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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE SHOOTING (Monte Hellman/USA 1966)


"Better forget her soon as possible."

The Shooting (Das Schießen) ~ USA 1966
Directed By: Monte Hellman

Ein seltsames Quartett reitet in einigem Abstand voneinander durch die Prärie: Der Goldschürfer Willett Gashade (Warren Oates), sein dümmlicher Freund Coley Boyard (Will Hutchins), eine mysteriöse junge Frau (Millie Perkins) und der Pistolero Billy Spear (Jack Nicholson). Ursprünglich sollte ihr Ziel die Stadt Kingsley sein, tatsächlich jedoch geht es um die Verfolgung eines Mannes - Coigne, Willets Bruder, der offenbar den gewaltsamen Tod eines Mannes und eines Kindes mitverschuldet hat.

In jeder Hinsicht ein Film der sanften Auflösung ist Hellmans "The Shooting": Die Beziehungen der Figuren zueinander sind undurchsichtig und zerfallen im Verlauf der Geschichte sogar noch, ähnliches gilt für ihre jeweilge Motivation, an ein diffuses, jeweils kaum nachvollziehbares Ziel zu kommen. Die Dialoge, sofern davon überhaupt die Rede sein kann, laufen größenteils aneinander vorbei und manchmal einfach frontal ins Leere. Die Landschaften sind karg, grau und staubig, von der lichten Schönheit klassischer Genrebilder ist nichts zu sehen, geschweige denn zu spüren. Ob die Protagonisten sich vielleicht in einer Art Zwischendimension auf dem verzweigten Weg ins Jenseits befinden, lässt sich nicht recht untermauern, möglich wäre es. Vielleicht ist Gashade auch einfach bloß ein Todessehnsüchtiger, der wie ein schamanisch begabter Indianer spürt, dass seine Zeit gerade abläuft und sich deswegen mehr oder weniger passiv dem Schicksal ergibt.
Egal, welcher Deutung man am ehesten zugeneigt ist, "The Shooting" ist einer jener Western, mit denen man sich bei etwas eingehenderer Beschäftigung mit dem Genre früher oder später zwangsläufig konfrontiert findet, ohne hinreichend auf sie vorbereitet zu sein. Dahinter wartet dann nurmehr die große Leere, weil alle Fragen beantwortet scheinen und sich dafür tausend neue stellen.

9/10

Monte Hellman Utah Wüste New Hollywood Jack Nicholson Independent


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THE GUNFIGHT AT DODGE CITY (Joseph M. Newman/USA 1959)


"Great job for me - croupier with a medical exam!"

The Gunfight At Dodge City (Duell in Dodge City) ~ USA 1959
Directed By: Joseph M. Newman

Der Spieler Bat Masterson (Joel McCrea) kauft sich in Dodge City in den Saloon 'Lady Gay' ein, um daraus ein Mini-Casino mit ordentlichem Gewinnabwurf zu machen. Sein Bruder Ed (Harry Lauter) konkurriert derweil gerade mit dem Ganoven Jim Regan (Don Haggerty) um den Sheriffsposten in der Stadt. Als Ed hinterrücks von einem alten Feind (Richard Anderson) Bats erschossen wird, macht dieser zunächst fälschlicherweise Regan für den Mord verantwortlich und will sich an ihm rächen. Stattdessen besinnt er sich jedoch eines Besseren und lässt sich an Eds Statt zum Sheriff von Dodge City wählen. Diesen Posten droht er allerdings wieder zu verlieren, als er einen geistig behinderten Jungen (Wright King) vor dem Galgen rettet. Regan wittert seine Chance, nun endlich mit Masterson abzurechnen.

Ein beachtlicher Film um das heute seltsam erscheinende, damals jedoch keineswegs ungewöhnliche Wirken des Sheriffs Bat Masterson, der gleichzeitig als Casinobesitzer und Gesetzeshüter aktiv war und dessen Aktivitäten als Abenteurer noch ganz andere Extravaganzen beinhalteten. Der echte Masterson war ein Zeitgenosse und Freund Wyatt Earps, mit dem er in Dodge teilweise zusammenarbeitete - "The Gunfight At Dodge City" klammert jene Bekanntschaft wohl nicht ganz unbewusst aus und verquickt stattdessen Fakten aus Earps Biographie mit denen aus Mastersons. Der Internist Tremayne (John McIntire) bekleidet dabei eine Art 'Doc Holliday'-Substitut und die Saloonchefin Lily weist Parallelen zu Hollidays Geliebter Kate Elder auf. Als wesentlich bedeutsamer denn solche historischen Ratespielchen erweist sich derweil die Fähigkeit Newmans, seinem nur knapp achtzigminütigem Werk einen beinahe epischen Anstrich zu verleihen. Sicherlich geschieht vieles ad hoc und ohne umständlich formulierte Präludien; Breitwand und allgemein spürbare Wertigkeit dieser Mirisch-Produktion jedoch wirken der manchmal über sich selbst zu stolpern drohenden Erzählung erfolgreich entgegen.

8/10

Joseph M. Newman Kansas Historie Biopic Duell Bat Masterson


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7TH CAVALRY (Joseph H. Lewis/USA 1956)


"Can you forgive a worried groom?"

7th Cavalry (Die 7. Kavallerie) ~ USA 1956
Directed By: Joseph H. Lewis

Ende Juni des Jahres 1876 kommt Captain Benson (Randolph Scott) mit seiner Zukünftigen Martha (Barbara Hale) zurück nach Fort Lincoln. Anstatt seines besten Freundes General Custer und dessen stolzem 7. Kavallerieregiment findet er dort jedoch nurmehr Witwen und ein paar Betrunkene beim Ausnüchtern vor. Custer hat während Bensons Abwesenheit und ohne dessen Wissen die Häuptlinge Sitting Bull und Crazy Horse angegriffen und ist von diesen vernichtend geschlagen worden. Benson steht nun als Feigling ohne Ehre da; jedermann mit Ausnahme Marthas glaubt, er habe sich bewusst aus Fort Lincoln entfernt als Custers Offensiventschluss bereits feststand. Als das Kommando ergeht, die Leichen der Gefallenen am Little Bighorn zu bergen, meldet sich Benson freiwillig, um seine Ehre wieder herzustellen.

Haltlose Geschichtsklitterung und Heldenpathos in einer der etwas unausgegoreneren Ranown-Produktionen, denen dann auch nicht Boetticher und Kennedy vorstanden, sondern etwas unbedarftere Köpfe. Custers Ruf allerdings, das muss man hinzufügen, war zur Entstehungszeit von "7th Cavalry" noch nicht komplett ruiniert und militärische Siege über Indianer gehörten noch immer zum gut unterhaltenden Genreton. Dabei sind kritische historische Stimmen im Film durchaus vernehmbar; Custers bereits in vorbereitender, stragischer Hinsicht klägliches Versagen, das zu einem der wenigen großen indianischen Triumphe gegen die US-Kavallerie führte, klammert "7th Cavalry" zwar nicht aus, ihm wird in der heldenhaften Person Tom Bensons, den das Script als "besten Freund Custers" veräußert, jedoch vehement widersprochen. Auf welch plumpe Weise sich die in Schlachtfeldnähe verbliebenen Sioux schließlich von Benson und seinen Männern aufs Kreuz legen lassen, spricht ebenfalls nicht sonderlich für die vormaligen Sieger.
So ist "7th Cavalry" ein formal einwandfreier, ideologisch mitunter jedoch höchst naiv vorgetragenerer Kavalleriewestern, den Scott in der Hauptrolle und Lewis' Regie sehenswert machen.

7/10

Joseph H. Lewis Kavallerie Little Big Horn Historie General Custer Indianer Militär Montana


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THE HUMAN CENTIPEDE II (FULL SEQUENCE) (Tom Six/USA 2011)


"You can't do this! It's a film! "The Human Centipede"'s a fucking film!"

The Human Centipede II (Full Sequence) ~ USA 2011
Directed By: Tom Six

Für den emotional völlig desolaten, debilen Parkhauswächter Martin Lomax (Laurence R. Harvey) bildet Tom Six' Film "The Human Centipede" eine Art heiligen Schrein, den er sich immer wieder anschaut und aufgrund dessen er daheim selbst stolz einen aggressiven Tausendfüßler hält. Eines Tages beginnt Martin dann, Menschen im Parkhaus zu überfallen und sie in eine eigens angemietete Lagerhalle im Londoner East End zu schaffen, wo er sie gefesselt und geknebelt als Geiseln hält. Sein Ziel: Einen menschlichen Tausendfüßler wie sein großes Idol Dr. Heiter (Dieter Laser) zu erschaffen. Als er zehn Probanden beisammen hat, beginnt er das große Experiment: unsteril und hondertprozentig medizinisch inakkurat...

"The Human Centipede II (Full Sequence)" ist in höchstem Maße abartig, pervers, provokativ und ersonnen von einem zweifelsohne latent abnormen Geist. Somit gestaltet es sich freilich - wie gewohnt im Falle bewusst kontrovers angelegter Kunst - als Naheliegendstes und Leichtestes, ihn zu hassen und zu verdammen, schon, um vor sich selbst und seinen Mitmenschen nicht selbst in den Verdacht zu gelangen, nicht mehr alle Nadeln an der Fichte zu haben, da man ja insgeheim etwas übrig haben könnte dafür.
Ich habe mich, vielleicht gerade deshalb und aus Prinzip, fest entschlossen, Six' in Eigensache hergestelltes Sequel zu mögen. "THCII" präsentiert nämlich nicht bloß eines pathologischen Gemüts Schöpfung, sondern, ebenso wie der erste Teil, eine zutiefst finstere, böse Groteske, ästhetisch und audiovisuell in Anbindung an das große Vorbild "Eraserhead" von höchster künstlerischer Könnerschaft und, und gerade das gefällt mir besonders, im Grunde für einen bestimmten (bezeichnen wir ihn großmäulig als 'elitären') Publikumszirkel geschaffen, der sich mit dem Werk und seiner ebenso gewagten wie widerwärtigen Bipolarität zwischen Könnerschaft und Kotzreiz zu arrangieren weiß. Mir fällt in meinem gesamten sozialen Umfeld niemand ein, dem ich "THCII" guten Gewissens vorführen oder gar anraten würde, schon, um nicht selbst in den Verdacht zu geraten, selbst einen kleinen Martin Lomax im Ohr zu haben. Wobei, der spricht ja eh nicht.

7/10

Tom Six London Madness Transgression Sequel Splatter


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QUIGLEY DOWN UNDER (Simon Wincer/AU, USA 1990)


"Some men are born in the wrong century. I think I was born on the wrong continent."

Quigley Down Under (Quigley, der Australier) ~ AU/USA 1990
Directed By: Simon Wincer

Weil ihm dort eine fürstliche Bezahlung versprochen wird, reist der Schafschütze Matthew Quigley (Tom Selleck) an die Ostküste Australiens, wo ihn der Rancher Elliott Marston (Alan Rickman) in seine Dienste nimmt. Was Quigley erst vor Ort erfährt: Marston benötigt keinesfalls wie angekündigt einen Dingojäger, sondern einen Killer, der die auf seinem Grund befindlichen Aborigines ermordet. Quigley kommentiert diese eröffnung mit einer tracht Prügel für Marston und wird hernach mit der ebenfalls aus Texas stammenden Witwe Cora (Laura San Giacomo) ins Outback verfrachtet. Nach ein paar Tagen werden sie von Aborigines gefunden und gesund gepflegt, nur um daraufhin Zeugen zu werden, wie ihre Retter von Marstons Männern abgeknallt werden. Als später auch noch die Frau (Evelyn Krape) eines unbeteiligten Eisenwarenhändlers (Ron Haddrick) wegen Marston sterben muss, begibt sich Quigley auf einen Ein-Mann-Rachefeldzug gegen den verhassten Rancher.

Stolzer Aussiewestern nach profund klassischer Brauart, den der in Känguruhland geborene Wincer mit einer Menge Sinn für leidenschaftliche Ausuferung und Lokalpatriotismus vor der eigenen Haustür fertigen konnte. Der "Quigley Down Under" innewohnende, große Enthusiasmus ist in jeder Minute des Films spürbar; die Figuren, der Held und seine schwer traumatisierte Gespielin, wachsen einem ans Herz und man beginnt nach einiger Gewöhnungszeit, mit ihnen zu fiebern und zu fühlen, unterdessen Basil Poledouris' Score in bester Tradition eines ehrwürdigen Elmer-Bernstein-Hosianna wummert.
Dass derweil im Prinzip das gesamte Storyfundament einer höchst unlogischen Prämisse entspringt und auch einige Wendungen innerhalb der charakterlichen Motivationsgefüge bestenfalls nur verschwommen nachvollziehbar sind, gerät infolge der überwältigenden Audiovisualität - um die es neben Quigleys beeindruckend langem Gewehr überhaupt nur geht in Wincers Film - zu einer vernachlässigenswerten Begleiterscheinung. Außerdem findet man hierin Alan Rickman in der mittleren seiner drei hinreißend ausgeflippten Schurkenrollen.
Ein Film zum bereitwilligen Hineinfallenlassen.

8/10

Simon Wincer Australien Rassismus Duell Outback Ranch


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THE REIVERS (Mark Rydell/USA 1969)


"You can be scared if you want to, but don't be afraid, son."

The Reivers (Der Gauner) ~ USA 1969
Directed By: Mark Rydell

Mississippi, 1905. Auf den zwölfjährigen Lucius McCaslin (Mitch Vogel), Spross der reichsten Familie im Umkreis, wartet eine viertägige Reise ins Erwachsenenleben. Während sein erzpatriarchalische Großvater Boss (Will Geer) unterwegs zu einer Beerdigung ist, reißt sich der Stallknecht Boon Hogganbeck (Steve McQueen), Lucius' bester Freund, den vielbeachteten Familienstolz, einen gelben 'Winton Flyer', unter den Nagel, packt Lucius ein und fährt mit ihm und dem farbigen Ned (Rupert Crosse), ebenfalls ein - negierter - Spross des McCaslin-Clans, nach Memphis um dort im Puff von Mr. Binford (Michael Constantine) mit seiner heimlichen Geliebten, der Hure Corrie (Sharon Farrell) einkleines Techtelmechtel zu begehen. Der eigentliche Ärger beginnt, als Ned das Automobil gegen das Rennpferd 'Blitz' eintauscht - im nasenweisen Glauben, dass dieses bei einem Rennen siegen und so den Wagen zurückbringen wird. Ausgerechnet Lucius soll Blitz zum Sieg führen...

Die von McQueens Solar mitproduzierte Adaption des nur wenige Jahre zuvor erschienenen, ebenso vielgepriesenen wie -gescholtenen Romans von Faulkner, nimmt sich ein wenig aus wie ein stark romantisierter Heimatfilm des amerikanischen Südens. Der Held der Geschichte, das ist neben dem gerade an der Schwelle zum Erwachsenwerden stehenden Ich-Erzähler Lucius McCaslin vor allem der Hallodri Boon Hogganbeck, eine verschmitzte Filourolle für McQueen, in der er seiner Liebe für klassische Autos ebenso fröhnen kann wie der für augenzwinkernde Charaktere und sagenhafte Womanizer. Als eine Art 'Antipädagoge' ist ihm jedoch ebenso wie an seinem persönlichen Spaß daran gelegen, seinen Freund und Schützling Lucius, der bisher nie aus mit den Geschicken der erwachsenen Manneswelt vertraut zu machen: Er sieht erstmals ein Bordell von innen, schläft unter einem seine ganze Aufmerksamkeit fordernden Panoramagemälde einer schönen Nackten und findet in Boons Stammhure Miss Corrie eine merkwürdige Mischung aus Mutterersatz und erotischer Projektionsfläche. Mit deren verwahrlostem Neffen Otis (Lindy Davis) liefert er sich ihr zu Ehren einen Kampf bis aufs Blut, lernt später hautnah den unter der Oberfläche brodelnden, allgegenwärtigen Rassismus jener Gefilde kennen, personifiziert durch den widerlichen Gesetzeshüter Lovemaiden (Clifton James) und geht trotz schlechten Gewissens am Ende als großer Tagessieger aus all diesen Ereignissen hervor. Ohne es ihm direkt zu zeigen, kann selbst sein Großvater nicht verhehlen, dass dieses zwischen schmutzig und glorios chargierende Abenteuer seines Enkels ihn zu einem stolzen Mann macht.
Mark Rydell ist tragischerweise eine der missachtetsten Figuren der Ära New Hollywood, für den ich immer wieder gern eine Lanze breche, besaß er doch ein untrügliches Gespür dafür, die dem klassischen Studiokino eigenen, epischen Erzählstrukturen, so etwa romantische Erzählungen von gestern in stolzem Scope, mit den neuen Ideen künstlerischer Autonomie zu verknüpfen. Vielleicht lag es daran, an dieser bewussten Verweigerung, sich für eine Seite zu entscheiden, dass Rydell nie ganz das Renommee erhielt, dass er verdient hätte.

8/10

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NO MAN'S LAND: THE RISE OF THE REEKER (Dave Payne/USA 2008)


"Payback's a bitch."

No Man's Land: The Rise Of The Reeker ~ USA 2008
Directed By: Dave Payne

Mitten in einem Motel im Death Valley trifft eine Handvoll unterschiedlicher Individuen zusammen, die in ein Scharmützel zwischen dem örtlichen Sheriff (Robert Pine) und einem aus Vegas kommenden Räubertrio (Stephen Martines, Desmond askew, Wilmer Calderon) auf der Flucht gerät. Nach einer während der Schießerei ausgelösten Gastank-Explosion ändert sich plötzlich die Szenerie: Niemand sonst scheint mehr anwesend zu sein, sämtliche Funk- und Radiowellen sind lahmgelegt. Der Reeker (Ben Gunther) ist wieder unterwegs...

Das von mir zuvor irrtümlich als Prequel avisierte Sequel variiert den Plot des Vorgängers "Reeker" im Prinzip nur unwesentlich, nimmt jedoch einige im Vorgänger offen gebliebene, lose inhaltliche Enden wieder auf, besonders hinsichtlich der Gestalt und "Funktion" des Reeker. Jener entpuppt sich als verfluchter Geist eines bereits zu Lebzeiten von der Hölle auserkorenen Serienkillers (Michael Robert Brandon), dessen Mission es ist, im Zuge einer Art untoten 'Nachexistenz' verirrte Seelen auf der Schwelle zwischen Leben und Tod einzufangen und ihnen den Rest zu geben. Ansonsten bietet der Nachfolger lediglich eine inhaltliche Variation mit etwas markanteren Darstellern wie dem altehrwürdigen TV-Gesicht Pine, dem stets tollen Shelly Desai oder dem leider nur kurz zu sehenden, wirklich furchteinflößenden "Prä-Reeker" Brandon. Die schnieke Mircea Monroe indes bietet manches fürs (maskuline) Auge. Zu ein paar netten Hommages wie der "unsichtbaren Wand", die das Areal des Reeker begrenzt und manch fiesem Grotesksplatter langt es fürderhin noch. Ganz bestimmt kein großer oder gar elementarer Genrefilm, aber einer, der die kurze Beschäftigung mit ihm hinreichend dankbar entlohnt.

6/10

Kalifornien Dave Payne Independent Motel Wüste Vater & Sohn Splatter


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DREAMSCAPE (Joseph Ruben/USA 1984)


"Everybody dies."

Dreamscape ~ USA 1984
Directed By: Joseph Ruben

Der telepathisch begabte Alex Gardner (Dennis Quaid) wird mehr oder weniger freiwillig von seinem früheren Mentor Novotny (Max von Sydow) in ein geheimes wissenschaftliches Projekt gezogen, bei dem es Menschen wie Alex mittels einer Übertragungsmaschine möglich gemacht wird, in die Träume von Versuchsprobanden einzudringen und darin sogar aktiv mitzuwirken. Mittelfristig soll diese Versuchsreihe in ein tiefenpsychologisches Hilfsmittel zur Heilung schwerer Neurosen münden. Der stützende Hintermann des Projekts und hohe Regierungsbeamte Bob Blair (Christopher Plummer) hat jedoch ganz anderes im Sinn: Er plant, mithilfe des extrem psychotischen Traumkillers Tommy Ray Glatman (David Patrick Kelly), den Präsidenten (Eddie Albert) zu ermorden, bevor dieser ein großflächiges Abrüstungsprogramm initiieren kann...

Was ein wunderbarer, tatsächlich gar exemplarischer Stoff für David Cronenberg hätte sein können, landete bei dem dann doch wesentlich konventioneller arbeitenden Regisseur Joseph Ruben. Skrupellose Wissenschaftler, spielballgleiche Versuchsprobanden, Traumsphäre, schweißtreibende Visionen der Apokalypse: sämtlich Motive, mit denen Cronenberg sich unter anderem während seiner damaligen Schaffensphase befasste. Die Idee eines "Traumduells" zwischen einem aufrechten Helden und einem wahnsinnigen Killer, in die die Story sich nach einigem episodischen Vorgeplänkel überführt wird, bietet nebenbei multiple Möglichkeiten für phantasmagorische Kreationen und Setgestaltungen, die jedoch, primär vermutlich einem begrenzten Budget geschuldet, leider bloß ansatzweise Entsprechungen finden. Nichtsdestotrotz nimmt sich "Dreamscape" als ein für seine Verhältnisse ambitioniert hergestellter, gewissermaßen typologischer Genrefilm der frühen Mittachtziger mit einer formidablen Besetzung aus, der seinen Charme über die Jahre bewahren konnte. Was allerdings Meister Cronenberg aus dieser Steilvorlage gemacht hätte, lässt sich leider bloß erahnen...

8/10

Joseph Ruben Traum Verschwörung Madness Duell Kalifornien Kalter Krieg


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THE ROAD KILLERS (Deran Sarafian/USA 1994)


"You hit him too hard this time."

The Road Killers (Roadflower) ~ USA 1994
Directed By: Deran Sarafian

Auf ihrer Fahrt durch die kalifornische Wüste geraten die Familie (Michelle Forbes, Alexondra Lee) des situativ notorisch überforderten Jack (Christopher Lambert) und dessen Freund Glen (Christopher McDonald) nebst Filius (Joseph Gordon-Levitt) an den etwas debilen Hillbilly Cliff (Craig Sheffer) und seine nicht minder gestörte Clique (Josh Brolin, David Arquette, Adrienne Shelly). Aus einem anfänglich noch halbwegs harmlosen Disput erwächst nicht zuletzt aufgrund Glens unbeherrschter Art rasch eine sich immer weiter zuspitzende Gewaltspirale, im Zuge derer Jack sich zum Wutbürger und Alltagshelden entwickelt.

Einer der vielen um die Mitte der Neunziger entstandenen Tarantino-Epigonen, aus der besonders damals stets um Nachfolge-Wunderkinder bemühten Miramax-Schmiede. Hinter und vor den Kulissen fanden sich derweil gleich mehrere Mitglieder des Sarafian-Clans mit unterschiedlichen Aufgaben betraut, so dass man im Falle von "The Road Killers" tatsächlich von einem Familienunternehmen sprechen kann. Das Szenario und die Entwicklung der Geschichte dieses Asphaltwesterns sind allerdings ebenso räudig wie irreal. Im Prinzip wäre der Stoff hervorragend für einen zwanzig Jahre früher entstandenen Exploiter gut gewesen, so präsentiert er sich leider mit geringem Mut zum Extrem und, zumindest in visuell-formaler Hinsicht, vergleichsweise brav. Es kommen zwar (besonders auf Seiten der bad guys) einige Individuen ums Leben, sonderlich tief berührt wähnt man sich von den Vorgängen jedoch nie. Es geschieht eben, was geschieht und am Ende ist Daddy als feist reagierender Selbstjustizler auch bloß ein weiteres reaktionäres, weißes Arschloch auf Amerikas staubigen Straßen. Damals als Achtzehnjähriger fand ich "The Road Killers" (dessen poetischer deutscher Titel ausnahmsweise einmal wesentlich hübscher gewählt ist) ziemlich stark - mittlerweile jedoch nicht mehr ganz so sehr. Ich behaupte mal überaus selbstbewusst, dieser Umstand spricht eher für mich denn für den Film.

5/10

Deran Sarafian Kalifornien Wüste Duell Familie Kidnapping


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TRUE BELIEVER (Joseph Ruben/USA 1989)


"Everybody else was wrong, the one fucking lunatic was right."

True Believer (Das dreckige Spiel) ~ USA 1989
Directed By: Joseph Ruben

Der frisch graduierte Advokat Roger Baron (Robert Downey jr.) staunt nicht schlecht, als er sein großes Studienvorbild Eddie Dodd (James Woods), dereinst liberaler Vorreiter im Kampf gegen staatliche Bevormundung, in persona aufsucht, um sich ihm als Sozius anzudienen: Dodd ist nunmehr ein in Greenwich Village hausender, permanent kiffender Nihilist, der vornehmlich für in Drogendelikte verwickelte Mandanten für ein Mini-Entgelt arbeitet. Da kommt der neueste Fall gerade recht: Der koreanischstämmige Shu-Kai Kim (Yuji Okumoto) sitzt wegen Mordes bereits seit sieben Jahren im Gefängnis - angeblich unschuldig. Nun steht Kim neuerlich unter Anklage, weil er einen Mithäftling getötet haben soll. Für Dodd und Baron hinreichend Grund, den einstigen Mordprozess neu aufzurollen und den damaligen Ankläger (Kurtwood Smith) genauer unter die Lupe zu nehmen...

Netter Gerichtsthriller, entstanden in studioflankierter Nachfolge zu Rubens heimlichem kleinen Meisterwerk "The Stepfather". Eine dankbare Heldenrolle für James Woods findet sich darin, die er, garniert mit ungewohnter Pferdeschwanzfrisur, passend formidabel ausfüllt. Ansonsten hätte das Sujet mit all seinen kreuzverweisenden Spitzfindigkeiten sich ebensogut bei Sidney Lumet anfinden können; der Schauplatz New York, ein desillusionierter Ankläger, der von den Stadtgewaltigen wegen seiner unverbesserlichen Unkonventionalität einerseits belächelt, insgeheim jedoch gefürchtet wird, ein korrupter Staatsanwalt als Gegner in einem bereits in der Erstverhandlung merkwürdig löchrig durchgeführten Prozess. Allerdings kommt hier am Ende alles ins Lot, der Anwalt findet einen brauchbaren Kollegen mit nunmehr erweiterter Weltperspektive und vor allem ein großes Stück Rehabilitation, das unschuldige Justizopfer ist gerettet, der vielgepriesene Politschausteller entthront. Und der Zuschauer um eineinhalb versöhnliche Unterhaltungsstunden ohne erwähnenswerte Magenverdrehungen reicher.

7/10

Courtroom New York Chinatown Joseph Ruben Verschwörung





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Funxton

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