Zum Inhalt wechseln


In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





Foto

FINSTERWORLD (Frauke Finsterwalder/D 2013)



"Jetzt aber raus!"

Finsterworld ~ D 2013
Directed By: Frauke Finsterwalder

Herr Nickel (Christoph Bach) ist mit seiner Elite-Schulklasse per Bus unterwegs zur Besichtigung eines ehemaligen Konzentrationslagers und vollauf damit beschäftigt, den etwas abgehobenen Eleven die nötige Ehrerbietung vor dem Exkursionsziel zu vermitteln. Den renitenten Max Sandberg (Jakub Gierszal), einen von Nickes Schülern, treiben derweil höchst niederträchtige Pläne um. Der Erste, der diese zu spüren bekommt, ist Max' Mitschüler Domink (Leonard Schleicher), der darauf gleich die Flucht ergreift - eine verhängnisvolle Entscheidung. Max' im Seniorenheim wohnende Großmutter (Margit Carstensen) muss derweil feststellen, dass ihr wesentlich jüngerer Pedikürer (Michael Maertens) nicht nur ein erotisches Interesse an ihrer Person, sondern auch noch einen ziemlich abartigen Fußfetisch entwickelt hat. Der Polizist Tom (Ronald Zehrfeld) steht indes darauf, sich in Pelzkostüme zu kleiden, eine Eröffnung die der ohnehin brüchigen Beziehung zu seiner Freundin, der Filmemacherin Franziska (Sandra Hüller), weniger gut bekommt. Max' Eltern (Bernhard Schütz, Corinna Harfouch) plagen sich derweil mit dem Weltschmerz der Hochfinanzkaste, als sie auf den irrlaufenden Dominik stoßen. Und ein verrückter Waldläufer (Johannes Krisch) will Rache.

Ein weiterer, parallele und doch zusammenhängende Geschichten erzählender Ensemblefilm aus deutscher Fertigung. Nachdem die letzte hiesige Welle dieser Art Film ja nun auch seit längerem abgeebbt ist ("Nachtgestalten", "St. Pauli Nacht", "Lichter" und "Schwarze Schafe" habe ich noch als mehr oder weniger gelungene Beispiele im Kopf), darf man ja ruhig konstatieren, dass es "mal wieder Zeit" wurde für ein entsprechendes Traditionsprodukt. Ich weiß nicht, inwieweit Frauke Finsterwalder mit dieser Art Film vorvertraut ist, oder mit welchem Ehrgeiz sie mit ihrem Spielfilmdebüt an sich selbst herangetreten ist. Ich als Endkonsument, der durchaus das Gefühl hatte, hier sollen durchaus gezielt Botschaften, Einblicke und vielleicht sogar Erkenntnisse vermittelt werden, wurde jedenfalls nicht ganz warm mit ihm. Zum Einen mag ich es nicht, wenn mir geschmäcklerisch aufbereitetes Arthouse-Kino (wobei diese Begrifflichkeit mir aufstößt, ich jedoch keine bessere weiß) in Koppelung mit erklärter Lebensweisheit aufgetischt wird, zum anderen kam mir der Film häufig so vor, als wäre er gedacht als eine Art künstlerischer Befreiungsschlag der Filmemacherin. Das porträtierte Milieu scheint die Dame nur allzu gut zu kennen, vielleicht findet sich in der Figur dieser Regisseurin, Franziska Feldenhoven, ja sogar, und dieser Schluss liegt zwangsläufig nahe, eine Art alter ego der mutmaßlich auf wackligem kreativen Terrain befindlichen Frau Finsterwalder. Dass ihr Film um eine größere Herde wirklich armer Schweine auf dem Weg zur Schlachtbank kreist, wird ihr bewusst gewesen sein; dass deren Schicksale aufgrund ihrer durchweg abstoßenden bis bemitleidenswerten Personae für mach einen Rezipienten in der Beliebigkeit versickern, vielleicht weniger, dass es Regisseure gibt, die just dieses Begriffsfeld weithin erschöpfend beackert haben, möglicherweise nicht unbedingt.
Gut gemeint ist das alles ganz bestimmt und immerhin.

6/10

Frauke Finsterwalder Ensemblefilm Satire Familie



Filmtagebuch von...

Funxton

    Avanti, Popolo

  • Supermoderator
  • PIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIP
  • 8.268 Beiträge

Neuste Kommentare