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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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BOYHOOD (Richard Linklater/USA 2014)



"Life doesn't give you bumpers."

Boyhood ~ USA 2014
Directed By: Richard Linklater

Der kleine Mason (Ellar Coltrane) wächst, nachdem sich seine Eltern getrennt haben, zusammen mit seiner älteren Schwester Samantha (Lorelei Linklater) bei seiner Mutter (Patricia Arquette) in Texas auf. Seinen Dad (Ethan Hawke) sieht er zwar regelmäßig, aber nicht oft genug. Im Laufe der folgenden Jahre stehen ihm mehrere Umzüge bevor, eine zweimalige Heirat seiner Mutter mit zum Alkoholmissbrauch neigenden Neurotikern nebst jeweils folgender Scheidung und eine nicht immer einfach Schullaufbahn, die er als intelligenter, aber leicht verschrobener Sonderling bis zum College meistert.

Linklaters ehrgeiziges Projekt ist ja schon allein deshalb so grandios, weil es über einen Zeitraum von zwölf Jahren hinweg an seinen Protagonisten "entlangwächst", und entgegen der üblichen filmischen Praxis, die für differierende Altersabstufungen unterschiedliche Darsteller bemüht, seine Figuren quasi beim Altern beobachtet und verfolgt. Ferner ließ er den Darstellern großen Freiraum bei der Mitgestaltung ihrer Charaktere, so dass ein möglichst authentisches Bild von Kindheit, Jugend und auch des erwachsenen Lebensweges gewährleistet ist.
Entsprechend des Epos, dass jedwede Biographie für sich betrachtet ja darstellt, entfaltet sich "Boyhood" dann auch in einer über die Norm dieser Art Film hinausreichenden Erzählzeit von zweidreiviertel Stunden und wirkt selbst damit noch deutlich zu kurz. Nicht zuletzt infolge des auf den ersten Blick vielleicht weithin ereignislos scheinenden Dahinplätscherns des Ganzen: Mason ist ein ganz normaler amerikanischer Junge, ein Generationsrepräsentant, der mit all dem aufwächst und von all dem beeinflusst wird, was außer ihm auch Millionen anderer Kids seines Geburtsjahrgangs und Alters durchmachen mussten und durften: Die dysfunktionale Familie mit sich erweiternden Stiefeltern-Konstellationen, Segen und Fluch der massenmedialen Vernetzung, die Anschläge von 2001 und deren Einfluss auf die politische Landschaft der USA. Dazu die "unwesentlichen", persönlichen Probleme und Problemchen vom wachsende Interesse an den Mädchen über die erste große, letztlich enttäuschende Liebe, das Andersseinwollen, die Liebäugelei mit der (so längst zur Illusion gewordenen) Alternativkultur, die schwierige Erkenntnis des permanent unzufriedenen Selbst, Erweckungsgedanken von der großkapitalistischen Weltverschwörung bis hin zur zwangsläufigen Adaptierung an jede x-beliebige Teenager-Vita. Am Ende landen wir alle im großen Mühlrad.
Linklater erzählt damit, insbesondere für seine Verhältnisse, die eine ähnliche Studie (die "Before..."-Serie) ja bereits beinhalten, ganz gewiss nichts bahnbrechend Neues oder Besonderes, möchte das offenkundig aber auch gar nicht. Allein die Art des Berichtens, die unbedingte, stete Nähe zum Personal zeichnet "Boyhood" als etwas bislang Einzigartiges aus.

9/10

Richard Linklater Coming of Age Familie Vater & Sohn Mutter & Sohn Texas Biopic



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Funxton

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