"Now we're even."
Enemy ~ CA/E 2013
Directed By: Denis Villeneuve
Der Geschichtsdozent Adam Bell (Jake Gyllenhaal) lebt mit seiner Freundin Mary (Mélanie Laurent) eine eher freudlose, karge Existenz, in deren Verlauf jeder Tag dem anderen gleicht. Als er bei der Betrachtung einer geliehenen Film-DVD einen Statisten entdeckt, der ihm bis aufs Haar zu gleichen scheint, wird Adam hellhörig und beginnt nachzuforschen: Anthony Claire (Jake Gyllenhaal), der in der gleichen Stadt wohnt, ist tatsächlich Adams exaktes Ebenbild. Allerdings hat Anthony eine schwangere Frau, Helen (Sarah Gadon), deren Vertrauensverhältnis zu ihrem Mann stark erschüttert scheint. Nachdem sich Adam und Anthony treffen, verlangt letzterer, für einen Abend in Adams Rolle zu schlüpfen, um mit Mary schlafen zu können. Aus dem zunächst einseitigen Arrangement wird ein Rollentausch, der Adam zu Helen führt.
Schwerlich zu entschlüssende Parabel über einen grenzdepressiven Mann, der dadurch, dass er seinem Ebenbild begegnet, in eine nochmals potenzierte Lebenskrise gerät. "Enemy" verbleibt dabei bewusst multipel interpretierbar: Möglicherweise geht es um eine gewissensbedingte Persönlichkeitsspaltung mit wahlweise unklarem oder tödlichem Ausgang; möglicherweise verhandelt der Film den psychointernen Kampf eines Mannes in der Mittlebenskrise mit sich selbst; vielleicht ist dies alles aber auch bloß prätentiöse, heiße Luft und Apologie für den für mich noch immer nicht klar einschätzbaren Villeneuve, seine Kunst in die Welt zu entlassen. In rein formaler Hinsicht berichtet "Enemy" viel über Villeneuves persönlichen Stilwillen: In vornehmlichen Gelbtönen gehalten verliebt sich die Kamera immer wieder in die bizarren Architekturen der Großstadt, die häufig ohne Fundament oder aus der Froschperspektive abgebildet werden und so als stumme, monolithische Zeugen urbaner Anonymität fungieren. Die überirdischen elektrischen Leitungen wirken wie das Netzwerk einer gigantischen Spinne, die in einer Einstellung dann auch wirklich einmal über die Stadt hinwegkrabbelt. Überhaupt die Spinnensymbolik: Sie unterteilt den Film gewissermaßen in drei Erkenntnismomente bis hin zum abgeblendeten Verschlingen(?).
Eine gewisse Ratlosigkeit bleibt jedenfalls bestehen, ebenso wie die zum jetzigen Zeitpunkt für mich noch sehr uneindeutige, qualitative Einordnung.
7/10
Denis Villeneuve Surrealismus Ehe Toronto Madness Parabel Persönlichkeitsstörung
Enemy ~ CA/E 2013
Directed By: Denis Villeneuve
Der Geschichtsdozent Adam Bell (Jake Gyllenhaal) lebt mit seiner Freundin Mary (Mélanie Laurent) eine eher freudlose, karge Existenz, in deren Verlauf jeder Tag dem anderen gleicht. Als er bei der Betrachtung einer geliehenen Film-DVD einen Statisten entdeckt, der ihm bis aufs Haar zu gleichen scheint, wird Adam hellhörig und beginnt nachzuforschen: Anthony Claire (Jake Gyllenhaal), der in der gleichen Stadt wohnt, ist tatsächlich Adams exaktes Ebenbild. Allerdings hat Anthony eine schwangere Frau, Helen (Sarah Gadon), deren Vertrauensverhältnis zu ihrem Mann stark erschüttert scheint. Nachdem sich Adam und Anthony treffen, verlangt letzterer, für einen Abend in Adams Rolle zu schlüpfen, um mit Mary schlafen zu können. Aus dem zunächst einseitigen Arrangement wird ein Rollentausch, der Adam zu Helen führt.
Schwerlich zu entschlüssende Parabel über einen grenzdepressiven Mann, der dadurch, dass er seinem Ebenbild begegnet, in eine nochmals potenzierte Lebenskrise gerät. "Enemy" verbleibt dabei bewusst multipel interpretierbar: Möglicherweise geht es um eine gewissensbedingte Persönlichkeitsspaltung mit wahlweise unklarem oder tödlichem Ausgang; möglicherweise verhandelt der Film den psychointernen Kampf eines Mannes in der Mittlebenskrise mit sich selbst; vielleicht ist dies alles aber auch bloß prätentiöse, heiße Luft und Apologie für den für mich noch immer nicht klar einschätzbaren Villeneuve, seine Kunst in die Welt zu entlassen. In rein formaler Hinsicht berichtet "Enemy" viel über Villeneuves persönlichen Stilwillen: In vornehmlichen Gelbtönen gehalten verliebt sich die Kamera immer wieder in die bizarren Architekturen der Großstadt, die häufig ohne Fundament oder aus der Froschperspektive abgebildet werden und so als stumme, monolithische Zeugen urbaner Anonymität fungieren. Die überirdischen elektrischen Leitungen wirken wie das Netzwerk einer gigantischen Spinne, die in einer Einstellung dann auch wirklich einmal über die Stadt hinwegkrabbelt. Überhaupt die Spinnensymbolik: Sie unterteilt den Film gewissermaßen in drei Erkenntnismomente bis hin zum abgeblendeten Verschlingen(?).
Eine gewisse Ratlosigkeit bleibt jedenfalls bestehen, ebenso wie die zum jetzigen Zeitpunkt für mich noch sehr uneindeutige, qualitative Einordnung.
7/10
Denis Villeneuve Surrealismus Ehe Toronto Madness Parabel Persönlichkeitsstörung
Dir sei THE MAN WHO HAUNTED HIMSELF empfohlen, den ich direkt nach ENEMY geschaut habe. Feines Double-Feature!