"Mama, wo gehen eigentlich die toten Kinder hin?"
Der Fluch ~ AU/BRD 1988
Directed By: Ralf Huettner
Ein verhängnisvoller Ausflug ins Gebirge: Zusammen mit ihren Eltern (Dominic Raacke, Barbrara May) begeht die kleine Melanie (Romina Nowack) einen zwecks Kurzwanderung geplanten Trip in die nahegelegenen Vor-Alpen. Doch mit Beginn der Ankunft im kleinen Kurort Silberhorn beginnt Melanie, sich seltsam zu verhalten: Sie verdreht Wegweiser und lässt nach dem Besuch einer einsamen Bergkapelle die Wanderkarte verschwinden. Man verläuft sich und ist zur Übernachtung in einer abgelegenen Hütte gezwungen, in deren Nähe Melanie eine halbgefrorene Mädchenleiche entdeckt. Drei weitere Mädchen wandern in der Ferne singend im Mondlicht auf dem Berg herum. Um die seltsamen Vorkommnisse zu entschlüsseln, bleibt Vater Rolf in der Gegend und unterhält sich mit dem Ortshistoriker (Gerd Lohmeyer). Dieser berichtet von vier vor rund 130 Jahren von ihren Eltern verpfändeten Mädchen, für deren "Tausch" in der Gegend Silber gefunden wurde, dass die Leute in der Gegend zwar reich, aber unglücklich zurückließ. Und heuer sieht es so aus, als forderten die Seelen jener kindlichen Opfer von einst ihren Tribut...
Ralf Huettners poetischen Horrorfilm, ein Kleinod der deutschen Kinolandschaft, habe ich zum ersten und bis dato letzten Mal bim Zuge einer gefühlte Ewigkeiten zurückliegenden TV-Ausstrahlung gesehen. Ich erinnere mich noch, dass der Film ganz normal im Abendprogramm lief und am nächsten Tag Gesprächsthema Nummer 1 in der Schule war - die ungewohnt grauselige Stimmung, die schließlich in einer kleinen Prophezeiungs-Apokalypse mündet und sich damit überaus böse auflöst, hatte uns Blagen insgeheim mehr mitgenommen als jeder hin und her getauschte Video Nasty. Ich habe mich an "Der Fluch" im Laufe der Jahrzehnte mehr oder weniger regelmäßig immer wieder erinnert und bin jetzt endlich dazu gekommen, ihn mir wieder anzuschauen. Man ist ja nun um einige rezeptorische Erfahrungen reicher, doch die Faszination, die Huettner damals bei mir ausgelöst hatte, konnte erfreulicherweise (in modifizierter Form selbstverständlich) mühelos reaktiviert werden. "Der Fluch" hält sich so weit als möglich streng an die Erlebens-Perspektive der achtjährigen Melanie, die bei einem Schulfreund zwar gewohnheitsmäßig harte Horror-Videos schaut, in deren Welt die realis um Tod und Sterben jedoch noch Begriffe von höchster Abstraktion sind. Nur selten wechselt Huettner den Blickwinkel, etwa, wenn er zu einer offenbar medial begabten, halbwahnsinnigen Frau (Ortrud Beginnen) schaltet, die mit Melanie am Abend vor ihrer Reise einen kleinen Verkehrsunfall hat und die unweigerliche Todesdetermination des Kindes erkennt, oder zum Vater, der dem Geheimnis um die gesichteten Geistermädchen nachspürt. Dass sich am Ende alles zu einem schauerlichen Gesamtbild fügt, in dem der titelgebende "Fluch", Rache, Katastrophe, Erfüllung, Schicksalhaftigkeit und auch Erlösung zu einer beunruhigend sinnstiftenden Conclusio geführt werden, vollendet diesen mit offensichtlichen und doch wirkungsvollsten Mitteln gefertigten Mini-Klassiker.
Baldige DVD-Veröffentlichung unumgänglich.
9/10
Ralf Huettner Alpen Fluch Kinder Geister Berg
Der Fluch ~ AU/BRD 1988
Directed By: Ralf Huettner
Ein verhängnisvoller Ausflug ins Gebirge: Zusammen mit ihren Eltern (Dominic Raacke, Barbrara May) begeht die kleine Melanie (Romina Nowack) einen zwecks Kurzwanderung geplanten Trip in die nahegelegenen Vor-Alpen. Doch mit Beginn der Ankunft im kleinen Kurort Silberhorn beginnt Melanie, sich seltsam zu verhalten: Sie verdreht Wegweiser und lässt nach dem Besuch einer einsamen Bergkapelle die Wanderkarte verschwinden. Man verläuft sich und ist zur Übernachtung in einer abgelegenen Hütte gezwungen, in deren Nähe Melanie eine halbgefrorene Mädchenleiche entdeckt. Drei weitere Mädchen wandern in der Ferne singend im Mondlicht auf dem Berg herum. Um die seltsamen Vorkommnisse zu entschlüsseln, bleibt Vater Rolf in der Gegend und unterhält sich mit dem Ortshistoriker (Gerd Lohmeyer). Dieser berichtet von vier vor rund 130 Jahren von ihren Eltern verpfändeten Mädchen, für deren "Tausch" in der Gegend Silber gefunden wurde, dass die Leute in der Gegend zwar reich, aber unglücklich zurückließ. Und heuer sieht es so aus, als forderten die Seelen jener kindlichen Opfer von einst ihren Tribut...
Ralf Huettners poetischen Horrorfilm, ein Kleinod der deutschen Kinolandschaft, habe ich zum ersten und bis dato letzten Mal bim Zuge einer gefühlte Ewigkeiten zurückliegenden TV-Ausstrahlung gesehen. Ich erinnere mich noch, dass der Film ganz normal im Abendprogramm lief und am nächsten Tag Gesprächsthema Nummer 1 in der Schule war - die ungewohnt grauselige Stimmung, die schließlich in einer kleinen Prophezeiungs-Apokalypse mündet und sich damit überaus böse auflöst, hatte uns Blagen insgeheim mehr mitgenommen als jeder hin und her getauschte Video Nasty. Ich habe mich an "Der Fluch" im Laufe der Jahrzehnte mehr oder weniger regelmäßig immer wieder erinnert und bin jetzt endlich dazu gekommen, ihn mir wieder anzuschauen. Man ist ja nun um einige rezeptorische Erfahrungen reicher, doch die Faszination, die Huettner damals bei mir ausgelöst hatte, konnte erfreulicherweise (in modifizierter Form selbstverständlich) mühelos reaktiviert werden. "Der Fluch" hält sich so weit als möglich streng an die Erlebens-Perspektive der achtjährigen Melanie, die bei einem Schulfreund zwar gewohnheitsmäßig harte Horror-Videos schaut, in deren Welt die realis um Tod und Sterben jedoch noch Begriffe von höchster Abstraktion sind. Nur selten wechselt Huettner den Blickwinkel, etwa, wenn er zu einer offenbar medial begabten, halbwahnsinnigen Frau (Ortrud Beginnen) schaltet, die mit Melanie am Abend vor ihrer Reise einen kleinen Verkehrsunfall hat und die unweigerliche Todesdetermination des Kindes erkennt, oder zum Vater, der dem Geheimnis um die gesichteten Geistermädchen nachspürt. Dass sich am Ende alles zu einem schauerlichen Gesamtbild fügt, in dem der titelgebende "Fluch", Rache, Katastrophe, Erfüllung, Schicksalhaftigkeit und auch Erlösung zu einer beunruhigend sinnstiftenden Conclusio geführt werden, vollendet diesen mit offensichtlichen und doch wirkungsvollsten Mitteln gefertigten Mini-Klassiker.
Baldige DVD-Veröffentlichung unumgänglich.
9/10
Ralf Huettner Alpen Fluch Kinder Geister Berg