"Man your pops is like, mothafuckin, Malcolm... Farrakhan."
Boyz N The Hood ~ USA 1991
Directed By: John Singleton
South Central Los Angeles, 1984. Schon als Kind kommt der intelligente, aber nicht minder renitente Tre Styles (Desi Arnez Hines II) zu seinem Vater Furious (Laurence Fishburne), einem strengen, selbstbewussten Mann, der seinem Sohn zwar Freiräume lässt, ihm aber auch kluge Lebensweisheiten vermittelt. Sieben Jahre später steht Tre kurz davor, das College zu besuchen, um Betriebswirtschaft zu studieren. Sein gleichaltriger, bester Freund und Nachbar Ricky (Morris Chestnut), bereits Vater eines kleinen Sohnes, bekommt ein Stipendium. Rickys Bruder Doughboy (Ice Cube) indes wandert bereits durch die Drehtüren der Gefängnisse, dealt Crack und hängt den ganzen Tag nur ab, ebenso wie die meisten anderen Kids im Viertel. Von der Polizei, die mit Verachtung und Desinteresse die verwahrlosenden Straßen bepatrouilliert, ist keine Unterstützung zu erwarten und jede falsche Geste in benachbarten Stadtteilen kann einen Kleinkrieg hervorrufen. Als Ricky wegen einer Lappalie von einer gegnerischen Gang erschossen wird, steht Tre vor der Entscheidung, zusammen mit Doughboy und den anderen den Tod des Freundes zu vergelten oder der Gewalt ein für allemal abzuschwören.
Vor allem in zweierlei Hinsicht ist "Boyz N The Hood", ein monolithisches, noch immer zutiefst mitreißendes Werk, das für eine Studioproduktion seiner Entstehungszeit ungewöhnlich wagemutig daherkommt, bemerkenswert: Er stellt vermutlich nicht nur einen der besten Debütfilme überhaupt dar, sondern ist noch dazu einer der wenigen Filme, die man um ihre kompromisslos-offensive didaktische Haltung bewundern muss, wo ansonsten meist Aufdringlichkeit, Klischee und Sujetfremde walten.
Singletons folienhaft anmutendes Figurenkaleidoskop hält zwischen seinen zwei Hauptpolen eine stattliche Bandbreite afroamarikanischer Befindlichkeit bereit, die erschreckenderweise kaum an Aktualität eingebüßt hat. Es gibt zum einen den autodidaktisch geprägten, schwarzen Intellekt des Furious - nomen est omen - Styles: Ein Produkt seines sozialen Umfelds zwar und aufgrund seiner muslimischen Wertmaßstäbe kein ultimatives Vorbild, ein Mann jedoch immerhin, der die gezielten Benachteiligungsstrukturen der Ära Reagan/Bush bedingungslos durchschaut und mit friedlichen Mitteln gegen sie ankämpft. Ihm Gegenüber Doughboy, der urbane Albtraum mit Automatik in Griffweite: Bildungsfern, gewaltbereit, misogyn, in seinem privaten Mikrokosmos aus drei Blocks gefangen, in denen Armut, Alkohol, Drogen, Fernsehrealitäten, das dickste Auto und die größte Klappe regieren. Man vergleiche hernach den nunmehr 23 Jahre alten "Boyz N The Hood" mit der Gegenwart und dann einen thematisch auch nur halbwegs ähnlich angelegten Film (findet man den überaupt?) von 1968 mit "Boyz N The Hood": Der Unterschied im Hinblick auf die zeitbedingte Realitätsabbildung zwischen damals und jetzt und damals und damals muss zwangsläufig gewaltig und erschreckend ausfallen.
Natürlich ist "Boyz N The Hood" auch ein zutiefst wütender Film, ansonsten wäre er ja kaum glaubwürdig. Im Gegensatz zu seinem - keineswegs weniger bewegenden, jedoch bitter-resignierenden - Quasi-Nachfolger "Menace II Society" verzichtet Singleton nicht auf eine klar formulierte Botschaft: "Increase The Peace!" heißt es am Ende, das einen nunmehr endgültig erwachsen gewordenen Tre zeigt, der begriffen hat, was wahre Stärke und Kraft bedeuten. Und anders als Doughboy, für den es längst zu spät ist, und dessen Konturen sich passend zur schriftlichen Information, dass auch er in zwei Wochen der Gewalt zum Opfer fallen wird, auflösen. Eine derart aufrichtig und intensiv auf der Leinwand formulierte Mischung aus Traurigkeit und Hoffnung bildet bis heute und wahrscheinlich auf ewig eine Rarität.
9/10
John Singleton Los Angeles ethnics Slum Coming of Age Freundschaft Vater & Sohn
Boyz N The Hood ~ USA 1991
Directed By: John Singleton
South Central Los Angeles, 1984. Schon als Kind kommt der intelligente, aber nicht minder renitente Tre Styles (Desi Arnez Hines II) zu seinem Vater Furious (Laurence Fishburne), einem strengen, selbstbewussten Mann, der seinem Sohn zwar Freiräume lässt, ihm aber auch kluge Lebensweisheiten vermittelt. Sieben Jahre später steht Tre kurz davor, das College zu besuchen, um Betriebswirtschaft zu studieren. Sein gleichaltriger, bester Freund und Nachbar Ricky (Morris Chestnut), bereits Vater eines kleinen Sohnes, bekommt ein Stipendium. Rickys Bruder Doughboy (Ice Cube) indes wandert bereits durch die Drehtüren der Gefängnisse, dealt Crack und hängt den ganzen Tag nur ab, ebenso wie die meisten anderen Kids im Viertel. Von der Polizei, die mit Verachtung und Desinteresse die verwahrlosenden Straßen bepatrouilliert, ist keine Unterstützung zu erwarten und jede falsche Geste in benachbarten Stadtteilen kann einen Kleinkrieg hervorrufen. Als Ricky wegen einer Lappalie von einer gegnerischen Gang erschossen wird, steht Tre vor der Entscheidung, zusammen mit Doughboy und den anderen den Tod des Freundes zu vergelten oder der Gewalt ein für allemal abzuschwören.
Vor allem in zweierlei Hinsicht ist "Boyz N The Hood", ein monolithisches, noch immer zutiefst mitreißendes Werk, das für eine Studioproduktion seiner Entstehungszeit ungewöhnlich wagemutig daherkommt, bemerkenswert: Er stellt vermutlich nicht nur einen der besten Debütfilme überhaupt dar, sondern ist noch dazu einer der wenigen Filme, die man um ihre kompromisslos-offensive didaktische Haltung bewundern muss, wo ansonsten meist Aufdringlichkeit, Klischee und Sujetfremde walten.
Singletons folienhaft anmutendes Figurenkaleidoskop hält zwischen seinen zwei Hauptpolen eine stattliche Bandbreite afroamarikanischer Befindlichkeit bereit, die erschreckenderweise kaum an Aktualität eingebüßt hat. Es gibt zum einen den autodidaktisch geprägten, schwarzen Intellekt des Furious - nomen est omen - Styles: Ein Produkt seines sozialen Umfelds zwar und aufgrund seiner muslimischen Wertmaßstäbe kein ultimatives Vorbild, ein Mann jedoch immerhin, der die gezielten Benachteiligungsstrukturen der Ära Reagan/Bush bedingungslos durchschaut und mit friedlichen Mitteln gegen sie ankämpft. Ihm Gegenüber Doughboy, der urbane Albtraum mit Automatik in Griffweite: Bildungsfern, gewaltbereit, misogyn, in seinem privaten Mikrokosmos aus drei Blocks gefangen, in denen Armut, Alkohol, Drogen, Fernsehrealitäten, das dickste Auto und die größte Klappe regieren. Man vergleiche hernach den nunmehr 23 Jahre alten "Boyz N The Hood" mit der Gegenwart und dann einen thematisch auch nur halbwegs ähnlich angelegten Film (findet man den überaupt?) von 1968 mit "Boyz N The Hood": Der Unterschied im Hinblick auf die zeitbedingte Realitätsabbildung zwischen damals und jetzt und damals und damals muss zwangsläufig gewaltig und erschreckend ausfallen.
Natürlich ist "Boyz N The Hood" auch ein zutiefst wütender Film, ansonsten wäre er ja kaum glaubwürdig. Im Gegensatz zu seinem - keineswegs weniger bewegenden, jedoch bitter-resignierenden - Quasi-Nachfolger "Menace II Society" verzichtet Singleton nicht auf eine klar formulierte Botschaft: "Increase The Peace!" heißt es am Ende, das einen nunmehr endgültig erwachsen gewordenen Tre zeigt, der begriffen hat, was wahre Stärke und Kraft bedeuten. Und anders als Doughboy, für den es längst zu spät ist, und dessen Konturen sich passend zur schriftlichen Information, dass auch er in zwei Wochen der Gewalt zum Opfer fallen wird, auflösen. Eine derart aufrichtig und intensiv auf der Leinwand formulierte Mischung aus Traurigkeit und Hoffnung bildet bis heute und wahrscheinlich auf ewig eine Rarität.
9/10
John Singleton Los Angeles ethnics Slum Coming of Age Freundschaft Vater & Sohn