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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





Foto

FRANCES (Graeme Clifford/USA 1982)



"Occupation?" - "Cocksucker."

Frances ~ USA 1982
Directed By: Graeme Clifford

Die in Seattle aufwachsende Frances Farmer (Jessica Lange) gilt schon als junge Frau als höchst unkonventionell. In einem Schulaufsatz konstatiert sie zum allgemeinen Entsetzen, dass Gott tot sei und eine gewonnene Reise nach Moskau scheint perfekt zu ihrem kommunistischen Gedankengut zu passen. Eine bald eingeschlagene Hollywood-Karriere gibt Frances rasch wieder auf, um an den Broadway zu gehen und dort in Inszenierungen ihres Galans Clifford Odets (Jeffrey DeMunn) aufzutreten. Doch der Studioboss Bebe (Allan Rich) lässt sich nicht gern beiseite drängen und sorgt mithilfe finanziellen Drucks und der Macht der Presse dafür, dass Frances wieder zurück an die Westküste kommt. Hier beginnt für sie eine Odyssee des Schreckens: Je mehr man sie versucht, in sozial akzeptierte Formate zu pressen, desto mehr lehnt sie sich auf. Ihre stets Frances' Geschicke beeinflussende Mutter sorgt schließßlich dafür, dass Frances entmündigt wird und mehrere Anstaltsaufenthalte durchläuft, an deren Ende sie, Jahre später, begradigt und normiert entlassen wird.

Kenneth Anger bezeichnete die spätere Geschichte der Frances Farmer als den "unerträglichsten und tragischsten Fall in der Geschichte Hollywoods". In der Tat demonstriert ihre noch immer kaum fassbare, nur allzu gern zur Tinseltown-Fußnote degradierte Biographie, mit welch leidenschaftlicher Zielstrebigkeit die Studios und ihre Mogule des golden age nicht nur gezielt aufbauen, sondern mindestens ebenso kompromisslos zerstören konnten. Frances Farmer hatte, als freigeistige, libertinäre Intellektuelle mit überaus inken Ansichten das Pech, das Äußere einer potenziellen Filmschönheit und schauspielerische Ambitionen in sich zu vereinen. Damit war sie nämlich, die permanente Intervention ihrer allmächtigen Mutter inbegriffen, den Filmbossen zum Fraß vorgeworfen. Als Frances sich darüber klar wurde und sich fortan weigerte, als kleines Getrieberädchen die Mühlen weitermahlen zu lassen, gipfelte dies in einem beispiellosen, zerstörerischen Bewurf ihrer Person: Kleine und große Skandale, Schlägereien, Pöbeleien und Saufgelage sowie ihre allerörtliche, standhafte Kooperationsverweigerung sorgten schließlich dafür, dass sie als hochsensibler Mensch mehr als zehn Jahre in offenen und geschlossenen Kliniken gegen ihren Willen zubringen musste und mit Insulin- und Elektroschocks "behandelt" wurde. Das Gerücht, dass Frances zum Ende ihres Psychiatrie-Aufenthalts hin sogar einer transorbitalen Lobotomie unterzogen wurde, welches im Zuge einer höchst unangenehmen Szene auch der Film skandiert, erwies sich im Nachhinein als unhaltbar.
Abgesehen davon gelang Clifford eine wahrlich großartige, manchmal nur schwer erträgliche Studie über pathologischen Maternalismus sowie über die bloße Illusion von Glitzer und Glamour in einer tatsächlich alles andere als demokratisch basierten Welt und Zeit. Besonders empfehlenswert im Doppel mit Frank Perrys "Mommie Dearest", in dem die Mutter-Tochter-Rollen vertauscht sind.

9/10

Graeme Clifford period piece Seattle Hollywood Biopic Psychiatrie Mutter & Tochter



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Funxton

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