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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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BRUTE FORCE (Jules Dassin/USA 1947)


"Nobody ever really escapes."

Brute Force (Zelle R 17) ~ USA 1947
Directed By: Jules Dassin

Im Westgate-Hochsicherheitsgefängnis herrschen menschenunwürdige Zustände. Schuld daran trägt Oberaufseher Munsey (Hume Cronyn), vor dessen diabolischer Entschlossenheit selbst der Direktor (Roman Bohnen) buckelt. Oberflächlich präsentiert sich Munsey als großer Humanist, doch insgeheim intrigiert er gegen die Gefangenen, setzt Spione unter falschen Versprechungen ein, treibt verzweifelte Insassen in den Suizid und greift auch schonmal zur Folter. Für Joe Collins (Burt Lancaster) gibt es daher nur eine Lösung: Ausbruch.

"Brute Force" steht im Kanon der Knastfilme ganz oben, antizipiert er doch entscheidende Motive und Inhalte, die die Gattung bis heute verwendet. Mit einer besonders im Hinblick auf seine Entstehungszeit rigorosen Härte zeichnen Brooks und Dassin die Hoffnungslosigkeit des Gefängnisalltags für Langzeitinsassen. Längst sind ihre Taten gesühnt und spielen ohnedies keine Rolle mehr für ihre Existenz, hier, in diesem abgeschotteten Paralleluniversum, geht es einzig ums Überleben sowie darum, einen Rest psychischer Stabilität zu wahren. Für die Gewaltigen, wie Aufseher Munsey (man traut Cronyn kaum zu, dass er eine solch diabolische Seite herauszukehren imstand war), stellt indes das Verführungspotenzial der Macht die größte Gefahr dar. Die Verlockung, Macht über andere zu besitzen, körperlich Überlegene, gewalttätige Männer, korrumpiert Munseys Persönlichkeit und lässt ihn schließlich zum Minidiktator reifen. Am Ende steht eine tiefschwarze Conclusio: Es ist, wie es ist und wird sich absehbar nicht ändern.

10/10

Jules Dassin Richard Brooks Gefängnis film noir


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MIL GRITOS TIENE LA NOCHE (Juan Piquer Simón/E, USA, I, PR 1982)


"Bastard! Bastard! Bastard!"

Mil Gritos Tiene La Noche (Pieces - Stunden des Wahnsinns) ~ E/USA/I/PR 1982
Directed By: Juan Piquer Simón

Ein maskierter Serienkiller treibt auf dem Campus eines Bostoner College sein Unwesen. Für seine Mordtaten nutzt er vornehmlich eine Kettensäge, mit der er seinen ausschließlich weiblichen Opfern gezielter Gliedmaßen entledigt und diese dann entwendet. Lt. Bracken (Christopher George), die Undercover-Polizistin Mary Riggs (Linda Day) und der Student Kendall (Ian Sera) machen sich auf die Suche nach dem Schlächter.

Ein wunderhübscher, spanischer Slasher aus der Region um Absurdistan, garniert mit soviel Trotteligkeit, dass seine Reputation als unfreiwillige Komödie die als Gorefest eigentlich längst überboten hat. Dramaturgisch stimmt kaum etwas an diesem Schwachfug, ständig passieren komische Dinge, alles ist irgendwie albern, nichts will zusammenpassen. "Pieces" eben.
Die Dialoge glänzen mit ihrer ausgemachten Debilität, keinem der Opfer fällt es ein, sich gegen ihren Henker auch nur im Entferntesten effektiv zur Wehr zu setzen, ebenso urplötzlich wie versehentlich attackiert ein Karateka die nächtens umherwandernde Linda Day ("Oh, that's just my Kung-Fu-Professor"). Doch natürlich ergibt Simóns scheinbar eklektisches Patchwork schlussendlich ein treffliches, konzeptionell stabiles Gesamtbild ab: Nichts weniger als ein Manifest der Antikunst ist es!

6/10

Juan Piquer Simón Boston Serienmord Splatter Trash Exploitation Slasher


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NO ONE LIVES (Ryuhei Kitamura/USA 2012)


"No one lives."

No One Lives ~ USA 2012
Directed By: Ryuhei Kitamura

Hoag (Lee Tergesen) und seine kleine Gaunerclique stoßen nach einem big time versauten Coup zufällig auf ein reisendes Pärchen (Luke Evans, Laura Ramsey), das sie um ihre Besitztümer erleichtern wollen und in dessen Auto-Kofferraum sie eine entführte Millionenerbin (Adelaide Clemens) entdecken. Dummerweise entpuppt sich der Mann als ein Satan in Menschengestalt, der nach dem selbst initiierten Tod seiner Freundin zum alles niedermachenden Derwisch mutiert.

Anonyme 'Driver' im Film gab's, samtens in der Tradition von Ryan O'Neal stehend, mehrere in letzter Zeit: Ryan Gosling, Mel Gibson und jetzt Luke Evans. Irgendwie stecken die wirklich alle unter einer Decke, ikonographisch aufgezäumte Figuren mit einem gewissen Hang zu rücksichtsloser Gewaltausübung und einem mehr oder minder subtil behaupteten, grenzmythologischem Überbau. Wie viele Genrefilme seit "Saw" erweitert auch Kitamuras Neuer die Grenzen wieder um Nuancen. Der Killer entwickelt sich zum Helden, zum Super-Helden gar, zu einer entfesselten Naturgewalt, getrieben von einem mehor oder minder komplexen moralischen Seinskonstrukt. Vorbei die Zeiten der inzestuösen, tumben Schlächter und maskierten boogey men - hier kommt die neue Slasherklasse: Der gut aussehende, kultivierte, sogar intellektuelle Zerhacker, der seinen Körper rambogleich zu einer kompakten Killermaschine gestählt hat und sich nicht mehr mit Serientaten zufrieden gibt. Der 'Driver' ist nämlich, darauf legt er selbst höchstpersönlichen Wert, nicht nur ein Serien- sondern ein Massenmörder, der hier und da im großen Stil blanke Platte macht und mit dem überlebenden, weiblichen Opfer jeweils Besonderes vorhat. Darin liegt jedoch zugleich auch das Dilemma des Films, der mit Ausnahme seiner prachtvollen, wenngleich nicht mehr grenzauslotenden Gewalteffekte kaum Brücken zum Zuschauer zu schlagen in der Lage ist. "No One Lives" findet sich getragen von einer merkwürdigen Leere, von einer nach innen gerichteten Gleichgültigkeit, ganz so, als habe Kitamura, dessen "Midnight Meat Train" deutlich stimmungsvoller ausfiel, nur wenig persönliche Ambition in das Projekt hineingegeben. Am Ende bleibt ein entsprechend egaler Film, der ohne seine fünf, sechs aufsehenerregenden Barbarismen so schnell vergessen wäre, wie es dauert, ihn zu schauen.

5/10

Ryuhei Kitamura Serienmord Splatter Louisiana Südstaaten Nacht Rache Belagerung


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PIRANHA DD (John Gulager/USA 2012)


"Josh cut off his penis because something came out of my vagina!"

Piranha DD (Piranha 2) ~ USA 2012
Directed By: John Gulager

Der rücksichtslose Spaßbaderbe Chet (David Koechner) hat den Plan, das erhaltene Wasserparadies mit einer "Adult"-Sektion samt nackt badenden Stripperinnen und neckischen Scherzen wie Unterwasserkameras "anzureichern". Seine Nichte Maddy (Danielle Panabaker) ist davon wenig angetan, zumal sie bemerkt, dass Chet, um Wasserkosten zu sparen, ein unterirdisches Flusssystem angezapft hat, in dem sich die bösen Ur-Piranhas aus dem Lake Victoria tummeln. Es kommt, wie es kommen muss...

Im Grunde besitzt "Piranha DD", ein - soviel dürfte bereits im Vorhinein klar sein - rückhaltlos doofer Film, bloß die Chuzpe, die mit dem Vorgänger angedeutete Richtung konsequent weiterzuverfolgen. In diesem wollte Aja sich nicht recht zwischen Funsplatter und Terrorfilm entscheiden, John Gulager, Sohnemann von Clu (der in "Piranha DD" naturellement seine Szene hat), fackelt da nicht lang und beschreitet mit großen Taperschritten ersteren Pfad. Dialoge wie der oben zitierte kultiviert der Film über die volle Distanz, macht Geschmacklosigkeiten nebst billiger CGI und 3D-Hokuspokus, wie er in dieser miesen Form zuletzt im seligen "Jaws 3-D" zu sehen war, zu seinem ureigenen Metier und gibt sich lustvoll sexistisch. Ein langer Weg, dereinst von unabhängig Produziertem wie "The Evil Dead", "Re-Animator" und "Braindead" geebnet, scheint mir nun endgültig vervollkommnet: Die Melange aus hartem Splatter und der Groteskkomödie Marke ZAZ, mit dem Qualitätsstempel der Weinsteins versehen. "Piranha DD" schwingt die grobe Harke und lässt sie tiefe Furchen ziehen, perfektioniert in seinen engmaschig gezogenem Konzept von einem David Hasselhoff, der eine so unnachgiebig harte Selbstparodie (eigentlich müsste es "Selbstanalyse" heißen) liefert, wie ich sie noch nie zu Gesicht bekommen habe. "Welcome to the rock bottom." That's exactly it, baby.

6/10

John Gulager Sequel Fisch 3-D Monster Splatter Groteske Slapstick Arizona Vergnügungspark Parodie Trash Exploitation Marcus Dunstan Tierhorror


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DETACHMENT (Tony Kaye/USA 2011)


"We're failing."

Detachment ~ USA 2011
Directed By: Tony Kaye

Der von einer trüben Vergangenheit heimgesuchte Vertretungslehrer Henry Barthes (Adrien Brody) kommt an eine Brennpunkt-High-School am organisatorischen Scheideweg. Während Barthes sich alle Mühe gibt, seinen Schülern ein respektabler Lehrer zu sein, lernt er außerhalb der Bildungsanstalt die junge Prostituierte Erica (Sami Gayle) kennen und müht sich damit ab, ihr Schutz und Geborgenheit zu geben, derweil sein Großvater (Louis Zorich) in einer betreuten Wohnstation vor sich hin siecht.

Der 'substitute teacher' ist in den USA ein dauerhafter Beruf. Die Kollegen tingeln im Lande umher und springen für einen kurz- bis mittelfristigen Zeitraum für dauerhaft erkrankte Lehrkräfte ein, um sich daraufhin einer neuen Schule zuzuwenden. Was sich bei uns zulande 'Vetretungspool-Lehrer' schimpft, bildet hier lediglich eine Zwischenstation auf dem Karriereweg zu Festeinstzellung und Verbeamtung. Nicht so in Übersee - für Henry Barthes, der ebendiesen besonderen Berufszweig ausfüllt, erweist sich seine Stellung als privates Basisproblem, denn das, was er braucht, kann ihm gerade diese Art der Berufsausübung nicht geben: Stabilität und Kontinuität.
Wer sich "Detachment" aussetzt, sollte gewappnet sein: Ein finstererer Film ist mir seit langem nicht untergekommen. Das von Scriptautor Carl Lund und Tony Kaye transportierte Weltbild ist ein nachgerade fatalistisches; in ihrem hier vorgestellten Mikrokosmos sind Philanthropen und Altruisten die zur Höchststrafe Verurteilten in einer gleichgültigen Realität. Als "Belohnung" für ihr Engagement bekommen die Großherzigen noch permanente Ohrfeigen von allen seiten; Bindungsangst und Einsamkeit sind die privaten Folgen. Henry Barthes steht mittendrin im Brennpunkt. Seine Mutter (Reagan Leonard) hat dereinst Selbstmord begangen, höchstwahrscheinlich, weil sich ihr Vater an ihr vergangen hat. Für den alten Mann, der sich seinen Frevel (zu Recht) selbst nie vergeben konnte, bildet Henry derweil den letzten Draht zum Leben. Die junge Erica ist durch ihre Karriere emotional abgestumpft und Henrys Engagement für sie führt nur zu weiteren Problemen, da eine dauerhafte Freundschaft keine Lösung darstellen kann. In der Schule findet sich ein zwischen hochneurotisch, repressiv und resignativ umheroszillierendes Kollegium. Die langjährige Schulleiterin (Marcia Gay Harden) wird zwangsretiriert, weil sie, so versichert man ihr, in ihrem Beruf versage, der älteste Kollege (James Caan) kokettiert damit, von Psychopharmaka abhängig zu sein, die Berufsberaterin (Lucy Liu) verzweifelt jeden Tag ein Stückchen mehr und Mr. Wiatt (Tim Blake Nelson) steht kurz vorm Durchdrehen. Natürlich muss sich "Detachment" den Vorwurf gefallen lassen, hier und da zu überzeichnen - soviel Unbill tritt wohl niemals am Stück auf. Aber: Er ist auch ein unbestechliches Sammelsurium der Wahrheiten und des ungeschönten Realismus. Vieles von dem, was ich in "Detachment" gesehen habe, habe ich in meiner noch relativ jungen Lehrerkarriere bereits selbst in ähnlicher Form erlebt, trotz der anderen Schulform und trotz der sich unterscheidenden Bildungsstandards. Im Grunde stechen wir, die Spezies Lehrer, doch alle in einem riesigen globalen Sack, in dem, unentwegt mit dem Knüppel drauf eingedroschen, früher oder später jeder mal erwischt wird. Insofern: Danke an Tony Kaye für seinen überaus empathischen Film.

9/10

Tony Kaye Schule Lehrer Freundschaft


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THE SLENDER THREAD (Sydney Pollack/USA 1965)


"I care."

The Slender Thread (Stimme am Telefon) ~ USA 1965
Directed By: Sydney Pollack

Der Psychologiestudent Alan Newell (Sidney Poitier) volontiert nebenbei bei der Telefonseelsorge. Eines Abends ruft dort die völlig verzeifelte Inga Dyson (Anne Bancroft) an und eröffnet dem konfusen Alan, sie habe soeben eine Überdosis Schlaftabletten genommen. Da sie ihm weder ihren vollen Namen noch ihren Aufenthaltsort mitteilen möchte, muss Alan jedwedes Geschick aufwänden, um Inga am Telefon zu halten, damit die Telefongesellschaft ihren Standort ermitteln kann. Glücklich über einen verständigen Zuhörer erzählt sie ihm ihre Geschichte...

Grandioses Kinodebüt mitsamt meisterlich verschachtelter Chronologie von einem noch hungrigen Sydney Pollack, höchst stilvoll und kompetent inszeniert und sich empfehlend für das bereits im Trüben keimende New Hollywood. Ungeachtet der mittlerweile überall gängigen Farbkamera nutzt Pollack für sein Kammerspiel betont schmuckloses Schwarzweiß (Loyal Griggs) und zu dessen Untermalung ebenso treibende wie gefühlvolle Klänge von Großmeister Quincy Jones. Anne Bancroft ist ausgezeichnet in ihrer Porträtierung einer zutiefst verzweifelten Frau und fügt dem Erstarken naturalistisch gezeichneter femininer Figuren auf der Leinwand ein entscheidendes Exempel hinzu. Telly Savalas, stets mit gewaltiger Zigarre im Bild als Poitiers nicht minder engagierter Chef zeigt sich ausnahmsweise in einer durchgängig sympathischen Darstellung und Seattle als ungewohnter Schauplatz für einen Studioproduktion tut sein Übriges, um diesen für seinen Zeitkontext ungewöhnlichen Film zu etwas Besonderem zu machen.

9/10

Sydney Pollack Seattle Telefon Psychiatrie Echtzeit


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THE POWER OF ONE (John G. Avildsen/USA, AU, F 1992)


"To have a brain is not a sin, but to have a brain and not use it, that is a sin."

The Power Of One (Im Glanz der Sonne) ~ USA/AU/F 1992
Directed By: John G. Avildsen

Der englischstämmige P.K. (Stephen Dorff, Guy Witcher, Brendan Deary) wächst im zunehmend von Buren kontrollierten Südafrika der dreißiger und vierziger Jahre auf. Schon früh ein Waisenkind, hat er das Glück, unter der Führung einiger weiser Mentoren zu gedeihen, als da wären der deutsche Intellektuelle 'Doc' (Armin Mueller-Stahl), der Häftling Geel Piet (Morgan Freeman), P.K.s Schullehrer St. John (John Gielgud), der Boxlehrer Gilbert (Dominic Walker) und schließlich sein gleichaltriger Freund Gideon (Alois Moyo). Von all diesen Männern lernt P.K. - unter vielen schweren Verlusten freilich - Respekt für Leben und Natur, sich gegen Hass und Rassismus zu wenden und alles zu geben für Bildung, Liebe und Freundschaft.

Eine von Avildsens vielen Außenseiterballaden, die wie immer einen jungen Kämpfer zum Protagonisten hat, der sich, hier stimmt es einmal wieder ganz exakt, durchzuboxen lernt. Der polithistorische Hintergrund des von der Geißel der Apartheid gebeugten Südafrika unter der erstarkenden Burenherrschaft gibt dafür einiges her, zumal sich hier mit der Hauptfigur P.K. ein Brite aufgestellt findet, der unter der rigorosen Aggression der selbsternannten 'Afrikaaner' auf eine ähnlich segregative, wenngleich abgeschwächte Weise zu leiden hat wie die dunkelhäutigen Ureinwohner der Region, die sich gern mit den in Europa wütenden Nazis auf eine Stufe stellen. So auch P.K.s ewiger Erzfeind Botha (Daniel Craig), der dem Jungen seit frühester Jugend nachstellt.
Hier und da von einer gewissen Naivität und dramaturgischen Schlichtheit ist "The Power Of One" zwar ein simpel erzählter Film, einer jedoch, dessen Konsumierbarkeit man ihm nicht zum Vorwurf machen darf. Im Gegenteil. In der Sekundarstufe könnten und sollten aller Ehren werte Werke wie dieses zum bildnerischen Kanon zählen.

8/10

John G. Avildsen period piece Biopic Südafrika Apartheid Coming of Age


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AMITYVILLE II: THE POSSESSION (Damiano Damiani/USA, I, MEX 1982)


"I do what I want!"

Amityville II: The Possession (Amityville 2 - Der Besessene) ~ USA/I/MEX 1982
Directed By: Damiano Damiani

Die sechsköpfige Familie Montelli zieht in das berüchtigte 'Haus am See' von Amityville ein. Die dort hausenden, bösen Kräfte bemächtigen sich des ältesten Sohnes Sonny (Jack Magner), dessen Verhalten sich in höchst ominösen Bahnen entwickelt. Sonny wird verschwiegen und zieht sich zurück, grinst diabolisch und wehrt sich gegen die Besuche von Vater Adamsky (James Olson). Bald darauf verführt Sonny seine eigene Schwester Patricia (Diane Franklin) und ermordet im Zuge eines nächtlichen Amoklaufs seine ganze Familie. Vater Adamsky, der starke Schuldgefühle wegen dieser Tragödie entwickelt, weiß, dass nicht Sonny, sondern ein ihm inne wohnender, höllischer Dämon für dieses Taten verantwortlich ist und schreitet zur Gegenwehr.

Das "Amityville"-Franchise, wenn man überhaupt von einem solchen sprechen kann, ist das wohl obskurste Horror-Serial der Filmgeschichte. Ebenso langwierig wie ausgefranst dümpelt es seit nunmehr 35 Jahren vor sich her und hat bis dato, das Original inbegriffen, noch keinen wirklich ausgezeichneten Beitrag hervorbringen können. Dennoch entbehren die mir bekannten Filme allesamt nicht eines merkwürdigen Reizes. So auch dieses Erstsequel von Damiani, von dem ich nicht weiß, wie er überhaupt zum Dreh gekommen ist. Vielleicht ist der Zusammenhang bei dem produzierenden Dino De Laurentiis zu suchen, wie Damiani bekanntlich Italiener.
Tommy Lee Wallaces Script gefällt sich in der Darstellung seiner Fiesheiten, Unaussprechlichkeiten und Todsünden. Ein inzestuöses Geschwister-Verhältnis, der tolle, aber verschenkte Burt Young als prügelndes Italo-Malocher-Patriarchen-Arschloch, das allenthalben die Hand gegen Frau und Kinder erhebt, wenn diese nicht parieren. Alles ein bisschen dümmlich und vorgetragen für eherne, nicht allzu intellektuell beflissene Christen, denen "The Exorcist" zu subtil war. Jack Magners Masken sind das Schönste am Film, und wenn sich der Dämon am Ende buchstäblich aus dessen Körper herausschält, dann erhält man eine traurige Ahnung davon, welch hübsche Ideen bezüglich "Amityville II" womögich unrealisiert ins filmische Nirwana abgewandert sein dürften.

6/10

Damiano Damiani Sequel Haus Dämon Tommy Lee Wallace Inzest Exorzismus


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EVIL DEAD (Fede Alvarez/USA 2013)


"You're gonna die here, you pathetic junkie."

Evil Dead ~ USA 2013
Directed By: Fede Alvarez

Junkie Mia (Jane Levy) geht zusammen mit ihren besten Freunden Eric (Lou Taylor Pucci) und Olivia (Jessica Lucas) sowie ihrem Bruder David (Shiloh Fernandez) und dessen neuer Partnerin Natalie (Elizabeth Blackmore) für ein Wochenende in die abgelegene, familieneigene Waldhütte, um dort einen kalten Entzug zu begehen. Gleich bei ihrer Ankunft nimmt Mia eine bösartige Atmosphäre wahr; es rieche nach Aas und irgendetwas stimme ganz und gar nicht. Tatsächlich finden David und Eric im Keller der Hütte eine ganze Kohorte toter Tiere und ein in Stacheldraht eingebundenes Buch. Eric liest ein paar Formeln daraus und entfesselt damit einen uralten Dämon, der sich nach und nach der Freunde bemächtigt.

"Evil Dead" trägt seine totale filmische Bedeutungslosigkeit gallionsfigurartig vor sich her - im Rahmen seines Status als vergleichsweise hochbudgetiertes Remake eines seinerzeit bahnbrechend innovativen Indie-Ulks keine große Überraschung. Raimis "The Evil Dead" lebte dereinst vom aufgekratzten Erfindungsreichtum seiner Kreateure, definierte Genregrenzen neu, krempelte um, bot bis dato Unikales und war auf eine raue Weise spaßig. Alvarez' Neuverfilmung derweil präsentiert sich bloß als ein Horrorfilm härterer Gangart unter vielen, dessen Goregehalt, Effektarbeit und Atmosphäre angesichts der multiplen Konkurrenz zwangsläufig lediglich im mediokren Feld liegen, letzten Endes vermutlich, weil aus der legionär durchexerzierten, simplen inhaltlichen Prämisse ohnehin nicht mehr herauszuholen ist. Wie üblich gibt es für den stolzen Kenner des Originals ein paar in-jokes, ansonsten findet sich "Evil Dead" als konzipiert für eine eher juvenile, nachwachsende Generation von zukünftigen Genreliebhabern und erscheint somit dem gesetzten Aficionado als garantiert völlig ungefährlich und nebenwirkungsfrei.

5/10

Fede Alvarez Sam Raimi Remake Drogen Heroin Splatter Dämon


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THE RAINMAKER (Joseph Anthony/USA 1956)


"Believe me, Lizzie. You ARE ugly."

The Rainmaker (Der Regenmacher) ~ USA 1956
Directed By: Joseph Anthony

Bill Starbuck (Burt Lancaster) tingelt auf seinem bunten Pferdewagen durch den Mittelwesten und verkauft den naiven Kleinstädtern dort allerlei wirkungslosen Firlefanz gegen die widrigen Witterungsverhältnisse, vor allem jedoch Phantasie und Hoffnung. Als er auf die Rancher-Familie Curry trifft, den verwitweten, liebevollen Vater H.C. (Cameron Prud'Homme), seinen ältesten, besserwisserischen Sohn Noah (Lloyd Bridges), dessen jüngeren, einfältigen Bruder Jim (Earl Holiman) und ihre altjungferliche Schwester Lizzie (Katharine Hepburn), schafft er es binnen weniger Stunden, neue Ordnung in deren verfilzte Beziehungsinteraktionen zu bringen. Und am Ende fällt sogar der versprochene Regen.

Die alte Mär von der zunächst unmöglichen scheinenden Gangbarkeit zwischen Wahrhaftigkeit und Träumerei arbeitet Nashs klassisches Stück in liebenswerter Weise und leuchtendem VistaVision auf. Eine von Lancasters großen Paraderollen bildet die Figur des Bill Starbuck, jener selbstherrliche, breit grinsende und umherhüpfende Scharlatan, dessen Betrügereien und Eulenspiegelein seinen Opfern wesentlich wohler tun als sie im Nachhinein zuzugeben bereit sind. Starbucks selbstgebastelte Ideen von Tornadoschutz und Regenzauber funktionieren zwar bestenfalls nur zufällig, vermitteln ihren Konsumenten jedoch zumindest ein mittelfristiges Gefühl von Verständnis und Geborgenheit. Vor allem erkennt Starbuck die Menschen hinter ihrer Fassade. Der streng schwarzweiß und numerisch denkende Rationalist Noah erregt sogleich sein Mitleid, derweil dem leicht dümmlichen, aber frisch verliebten Firlefanz Jim all seine Sympathie zuwandert. Die vertrocknete Lizzie erlebt bei ihm erstmals ein Gefühl des Begehrtwerdens und der Weiblichkeit, womit auch sie sich schlussendlich gerettet und aus ihrem depressiven Trauertal geführt findet. Die Saat für die Zukunft ist gesät, passend dazu findet sich die ausgedorrte Erde Utahs bald neu aufgelockert. Weltverbesserungskino deluxe.

8/10

Joseph Anthony N. Richard Nash based on play period piece Familie Geschwister Utah Erwachsenenmärchen





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Funxton

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