötzlich vor dem Nichts: Ihr Internat muss geschlossen werden und ihr Renommee ist zerstört. Doch liegt in Marys Geschichichte nicht doch ein Funken Wahrheit?

"The Children's Hour" ist vielleicht weniger eine Geschichte über fatalen Rufmord denn eine über die Unmöglichkeit, im puritanischen Amerika der Kleinstädte zu seinen Neigungen und Gefühlen aufrichtig Stellung beziehen zu können. Ohne es zu wissen, sind Martha und Karen nämlich tatsächlich ein Paar; sie lieben sich, ohne es sich jemals eingestanden zu haben, ohne sich jemals körperlich näher gekommen zu sein. Für Martha, die für Männer ohnehin nie erotische Bedürfnisse hegte, bedeutet Marys zerstörerische Aktion immerhin ein Sprungbrett zum Eingeständnis. Doch auch Karen, die mit dem Arzt Joe Cardin (James Garner) eine Beziehung pflegt, ist insgeheim in ihre langjährige Freundin verliebt - die Barriere in ihrem Falle ist dabei sogar noch größer, denn sie belügt vor allen anderen insbesondere sich selbst und Joe. Erst Marthas Geständnis, das, im berechtigten Irrglauben, es stoße auf Ablehnung und Unverständnis, ihren Selbstmord nach sich zieht, lässt Karen nach kurzer Reflexion der Dinge die Wahrheit erkennen. Doch da ist es bereits zu spät.
"The Children's Hour" ist ein Film über tragische Missverständnisse, Lügenkonstrukte und gescheiterte Lebensentwürfe, aus denen immerhin Karen, wenn auch mit (vorübergehend) gebrochenem Herzen hoch erhobenen Hauptes herausschreiten darf. Ein starker Film, einer der ersten aus Hollywood, die, mit der damals noch gebotenen Vorsicht freilich, das Thema Homosexualität offen verhandeln und es mit positiver Haltung reflektieren. Darüber hinaus meisterhaft inszeniert und gespielt.

10/10

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SEARCH AND DESTROY (William Fruet/CA, USA 1979)


"Won't you interject them?" - "The hell I will!"

Search And Destroy (Der Mann, der aus dem Dschungel kam) ~ CA/USA 1979
Directed By: William Fruet

Einst von seiner aus Green Berets bestehenden Eskorte im Stich gelassen, weil sie seinen Egoismus verabscheuten, sucht ein südvietnamesischer Offizier (Jong Soo Park) zehn Jahre nach dem Kriegseinsatz vor Ort Rache bei den Schuldigen. Nachdem er bereits zwei der Veteranen getötet hat, stößt er auf die Freunde Buddy Grant (Don Stroud) und Kip Moore (Perry King), die in Niagara Falls als Mechaniker arbeiten. Nachdem der Attentäter Buddy angeschossen und fast zu Tode geprpügelt hat, ist Kip klar, dass er den Fanatiker nurmehr im Duell Mann gegen Mann stellen muss. Die örtliche Polizei, allen voran Sheriff Fusqua (George Kennedy), steht den Ereignissen eher hilflos gegenüber.

Was ein wunderbar knackiger Action-Exploiter hätte sein mögen, nimmt sich bei Fruet eher harmlos und auch ein wenig verschenkt aus. Anders als etwa Paul Schrader und John Flynn, die mit "Rolling Thunder" zuvor einen wahrlich deftigen Heimkehrer-Knaller gemacht hatten und von den vielen, vielen "Nachfolgern", allen voran "The Exterminator", gar nicht zu sprechen, bleibt "Search And Destroy" harmlos in seinem Habitus; es wird über den Krieg gesprochen, jedoch weniger als Neurosen- und Trauma-Verursacher, sondern vielmehr als Möglichkeit, dem Es freien Lauf zu lassen - gerade die Möglichkeit der kombattanten Anarchie habe ihn damals gereizt, konstatiert Kip Moore im Gespräch mit seiner ratlosen Freundin Kate (Tisa Farrow). Der vietnamesische Racheengel personfiziert derweil das (inhaltlich immens konstruierte), symbolische Echo des überflüssigen US-Engagements ind Südostasien, den Konterschlag auf die imperialistische Arroganz einer Großmacht. Man hätte ihm mehr Erfolg gewünscht bei seiner Mission.

5/10

William Fruet Vietnamkrieg Niagara Veteran Duell Rache


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LA VIA DELLA PROSTITUZIONE (Joe D'Amato/I 1978)


Zitat entfällt.

La Via Della Prostituzione (Sklavenmarkt der weißen Mädchen) ~ I 1978
Directed By: Joe D'Amato

Die knallharte, abgefeimte und jeder Form freier Liebe zugetane Enthüllungsjournalistin Emanuelle (Laura Gemser) plant eine Reportage über die Irrwege illegaler Prostitution. Nach einigen erotischen Abenteuern in Kenia geht es zurück in die Staaten, wo sie sich auf die Spur des Mädchenhändlers Francis Harley (Gabriele Tinti) begibt, der ihr bereits in Nairobi aufgefallen war. Emanuelle tarnt sich als mittelloses Hippie-Mädchen und wird an den Puff der Madame Claude (Gota Gobert) in San Diego weitervermittelt. Wer Madame Claude a den Karren wird, wird wahlweise in irgendwelche Drittweltländer verschleppt oder einer Lobotomie unterzogen - ein gefährliches Pflaster für Emanuelle.

Nach zwei nicht ganz "offiziellen" Beiträgen zur Reihe ("Emanuelle Nera No. 2" mit "Ausnahme"-Schauspielerin Shulamith Lasri und "Suor Emanuelle", in der Laura Gemser eine geile Nonne spielt), lieferte Urvater Joe D'Amato mit "La Via Della Prostituzione" den dritten echten Film um die flotte Reporterin ab, die sich in allen möglichen Teilen der Welt (vorzugsweise aber in Afrika) austobt und neben regelmäßig aufsehenerregenden Schreibanlässen immer auch ordentlich was zu bumsen auftut. Ob Männlein oder Weiblein, jung und attraktiv oder alt und faltig ist dabei Nebensache, Hauptsache, die Chemie funzt - und sie funzt so gut wie immer! Gerade das machte ja auch Laura Gemsers unerreichte, spezifische Erotik aus - selbst bei der nackten Massage eines überreifen Senioren wirkt sie noch höchst vergnügt. Kein noch so niederer Sexualpartner schien dieser milchkaffeebraunen Göttin je unangemessen, im Gegenteil: Anders als im luxuriösen Ambiente einer Sylvia Kristel brauchte man hier also nicht groß zu träumen - Laura Gemser musste man nur wo treffen und die zu erwartende Nummer schien in festen Tüchern. Wie sie am Ende dieses Films eine ganze, ungewaschene Fischkutterbesatzung zum Drüberrutschen einlädt, das hat einfach Chuzpe. Abgesehen von der tatsächlich perfekt gegossenen Gemser hat es natürlich noch Nico Fidencos wie gewohnt coolen Score und D'Amatos fachmännisch inszenierte Voyeurismen. Dazu ist das ganze Ding noch überaus ulkig und als Zeuge goldener Bahnhofskinotage sowieso nur toll.

6/10

Joe DAmato Europloitation Journalismus Afrika Kenia New York San Diego


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THOR: THE DARK WORLD (Alan Taylor/USA 2013)


"Are you mad?" - "Possibly."

Thor: The Dark World (Thor - The Dark Kingdom) ~ USA 2013
Directed By: Alan Taylor

Nach den Ereignissen um Lokis (Tom Hiddleston) gescheiterte Erden-Invasion bringt Thor (Chris Hemsworth) seinen Adoptivbruder heim nach Asgard, wo er von Odin (Anthony Hopkins) ins Gefängnis gesteckt wird. Ferner hat der Donnergott allerlei damit zu tun, die neun Welten zu befrieden, während sich die "Konvergenz", ein nur alle paar tausend Jahre auftretender Dimensonsriss zwischen den Planeten Yggdrasils, nähert. Damit lauert auch die heiß ersehnte Chance für den Dunkelelfen-Herrscher Malekith (Christopher Eccleston), der mithilfe einer furchtbaren Waffe, des "Äther", das gesamte Universum in Dunkelheit zu stürzen und zu beherrschen trachtet. Thors Geliebte Jane Foster (Natalie Portman) unterstützt Malekiths Streben unbewusst durch ihre wissenschaftliche Neugier. Thor bleibt nur eine Möglichkeit, aus dem von seinem Vater hermetisch abgeriegelten Asgard zu entkommen und gegen Malekith zu ziehen: er muss sich mit dem verschlagenen Loki verbünden...

Ein ordentlicher Popcorn-Film, laut, knallig und audiovisuell ohne Unterlass affizierend, wenngleich hier und da etwas zu vehement nach den jüngst von mir geschauten, späteren "Star-Trek"-Filmen duftend. Romulaner, Remaner, Dunkelefen? Alles irgendwie ein Süppken. Als zweiter Film der zweiten Welle von Marvel-Abenteuern, die wohl im nächsten Jahr mit "The Avengers: The Age Of Ultron" einen hoffentlich wiederum glorreiches Finale erleben wird, fällt "The Dark World" eigentlich eher weniger ins Gewicht, wobei ich einräumen muss, dass mich Thor von allen Marvel-Helden stets mit am wenigsten interessiert hat. Dennoch hat mir der über sich selbst staunende Vorgänger leicht besser gefallen.
Dass der wiederum brillante Tom Hiddleston nicht nur die interessantere Rolle spielt, sondern im Vergleich zu Hemsworth auch der wesentlich charismatischere (und befähigtere) Schauspieler ist, wird neuerlich deutlich, wie der Film auch sonst auf eine sympathische Figuren- und Darstellerriege präsentiert. Aber das ist eben das verschlungene Comic-Wurzelwerk; dessen unerschöpfliches Potenzial an Geschichten, Querverweisen und Charakteren machen es den qualitativ nicht oder nur unwesentlich nachlassenden Marvel-Adaptionen in Kombination mit der wirklich liebevollen Produktion fast unmöglich, größflächig zu scheitern. Etwas gestört haben mich die dummen Witzchen und Sprüchelchen, für die in erster Instanz Portmans sidekick Kat Dennings (so heißt tatsächlich nicht die Figur, sondern die Actrice) zuständig ist. Gewohnt witzig dafür wie üblich der Cameo von unser aller Großmeister Stan "The Man". Excelsior!

7/10

Alan Taylor Marvel Comic Superhelden Thor Götter Aliens London Sequel


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ROMAN HOLIDAY (William Wyler/USA 1953)


"You should always wear my clothes."

Roman Holiday (Ein Herz und eine Krone) ~ USA 1953
Directed By: William Wyler

Die junge engische Thronfolgerin Prinzessin Ann (Audrey Hepburn) ist auf Staatsbesuchsreise durch Europa. In Rom wird ihr der sie umgebende Trubel um all die engmaschigen Besuchstermine und die höfischen Etikette zuviel. Nach einem halben Nervenzusammenbruch erhält sie ein Sedativ und büchst danach aus der Botschaft aus. Auf der nächtlichen Straße findet sie der amerikanische Journalist Joe Bradley (Gregory Peck) und nimmt die schlaftrunkene Schöne mit in sein Appartement. Erst am nächsten Morgen wird ihm bewusst, wen er da eigentlich aufgegabelt hat, ohne, dass Ann ihrerseits dies bemerkt. Zusammen mit seinem Kumpel, dem Photographen Irving (Eddie Albert), initiiert Joe eine eintägige Exklusivreportage über die sich freistrampelnde Prinzessin. Als er sich jedoch in das bezaubernde Wesen an seiner Seite verliebt, muss er seine Pläne überdenken.

Diese bittersüße Liebeskomödie zählt zu Wylers vielen Meisterwerken, was der Regisseur allerdings auch dem zu keinem Zeitpunkt je in den Kitsch abdriftenden Script des zu dieser Zeit auf der Schwarzen Liste befindlichen Dalton Trumbo zu verdanken hat. Mit Audrey Hepburn, der tatsächlich ein paar blaublütige Gene durch die Venen schossen, ward die perfekte Verkörperung für die einerseits fragile und andererseits doch so pflichtbewusste Prinzessin gefunden. Nach einigen wenigen und wenig beachteten Minirollen in europäischen Produktionen begründete "Roman Holiday" ihr knapp zwei Jahrzehnte währendes stardom als einer der schönsten Schwäne Hollywoods, die Filmromanzen mit den ganz großen, häufig auch deutlich älteren Ikonen des golden und silver age pflegen durfte, wobei seltsamerweise die vielumschriebene "Chemie" zwischen ihr und ihren männlichen Partnern stets authentisch wirkte - vermutlich auch dies ein Verdienst des ihr eigenen, turmhohen Charmes. Gregory Peck bildete in diesem Punkt sogleich einen formidablen Auftakt, wenn ihm am Ende auf der Pressekonferenz, als er Anne das vermutlich letzte Mal zu Gesicht bekommt, die Tränen in den Augen stehen im Bewusstsein, mit dem vielleicht ungeheuersten Verlust seines Lebens fertig werden zu müssen, dann nimmt man ihm dies mit aller Konsequenz ab. Für Wyler dürfte seine Geschichte dieser 24 römischen Ferienstunden bei so viel geballter, kreativer Unterstützung nahezu ein Selbstläufer gewesen sein.

9/10

William Wyler Standesdünkel Rom Adel amour fou Dalton Trumbo Coming of Age


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THE INTERNSHIP (Shawn Levy/USA 2013)


"Hell of a summer."

The Internship (Prakti.com) ~ USA 2013
Directed By: Shawn Levy

Billy (Owen Wilson) und Nick (Vince Vaughn) sind nicht nur beste Kumpel, sondern auch zwei exzellente Außendienst-Verkäufer. Als ihre Traditionsfirma dichtmacht, stehen sie auf der Straße. Da hat Nick die gloriose Idee, sich für ein Praktikum bei dem Internet-Multi Google zu bewerben. Den erfolgreichsten Absolventen winkt zum Ende hin ein Festvertrag. Dumm nur, dass Billy und Nick mit Anfang 40 zu einer Generation gehören, für die das Aufwachsen mit Twitter und Smartphone nicht selbstverständlich ist - mit anderen Worten: Sie haben keinen Plan von dem, worauf sie sich da eigentlich einlassen. Umso kritischer nehmen sie ihre halb so alten Mitpraktikanten wahr. Dennoch finden sie sich einem Team zugeordnet, das vor allem von Billys und Nicks menschlichem Impact, ihren charmant überspielten Schwächen und ihrer Lebenserfahrung profitiert.

Als - verhaltene - Komöde um Generationskonflikte und Kulturpessimismus taugt "The Internship" durchaus; in seinem Versuch, zwischen der nun auch nicht mehr ganz so jungen Base der "Frat-Pack"-Fans und die des sub-zwanzigjährigen Nachwuchspublikums zu schlagen, scheitert er jedoch - wenngleich auf liebenswerte Art. Von dem Brachialhumor, der die früheren Phillips-Komödien auszeichnet (es verwundert angesichts Besetzung und Thematik fast, dass selbiger hier nicht als Regisseur antrat), ist nicht mehr viel zu spüren. "The Internship" nimmt sich mit Ausnahme einer in der unzensierten Version ausgedehnten Strip-Club-Szene, in der denn auch einiges an Alkohol fließt, recht hausbacken aus. Tatsächlich rekultiviert er, insbesondere durch den selbstreflexiven Einsatz diverser entsprechender Zitate, die Konzepte der häufig von Simpson und Bruckheimer produzierten Achtziger-Erfolgsstorys, in denen ein Individuum oder eine kleine Gruppe von Außenseitern allen Widernissen zum Trotze mikrokosmisch reüssierte und damit symbolisch den amerikanischen Erfolgstraum träumte. Ähnliches gabe es bereits in "Old School", jedoch auf einem betont anarchischen, entgleisten Level. Hier tritt mit Google ein wahrhaftiges Kapitalismuskonstrukt auf den Plan, das den Film durchaus als Werbeplattform benutzt, ganz ähnlich, wie es die U.S. Navy seinerzeit via "Top Gun" praktizierte. Nun, eine vielleicht probate Realitätsanbindung ist damit in der einen oder anderen Form gegeben; nicht jedoch die notwendige Distanz, derer es Filmen dieser Art bedarf, um auf ihre Art zumindest halbwegs seriös zu wirken. Einem zweistündigen Werbespot mag sich schließlich niemand freiwillig aussetzen, auch dann nicht, wenn darin mal kurz Will Ferrell in gewohnt grandioser Pose herumspalkt.

5/10

Shawn Levy Frat Pack Internet Google Freundschaft Satire San Francisco Kalifornien


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EMBRYO (Ralph Nelson/USA 1976)


"No. Don't."

Embryo ~ USA 1976
Directed By: Ralph Nelson

Der Genetik-Wissenschaftler Paul Hollison (Rock Hudson) fährt nachts auf regennasser Straße eine trächtige Dobermann-Hündin an. Das Tier stirbt, doch Hollison gelingt es, einen der Föten mithilfe einer von ihm entwickelten, placentalen Lösung außerhalb des Mutterleibs am Leben zu erhalten. Binnen einer Rekordzeit von wenigen Tagen entwickelt sich das kleine Wesen nicht nur zu einem ausgewachsenen, prächtigen Hund, sondern erweist sich zudem als hyperintelligent, lernbegierg und vor allem von insgeheim grausamem Wesen. Hollison beschließt, dasselbe Experiment mit einem menschlichen, weiblichen Embryo durchzuführen. Er erhält ein Versuchsobjekt, dessen Mutter Selbstmord begangen hat. Auch hier gelingt die Anordnung mit derselben Rasanz wie bei der 'No. 1' getauften Hündin. 'Victoria' (Barbara Carrera) wächst rasch zur erwachsenen, superintelligenten Schönheit heran. Hollison gibt sie als Assistentin aus und verliebt sich in sie, derweil Victorias Alterungsprozess nach wenigen Tagen Pause wieder rapide einsetzt. Um zu überleben, benötigt sie die Zellen eines sechs Monate alten Fötus. Und ausgerechnet Hollisons Schwiegertochter (Anne Schedeen) ist just in der passenden Schwangerschaftswoche...

Wie viele eigentlich keinem Genre direkt verpflichteten Filmemacher versuchte sich auch Ralph Nelson Mitte der Siebziger an einem phantastischen Stoff: Ein Retortenbaby, äußerlich und innerlich perfekt, dabei jedoch zugleich von folgerichtiger emotionaler Kälte, wird zur femme fatale, die um des eigenen Überlebens Willen die Familie ihres "Erschaffers" zerstört. Erst viel zu spät erkennt Paul Hollison, der sich von der faszinierenden Schönheit und Intelligenz Victorias blenden ließ, welch gottlosen Fehler er gemacht hat und versucht hernach mit aller Vehemenz, diesen wieder auszuwetzen. Hierin liegt zugleich auch die Unentschlossenheit des ansonsten durchaus respektablen Films: Er findet keine vollwertige Balance zwischen seinem grellen Horrorthema einerseits und dem Drama des frankenstein'schen Geschöpfs andererseits. Wie alle Homunculi in Literatur und Film will Victoria lediglich das, was ihr von der Sekunde ihrer "Geburt" an metamoralisch zusteht: Mehr Leben. Dass sie, um sich jenes anzueignen, Schritte unternehmen muss, die andere Existenzen gefährden, ist weniger einem wie auch immer gearteten, bösartigen Naturell zuzuordnen, sondern ihrer emotionalen Ungeschliffenheit: Durch ihren überlegenen Genotyp ist Victoria zwar in der Lage, sich körperlich und geistig bis zur Vollkommenheit zu entwickeln, ihre Fähigkeit zur Empathie, zu emotionaler Reife somit, muss jedoch im Stadium eines eine Woche alten Kindes verbleiben. Folglich bleibt Nelson seinem Publikum vor allem zum Ende hin die Frage schuldig, ob er eher klassischen SciFi-Horror oder ein fortschrittskritisch-existenzialistisches Drama intendierte.

6/10

Ralph Nelson amour fou mad scientist Hund Schwangerschaft Experiment Genforschung





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