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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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THE KING OF MARVIN GARDENS (Bob Rafelson/USA 1972)



"It's you that behaves like a three-year-old!"

The King Of Marvin Gardens (Der König von Marvin Gardens) ~ USA 1972
Directed By: Bob Rafelson

David Staebler (Jack Nicholson), ein einsamer, verschrobener Intellektueller, der einmal die Woche seine Biographie in einer essayistischen Radiosendung Revue passieren lässt, erhält eine Einladung von seinem älteren Bruder Jason (Bruce Dern), nach Atlantic City zu kommen, wo große Pläne auf ihn warteten. David findet seinen Bruder vor Ort im Knast sitzend vor und erfährt, nachdem Jason auf Kaution draußen ist, von dessen angeblichem Großprojekt: Jason will eine kleine hawaiianische Insel kaufen, sich dorthin absetzen, ein Spielcasino eröffnen und es sich gut gehen lassen, seine beiden Mätressen Sally (Ellen Burstyn) und Jessica (Julia Anne Robinson) im Schlepptau. Sein Bruder soll als sein Geschäftspartner fungieren. Der sogleich skeptische David findet bald heraus, was wirklich hinter Jasons Plänen steckt: In Wahrheit fehlen ihm auf ganzer Linie die finanziellen Mittel sowie einige notwendige Unterschriften, um das Ganze stemmen zu können, außerdem kann Jason keinen Schritt tun ohne die Erlaubnis seines heimlichen Bosses Lewis (Scatman Crothers). Hinzu kommt noch, dass sich die Dreiecksbeziehung um Jason und die beiden Frauen als höchst wurmstichig erweist.

Wenngleich diese Chronik eines erwartungsgemäßen Todes doch etwas anders schließt, als man es noch kurz zuvor hätte vermuten wollen, bleibt sie eines der Hauptwerke und ein Motor New Hollywoods. Als fünfte (und vorletzte, wesentliche) Produktion der kurzlebigen BBS, deren Filme von Columbia vertrieben wurden, erschließt sich bereits die Maßstäblichkeit dieses cineastischen "Familienunternehmens". Mit Nicholson, Dern und Burstyn gibt es drei darstellerische Gallionsfiguren der Bewegung zu sehen; der Schauplatz Atlantic City - mehr Ostküste geht kaum - bietet in all seiner maroden, salzigen Herbstlichkeit in perfekt-intimes Endzeitszenario. Die Figurenkonstellation ist mittlerweile hinlänglich bekanntes und gebrauchtes Kinogut: Zwei Brüder, der eine still und vernünftig, der andere ein großschnäuziger Bonvivant voller Selbstillusionen treffen eines der wenigen Male in ihrem Erwachsenenleben aufeinander und entfachen allzuviel Reibungshitze, als dass ihre Begegnung gesund enden könnte. Was dem einen Träume und Hoffnungen, sind dem anderen Realismus und Bodennähe eine wahrhaft bipolare Beziehung. Durch die beiden merkwürdigen Frauen, deren Leben seltsam verfahren scheint (sie sind zum einen Stiefmutter und -tochter, pflegen jedoch parallel dazu ein erotisches Liebesverhältnis mit wechselndem Zuneigungsgrad hinsichtlich Jason; auch Hinweise auf Prostitution und Prostituierung gibt es), spitzt sich die Situation noch mehr zu. David zeigt Interesse an Jessica, ist jedoch zu schüchtern, um weitere Schritte zu unternehmen. Am Ende reißen alle Bänder und David landet wieder bei seinen Mikrofonmonologen. New Hollywood war eben oft unerbittlich.

9/10

Bob Rafelson New Hollywood Atlantic City New Jersey Philadelphia Brüder



Filmtagebuch von...

Funxton

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