"I don't wanna reach the gates and Jesus be like: 'Turn yo ass around nigga.'"
Baby Boy ~ USA 2001
Directed By: John Singleton
Joseph (Tyrese Gibson) lebt in South Central L.A., ist um die 20, arbeitslos, bildungsarm, hat zwei kleine Kinder mit zwei verschiedenen Müttern, Yvette (Taraji P. Henson) und Peanut (Tamara LaSeon Bass) und lebt noch bei seiner Mutter Juanita (A.J. Johnson). Seine Beziehung zu leidet regelmäßig darunter, dass Joseph weder seine Ma loslassen noch ein eigenverantwortliches Leben führen kann. Die Situation spitzt sich für Josepoh gleich von zwei Seiten her zu, als Juanita mit dem bulligen Melvin (Ving Rhames) einen neuen Liebhaber mit nach Hause bringt und Yvettes extrem soziopathischer Exfreund Rodney (Snoop Dogg) aus dem Knast entlassen wird...
In streng objektiver Hinsicht ist "Baby Boy" vielleicht John Singletons reifster Film als Autor und zudem der bis dato letzte, den er nicht als Auftragsfilmer inszeniert hat. "Baby Boy" beschließt nach "Boyz N The Hood" und "Poetic Justice" ferner Singletons inoffizielle South-Central-Trilogie, in der er in einer jeweils spezifisch gewichteten Mischung aus biographischen Impressionen und pädagogischer Ambition das Leben der hiesigen Afroamerikaner abbildet. "Baby Boy" versteht sich in diesem Zusammenhang weniger als Lehrstunde in Sachen mentaler Renovierung, sondern zeigt mit gleichermaßen höchst subtiler Ironie und großartiger Wahrhaftigkeit die Unfähigkeit vieler junger Männer, sich trotz diverser guter Voraussetzungen von ihrer verquasten Imagepflege loszukommen und existenzielle Verantwortung zu übernehmen. Im Falles Josephs geht die (durch das rahmende, wunderbar illustrierte, symbolische Bild des erwachsenen Titelhelden in einem schützenden Uterus) Lebensinkompetenz sogar so weit, dass für ihn seine Mutter nach wie vor eine Art Schutzmatrone ist, zu der sich die - einseitig pathologische - Beziehung zeitlebens nicht gewandelt hat. Auch ist Joseph längst nicht der harte Knochen, der er gern wäre; er fährt die Kiste seiner Freundin und muss, selbige entzogen, mit einem Fahrrad durch die Straßen zockeln. Er lässt sich von ein paar Halbstarken abspeisen und hat seiner großen Klappe zum Trotze höllische Angst vor seinen beiden Widersachern. Die Art und Weise, wie Singleton hier Dekonstruktion fehlgeleiteter Männlichkeitsschemata betreibt und damit dann doch noch kostenlose Lektionen in Sachen Erweckungsbedarf liefert, kann man durchaus als grenzgenialisch bezeichnen.
8/10
John Singleton Los Angeles ethnics Mutter & Sohn Coming of Age
Baby Boy ~ USA 2001
Directed By: John Singleton
Joseph (Tyrese Gibson) lebt in South Central L.A., ist um die 20, arbeitslos, bildungsarm, hat zwei kleine Kinder mit zwei verschiedenen Müttern, Yvette (Taraji P. Henson) und Peanut (Tamara LaSeon Bass) und lebt noch bei seiner Mutter Juanita (A.J. Johnson). Seine Beziehung zu leidet regelmäßig darunter, dass Joseph weder seine Ma loslassen noch ein eigenverantwortliches Leben führen kann. Die Situation spitzt sich für Josepoh gleich von zwei Seiten her zu, als Juanita mit dem bulligen Melvin (Ving Rhames) einen neuen Liebhaber mit nach Hause bringt und Yvettes extrem soziopathischer Exfreund Rodney (Snoop Dogg) aus dem Knast entlassen wird...
In streng objektiver Hinsicht ist "Baby Boy" vielleicht John Singletons reifster Film als Autor und zudem der bis dato letzte, den er nicht als Auftragsfilmer inszeniert hat. "Baby Boy" beschließt nach "Boyz N The Hood" und "Poetic Justice" ferner Singletons inoffizielle South-Central-Trilogie, in der er in einer jeweils spezifisch gewichteten Mischung aus biographischen Impressionen und pädagogischer Ambition das Leben der hiesigen Afroamerikaner abbildet. "Baby Boy" versteht sich in diesem Zusammenhang weniger als Lehrstunde in Sachen mentaler Renovierung, sondern zeigt mit gleichermaßen höchst subtiler Ironie und großartiger Wahrhaftigkeit die Unfähigkeit vieler junger Männer, sich trotz diverser guter Voraussetzungen von ihrer verquasten Imagepflege loszukommen und existenzielle Verantwortung zu übernehmen. Im Falles Josephs geht die (durch das rahmende, wunderbar illustrierte, symbolische Bild des erwachsenen Titelhelden in einem schützenden Uterus) Lebensinkompetenz sogar so weit, dass für ihn seine Mutter nach wie vor eine Art Schutzmatrone ist, zu der sich die - einseitig pathologische - Beziehung zeitlebens nicht gewandelt hat. Auch ist Joseph längst nicht der harte Knochen, der er gern wäre; er fährt die Kiste seiner Freundin und muss, selbige entzogen, mit einem Fahrrad durch die Straßen zockeln. Er lässt sich von ein paar Halbstarken abspeisen und hat seiner großen Klappe zum Trotze höllische Angst vor seinen beiden Widersachern. Die Art und Weise, wie Singleton hier Dekonstruktion fehlgeleiteter Männlichkeitsschemata betreibt und damit dann doch noch kostenlose Lektionen in Sachen Erweckungsbedarf liefert, kann man durchaus als grenzgenialisch bezeichnen.
8/10
John Singleton Los Angeles ethnics Mutter & Sohn Coming of Age