"I ain't goin' to heaven..."
The Sacrament ~ USA 2013
Directed By: Ti West
Die drei Dokumentaristen Patrick (Kentucker Audley), Sam (AJ Bowen) und Jake (Joe Swanberg) spüren einer geheimnisvollen Sekte nach, in der Patricks vormals drogensüchtige Schwester Caroline (Amy Seimetz) ein neues Leben begonnen hat. Die religiöse Gemeinde hat ein Hauptquartier jenseits der US-Grenzen, versteckt im Dschungel, die ausschließlich per Hubschrauber zu erreichen ist. Es gelingt dem Trio, eine Einladung nach "Eden Parish", wie sich das Sektendorf nennt, zu erhalten. Bereits der Empfang mit stark bewaffneten Wächtern macht einen wenig positiven Eindruck auf die drei jungen Männer, doch der bald auftauchenden Caroline gelingt es, sie zu beschwichtigen. Zudem machen die Bewohner des Camps einen überaus zufriedenen, ausgeglichenen Eindruck. Das bald stattfindende Interview mt dem charismatischen Sektenführer "Vater" (Gene Jones) gestaltet sich als das erwartungsgemäße Gespräch mit einem psychologisch wie rhetorisch gebildeten Mann, der kritische Fragen betreffs der Finanzierung seiner Sache oder möglicher Aussteiger geschickt herunterspielt oder abwälzt. Tatsächlich wurden die meisten der Sektierer einer Gehirnwäche unterzogen, mussten Folterungen erdulden und werden, so sie sich nicht Vaters Anweisungen fügen, hier festgehalten. Als Patrick, Sam und Jake die Wahrheit offenlegen, kommt es zur Katastrophe.
Nach dem von mir als sehr enttäuschend empfundenen "The Innkeepers" vollzieht Ti West mit "The Sacrament" wieder einen deutlichen Schritt nach vorn. Zwar ist seine Sekten-Observation im Prinzip alles andere als originell, doch vermag West es darin ein beträchtliches Maß an Atmosphäre, die von nachhaltiger Bedrohlichkeit und einigen Parallelen zum klassischen Genrekino geprägt ist, zu kreieren. "The Sacrament" bleibt über seine gesamte Distanz durchweg interessant und es gelingt ihm, seine unterschwellige Angststimmung konsequent zu schüren. Dabei ist der Kollektiv-Selbstmord einer radikalchristlichen Sekte, deren Führerfigur mit Personenkult, Abschottung, Autarkie-Illusionen und Suggestionen arbeitet ein ganz alter Hut in Film und Realität. Die Figur des "Father" und auch seines Ordens orientiert sich unzweideutig an dem realen Jim Jones und seiner Sekte "People's Temple", die sich im November 1978 infolge politischen Drucks durch einen von Jones befohlenen Massensuizid ein Ende setzte. In "The Sacrament" sind es allerdings nicht Menschenrechtswächter, sondern die heute noch omnipotenteren Massenmedien, die Father den entscheidenden Tiefschlag versetzen. Sein auf Gerechtigkeit und Philanthropie fußendes Moralkonstrukt bekommt starke Risse, als eine Mutter (Kate Lyn Sheil) die letzte Fluchtmöglichkeit für ihre bereits schwer bestörte, kleine Tochter (Talia Dobbins) wittert und den Reportern gegenüber unbequeme Wahrheiten ans Tageslicht bringt. Damit ist der Traum "Eden Parish" ausgeträumt und wer seinen Zyanid-Shake nicht freiwillig schluckt, wird abgeknallt. Father erweist sich derweil als ein seinem utopistischen Wahn verfallener, koksschnupfender Späthippie, dessen Konzept von Lieben und Friede mit sich durchsetzender Waffengewalt von Anfang an völlig verlogen war.
Dass West seinem Mockumentary-Stil nicht immer sicher sicher nachgeht und hier und da formale Brechungen in Kauf nimmt, um seinem Film über die eine oder andere Hürde zu hieven, sei ihm angesichts des mitreißenden Resultats verziehen. So kann es gern weitergehen.
7/10
Ti West Sekte Bruder & Schwester embedded filming Eli Roth
The Sacrament ~ USA 2013
Directed By: Ti West
Die drei Dokumentaristen Patrick (Kentucker Audley), Sam (AJ Bowen) und Jake (Joe Swanberg) spüren einer geheimnisvollen Sekte nach, in der Patricks vormals drogensüchtige Schwester Caroline (Amy Seimetz) ein neues Leben begonnen hat. Die religiöse Gemeinde hat ein Hauptquartier jenseits der US-Grenzen, versteckt im Dschungel, die ausschließlich per Hubschrauber zu erreichen ist. Es gelingt dem Trio, eine Einladung nach "Eden Parish", wie sich das Sektendorf nennt, zu erhalten. Bereits der Empfang mit stark bewaffneten Wächtern macht einen wenig positiven Eindruck auf die drei jungen Männer, doch der bald auftauchenden Caroline gelingt es, sie zu beschwichtigen. Zudem machen die Bewohner des Camps einen überaus zufriedenen, ausgeglichenen Eindruck. Das bald stattfindende Interview mt dem charismatischen Sektenführer "Vater" (Gene Jones) gestaltet sich als das erwartungsgemäße Gespräch mit einem psychologisch wie rhetorisch gebildeten Mann, der kritische Fragen betreffs der Finanzierung seiner Sache oder möglicher Aussteiger geschickt herunterspielt oder abwälzt. Tatsächlich wurden die meisten der Sektierer einer Gehirnwäche unterzogen, mussten Folterungen erdulden und werden, so sie sich nicht Vaters Anweisungen fügen, hier festgehalten. Als Patrick, Sam und Jake die Wahrheit offenlegen, kommt es zur Katastrophe.
Nach dem von mir als sehr enttäuschend empfundenen "The Innkeepers" vollzieht Ti West mit "The Sacrament" wieder einen deutlichen Schritt nach vorn. Zwar ist seine Sekten-Observation im Prinzip alles andere als originell, doch vermag West es darin ein beträchtliches Maß an Atmosphäre, die von nachhaltiger Bedrohlichkeit und einigen Parallelen zum klassischen Genrekino geprägt ist, zu kreieren. "The Sacrament" bleibt über seine gesamte Distanz durchweg interessant und es gelingt ihm, seine unterschwellige Angststimmung konsequent zu schüren. Dabei ist der Kollektiv-Selbstmord einer radikalchristlichen Sekte, deren Führerfigur mit Personenkult, Abschottung, Autarkie-Illusionen und Suggestionen arbeitet ein ganz alter Hut in Film und Realität. Die Figur des "Father" und auch seines Ordens orientiert sich unzweideutig an dem realen Jim Jones und seiner Sekte "People's Temple", die sich im November 1978 infolge politischen Drucks durch einen von Jones befohlenen Massensuizid ein Ende setzte. In "The Sacrament" sind es allerdings nicht Menschenrechtswächter, sondern die heute noch omnipotenteren Massenmedien, die Father den entscheidenden Tiefschlag versetzen. Sein auf Gerechtigkeit und Philanthropie fußendes Moralkonstrukt bekommt starke Risse, als eine Mutter (Kate Lyn Sheil) die letzte Fluchtmöglichkeit für ihre bereits schwer bestörte, kleine Tochter (Talia Dobbins) wittert und den Reportern gegenüber unbequeme Wahrheiten ans Tageslicht bringt. Damit ist der Traum "Eden Parish" ausgeträumt und wer seinen Zyanid-Shake nicht freiwillig schluckt, wird abgeknallt. Father erweist sich derweil als ein seinem utopistischen Wahn verfallener, koksschnupfender Späthippie, dessen Konzept von Lieben und Friede mit sich durchsetzender Waffengewalt von Anfang an völlig verlogen war.
Dass West seinem Mockumentary-Stil nicht immer sicher sicher nachgeht und hier und da formale Brechungen in Kauf nimmt, um seinem Film über die eine oder andere Hürde zu hieven, sei ihm angesichts des mitreißenden Resultats verziehen. So kann es gern weitergehen.
7/10
Ti West Sekte Bruder & Schwester embedded filming Eli Roth