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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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DREI MÄNNER IM SCHNEE (Kurt Hoffmann/BRD 1955)



"Noch einen Cognac für mich!"

Drei Männer im Schnee ~ BRD 1955
Directed By: Kurt Hoffmann

Der reiche Unternehmer Schlüter (Paul Dahlke) gönnt sich den Luxus, sein von ihm selbst gestelltes Preisausschreiben unter falschem Namen ("Schulze") und getarnt als armer Schlucker zu gewinnen und ihm winterlichen 'Grand Hotel' abzusteigen, seinen Diener Johann (Günther Lüders), der seinerseits als Großaktionär auftreten soll, in unmittelbarer Nähe. Dabei geht die "Rettungsaktion" von Schlüters Töchterchen Hilde (Nicole Heesters) schwer nach hinten los: Diese kündigt telefonisch im Grand Hotel an, dass ein wohlhabender Sonderling, der sich als bettelarm ausgibt, vor Ort als Gast residieren wird und dass man ihm den dortigen Aufenthalt doch bitte möglichst komfortabel gestalten möge. Der überemsige Hoteldirektor (Hans Olden) hält jedoch den Zweitgewinner des Preisausschreibens, den wirklich armen Dr. Hagedorn (Claus Biederstaedt) für den angekündigten Millionär und Schlüter/Schulze für einen aufdringlichen Schmarotzer. Die beiden ungleichen Männer entwickeln derweil eine innige Freundschaft.

Grundgutes Wirtschaftswunderkino der etwas gescheiteren Sorte, nämlich, ganz kästner-like, als charmante Gesellschaftssatire, in der einmal mehr die Oberklasse als wunderliches, dennoch liebenswertes Exzentrikervölkchen exponiert wird und der arme, aber aufrechte Bildungsbürger als grundsolider, brav-bescheidenre Sozialverlierer, der dann im weiteren Verlaufe seine Chance zum Aufstieg bekommt durch die Bekanntschaft mit einem Vertreter vom anderen Ende des Verdienstspektrums. Über ein solch simplifiziertes Weltbild muss man weder länger sinnieren, noch sich an ihm reiben, zumindest nicht für die Dauer von Lektüre oder Betrachtung. Kästner war ein moderner Märchenerzähler, der es verstand, schnittigen Humor zu liefern ohne zynisch zu sein und seine Charaktere in all ihrer unperfekten Phänotypie liebenswert zu gestalten. Darum lachen die Protagonisten vermutlich auch mehr als das Publikum - man ist fröhlich um des Frohsinns Willen, wenngleich Paul Dahlkes Lachanfälle hier und da schon etwas gestellt anmuten. Immerhin saufen und qualmen die drei Herrschaften, dass es eine wahre Freude ist. Zu jeder Gelegenheit wird ein Gläschen Cognac gereicht oder eine Zigarre angezündet und auf die Gesundheit zugunsten von ein paar Genussminuten geschissen. Vor sechzig Jahren ging das noch, ganz reuelos.

8/10

Kurt Hoffmann Erich Kästner Hotel Freundschaft Satire Standesdünkel Alkohol



Ich finde den Film ob des für damalige Verhältnisse geradezu zügellosen 'sich gehen lassens' auch eher positiv, wenn mir die ständigen Lachsalven auch etwas die Stimmung trüben. Als besonders eigenartig ist mir allerdings das ständige Anschmachten Dr. Hagedorns in Richtung des alten Schlüters in Erinnerung. Da scheint der junge Werbedoktor offensichtlich auf reifere Herren zu stehen, und es wird dann doch manchmal recht schwül in der kalten Herberge.
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:D Gut beobachtet.
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Funxton

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