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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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FRAILTY (Bill Paxton/USA 2001)


"There is no God."

Frailty (Dämonisch) ~ USA 2001
Directed By: Bill Paxton

Eines Abends schneit ein Mann (Matthew McConaughey), der sich als Fenton Meiks ausgibt, in das Büro des FBI-Agenten Wesley Doyle (Powers Boothe) und eröffnet diesem, er könne ihn zum gesuchten "Hand-Gottes-Killer" führen, einem Serienmörder, der seine Taten offenbar in spirituellem Auftrag vollzieht. Während eines langen Gesprächs berichtet Fenton von seiner Kindheit, in der er (Matt O'Leary) und sein jüngerer Bruder Adam (Jeremy Sumpter) unter ihrem fanatischen Vater (Bill Paxton) aufwachsen mussten, der sich eines Tages als "von Gott erleuchtet" wähnt und behauptet, der Herr habe ihn beauftragt, eine ganze Liste von Dämonen in menschlicher Gestalt zu vernichten. Fenton wird unweigerlich Zeuge, wie sein Vater sich zum Serienkiller entwickelt und sieht den einzigen verbleibenden Ausweg, ihn aufzuhalten, darin, ihn zu töten. All das ist viele Jahre her - wer also hat dann die jüngsten Taten begangen?

Sauber inszeniert, mitreißend erzählt und für das Regiedebüt eines Schauspielers ganz bestimmt beachtlich, entwickelt "Frailty" sogar hinreichend Zugstärke, um inmitten ausgetretener Genrepfade als etwas nicht ganz Alltägliches bestehen zu können. Sein auf sich selbst ausgeübter Zugzwang führt jedoch dazu, dass der Film sich irgendwann zu seinem selbst gesäten Mummenschanz von dem auserwählten Gotteskiller bekennt. Die irren Landeier, die in himmlischer Mission die Axt schwingen und eigenmächtig Leute von der Platte putzen, die Spinner, die ihre Kinder im Keller einsperren, auf dass sie geläutert werden mögen, diese verrückten Erzwahnsinnigen werden doch allen Ernstes legitimiert! Ihre gottgegebene Fähigkeit, das Böse im Menschen durch Handauflegen zu identifizeren, ist gar keine Erfindung und (fast) alle Ermordeten sind lediglich ihrer göttlich gerechten Strafe zugeführt worden. Dieser Punkt hat mich an "Frailty" schon immer gestört, hätte das Script doch zumindest den Mut besessen, ihn im Vagen zu lassen und die Herren Killer Vater und Sohn nicht auf Glaubensebene zu rehabilitieren. Hier verliert "Frailty" völlig unnötig viel von seiner vorherigen Stärke, indem er sich einer geisteskranken Moralität öffnet. Damit kann man zwar leben, zumal der "liebe" Gott sich, wie schon in DeMilles "The Ten Commandments" selbst einmal mehr als "böser" Gott veräußert, aber manchmal ist ein gewisse erläuternde Zurückhaltung ja auch von einigem Wert für das Gesamtwerk.

7/10

Bill Paxton Südstaaten Fanatismus Serienmord Vater & Sohn Familie


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THE CHANGELING (Peter Medak/CA 1980)


"That house is not fit to live in. It doesn't want people."

The Changeling (Das Grauen) ~ CA 1980
Directed By: Peter Medak

Nach den Unfalltoden von Frau (Jean Marsh) und Tochter (Michelle Martin) wagt der depressive Komponist und Musiklehrer John Russell (George C. Scott) einen Neuanfang an der Westküste. Vor den Toren von Seattle mietet er ein feudales Anwesen, in dem einst die Familie des wohlhabenden Senators Carmichael (Melvyn Douglas) lebte. Bald schon stellt John fest, dass in dem Haus einiges nicht mit rechten Dingen zugeht; regelmäßiges nächtliches Hämmern weckt ihn aus dem Schlaf, in einer verrammelten Dachkammer finden sich Hinweise auf ein früheres Kinderzimmer. Eine Séance bringt schließlich etwas mehr Licht in die Sache: Der Geist eines kleinen Jungen namens Joseph geht hier um und findet aus bestimmten Gründen keine Ruhe. Jene Ursachen aufzudecken, dafür hat Joseph John auserkoren...

Ein vergleichsweise leiser, bald kammerspielartiger "Haunted House"-Film, der sich allzu früh um seine eigene Wirkung bringt, indem er einen Schwenk vom Auftreten der übernatürlichen Geschehnisse hin zur investigativen Arbeit John Russells vollzieht. Tatsächlich geht es ab etwa der Hälfte des Films eigentlich gar nicht mehr darum, dass es im Carmichael-Anwesen spukt, sondern nurmehr darum, warum es dort spukt und wie man den entrückten Ereignissen Abhilfe leisten kann. Es stellt sich heraus, dass der altehrwürdige Senator nur ein Schattenmann ist, der einst im Kindesalter die Rolle des von seinem Vater ermordeten, weil behinderten, echten Joseph Carmichael angenommen und über die Jahrzehnte hineg ein falsches, verlogenes Leben mit einem fremden Vermögen geführt hat. Diese ungerechte Scharte will Joseph, der Geist, endlich ausgewetzt sehen.
Für meinen Geschmack lässt sich Medak allzuviel Zeit mit der Klärung jenes Falls, was dafür sorgt, dass "The Changeling" sich in der zweiten Hälfte hin zum parapsychologisch konnotierten Detektivkrimi wendet und einen Großteil seiner zuvor so eifrig evozierten, unheimlichen Atmosphäre einbüßt. Darstellerisch und formstilistisch präsentiert der Film sich allerdings als durchweg erlesen.

6/10

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IDLE HANDS (Rodman Flender/USA 1999)


"As usual, marijuana saves an otherwise disastrous day."

Idle Hands (Die Killerhand) ~ USA 1999
Directed By: Rodman Flender

Der dauerkiffende Tunichtgut Anton (Devon Sawa) wird, pünktlich zu Halloween von einem übernatürlichen Serienkiller als Wirt missbraucht: Nachdem er nächtens seine Eltern (Fred Willard, Connie Ray) abgeschlachtet hat, sind tags darauf Antons beste Kumpel Mick (Seth Green) und Pnub (Elden Henson) dran. Diese weigern sich jedoch, in den Himmel aufzusteigen und hängen, im unappetitlichen Todeszustand, lieber weiter auf Antons Couch rum - schließlich ist er "hier der einzige, dessen Mom und Dad tot sind". Doch nicht der gesamte Anton ist besessen - nur seine rechte Hand. Also ab damit und zur High-School-Halloween-Party, wo das appe Gliedmaß fürchterlich zu wüten beginnt.

Erfrischend witziger Funsplatter, der die geistesentleerte Spätneunziger-"generation pot" aus den weißen, amerikanischen suburbs ganz wunderbar treffend karikiert und zugleich auch eine Liebeserklärung an sie darstellt. Erzogen vom Musikfernsehen und der individuellen Rauschauslotung scheren die Kids sich nicht um das Leben da draußen, jeder Schritt zuviel könnte schließlich in veritable Anstrengung ausarten. Wenn Milch und Hundefutter mal aus sind, ruft man nach Mama - deren gewaltsamer Tod überhaupt erst gute zwölf Stunden später bemerkt wird, aber im Prinzip auch nicht weiter von Interesse ist. Wichtiger da schon das Wohlergehen der beiden Haustiere Dukey (Hund) und Bones (Kater). Schließlich hat man sich mit deutlich Existenziellerem zu beschäftigen, wie der Anbetung der schönen Molly (Jessica Alba) von gegenüber, die, dank der bösen, aber sehr entschlossenen Hand, auch noch endlich auf Anton aufmerksam wird - und dazu noch erfolgreich!
Eine Dämonenjägerin (Vivica A. Fox) kommt wohl nur aus fadenscheinigen Erläuterungsgründen sowie deshalb vor, weil es in dem sicherlich wohlstudierten "Demon Knight" auch sowas gab, ansonsten ist sie, von ihrer wohlgeformten Physis abgesehen, von einigem dramaturgischen Desinteresse. Wie der Film überhaupt diverse Handlungsfäden schlichtweg links liegen lässt; sein Tunnelblick entspricht tatsächlich ganz dem eines zugekifften Jungerwachsenen, dem ein fettiger Burrito über alles geht, blutbesudelte Mikrowelle hin oder her. Eine flotte Melange aus "Re-Animator", "Half Baked" und typischem Sandler-Humor, mit spitzenmäßiger Musik (neben Einspielern von Rancid, Sublime und Zebrahead covern unter anderem The Offspring die Ramones - live - bevor Dexter Holland von der Hand skalpiert wird) garniert und höchst spaßig!

7/10

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THE PLACE BEYOND THE PINES (Derek Cianfrance/USA 2012)


"Not since Hall and Oates has there been such a team."

The Place Beyond The Pines ~ USA 2012
Directed By: Derek Cianfrance

Der lose vor sich hin lebende, umhervagabundierende Kirmesschausteller Luke Glanton (Ryan Gosling), bekannt für seine waghalsigen Motorradstunts, wird Vater ohne es zunächst zu wissen. Als er zufällig von der Geburt seines Söhnchens Jason (Anthony Pizza) erfährt, drängt er sich der eigentlich funktionalen Patchworkfamilie um Jasons Mutter Romina (Eva Mendes) und deren Lebensgefährten Kofi (Mahershala Ali) auf. Er will für Jason ein guter, treusorgender Vater werden. Lukes Weg dies zu erreichen besteht jedoch darin, Banken mit seinem Kumpel Robin (Ben Mendelsohn) auszurauben. Dabei wird er eines Tages von dem Streifencop Avery Cross (Bradley Cooper) gestellt und von ihm aufgrund seiner Nervosität erschossen. Gegenüber Romina und ihrem Baby hat Avery zwar ein schlechtes Gewissen, andererseits jedoch alle Hände voll damit zu tun, seine korrupten Kollegen anzuprangern.
Fünfzehn Jahre später begegnen sich Lukes und Averys Söhne Jason (Dane DeHaan) und AJ (Emory Cohen) in der High School und entwickeln eine oberflächliche Freundschaft. Jason ist nie darüber hinweggekommen, seinen richtigen Vater nicht kennengelernt zu haben, derweil AJ gegen seinen mittlerweile als Bezirksanwalt hochangesehenen Vater aufbegehrt. Als Jason erfährt, wer der unbescholtene Avery Cross wirklich ist, entschließt er sich zur Rache.

Ein zwei Generationen umfassendes, komplex aufgebautes Beziehungsstück zweier sich schicksalsbedingt immer wieder tangierender Vater-/Sohn-Paare. Narrativ wagt Cianfrance dabei den Kniff, die Erzählperspektive gleich zweimal komplett zu verlagern und den Film so in drei sich klar voneinander abgrenzende Akte aufzuteilen: Zunächst berichtet "The Place Beyond The Pines" von dem unsteten Luke, einem bildungsfernen, aber durchsetzungsbewussten Proleten, der seine Ziele, so er denn ersteinmal welche hat, mit eherner Sturheit verfolgt. Als ihm die ihm zuteil werdende Ablehnung seiner Kindesmutter bewusst wird - die natürlich auf seine bisherige Anpassungsverweigerung zurückgeht - empfindet er sein Weiterleben als überflüssig und wählt eine Art 'passiven Freitod' durch den noch recht naiven, unerfahrenen Polizisten Avery. Lukes Erschießung bedingt einen beispiellosen Karriereaufstieg, der über die tödliche Ergreifung jenes gesuchten Motorrad-Bankräubers über die Aufdeckung einer sich im Filz suhlenden, durch und durch korrupten Polizeiabteilung geradewegs hinein in das Büro des Staatsanwalts führt. Doch Averys Karrierebesessenheit rächt sich - sein eigener, vernachlässigter Sohn AJ (widerlich: Cohen) liebäugelt mit diversen Betäubungsmitteln und lernt, ganz zu Averys persönlichem Unwillen, Lukes Sohn Jason kennen. Die sich daraus entspinnende, eher oberflächliche Freundschaft führt über Umwege fast zu einer erzwungenen, späten Sühne Averys, dessen schlussendlich jedoch aufrichtig geäußertes Bedauern für allseitigen Frieden sorgt. Jason kann in die Fußstapfen seines Vaters treten.
Wirklich gepackt hat mich dieses unterhaltsame Hyperdrama nicht, dafür sorgen unumstößlich bereits die geradezu feinsensorisch nach ihrem hohen Unsympathielevel gecasteten Darsteller. Gosling trifft sicherlich eine stets gute Rollenauswahl und mag mit seinem kultivierten Stoizismus ein ordentlicher Schauspieler sein, persönlich sehe ich in ihm mit jedem weiteren Film mehr und mehr einen möchtegerncoolen Schönling mit Schlafzimmerblick und Babygesicht. Bradley Cooper sehe ich lieber als Komödianten, der verkaterte Spinner wie den aus "The Hangover" spielt, DeHaan scheint mir ein legitimer DiCaprio-Nachfolger, neben der analogen Physiognomie passt auch zu ihm besser der Fiesling als der Romantiker und zu Emory Cohen (Brusttoupetträger oder Frühreifer?) habe ich mich ja oben schon geäußert. Weit und breit also niemand zum Gernhaben, dem Film, der irgendwo im Niemandsland zwischen respektabel und sülzköpfig umherirrt, ganz ähnlich.

6/10

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THE HOBBIT: AN UNEXPECTED Journey (Peter Jackson/USA, NZ 2012)


"It's fine. I would have doubted me too."

The Hobbit: An Unexpected Journey (Der Hobbit - Eine unerwartete Reise) ~ USA/NZ 2012
Directed By: Peter Jackson

Der eigenwillige Hobbit Bilbo Beutlin (Martin Freeman) findet sich eines Tages vom Zauberer Gandalf (Ian McKellen) auserkoren, mit ihm und dreizehn Zwergen an einer abenteuerlichen reise gen Osten teilzunehmen. Bilbo, der sein geordnetes Leben im Auenland schätzt, ist zunächst alles andere als begeistert von dieser Idee, nimmt dann aber doch in seiner vorbestimmten Funktion als "Meisterdieb" an der Expedition teil. Jene führt die Helden nach Erebor, einem einstigen, wohlhabenden Zwergenreich, dass der böse, goldgierige Drache Smaug an sich gerissen hat und nun vom Königserben Thorin Eichenschild (Richard Armitage) mithilfe des legendären Arkensteins zurückerobert werden soll. Bereits auf dem ersten Teil der Reise begegnet man gefräßigen Trollen, den Elben von Bruchtal, verfeindeten Steinriesen, Goblins, Orks und dem Ringträger Gollum, dessen goldenes Kleinod Bilbo an sich nimmt.

Deutlich leichtgewichtiger als die schwere und bittersüße "Lord Of The Rings"-Trilogie nimmt sich der Auftakt zu Peter Jacksons neuer Mittelerde-Trilogie aus; wie man weiß, eigentlich die siebzehn Jahre zuvor veröffentlichte Vorgeschichte für den Ausklang des Dritten Zeitalters und gemeinhin als Kinderliteratur bekannt. So beinhaltet der Film zahlreiche Brückenschläge zu "LOTR", die in der Vorlage nicht vorhanden waren und schmückt diverse Details aus, um die avisierte Epik einer neuerlichen Filmtrilogie überhaupt rechtfertigen zu können. Zudem lehnt sich die Ästhetik, wenngleich etwas folkloristischer, actionreicher und von offensiverem Humor getragen, an Jacksons rund zehn Jahre älteres "Haupt-"Werk an. Ich fand "The Hobbit" wesentlich gelungener und schöner als ich zuvor erwartet hatte. Sein in jeder Hinsicht überbordender Habitus, mit dem Jackson eigentlich seit jeher zu Werke geht, macht den unweigerlich kalkuliert-kommerziellen, Ruch der Produktion weithin vergessen und zu einer neuerlichen Herzensangelegenheit der kreativen Beteiligten werden. Es lässt hoffen (und somit eigentlich auch ruhigen Gewissens anzunehmen), dass der Rest der Trilogie sich nicht minder erfreulich geriert.
Wohlan, bis in einem Jahr, wenn "The Desolation Of Smaug" in der erweiterten Heimkino-Fassung aufschlagen wird.

8/10

Peter Jackson J.R.R. Tolkien Monster Road Movie Reise Freundschaft Guillermo del Toro D.C.


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DON'T GO IN THE HOUSE (Joseph Ellison/USA 1979)


"I tried to be nice and friendly - but you wouldn't listen..."

Don't Go In The House (Das Haus der lebenden Leichen) ~ USA 1979
Directed By: Joseph Ellison

Als seine herrische Mutter (Ruth Dardick) überraschend stirbt, bricht sich die infolge jahrelanger psychischer und physischer Misshandlungen aufgetürmte Misogynie des Arbeiters Donny Kohler (Dan Grimaldi) Bahn: Er beginnt, wahllos junge Frauen zu entführen und verbrennt sie in einem eigens hergerichteten, feuerfesten Raum mit dem Flammenwerfer. Donnys verzweifelte Versuche, mithilfe seines sich aufopfernden Kollegen Bobby (Robert Osth) oder dem örtlich tätigen Pater Gerritty (Ralph D. Bowman) zurüc in die Normalität zu finden, scheitern.

Ein bravouröser kleiner sickie, den ich leider erst jetzt zum ersten Mal gesehen habe, ansonsten gehörte er bei mir nämlich schon seit eh und je zum einschlägigen Olymp ähnlich gelagerter Killerfilme. An die 'Mutterstreifen' "Psycho", "Willard", "Carrie", "Maniac" und "Buio Omega" hat mich "Don't Go In The House" zwangsläufig erinnert, denn wie in all diesen wunderbaren Qualitätsarbeiten geht es auch hierin um einen einsamen, verwirrten jungen Menschen, der sich vom alles überstrahlenden Matriarchat seiner ebenso verrückten wie dominanten Mutter, erst im Zuge deren (u.U. selbst herbeigeführten, wenn nicht jedoch lang erhofften) Todes lösen kann und nunmehr beginnt, der Welt die grauenhaften Ausläufer seiner bereeits vor Jahren zertrümmerten Psyche aufzuzeigen. In Ellisons Film spielt zufdem das Feuermotiv als Symbol für Läuterung und Strafe eine gewichtige Rolle. Selbst dereinst mithilfe offener Flammen gequält, ist Donny zugleich tief verängstigt und beeindruckt von Flammen. Diese Pyromanie wird zum zusätzlichen Anstifter seiner verkorksten "Hexenverbrennungen". Dazwischen gibt es immer wieder faszinierende, Zeitkolorit transportierende Sequenzen, darunter eine, in der sich Donny für seinen ersten Discoabend beim Herrenausstatter ausstaffieren lässt ("Dynamite!").
Wie eingangs erwähnt ein eigentlich viel zu lang währendes Versäumnis, aber besser spät als nie.

8/10

Joseph Ellison Mutter & Sohn Serienmord Madness Disco Terrorfilm Independent New Jersey Slasher


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DARK PLACES (Don Sharp/UK 1973)


"Everything alright, Edward?"

Dark Places (Das Grab der lebenden Puppen) ~ UK 1973
Directed By: Don Sharp

Edward Foster (Robert Hardy) erbt Anwesen und Vermögen des just verstorbenen Geriatrie-Insassen Andrew Marr (Carleton Hobbs). Es gibt jedoch zwei Haken: Marrs stattliches Haus ist völlig verwittert und verwahrlost und das Geld an einem unbekannten Ort versteckt. Zudem beschleicht Andrew das Gefühl, dass die dereinst verschwundenen Kinder (Jennifer Thanisch, Michael McVey) im Hause umgehen. Andrews neue Nachbarn Mandeville (Christopher Lee) und Prescott (Herbert Lom) wissen ebenfalls um Marrs monetäre Hinterlassenschaft und versuchen, über Andrew an diese zu gelangen. Jener benimmt sich indes immer seltsamer: Ein im Hause hängendes Porträt des jungen Marr weist hohe Ähnlichkeit mit Andrew auf und seltsame Flashbacks führen ihn immer wieder in die Vergangenheit seines Gönners, bis sich gegenwärtige und einstige Realität für Andrew endgültig vermischen.

Was in einem der zeitgleich und mit teils identischem Personal entstandenen Amicus-Omnibusse zu einer zwanzigminütigen Episode gereicht hätte, baut Don Sharp in "Dark Places" zum Plot eines kompletten Filmes aus. Entsprechend viel Leerlauf bringt sein Werk mit sich, wobei die herbstliche, urenglische Landtristesse seiner blassen Bilder immer wieder von hervorragend gestalteten Szenen durchbrochen wird: Virulentes Kinderlachen im Haus, unvermutete Sprünge zwischen Damals und Jetzt und das gegenüber dem langen Vorlauf deutlich an Fahrt gewinnende Finale zeigen immer wieder das "Dark Places" innewohnende Potenzial auf. Auf der anderen Seite werden mit Lee und Lom zwei fabulöse, um diese Zeit aber wohl doch allzu vielbeschäftigte Darsteller mehr oder weniger ideenlos verheizt. Veritable Atmosphäre ins undurchsichtige Spiel bringen stattdessen vielmehr die (allerdings durchweg separaten) Auftritte des weiblichen Trios Joan Collins, Jane Birkin und Jean Marsh, die die ihrer männlichen Kollegen durchweg erschreckend locker in die Tasche stecken.

6/10

Don Sharp Haus Madness Erbe


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BODY PARTS (Eric Red/USA 1991)


"I want this arm off!"

Body Parts ~ USA 1991
Directed By: Eric Red

Der Kriminalpsychologe Bill Crushank (Jeff Fahey) verliert bei einem Autounfall seinen rechten Arm. An dessen Statt transplantiert ihm die Chirurgin Dr. Webb (Lindsay Duncan) unter Einwilligung von Bills verzweifelter Frau Karen (Kim Delaney) den Arm eines unbekannten Spenders. Wider Erwarten erweist sich das substituierte Gliedmaß als überaus funktionstüchtig, tatsächlich scheint ihm sogar eine besondere Kraft innezuwohnen. Doch schon bald beginnt der Arm, sich selbstständig zu machen und Dinge zu tun, die Bill gar nicht möchte: Er schlägt seinen Sohn (Nathaniel Moreau), würgt Karen im Schlaf und präsentiert sich äußerst aktiv bei einer Kneipenschlägerei. Bill, der, um sie zu schützen, seine Familie vorübergehend verlässt, ahnt bereits, dass all dies mit dem früheren Besitzer des Arms zu tun haben muss - wie sich herausstellt, ein vielfacher Mörder namens Charley Fletcher (John Walsh), von dem auch die anderen, nicht minder unzuverlässigen Extremitäten neue Besitzer gefunden haben. Eines Tages will der mitnichten tote Fletcher dann seinen Körper zurück...

Ich bin, das stelle ich unregelmäßig immer wieder fest, Eric Reds leider sehr schmalem Œuvre sehr zugetan, sei es bezüglich seiner Arbeiten als reiner Scriptautor oder auch jenen als auteur - der sich mittlerweile leider sehr rar machende Mann hat ein paar tolle Sachen vorzuweisen. So auch seine zweite (lange) Regiearbeit "Body Parts", den selbst der ziemlich unsympathische Jeff Fahey nicht kaputtmachen kann. Im Gegenteil - Reds Vorliebe für grundsätzlich ambivalente Heldenfiguren kommt Fahey sehr zugute. Dass irgendwo in den psychischen Untiefen dieses braven Familienvaters ein latenter Schweinehund schlummert, nimmt man Fahey gern ab, wenn es eben auch erst den vermeintlich diabolischen Einfluss eines angenähten Armes braucht, um jene Dämonen zu entfesseln. Die darin schlummernde Metaebene gibt "Body Parts" am Ende zwar zugunsten einer etwas windigen "Frankenstein"-Wende auf, was ihm allerdings wiederum auch nicht schadet. Der in der Biolösung der irren Dr. Webb (eine biedere Frau als mad scientist - das gibt's auch nicht alle Tage) schlummernde, sich windende Torso des Charley Fletcher ist immer wieder ein Hingucker und wie freut man sich mit Bill, wenn er diesem per Schrotflinte endlich den überfälligen Garaus macht und hernach in den Schoss seiner ohne ihn halbseitig gelähmten Familie zurückkehren kann.
Red ist ein sauberer Genrefilm geglückt, mit dem jeder, der wie ich seinen übrigen Sachen zugetan ist, ruhig einmal sein Glück probieren sollte.

8/10

Eric Red Serienmord mad scientist Chirurgie Madness Familie Unfall


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THE INITIATION (Larry Stewart/USA 1984)


"I want you dead."

The Initiation (Blutweihe) ~ USA 1984
Directed By: Larry Stewart

Während Kelly Fairchild (Daphne Zuniga) mitten im eine Woche wähenden Initiationsritus für die hippste Studentinnenverbindung am College steckt, befallen sie fortwährend Albträume, die an ein schreckliches Kindheitserlebnis rekurrieren. An dieses hat Kelly allerdings keine bewusste Erinnerung. Also versucht der Psychologe Peter (James Read), die Ursache für Kellys Trauma offenzulegen, ganz zum Unwillen ihrer Mutter (Vera Miles). Gleichzeitig treibt ein Serienkiller sein Unwesen, der offenbar aus einer geschlossenenAnstalt unweit von Kellys College ausgebrochen ist. Am Tag von Kellys Willkommensparty, die im nächtlich leerstehenden Kaufhaus ihres Vaters (Clu Gulager) abgehalten wird, kommt es zum großen Showdown...

Wenig populärer Slasher, der fast schon gegen Ende der Hochphase jenes Subgenres entstanden ist. Dass "The Initiation" nicht den semiklassischen Status ähnlich gelagerter Produktionen erreichte, mag diverse Ursachen haben. Zum einen fehlt dem Killer sein wesentlichstes Merkmal: Eine Maske oder zumindest ein anderes prägnantes, klar identifizierebares Wiedererkennungsobjekt. Dies ist zwar dem sich nach und nach herauskristallisierenden Whodunit-Plot dienlich, dessen Auflösung wiederum jedoch einerseits hanebüchen und andererseits ziemlich tradiert daherkommt.
Zum anderen bleiben auch die Effekte eher hausbacken, wo ein paar Deftigkeiten für mehr Abwechslung im teils von stumpfem Dialog getragenen Wischiwaschi gesorgt hätten. Ein Durchschnittskandidat ergo, von dem das beeindruckende Finalsetting und die Prsentation der albernsten Mordwaffe seiner Zunft - einer dreizackigen Gartenkralle - in Erinnerung bleiben.

5/10

Larry Stewart College Texas Psychiatrie Traum Madness Zwillinge Familie Slasher Serienmord


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RIDE IN THE WHIRLWIND (Monte Hellman/USA 1966)


"Don't give him his satisfaction."

Ride In The Whirlwind (Ritt im Wirbelwind) ~ USA 1966
Directed By: Monte Hellman

Ohne es zu ahnen oder zu wollen trifft das Cowboy-Trio Wes (Jack Nicholson), Vern (Cameron Mitchell) und Otis (Tom Filer) auf dem Weg nach Texas in den Bergen auf Blind Dick (Harry Dean Stanton) und seine Clique von Postkutschenräubern. Dieser ist bereits ein Lynchmob aus der nächsten Stadt auf der Spur, der die Cowboys irrtümlich für Mitglieder der Banditenbande hält. Otis wird im Feuergefecht erschossen, Wes und Vern können zunächst fliehen und sich gewaltsam bei einem einsam lebenden Farmer (George Mitchell) und dessen Familie einquartieren. Doch ihre Ruhepause währt nicht lang, die Männer aus der Stadt machen sie bald ausfindig.

"Ride In The Whirlwind" wird auch als 'Zwillingswestern' von "The Shooting" erachtet. Hellman drehte beide Filme für etwa dasselbe Budget in Utah und beide Filme erlebten ihre Uraufführung im Doppelpack. Abgesehen von einer gewissen immanenten Sperrigkeit verbindet sie jedoch nur auf den ersten Blick viel: "Ride In The Whirlwind", für den Jack Nicholson das Script verfasst hat, ist heller und farbiger, gestaltet sich deutlich geradliniger und einer vergleichsweise straighten Narration verpflichtet. Wo "The Shooting" mit dem Surrealismus liebäugelt, hält sich "Ride" streng naturalistisch. Seine beiden Helden Wes und Vern sind Verlierer, 'down by law', vom kurzsichtigen Mob zu gezwungenen outcasts gemacht, verfolgt und schuldlos zum Tode verurteilt. In die Kriminalität werden sie später förmlich hineingepresst, als sie sich verzweifelt ihrer Haut zu wehren versuchen.
Dann fragt man sich, ob Hellman nicht vielleicht aus Jux die Titel der beiden Filme substituiert hat, denn zum jeweils anderen würden sie viel besser passen. So oder so, gemeinsam sind sie am stärksten.

9/10

Monte Hellman Jack Nicholson Freundschaft manhunt Utah Home Invasion





Filmtagebuch von...

Funxton

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