

LUMUMBA (Raoul Peck/F, BE, D, HT 2000)
von Funxton ·
28 September 2014
Kategorie:
Politthriller,
Drama
Aufrufe: 738
Zitat entfällt.
Lumumba ~ F/BE/D/HT 2000
Directed By: Raoul Peck
Als der Kongo wie viele andere afrikanische Staaten seine Unabhängigkeit von den vormaligen europäischen Kolonialmächten erhält, wird der scharfsinnige Autodiktat und Widerständler Patrice Lumumba (Eriq Ebouaney) zum Premierminister unter Präsident Kasavubu (Maka Kotto). Mit seiner nach wie vor unerbittlichen Linie, die von den de facto nach wie vor im Kongo präsenten Weißen, der Polizei, dem Militär und anderen Landesinternen wie seinen früheren Weggefährten und späterem Präsidenten Joseph Mobutu (Alex Descas) und den Separatisten Moïse Tschombé (Pasaca N'Zonzi) scharf verurteilt wird, wird Lumumba vom völkischen Nationalhelden zur politischen persona non grata. Als er öffentlich Sympathiebekundungen für die UdSSR und den Sozialismus äußert, wähnt ihn die CIA als gefährlichen Herd kommunistischen Gedankenguts. Lumumba wird nach seiner Absetzung und einem Fluchtversuch Opfer einer Verschwörung seiner Gegner, gefangen genommen, verschleppt und schließlich exekutiert. Die Umstände seines Todes werden erst Jahrzehnte später publik.
Der Kongo bildete um die frühen sechziger Jahre, also nach seiner Autonomie-Gewinnung von Belgien, einen der Aufsehen erregendsten Krisenherde der Welt. Seine tragischste Gestalt bildete der liberale Politiker Patrice Lumumba, dem die buchstäbliche Unabhängigkeit seines Landes, auch und insbesondere auf kulturellem und wirtschaftlichem Wege, so sehr am Herzen lag, dass sein offener Weg, jenes Ziel zu verfolgen und zu erreichen, einem selbstmörderischen Akt gleichkam. Pecks Film rekonstruiert die damaligen Ereignisse mit einer beispielhaften Akkuratesse, vergaloppiert sich in formaler Hinsicht jedoch manchmal in dem Versuch, Lumumba zum messianischen Erlöser und Märtyrer zu stilisieren. Brillant indes nimmt sich "Lumumba" aus in der Darstellung der Unmöglichkeit gezielt unvorbereitet geschalteter Autonomie nach jahrzehntelanger kolonialer Abschirmung: Der arroganten Denkweise des amtierenden belgischen Königs Baudoin (Olivier Bony), derzufolge der Kongo ohne europäische Unterstützung ohnehin nicht "funktionieren" könne, begegnet Lumumba mit einer flammenden Rede, die die vielen Jahre der Ausbeutung und Unterdrückung der Kongolesen subsummiert. Damit unterzeichnet er zugleich sein Todesurteil, den wie so oft wurde Wahrheit hier zu früh geäußert, zumindest in diplomatischer Hinsicht. Wie Baudoin, die CIA und Lumumbas Staatsgenossen paktieren, um diesen unbequemen Stachel aus ihrem Fleisch zu ziehen, ist eine vorzügliche (und von Raoul Peck entsprechend dargebrachte) Paraphrase für die internationale Weltpolitik während des Kalten Krieges.
Eine schlimme Zeit.
8/10
Raoul Peck Historie Afrika Kongo Kolonialisierung period piece Kalter Krieg Biopic
Lumumba ~ F/BE/D/HT 2000
Directed By: Raoul Peck
Als der Kongo wie viele andere afrikanische Staaten seine Unabhängigkeit von den vormaligen europäischen Kolonialmächten erhält, wird der scharfsinnige Autodiktat und Widerständler Patrice Lumumba (Eriq Ebouaney) zum Premierminister unter Präsident Kasavubu (Maka Kotto). Mit seiner nach wie vor unerbittlichen Linie, die von den de facto nach wie vor im Kongo präsenten Weißen, der Polizei, dem Militär und anderen Landesinternen wie seinen früheren Weggefährten und späterem Präsidenten Joseph Mobutu (Alex Descas) und den Separatisten Moïse Tschombé (Pasaca N'Zonzi) scharf verurteilt wird, wird Lumumba vom völkischen Nationalhelden zur politischen persona non grata. Als er öffentlich Sympathiebekundungen für die UdSSR und den Sozialismus äußert, wähnt ihn die CIA als gefährlichen Herd kommunistischen Gedankenguts. Lumumba wird nach seiner Absetzung und einem Fluchtversuch Opfer einer Verschwörung seiner Gegner, gefangen genommen, verschleppt und schließlich exekutiert. Die Umstände seines Todes werden erst Jahrzehnte später publik.
Der Kongo bildete um die frühen sechziger Jahre, also nach seiner Autonomie-Gewinnung von Belgien, einen der Aufsehen erregendsten Krisenherde der Welt. Seine tragischste Gestalt bildete der liberale Politiker Patrice Lumumba, dem die buchstäbliche Unabhängigkeit seines Landes, auch und insbesondere auf kulturellem und wirtschaftlichem Wege, so sehr am Herzen lag, dass sein offener Weg, jenes Ziel zu verfolgen und zu erreichen, einem selbstmörderischen Akt gleichkam. Pecks Film rekonstruiert die damaligen Ereignisse mit einer beispielhaften Akkuratesse, vergaloppiert sich in formaler Hinsicht jedoch manchmal in dem Versuch, Lumumba zum messianischen Erlöser und Märtyrer zu stilisieren. Brillant indes nimmt sich "Lumumba" aus in der Darstellung der Unmöglichkeit gezielt unvorbereitet geschalteter Autonomie nach jahrzehntelanger kolonialer Abschirmung: Der arroganten Denkweise des amtierenden belgischen Königs Baudoin (Olivier Bony), derzufolge der Kongo ohne europäische Unterstützung ohnehin nicht "funktionieren" könne, begegnet Lumumba mit einer flammenden Rede, die die vielen Jahre der Ausbeutung und Unterdrückung der Kongolesen subsummiert. Damit unterzeichnet er zugleich sein Todesurteil, den wie so oft wurde Wahrheit hier zu früh geäußert, zumindest in diplomatischer Hinsicht. Wie Baudoin, die CIA und Lumumbas Staatsgenossen paktieren, um diesen unbequemen Stachel aus ihrem Fleisch zu ziehen, ist eine vorzügliche (und von Raoul Peck entsprechend dargebrachte) Paraphrase für die internationale Weltpolitik während des Kalten Krieges.
Eine schlimme Zeit.
8/10
Raoul Peck Historie Afrika Kongo Kolonialisierung period piece Kalter Krieg Biopic