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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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HOOSIERS (David Anspaugh/USA 1986)


"Welcome to Indiana basketball."

Hoosiers (Freiwurf) ~ USA 1986
Directed By: David Anspaugh

1951 kommt der Sportlehrer und Kriegsveteran Norman Dale (Gene Hackman) auf Bitten seines alten Freundes Cletus (Sheb Wooley) in das Provinzstädtchen Hickory, Indiana, um dort das Basketball-Team zu coachen. Die kleine Mannschaft, die 'Huskers', ist Hickorys ganzer Stolz, umso sensibler reagiert man auf Normans unkonventionelle Trainingsmethoden und seine unerbittliche Stringenz im Umgang mit den Spielern. Man versucht schließlich, Norman aus seiner Position herauszupetionieren, doch durch die Intervention des einsamen Basketball-Cracks Jimmy Chitwood (Maris Valainis) bleibt Norman in Amt und Würden und schafft es sogar, dem miserablen Dorfsäufer Shooter Flatch (Dennis Hopper) neue Hoffnung zu vermitteln. Am Ende der Saison führt Norman seine Huskers zum Sieg über Indianapolis im Regionalliga-Finale.

Das Wunder von Indiana: Ein schlichter, schöner Film ist David Anspaughs "Hoosiers", der vor ernsthafter Liebe zu seinen Figuren und vor Emotionalität strotzt und der überzeugt davon ist, dass es im Grunde keine schlechten Menschen gibt, nur Widerspenstige, die manchmal erst zum Umdenken genötigt werden müssen. "Hoosiers", in England als "Best Shot" bekannt, ist ein Film, den besonders Amerikaner lieben sollten. Er kokettiert förmlich mit den Idealen der nationalen Grundfesten, zeigt, dass Durchsetzungsvermögen und Überzeugung einen überall hinbringen können und kultiviert, wie die meisten großen US-Sportfilme, den Mythos vom american dream, der den (oder die) verdienten underdogs bis an die Spitze trägt; in diesem Falle in moralisacher wie erfolglicher Hinsicht. "Hoosiers" tut gut, er wärmt Herz und Seele und überzeugt sicherlich auch den einen oder anderen Kitschfeind, schon allein deshalb, weil seine wunderbare Besetzung um Hackman, Hopper und die tolle Barbara Hershey selbst so überzeugt auftritt.

8/10

David Anspaugh period piece Alkohol Basketball Indiana Kleinstadt


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AVENGING FORCE (Sam Firstenberg/USA 1986)


"Your fight is my fight."

Avenging Force (Night Hunter) ~ USA 1986
Directed By: Sam Firstenberg

Ein Revidierungseintrag ist eine Premiere in meiner nunmehr achteinhalb Jahre währenden FTB-"Karriere", in diesem Falle aber dringend notwendig. Nachdem ich Firstenbergs Film bei einem Kumpel gestern im Zuge eines Themenabends im Gefolge von seinem "Revenge Of The Ninja" und der integralen, aufgemöbelten Bootleg-Fassung von Gordon Hesslers "Pray For Death" auf Großleinwand schauen durfte, bin ich über meinen arrogant formulierten, halbherzigen Eintrag von 2005 mittelmäßig entsetzt. Muss damals einen schlechten Tag gehabt haben, da "Avenging Force", wie ich ja damals bereits schrieb, eigentlich ein alter Lieblingsfilm ist. Gestern, respektive heute morgen in aller Früh wurde mir wieder klar, warum: Firstenberg hat nach "American Ninja" mit dem darin vorgestellten winning team Dudikoff/James seinen besten Film vorgelegt, einen beinharten Manhunt-Thriller, der, mit heiligem Ernst vorgetragen, das Resultat allseitiger Profiarbeit von Überzeugungstätern darstellt. Die freundschaftliche Chemie von Dudikoff, der hier wirklich spielt, und James geht spürbar über das berufliche Verhältnis hinaus, man wird gewahr, dass die beiden harten Herren sich auch abseits der Kamera gut verstanden haben müssen. Umso glaubwürdiger die Rachegeschichte, in deren Präludium Larry Richards' (James) gesamte Familie der bösen Pentangle-Bruderschaft zum Opfer fällt. Das Schurken- und Jägerquartett Ryan/Wallace/Alaimo/Johnson (der mir neulich noch als Türsteher in "Valley Girl" ins Auge gefallen war) nebst seiner bizarren, martialischen Aufmärsche in den Bayous ist umwerfend (Ryans Sterbeszene ist der Hammer; dass er nicht auch noch schmilzt, verwundert geradezu); die an Hills "Southern Comfort" gemahnenden Verweise an das für Außenstehende höchst eigenartig anmutende Cajun-Milieu sind großartig. Und welcher bärtige Stuntman gibt sich die Ehre seiner zwingenden Präsenz? Kane "Victor Crowley" Hodder ist's! Irgendwie scheint sich gegen Ende des Kalenderjahres nochmal alles puzzlegleich zu fügen...
Jedenfalls: Kombiniert mit George S. Clintons blechern-schepperndem Südstaaten-Sound ergeben all diese Versatzstücke eine höchst ambitionierte Genre-Mischung, die ihren ganz speziellen, unikalen Touch besitzt und die unbedingt ihren festen Platz im Pantheon der großen Menschenjagd-Filme von "The Most Dangerous Game" bis "Surviving The Game" zugewiesen bekommen muss.
Ein kleines Sahneschnittchen und mithin ein Film der Superlativen: Einer der besten Cannon-Actioner, Firstenbergs bester, Dudikoffs bester.

8/10

Sam Firstenberg Cannon Buddy Movie New Orleans Louisiana Mardi Gras Sumpf Menschenjagd Südstaaten


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THIS IS THE END (Seth Rogen, Evan Goldberg/USA 2013)


"The fucker's got to go!"

This Is The End ~ USA 2013
Directed By: Seth Rogen/Evan Goldberg

Während einer Einweihungsparty in James Francos Haus geschieht es: Die Apokalypse bricht sich Bahn und die Tore zum Inferno öffnen sich. Während alle Menschen reinen Herzens umgehend ins Paradies eingehen, müssen sich Franco und seine Gäste Seth Rogen, Ja Baruchel, Jonah Hill, Craig Robinson und der eigentlich uneingeladene Danny McBride alles Mögliche einfallen lassen, um nicht von irgendwelchen Höllendämonen aufgefressen zu werden. Nach diversen Streitigkeiten und anderen Abenteuern findet man dann heraus, das man durch einen Akt der selbstlosigkeit doch noch in den Himmel gelangen kann.

Habe sehr gelacht über und mit diese® spaßige(n), pronociert alberne(n) Nabelschau der jungen, sich selbst darstellenden US-Komikergilde, in der die Schauspieler sich und ihren Lebensstil mittels einer freiwilligen, zum Teil aber auch unfreiwilligen Selbstparodie aufs Korn nehmen. Wo die mitunter erstaunlich offenherzigen Selbstbespuckungen anfangen und aufhören, wäre müßig zu umschreiben, wichtig ist allein, dass "This Is The End" als umfassendes Spaßprodukt mit hinreichend Ambition durch alle Mitwirkenden supergut durchläuft und seine zum Teil hemmungslosen Albernheiten herzhaft professionell darbietet. aran erkennt man die beteiligten Talente. Würde der Film nicht mit einem - durch Baruchel auch noch wunschartig herbeigeführten, von allen frenetisch bejubelten Auftritt der ekelhaften Backstreet Boys (warum hat man nicht einfach Sabbath genommen - oder hat man die nicht gekriegt?) abschließen, er wäre grenzperfekt. So muss man sich zum Abschluss einen üblen Dämpfer bieten lassen, nicht zuletzt, da sich zumindest die musikalische Geschmackssicherheit von Rogen & Co. im Nachhinein unheiligst in Frage gestellt findet...

8/10

Seth Rogen Evan Goldberg Hollywood Apokalypse Satan Satire Exorzismus Kannibalismus


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ELYSIUM (Neill Blomkamp/USA 2013)


"What's in it for the hippo?"

Elysium ~ USA 2013
Directed By: Neill Blomkamp

Mitte des 22. Jahrhunderts hat die sozialökonomische Schere endgültig auch ihre lokale Entsprechung gefunden: Die Superreichen leben nicht mehr auf der vom Pöbel übervölkerten Erde, sondern auf der im Orbit kreisenden Raumstation 'Elysium' mit souveräner Regierung und strengsten Sicherheitsvorkehrungen, die ein unbefugtes Eindringen möglicher asozialer Elemente verhindern. Nachdem der Arbeiter Max Da Costa (Matt Damon) sich tödlicher Strahlung ausgesetzt und nurmehr fünf Tage zu leben hat, gibt es für ihn nur den letzten Ausweg, nach Elysium zu gelangen, wo seine Krankheit binnen Sekunden geheilt würde. Dafür muss er jedoch zunächst für den Schwarzmarkthändler Spider (Wagner Moura) einen Auftrag erfüllen: Er soll einen der Bonzen abfangen und sein Gedächtnis scannen. Ausgerüstet mit einem kräftepotenzierenden Exo-Skelett wählt Max für diesen Job seinen Boss (William Fichtner) und schlittert damit nichtsahnend mitten in eine Verschwörungsaffäre.

Ähnlich wie in "District 9" bleibt der Vortrag um eine sozialkritisch angelegte Dystopie, die letzten Endes doch bloß bereits etablierte, gegenwärtige Verhältnisse widerspiegelt, völlig oberflächlich und vulgär. Wer Blomkamp abnimmt, dass er zuvorderst darauf aus ist, hellsichtiges SciFi-Kino mit parabolischer Metaebene zu schaffen, der versucht wahrscheinlich auch, im Zoo die Eisbären zu kraulen. "Elysium" ist vor allem ein futuristischer, zugegeben kompetent gemachter Actionfilm mit knackiger Gewalt, dessen gesamtes Ideenkonglomerat sich aus klassischen Genreversatzstücken speist. Blomkamps Film kracht hier und da ordentlich, hat mit dem neuerlich besetzten Südafrikaner Sharlto Copley einen schön bekloppten Schurken an Bord, ist spaßig und nett anzuschauen. Sein (möglicher) Versuch allerdings, eine intelligente Allegorie im rezeptionsattraktiven Gewand reinen Unterhaltungskinos unters Volk zu bringen, überbietet garantiert zu keiner Sekunde das Niveau allerordinärster Thekenphilosophie.

6/10

Neill Blomkamp Zukunft Dystopie Los Angeles


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BULLETS OVER BROADWAY (Woody Allen/USA 1994)


"Where I come from, nobody squeals!"

Bullets Over Broadway ~ USA 1994
Directed By: Woody Allen

New York in den bleihaltigen Zwanzigern: Der junge, intellektuelle Dramatiker David Shayne (John Cusack), sieht keine Möglichkeit, sein neuestes Stück "God Of Our Fathers" auf die Bühne zu bringen, da ihm die nötige Finanzierung fehlt. Da handelt sein Agent Julian Marx (Jack Warden) einenSponsorenvertrag mit dem Gangsterkönig Nick Valenti (Joe Viterelli) aus. Bedingung: Valentis Liebchen, die stupide Revuetänzerin Olive (Jennifer Tilly), erhält eine Rolle in Davids Stück. Nicht nur Olive, auch der Rest der Besetzung erweist sich als - gelinde gesagt - exzentrisch, so dass die Inszenierung allenthalben im Chaos zu versinken droht. Ausgerechnet Olives Beschützer, der Mafia-Killer Cheech, (Chazz Palminteri) rettet "Gods Of Our Fathers", indem er heimlich und lediglich unter Davids verblüffter Kenntnis, einige elementare Dialogpassagen umschreibt.

In bester Screwball-Tradition stehend ersann Woody Allen mit "Bullets Over Broadway" einen Film, der auch jedem klassischen Dialog-Komödienregisseur von Sturges bis Wilder alle Ehre gemacht hätte. Der Einfall, hehre Kunst und brutale Unterwelt im Zeitalter der Prohibition aufeinanderprallen zu lassen, ist ebenso famos wie einleuchtend und erhält eine kongeniale Umsetzung. Nach "The Purple Rose Of Cairo" und dem wunderschönen "Radio Days" beweist Allen erneut, wie brillant er period movies im Griff hat und dass sein monumentales Talent für die Kreierung komischer bis abstruser Szenarien gerade auf diesem Sektor stets zu voller Entfaltung gerät. Ein Clou außerdem seine Darstellerriege - handverlesen und bis in die letzte Rolle von Personal getragen, das auch partiell durch niemand anderen hätte ersetzt werden mögen.

9/10

Woody Allen New York Broadway Theater period piece Boston


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BONES (Ernest Dickerson/USA 2001)


"I'm on a high... a supernatural high!"

Bones ~ USA 2001
Direced By: Ernest Dickerson

Vor zwanzig Jahren galt Jimmy Bones (Snoop Dogg), der sein Vermögen als Lotterie-Organisator machte und "sein" Viertel als guter Samariter stets bei Laune zu halten wusste, als leuchtender urbaner Held. Dann jedoch wurde er von einem Team aus vermeintlichen Partnern und korrupten Cops hintergangen und ermordet, als es darum ging, in Bones' Nachbarschaft einen umfassenden Crack-Markt zu etablieren. Heute steht Bones' Haus immer noch leer, es gilt als verflucht und tatsächlich muss jeder, der in die Nähe des Gemäuers gelangt, um Leib und Seele fürchten, denn Bones' unheiliger Geist bevölkert tatsächlich noch das alte Gebäude. Ausgerechnet hier will Patrick (Khalil Kain), Sohn eines der einstigen Mitverschwörer gegen Bones, Jeremiah Peet (Clifton Powell), einen hippen Musikclub eröffnen. Entgegen der Ängste seines Dads, der um den Fluch, der auf dem Haus lastet, weiß, realisieren Patrick und seine Kumpels diesen Plan und bekommen es bald mit dem wiedererwachten Bones zu tun, der auf späte Rache sinnt...

Eine tolle Blaxploitation-Reaktivierung mit ordentlich Soul und Blut in den Eingeweiden. Für Snoop Dogg eine willkommene Gelegenheit zur Selbstdarstellung als ordnungsliebender pimp, den man jedoch nicht über Gebühr reizen sollte, machen vor allem Dickersons inszenatorische Ideen den Film zu einem großen Spaß: Zunächst wäre da Bones' Wohnhaus zu nennen, außen wie innen eine wundervoll modrige location, dann sind da die famos inszenierten Rückblenden in die Spätsiebziger, die wunderbar albernen Einschübe um sprücheklopfende, abgetrennte Schädel und schließlich des Films Ehererbietung an vergangene Genre-Zeiten, indem er sein Blut so dickflüssig und hellrot wie anno dazumal fließen lässt.
"Bones" gibt sich rundum artifiziell, konstruiert, sowie als liebenswerte Hommage und bewältigt diese Intention letztlich bravourös. Dass er auf der anderen Seite als originärer Genrefilm vermutlich weitgehend inakzeptabel ist, sollte einen nicht von einer nächtlichen Liaison mit Jimmy Bones abhalten...

7/10

Ernest Dickerson Blaxploitation Fluch Haus Splatter Rache


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THE JANUARY MAN (Pat O'Connor/USA 1989)


"I'm going to go home, mix some paint, and try to create something original."

The January Man (Im Zeichen der Jungfrau) ~ USA 1989
Directed By: Pat O'Connor

Um einen seit elf Monaten immer wieder zuschlagenden Serienkiller dingfest zu machen, beordert der New Yorker Bürgermeister Flynn (Rod Steiger) den mittlerweile als Feuerwehrmann tätigen, exzentrischen Profiler Nick Starkey (Kevin Kline) zurück in den Polizeidienst, der einst wegen einer ungeklärten Korruptionsaffäre den Hut nehmen musste. Sewinem Bruder, dem Commissioner Frank Starkey (Harvey Keitel) sowie Captain Alcoa (Danny Aiello), ist Nicks Re-Aktivierung ein Dorn im Auge, nicht so jedoch des Bürgermeisters Tochter Bernadette (Mary Elizabeth Mastrantonio), die sich heftig in Nick verliebt.

Ein höchst eigenartiger Film ist "The January Man", dennoch mochte ich ihn aus naheliegenden Gründen immer recht gern. Wer eine konventionelle Serienkiller-Hatz erwartet, der ist zunächst einmal schiefgewickelt und wird sich nachhaltig enttäuscht finden: Spannend ist O'Connors Film nämlich faktisch gleich null und die obligatorische Konfrontation zwischen Held und Übeltäter am Ende ist zu allem Überfluss eine burleske Farce. Der Serienmörder, der immerhin elf Opfer zu verantworten hat, entpuppt sich trotz vorheriger Geheimnistuerei als geschminkte, bislang uneingeführte Figur, vorheriges Rätselraten und Verdächtigen seitens des Publikums läuft somit frontal vor die Wand. Als Krimi oder gar Thriller ist "The January Man" somit ein lupenreiner Rohrkrepierer, nicht so jedoch als Schauspielerfilm, der über sieben bestens aufgelegte Musterexemplare ihrer Gattung verfügen kann und diese so gut es geht, unter einen Hut bringt. Neben den Erwähnten finden sich noch Susan Sarandon und Alan Rickman als exzentrischer Maler ein, letzterer im Zuge einer figural betrachtet vollkommen redundanten Vorstellung, der im Prinzip nichts zum Plot beiträgt, mit Ausnahme seiner reinen Präsenz. Da es sich jedoch um Alan Rickman handelt und dieser in jenen Tagen zu den coolsten Darstellern des Planeten zählte, nimmt man einen solch überflüssigen Luxus nur umso lieber mit. Nein, "The January Man" ist kein Genrefilm, nötigenfalls kann man ihn als "Genrefilm" bezeichnen, "der keiner ist". Aber gerade in seiner lässig dargebrachten Enttäuschung von Erwartungshaltungen gefällt er mir.

7/10

Serienmord Pat OConnor New York Norman Jewison


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HOT SPUR (Lee Frost/USA 1968)


"You're my wife and that's why you have to obey!"

Hot Spur (Heiße Sporen) ~ USA 1968
Directed By: Lee Frost

Der Mexikaner Carlo (James Arena) befindet sich auf einem Rachefeldzug: Nachdem einst seine ältere Schwester in seinem Beisein von einer Gruppe rassistischer Weißer vergewaltigt wurde und sich danach erschoss, jagt er die Übeltäter und bringt sie einen nach dem anderen zur Strecke. Auf seiner Liste fehlt nur noch der Rancher O'Hara (Joseph Mascolo), der sich seit damals um keinen Deut gebessert hat. Nicht genug damit, dass er ausschließlich schmierigstes Volk auf seinem Gut beschäftigt, behanddelt er seine Frau Susan (Virginia Gordon) auch noch wie den letzten Dreck. Carlo entführt Susan, verschanzt sich mit ihr auf einer Hütte den Bergen, macht sie sich gefügig und wartet dort auf O'Hara und seine Männer.

Der Exploitation- und Trash-Western wartet, zumal in den USA und damit dem Ursprungsland des Genre, mit nur wenigen Vertretern auf. Zwei davon, "Hot Spur" und der nachfolgende "Scavengers", die auch hierzulande eine bunte Zensurgeschichte auf dem Kerbholz haben, gehen auf das Konto des berüchtigten B-Filmers Lee Frost. "The Hot Spur" interessiert sich vor allem für die wesenhafte Misogynie der Cowboys und Westleute, die offenbar nichts anderes im Sinn hatten, als Frauen, mit Vorliebe Mexikanerinnen, für die Auslebung ihrer schmutzigen Fantasien zu missbrauchen. Frost zeigt so detailliert, wie es ein Softporno gestattet, mit welch unangenehmem Habitus man dabei vorzugehen pflegte. So ist "The Hot Spur" vor allem ein ausgesprochen hässlicher Film geworden, allerdings unter Vorsatz und vielleicht sogar ein wenig konzipiert als Zerrspiegel des klassischen Studiowestern. Ich nehme an, Frot hat sich beeinflussen lassen von Peckinpah und auch Leones "C'Era Una Volta Il West", jedenfalls sprechen diverse seiner verbratenen Einfälle dafür. Am Ende kopiert er sogar in halbwegs stilsicherer Form die Finaleinstellung aus Fords "The Searchers" und stellt nicht nur damit unter Beweis, dass ihm durchaus ein gewisser Kunstverstand zu Eigen war. Im Allgemeinen ist Frosts Inszenierung, bis auf jene langweilige, dramaturgisch oftmals forciert herbeigeführte und pathologische Zurschaustellung von Schmuddelsex in ihrer kantigen Rauheit durchaus sehenswert. So oder so - ein Mann, der was zu sagen hatte.

6/10

Lee Frost Independent Rache Exploitation Vergewaltigung


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HATCHET III (BJ McDonnell/USA 2013)


"I should have gone on the swamp tour."

Hatchet III ~ USA 2013
Directed By: BJ McDonnell

Marybeth (Danielle Harris) glaubt, sie habe Victor Crowley (Kane Hodder) endgültig erledigt, doch der Unhold ersteht bereits in der folgenden Nacht in seiner vorherigen Form wieder auf. Ein Spurensicherungs-Team, das Honey Island untersucht, nachdem Marybeth sich bei Sheriff Fowler (Zach Galligan) gemeldet hat und von diesem wegen dringenden Tatverdachts verhaftet wird, bekommt es mit Crowley zu tun, der kurzerhand aus fast allen Anwesenden Schaschlik macht. Fowler rückt mit einer SWAT-Einheit nach, doch auch diese ist, wie sich zeigt, schlecht beraten, sich vor Ort einzufinden - trotz schwerer Artillerie. Derweil hat Fowlers Ex-Frau, die Crowley-Expertin Amanda (Caroline Williams), eine todsichere Idee, wie dem unzerstörbaren Geist ein für allemal der Garaus zu machen ist...

Für den weiterhin formidablen Abschluss der "Hatchet"-Trilogie überließ Green dem renommierten Kameraschwinger BJ McDonnell das Regiefeld und fuhr damit alles andere als schlecht: In Breitwand und erlesenen Bildern lässt McDonnell Victor Crowley in nochmals vergrößertem Maßstab eine veritable Splatterorgie vom Stapel brechen, in der, so nicht bereits in den Vorgängern geschehen, kaum eine Idee, die jeder altgediente gorehound entweder bereits halbherzig durchgeführt erlebt hat oder aber sich im stillen Kämmerlein ausgedacht und nie vorzutragen gewagt hat, durchzuexerzieren unterlassen wird. Etwas unkomplizierter formuliert: Es geht wieder zur Sache, ma chère, und nicht zu knapp. Dass Green und McDonnell uns am Ende mit einer wunderbar handgemachten melting sequence beglücken, ist da nur das Tüpfelchen auf dem i, wobei, wenn ich richtig aufgepasst habe, doch noch ein Hintertürchen für eine weitere Fortsetzung offengelassen wurde. Nachdem Crowley/Kane Hodder im letzten Film gegen "Leatherface" R.A. Mihailoff anzutreten hatte, kämpft er diesmal übrigens gegen keinen geringeren als Derek Mears, wie man viellewicht weiß, der Remake-Jason-Vorrhees. Zwei Generationen Jason gegeneinander, das ist allerbestes Fanfutter. Wie auch die weitere Besetzung manches Wiedersehen mit alten Genre-Bekannt- und Liebschaften ermöglicht; den guten Sid Haig sowie die in den Vorgängern sich die Ehre gebenden Tom Holland, John Carl Buechler, Lloyd Kaufman oder Mike Mendez kann, darf und mag kein name dropper unerwähnt lassen.

7/10

Adam Green BJ McDonnell Victor Crowley Sequel Louisiana New Orleans Sumpf Splatter Slasher


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HATCHET II (Adam Green/USA 2010)


"Hey, man. Who's Victor Crowley?"

Hatchet II ~ USA 2010
Directed By: Adam Green

Marybeth (Danielle Harris) überlebt mit Mühe und Not die Konfrontation mit Victor Crowley (Kane Hodder) und kann sich zurück in die Stadt retten. Dort geht sie schnurstracks zu Reverend Zombie (Tony Todd), der alles über Crowleys Geschichte weiß und den Marybeth um Hilfe bittet, dem Monster endgültig den Garaus zu machen. Zombie jedoch spielt sein höchsteigenes Spiel: Er organisiert eine großangelegte Jagd auf Crowley mit dem Ziel, dass dieser seine eigentliche Rache vollenden kann, der Fluch sich löst und Zombie wieder gefahrlose Sumpffahrten organisieren kann. Doch Victor Crowley lässt sich nicht manipulieren...

Nahtlos an den Vorgänger anknüpfend und bei gleichbleibender Qualität wurde die Protagonistin mit der bezaubernden Danielle Harris umbesetzt, Tony Todds Part, zuvor lediglich als Cameo angelegt, entschieden ausgebaut und das Gaststar-Konzept ebenfalls deutlich umfassender gestaltet. Adam Greens eigener Cameo aus Teil 1 entwickelt sich weiter zum Running Gag und auch die Reminiszenzen, Selbstverweise und in-jokes gestalten sich nunmehr noch vielgestaltiger. Crowley bekommt durch eine potenziell wesentlich höhere Opferanzahl entsprechend mehr zu tun und scheint seiner "Aufgabe" sogar noch etwas pedantischer nachzugehen als zuvor. Einmal mehr wird deutlich, was die einstigen "Friday The 13th"-Macher sich ein Vierteljahrhundert zuvor versagen mussten und was im Gegensatz zu damals heute visuell möglich ist. Damals hätten die Fanboys davon geträumt, Jason so eingehend bei der Arbeit zusehen zu können, heute, im Dunstkreis um einen Victor Crowley, stellt all das kein Problem mehr dar. Unrated, uncensored, ungebremst. Wobei Tony Todd den großartigsten kill abbekommen hat. Wow.

7/10

Adam Green Victor Crowley Sequel New Orleans Splatter Slasher Sumpf Louisiana





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Funxton

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