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DIE MUSTERKNABEN (Drei Filme) (Ralf Huettner/ D 1997, 1999, 2003)
von Funxton ·
29 Juli 2014
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"Meinze, die meint das ernst jetzt, oder was?"
Die Musterknaben ~ D 1997/1999/2003
Directed By: Ralf Huettner
Jürgen Docker (Jürgen Tarrach) und Oliver Dretzke (Oliver Korritke) sind zwei Polizeibeamte in Köln im geheobenen Dienst. Dies erlaubt ihnen, ununiformiert auftreten zu können - im Spätsechziger-Retrolook, respektive im legeren H&M-Stil. Docker wird, obwohl er Mitte 30 ist, noch von seiner Mama (Henriette Thimig) betüttelt und ist stets auf der Suche nach der wahren, großen Liebe (die er doch nie findet), derweil Dretzke davon träumt, in seine Heimatstadt Berlin zurückkehren zu können und dort zu arbeiten. Beide sind extreme Schwerenöter, eigentlich beste Freunde und lassen kein Fettnäpchen aus, insbesondere in beruflicher Hinsicht.
Ihr erster (Film-)Fall führt sie zu einem Observationseinsatz, den sie im Schichtwechsel mit zwei Kollegen (Herbert Knaup, Alexander Held) vom LKA begehen müssen. Dabei geht es um eine dicke Kokainlieferung aus den Niederlanden, auf die es just die LKA-Connection abgesehen hat - zum Weiterverkauf, versteht sich.
Zwei Jahre später werden Docker und Dretzke von der immens selbstsüchtigen Sensationsfotografin Heike (Sophie von Kessel), die angeblich den Kölner Polizeialltag dokumentieren will, als Eintrittskarte für ein Bordell missbraucht, in dem ein angeblicher Phil Collins logiert. Heike verdreht den beiden Schmieren-Romantikern gehörig den Kopf, aber immerhin Dretzke fängt sich noch halbwegs rechtzeitig.
Mit einigem zeitlichen Abstand erhält Docker dann vom BKA die Offerte, einen indischen Maharadscha (Josef Vithayathil) auf dessen Fahrt vom Flughafen in die Uni-Klinik zu doubeln. Docker verliebt sich nicht nur in das italienische Kindermädchen (Franziska Schlattner) des Maharadscha-Sohnes, sondern kann zusammen mit Dretzke auch eine Gruppe Attentäter dingfest machen, die es auf das Prinzenleben abgesehen haben.
Dreimal Hochsommer, dreimal Köln, dreimal Buddy, drei Filme, entstanden mit wachsendem Abstand zueinander, noch immer einer der schönsten Lichtblicke in der deutschen TV-Krimi-Landschaft der letzten zwanzig Jahre. Ralf Huettner inszenierte und schrieb jeweils zusammen mit Dominic Raacke die Scripte. Tarrach und Korritke bringen eine Lässigkeit in das bierernste Genre, die einer Frischzellenkur gleichkommt. Zwei Slacker, die als Polizisten im Prinzip völlig ungeeignet sind, weil kein bisschen repräsentativ für ihren Berufsstand, mit höchst bescheidenen deduktiven Fähigkeiten gesegnet und in der Regel eher durch Zufall zum Ziel gelangend. Dass Dretzke nebenbei kifft, ist zwar bloße Behauptung, aber kaum zu leugnen. Überhaupt hat man das Gefühl, Tarrach und Korritke lägen ganz viel von sich selbst in die darstellerische Waagschale, was der kompletten Trilogie neben allem anderen auch eine liebenswerte Herzlichkeit verleiht. Die Qualität der einzelnen Beiträge variiert etwas, abhängig von dem jeweiligen Fall:
Der erste Film, der eben etwas konzeptionell Neuartiges bot und dem sogar der eine oder andere Kinoeinsatz vergönnt war, ist wohl tatsächlich der hervorstechendste. Er bietet tatsächlich eine veritable Kriminalgeschichte mit bedrohlichem Bösewicht (Knaup: sagenhaft als bekokster Maniac) und einiges an Spannung auf. Die Figuren werden eingeführt [auch Kriminalrat Linzeisen (Walter Gontermann), eine Art Kölner Königsberg zählt zum künftigen Dauerinventar] und etabliert, alles ist noch frisch. Dazu gibt es ein paar nette Deutsch-Hip-Hop-Tracks, die flottes Zeitkolorit garantieren.
Die zwei Jahre später folgende Fortsetzung vollzieht dann einen ziemlichen Dreh. Mit einem brisanten Fotofilm, der mutmaßlich "Phil Collins im Puff" zeigt (tatsächlich, wie sich erst am Ende herausstellt, aber nur einen Hochstapler, der sich als Collins ausgibt, abgelichtet hat) kommt ein veritabler MacGuffin ins Spiel, der, gleichfalls Ilya Richters schotigem Gastauftritt als Bordellchef, sehr viel wohltuender wirkt als die zickige, von Sophie von Kessel gespielte Kamera-Tussi, die in Bezug auf D&D für einige maskuline Fremdschammomente sorgt. Eine höchst unsympathische Dame, der man, infolge ordentlichen Handwerks natürlich, geneigt ist, ihre Darstellung als nur allzu authentisch anzurechnen.
Solche Sympathie-Probleme ergeben sich im dritten, inhaltlich nicht minder absurden Beitrag "1000 und eine Nacht..." weniger. Die Schwächen des unmittelbaren Vorgängers (zu wenig Kriminalität - zu viel Trotteligkeit) macht dieser nach vier Jahren Pause entstandene Film (mittlerweile wurde der Euro eingeführt) wieder aufs Erfreulichste vergessen. Docker muss jetzt noch mehr (Tag-)Träume durchlaufen als gewohnt, Dretzke erhält auch eine (kurzfristig währende) erotische Episode mit einer knackigen Kollegin (Sandra Englund) vom Wasserschutz und Docker wird zum Helden des Tages. Ungewohnt viel Action gibt es hierin, mit zwei spektakulär endenden Verfolgungsjagden sowie einige der witzigsten Szenen der kleinen Reihe (Mutter Docker in der Luxus-Boutique). Wieder ein klarer Schritt nach vorn also, angesichts dessen es sich noch wehmütiger niederschlägt, dass keine weiteren Filme entstanden sind. Ein neuerliches Zusammentreffen wäre in diesem Zusammenhang ziemlich traumhaft.
9/10 // 7/10 // 8/10
Ralf Huettner Köln Buddy Movie Kokain Journalismus Mutter & Sohn Sommer TV-Film
Die Musterknaben ~ D 1997/1999/2003
Directed By: Ralf Huettner
Jürgen Docker (Jürgen Tarrach) und Oliver Dretzke (Oliver Korritke) sind zwei Polizeibeamte in Köln im geheobenen Dienst. Dies erlaubt ihnen, ununiformiert auftreten zu können - im Spätsechziger-Retrolook, respektive im legeren H&M-Stil. Docker wird, obwohl er Mitte 30 ist, noch von seiner Mama (Henriette Thimig) betüttelt und ist stets auf der Suche nach der wahren, großen Liebe (die er doch nie findet), derweil Dretzke davon träumt, in seine Heimatstadt Berlin zurückkehren zu können und dort zu arbeiten. Beide sind extreme Schwerenöter, eigentlich beste Freunde und lassen kein Fettnäpchen aus, insbesondere in beruflicher Hinsicht.
Ihr erster (Film-)Fall führt sie zu einem Observationseinsatz, den sie im Schichtwechsel mit zwei Kollegen (Herbert Knaup, Alexander Held) vom LKA begehen müssen. Dabei geht es um eine dicke Kokainlieferung aus den Niederlanden, auf die es just die LKA-Connection abgesehen hat - zum Weiterverkauf, versteht sich.
Zwei Jahre später werden Docker und Dretzke von der immens selbstsüchtigen Sensationsfotografin Heike (Sophie von Kessel), die angeblich den Kölner Polizeialltag dokumentieren will, als Eintrittskarte für ein Bordell missbraucht, in dem ein angeblicher Phil Collins logiert. Heike verdreht den beiden Schmieren-Romantikern gehörig den Kopf, aber immerhin Dretzke fängt sich noch halbwegs rechtzeitig.
Mit einigem zeitlichen Abstand erhält Docker dann vom BKA die Offerte, einen indischen Maharadscha (Josef Vithayathil) auf dessen Fahrt vom Flughafen in die Uni-Klinik zu doubeln. Docker verliebt sich nicht nur in das italienische Kindermädchen (Franziska Schlattner) des Maharadscha-Sohnes, sondern kann zusammen mit Dretzke auch eine Gruppe Attentäter dingfest machen, die es auf das Prinzenleben abgesehen haben.
Dreimal Hochsommer, dreimal Köln, dreimal Buddy, drei Filme, entstanden mit wachsendem Abstand zueinander, noch immer einer der schönsten Lichtblicke in der deutschen TV-Krimi-Landschaft der letzten zwanzig Jahre. Ralf Huettner inszenierte und schrieb jeweils zusammen mit Dominic Raacke die Scripte. Tarrach und Korritke bringen eine Lässigkeit in das bierernste Genre, die einer Frischzellenkur gleichkommt. Zwei Slacker, die als Polizisten im Prinzip völlig ungeeignet sind, weil kein bisschen repräsentativ für ihren Berufsstand, mit höchst bescheidenen deduktiven Fähigkeiten gesegnet und in der Regel eher durch Zufall zum Ziel gelangend. Dass Dretzke nebenbei kifft, ist zwar bloße Behauptung, aber kaum zu leugnen. Überhaupt hat man das Gefühl, Tarrach und Korritke lägen ganz viel von sich selbst in die darstellerische Waagschale, was der kompletten Trilogie neben allem anderen auch eine liebenswerte Herzlichkeit verleiht. Die Qualität der einzelnen Beiträge variiert etwas, abhängig von dem jeweiligen Fall:
Der erste Film, der eben etwas konzeptionell Neuartiges bot und dem sogar der eine oder andere Kinoeinsatz vergönnt war, ist wohl tatsächlich der hervorstechendste. Er bietet tatsächlich eine veritable Kriminalgeschichte mit bedrohlichem Bösewicht (Knaup: sagenhaft als bekokster Maniac) und einiges an Spannung auf. Die Figuren werden eingeführt [auch Kriminalrat Linzeisen (Walter Gontermann), eine Art Kölner Königsberg zählt zum künftigen Dauerinventar] und etabliert, alles ist noch frisch. Dazu gibt es ein paar nette Deutsch-Hip-Hop-Tracks, die flottes Zeitkolorit garantieren.
Die zwei Jahre später folgende Fortsetzung vollzieht dann einen ziemlichen Dreh. Mit einem brisanten Fotofilm, der mutmaßlich "Phil Collins im Puff" zeigt (tatsächlich, wie sich erst am Ende herausstellt, aber nur einen Hochstapler, der sich als Collins ausgibt, abgelichtet hat) kommt ein veritabler MacGuffin ins Spiel, der, gleichfalls Ilya Richters schotigem Gastauftritt als Bordellchef, sehr viel wohltuender wirkt als die zickige, von Sophie von Kessel gespielte Kamera-Tussi, die in Bezug auf D&D für einige maskuline Fremdschammomente sorgt. Eine höchst unsympathische Dame, der man, infolge ordentlichen Handwerks natürlich, geneigt ist, ihre Darstellung als nur allzu authentisch anzurechnen.
Solche Sympathie-Probleme ergeben sich im dritten, inhaltlich nicht minder absurden Beitrag "1000 und eine Nacht..." weniger. Die Schwächen des unmittelbaren Vorgängers (zu wenig Kriminalität - zu viel Trotteligkeit) macht dieser nach vier Jahren Pause entstandene Film (mittlerweile wurde der Euro eingeführt) wieder aufs Erfreulichste vergessen. Docker muss jetzt noch mehr (Tag-)Träume durchlaufen als gewohnt, Dretzke erhält auch eine (kurzfristig währende) erotische Episode mit einer knackigen Kollegin (Sandra Englund) vom Wasserschutz und Docker wird zum Helden des Tages. Ungewohnt viel Action gibt es hierin, mit zwei spektakulär endenden Verfolgungsjagden sowie einige der witzigsten Szenen der kleinen Reihe (Mutter Docker in der Luxus-Boutique). Wieder ein klarer Schritt nach vorn also, angesichts dessen es sich noch wehmütiger niederschlägt, dass keine weiteren Filme entstanden sind. Ein neuerliches Zusammentreffen wäre in diesem Zusammenhang ziemlich traumhaft.
9/10 // 7/10 // 8/10
Ralf Huettner Köln Buddy Movie Kokain Journalismus Mutter & Sohn Sommer TV-Film