"Did you tell her? Tom? Tom?"
In Fear ~ UK 2013
Directed By: Jeremy Lovering
Tom (Iain De Caestecker) und Lucy (Alice Englert) kennen sich erst seit zwei Wochen. Dennoch lässt Lucy sich von Tom überreden, mit ihm per Auto zu einem Festival in der irischen Provinz zu fahren. Man trifft sich bereits einen Tag vor Beginn der Veranstaltung und reist durch die Landschaft. Ein Zwischenstopp in einem Pub endet unerfreulich, es gibt einen kleinen, aber scheinbar unbedeutenden Konflikt mit den einheimischen Gästen. Auf der Weiterfahrt bietet Tom Alice an, eine Nacht mit ihm in einem abgelegenen Hotel zu verbringen. Das Zimmer habe er bereits von daheim aus online gebucht. Trotz Navigationsgerät und Beschilderung verfahren sich die beiden in der entlegenen Gegend und bewegen sich dazu noch im Kreis. Bald geht ihnen auf, dass sie nicht allein sind und irgendwer ein perfides Spiel mit ihnen treibt. Als sie den verletzten Max (Allen Leech) im Wagen mitnehmen, kulminieren die Ereignisse.
Ein weiterer, vielversprechend beginnender Film, der am Ende durch seine akute Erklärungsnot in sich zusammenfällt. Der zweite von vier Akten spielt die große Stärke und zudem die sicher auch grundierende Prämisse der Geschichte aus: Eine scheinbar end- und ziellose Fahrt durch weit abgelegene Wald- und Feldwege, Einbahnstraßen ohne echte Orientierungspunkte, mit vertauschten Wegsweisern, bei zunehmend schlechtem Wetter und dämmerndem Licht. Verirrung. Zu diesem Zeitpunkt ist nicht klar, warum all das eigentlich geschieht; die Analyse-Optionen gestalten sich noch multipel; die Verunsicherung des den Protagonisten in ihrem Wissen gleichgestellten Zuschauers erweist sich als Initiallösung für die wachsend unangenehme Atmosphäre. Wer oder was steckt hinter der ganzen Irreführung? Einheimische Spaßvögel vielleicht? Möglicherweise die Leute aus dem Pub, mit denen der Stadtmensch Tom sich angelegt hat? Vielleicht ist er selbst gar ein Unhold? Oder ist nachher doch alles bloß Einbildung im Angesicht sich steigernder Verunsicherung bis hin zu einer halbwegs irrational bedingten Panik? Dann jedoch holt Lovering sein Publikum genau da ab, wo es im Idealfall gar nicht erst hingewollt hätte und "In Fear" ergibt sich der biederen Konventionalität vorgefertigter Expertise. "The Hitcher" lässt grüßen, der ebenso geisteskranke wie todessehnsüchtige Max stellt sich als derjenige heraus, der hier die ganze Zeit für psychische Derangierung seiner Opfer gesorgt, auf der Terrorklaviatur gespielt und Alice demonstriert hat, dass sich in jedem Menschen, so es ihm nur hinreichend bedrohlich an den Kragen geht, ein unerbittlicher Opportunist verbirgt. Ob Lovering auf den Verkauf dieser Erkenntnis sonderlich stolz ist, weiß ich nicht, aber ich finde es einigermaßen bedauernswert, dass selbst im Genrefilm nichts mehr zu gehen scheint ohne die Bemühung strenger Rationalität.
5/10
Jeremy Lovering Irland Provinz amour fou Madness Nacht Terrorfilm
In Fear ~ UK 2013
Directed By: Jeremy Lovering
Tom (Iain De Caestecker) und Lucy (Alice Englert) kennen sich erst seit zwei Wochen. Dennoch lässt Lucy sich von Tom überreden, mit ihm per Auto zu einem Festival in der irischen Provinz zu fahren. Man trifft sich bereits einen Tag vor Beginn der Veranstaltung und reist durch die Landschaft. Ein Zwischenstopp in einem Pub endet unerfreulich, es gibt einen kleinen, aber scheinbar unbedeutenden Konflikt mit den einheimischen Gästen. Auf der Weiterfahrt bietet Tom Alice an, eine Nacht mit ihm in einem abgelegenen Hotel zu verbringen. Das Zimmer habe er bereits von daheim aus online gebucht. Trotz Navigationsgerät und Beschilderung verfahren sich die beiden in der entlegenen Gegend und bewegen sich dazu noch im Kreis. Bald geht ihnen auf, dass sie nicht allein sind und irgendwer ein perfides Spiel mit ihnen treibt. Als sie den verletzten Max (Allen Leech) im Wagen mitnehmen, kulminieren die Ereignisse.
Ein weiterer, vielversprechend beginnender Film, der am Ende durch seine akute Erklärungsnot in sich zusammenfällt. Der zweite von vier Akten spielt die große Stärke und zudem die sicher auch grundierende Prämisse der Geschichte aus: Eine scheinbar end- und ziellose Fahrt durch weit abgelegene Wald- und Feldwege, Einbahnstraßen ohne echte Orientierungspunkte, mit vertauschten Wegsweisern, bei zunehmend schlechtem Wetter und dämmerndem Licht. Verirrung. Zu diesem Zeitpunkt ist nicht klar, warum all das eigentlich geschieht; die Analyse-Optionen gestalten sich noch multipel; die Verunsicherung des den Protagonisten in ihrem Wissen gleichgestellten Zuschauers erweist sich als Initiallösung für die wachsend unangenehme Atmosphäre. Wer oder was steckt hinter der ganzen Irreführung? Einheimische Spaßvögel vielleicht? Möglicherweise die Leute aus dem Pub, mit denen der Stadtmensch Tom sich angelegt hat? Vielleicht ist er selbst gar ein Unhold? Oder ist nachher doch alles bloß Einbildung im Angesicht sich steigernder Verunsicherung bis hin zu einer halbwegs irrational bedingten Panik? Dann jedoch holt Lovering sein Publikum genau da ab, wo es im Idealfall gar nicht erst hingewollt hätte und "In Fear" ergibt sich der biederen Konventionalität vorgefertigter Expertise. "The Hitcher" lässt grüßen, der ebenso geisteskranke wie todessehnsüchtige Max stellt sich als derjenige heraus, der hier die ganze Zeit für psychische Derangierung seiner Opfer gesorgt, auf der Terrorklaviatur gespielt und Alice demonstriert hat, dass sich in jedem Menschen, so es ihm nur hinreichend bedrohlich an den Kragen geht, ein unerbittlicher Opportunist verbirgt. Ob Lovering auf den Verkauf dieser Erkenntnis sonderlich stolz ist, weiß ich nicht, aber ich finde es einigermaßen bedauernswert, dass selbst im Genrefilm nichts mehr zu gehen scheint ohne die Bemühung strenger Rationalität.
5/10
Jeremy Lovering Irland Provinz amour fou Madness Nacht Terrorfilm