"It's Good Friday. Have a Bloody Mary."
The Long Good Friday (Rififi am Karfreitag) ~ UK 1980
Directed By: John Mackenzie
Harold Shand (Bob Hoskins) kontrolliert seit Jahren die Londoner Unterwelt. Macht und Reichtum lassen ihn mittlerweile mit sehr viel weitläufigeren Zielen liebäugeln; so sieht sein aktueller Plan eine umfassende, gewinnträchtige Modernisierung des maroden Hafenviertels voraus, unter Beteiligung amerikanischer Mafia-Investitionen. Daher lädt Harold einen Repräsentanten (Eddie Constantine) der Übersee-Konkurrenz pünktlich zum Karfreitag nach London ein, um ihn von seinen Plänen zu überzeugen. Doch jemand pfuscht Harold in die Karten: Sein bester Freund Colin (Paul Freeman) und weitere seiner langjährigen Angestellten werden auf spektakuläre Art ermordet, der von Harold geschmierte Stadtrat Harris (Bryan Marshall) benimmt sich sonderbar aufmüpfig. Seine eilends angestellten Recherchen veranschaulichen Harold bald den Grund für all die Unbill: Eine Racheaktion der IRA und Verrat in den eigenen Reihen durchkreuzen Harolds Absichten und lassen ihn lernen, dass auch er nicht allmächtig ist.
Einer der großen, britischen Gangsterfilme, in einer Phalanx stehend mit "Villain", "Get Carter" und "The Krays" und sie alle an Komplexität und realistischer Perspektive vielleicht noch übetreffend. "The Long Good Friday" ist nicht bloß das Portrait eines kurz vor seinem großen Scheitern stehenden, entmachteten Gangsterbosses, sondern zudem eine Bestandsaufnahme des London der Spätsiebziger, das weg will von seinem etwas muffigen Industrie-Image, sich der Welt öffnen und Internationalität beweisen will und als vordringlichen Repräsentanten für jene Ambitionen ausgerechnet einen aus proletarischen Verhältnissen stammenden Gangster bereithält. Harold Shand, von Bob Hoskins unnachahmlich perfekt interpretiert, ist das wunderbare Exempel eines Gernegroß, der es geschafft hat, sich aus der Gosse zur Unterwelt-Nummer-Eins hochzuarbeiten. Dass man dafür einen Killerinstinkt und extrem Gewaltbereitschaft benötigt, kann Harold auch im weißen Nadelstreifen-Anzug nicht verhehlen; zwar ist er heuer etwas vorsichtiger in der Wahl seiner Mittel, die Betätigung der entsprechenden Tasten kann ihn jedoch noch immer zum Berserker machen. Harold Shand ist und bleibt ein Gangster, so sehr er sich auch in der Rolle des progressiven, mondänen Geschäftsmannes gefällt. Und wie ein Gangster hat er am Ende abzutreten, zusammen mit den per Blitzstreich in Asche gelegten Resten seiner vormals mächtigen Organisation. Vor politischem Terror und Bomben muss selbst ein Harold Shand in die Knie gehen. Das Ende des Films, in dem er, auf der Rückbank eines ihn entführenden Wagens sitzend, mit der Ausweglosigkeit seiner Situation konfrontiert wird, in ihm die Wut brodelt und sich zugleich die Erkenntnis des endgültigen Versagens ihren Weg in seine Miene bahnt, derweil ihm ein kalt lächelnder, von Pierce Brosnan gespielter IRA-Killer die Pistole vors Gesicht hält und ihm Zeit gibt, sich auf sein baldiges Ableben einzustellen, wird wiederum getragen von Hoskins' großer Schauspielkunst.
Dazu das tolle, schmissige Titelthema von Francis Monkman und genussfertig ist a most delicious cinematic dish.
9/10
John Mackenzie London Mafia IRA
The Long Good Friday (Rififi am Karfreitag) ~ UK 1980
Directed By: John Mackenzie
Harold Shand (Bob Hoskins) kontrolliert seit Jahren die Londoner Unterwelt. Macht und Reichtum lassen ihn mittlerweile mit sehr viel weitläufigeren Zielen liebäugeln; so sieht sein aktueller Plan eine umfassende, gewinnträchtige Modernisierung des maroden Hafenviertels voraus, unter Beteiligung amerikanischer Mafia-Investitionen. Daher lädt Harold einen Repräsentanten (Eddie Constantine) der Übersee-Konkurrenz pünktlich zum Karfreitag nach London ein, um ihn von seinen Plänen zu überzeugen. Doch jemand pfuscht Harold in die Karten: Sein bester Freund Colin (Paul Freeman) und weitere seiner langjährigen Angestellten werden auf spektakuläre Art ermordet, der von Harold geschmierte Stadtrat Harris (Bryan Marshall) benimmt sich sonderbar aufmüpfig. Seine eilends angestellten Recherchen veranschaulichen Harold bald den Grund für all die Unbill: Eine Racheaktion der IRA und Verrat in den eigenen Reihen durchkreuzen Harolds Absichten und lassen ihn lernen, dass auch er nicht allmächtig ist.
Einer der großen, britischen Gangsterfilme, in einer Phalanx stehend mit "Villain", "Get Carter" und "The Krays" und sie alle an Komplexität und realistischer Perspektive vielleicht noch übetreffend. "The Long Good Friday" ist nicht bloß das Portrait eines kurz vor seinem großen Scheitern stehenden, entmachteten Gangsterbosses, sondern zudem eine Bestandsaufnahme des London der Spätsiebziger, das weg will von seinem etwas muffigen Industrie-Image, sich der Welt öffnen und Internationalität beweisen will und als vordringlichen Repräsentanten für jene Ambitionen ausgerechnet einen aus proletarischen Verhältnissen stammenden Gangster bereithält. Harold Shand, von Bob Hoskins unnachahmlich perfekt interpretiert, ist das wunderbare Exempel eines Gernegroß, der es geschafft hat, sich aus der Gosse zur Unterwelt-Nummer-Eins hochzuarbeiten. Dass man dafür einen Killerinstinkt und extrem Gewaltbereitschaft benötigt, kann Harold auch im weißen Nadelstreifen-Anzug nicht verhehlen; zwar ist er heuer etwas vorsichtiger in der Wahl seiner Mittel, die Betätigung der entsprechenden Tasten kann ihn jedoch noch immer zum Berserker machen. Harold Shand ist und bleibt ein Gangster, so sehr er sich auch in der Rolle des progressiven, mondänen Geschäftsmannes gefällt. Und wie ein Gangster hat er am Ende abzutreten, zusammen mit den per Blitzstreich in Asche gelegten Resten seiner vormals mächtigen Organisation. Vor politischem Terror und Bomben muss selbst ein Harold Shand in die Knie gehen. Das Ende des Films, in dem er, auf der Rückbank eines ihn entführenden Wagens sitzend, mit der Ausweglosigkeit seiner Situation konfrontiert wird, in ihm die Wut brodelt und sich zugleich die Erkenntnis des endgültigen Versagens ihren Weg in seine Miene bahnt, derweil ihm ein kalt lächelnder, von Pierce Brosnan gespielter IRA-Killer die Pistole vors Gesicht hält und ihm Zeit gibt, sich auf sein baldiges Ableben einzustellen, wird wiederum getragen von Hoskins' großer Schauspielkunst.
Dazu das tolle, schmissige Titelthema von Francis Monkman und genussfertig ist a most delicious cinematic dish.
9/10
John Mackenzie London Mafia IRA