Zitat entfällt.
Oltre Il Guado (Across The River) ~ I 2013
Directed By: Lorenzo Bianchini
Der Wildtier-Biologe Marco Contrada (Marco Marchese) ist mitten im Dezember allein mit seinem Kleinbus im venetischen Grenzgebiet unterwegs, um in dem riesigen Waldgebiet die Wildschein- und Fuchspopulation und deren Nachtverhalten zu studieren. Seine Reise führt ihn auch über einen Fluss, den er angesichts der soeben einsetzenden Regenfälle in letzter Minute überqueren kann. Bald schon fallen ihm einige Absonderlichkeiten auf: Ein Kinderkleid treibt durch den Fluss, im Sucher der Nachtkamera bewegt sich noch etwas anderes als die Tiere, schreiähnliche Geräusche aus der Ferne sind zu hören, die Rinde eines Baumes ist kreisrund abgeschält, ein Fuchs scheint von einem größeren Tier getötet worden zu sein. Marco stößt auf ein verfallenes Dorf, das vor langer Zeit offenbar fluchtartig verlassen und zu Teilen niedergebrannt wurde. Während unablässiger Regen fällt, mehren sich die Zeichen, dass etwas in den Steinmauern des Dorfes umgeht, dem Marco unbedingt auf die Spur kommen will.
Ein Horrorfilm, der die Langsamkeit neu erfindet und genau damit seinen inhärentes Grauen schürt, das steht ziemlich offensichtlich im Kontrast zum jüngeren US-Ausstoß, der wahlweise das actionreiche Splattersegment oder schnell montierten Grusel mit vielen Schockeffekten umfasst. In "Oltre Il Guado" reduziert sich die Geschichte auf eine einzige Person, mit Ausnahme weniger Szenen um ein altes Ehepaar, das um das Geheimnis des einst von Partisanen niedergebrannten Dörfchens weiß und einen Rettungstrupp, der sich auf die Suche nach dem bald als vermisst gemeldeten Marco macht. Entsprechend karg und vereinzelt nehmen sich Dialog bzw. Monolog aus.
Der namenlose "Fluss" des Titels (wobei die korrekte Übersetzung das wesentlich poetischer gelagerte Furt wäre, 'Fluss' heißt nämlich auf italienisch 'fiume') nimmt dabei eine deutlich allegorisch herausgearbeitete Funktion ein: Jenseits seines "gegenüberliegenden" Ufers beginnt nicht nur Osteuropa, hier scheinen auch Zeit, Raum und Zweck ihre Bedeutung zu verlieren, die Welt wird urplötzlich farblos und Moder und Tristesse kündigen baldigen Schrecken an. Vielleicht liegt dort die Hölle selbst. Im Prinzip geschieht zunächst nicht viel Offensichtliches und lediglich die spärlichen Erläuterungen des alten Mannes (Renzo Gariup) gegenüber der Suchmannschaft geben Auskunft über die Ursache des Übels: Zwei nicht altern wollende, dämonisch entstellte Zwillingsschwestern haben hier zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs gelebt, die sich irgendwann als böse und aggressiv entpuppt haben und damals auch der Feuersbrunst der Widerständler nicht zum Opfer gefallen sind. Ebenjene treiben offenkundig noch heute ihr Unwesen und scheinen zudem sirenenartige Lockrufe auszusenden. Da steckt auf rein narrativer Ebene auch eine Menge "Blair Witch Project" drin: Unübersichtliche, kalte Natur, zunächst geringe, dann immer akuter werdende Hinweise auf das dräuende Böse, Desorientierung, schließlich der Moment der Erkenntnis und am Ende die panische Konfrontation. Keiner kommt hier lebend raus, selbst die Retter nicht.
8/10
Lorenzo Bianchini Dämon Zwillinge Madness Winter Ruine Dorf WWII Grenze
Oltre Il Guado (Across The River) ~ I 2013
Directed By: Lorenzo Bianchini
Der Wildtier-Biologe Marco Contrada (Marco Marchese) ist mitten im Dezember allein mit seinem Kleinbus im venetischen Grenzgebiet unterwegs, um in dem riesigen Waldgebiet die Wildschein- und Fuchspopulation und deren Nachtverhalten zu studieren. Seine Reise führt ihn auch über einen Fluss, den er angesichts der soeben einsetzenden Regenfälle in letzter Minute überqueren kann. Bald schon fallen ihm einige Absonderlichkeiten auf: Ein Kinderkleid treibt durch den Fluss, im Sucher der Nachtkamera bewegt sich noch etwas anderes als die Tiere, schreiähnliche Geräusche aus der Ferne sind zu hören, die Rinde eines Baumes ist kreisrund abgeschält, ein Fuchs scheint von einem größeren Tier getötet worden zu sein. Marco stößt auf ein verfallenes Dorf, das vor langer Zeit offenbar fluchtartig verlassen und zu Teilen niedergebrannt wurde. Während unablässiger Regen fällt, mehren sich die Zeichen, dass etwas in den Steinmauern des Dorfes umgeht, dem Marco unbedingt auf die Spur kommen will.
Ein Horrorfilm, der die Langsamkeit neu erfindet und genau damit seinen inhärentes Grauen schürt, das steht ziemlich offensichtlich im Kontrast zum jüngeren US-Ausstoß, der wahlweise das actionreiche Splattersegment oder schnell montierten Grusel mit vielen Schockeffekten umfasst. In "Oltre Il Guado" reduziert sich die Geschichte auf eine einzige Person, mit Ausnahme weniger Szenen um ein altes Ehepaar, das um das Geheimnis des einst von Partisanen niedergebrannten Dörfchens weiß und einen Rettungstrupp, der sich auf die Suche nach dem bald als vermisst gemeldeten Marco macht. Entsprechend karg und vereinzelt nehmen sich Dialog bzw. Monolog aus.
Der namenlose "Fluss" des Titels (wobei die korrekte Übersetzung das wesentlich poetischer gelagerte Furt wäre, 'Fluss' heißt nämlich auf italienisch 'fiume') nimmt dabei eine deutlich allegorisch herausgearbeitete Funktion ein: Jenseits seines "gegenüberliegenden" Ufers beginnt nicht nur Osteuropa, hier scheinen auch Zeit, Raum und Zweck ihre Bedeutung zu verlieren, die Welt wird urplötzlich farblos und Moder und Tristesse kündigen baldigen Schrecken an. Vielleicht liegt dort die Hölle selbst. Im Prinzip geschieht zunächst nicht viel Offensichtliches und lediglich die spärlichen Erläuterungen des alten Mannes (Renzo Gariup) gegenüber der Suchmannschaft geben Auskunft über die Ursache des Übels: Zwei nicht altern wollende, dämonisch entstellte Zwillingsschwestern haben hier zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs gelebt, die sich irgendwann als böse und aggressiv entpuppt haben und damals auch der Feuersbrunst der Widerständler nicht zum Opfer gefallen sind. Ebenjene treiben offenkundig noch heute ihr Unwesen und scheinen zudem sirenenartige Lockrufe auszusenden. Da steckt auf rein narrativer Ebene auch eine Menge "Blair Witch Project" drin: Unübersichtliche, kalte Natur, zunächst geringe, dann immer akuter werdende Hinweise auf das dräuende Böse, Desorientierung, schließlich der Moment der Erkenntnis und am Ende die panische Konfrontation. Keiner kommt hier lebend raus, selbst die Retter nicht.
8/10
Lorenzo Bianchini Dämon Zwillinge Madness Winter Ruine Dorf WWII Grenze