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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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DISCLOSURE (Barry Levinson/USA 1994)



"Back then, they were keen on you - now they're keen on your job."

Disclosure (Enthüllung) ~ USA 1994
Directed By: Barry Levinson

Der bei einem Computerkonzern beschäftigte Familienvater Tom Sanders (Michael Douglas) wird zum Opfer einer firmeninternen Intrige, deren Ziel es ist, ihn wegen Inkompetenz vor die Tür setzen zu können. Der umständlich inszenierte Plan beginnt mit dem Versuch, Tom durch die neue Führungskraft Meredith Johnson (Demi Moore), zugleich eine frühere Geliebte Toms, diffamiere zu lassen. Die spitze Lady versucht Tom zu verführen, was dieser jedoch noch gerade abbremsen kann, bevor es zum Koitus kommt. Am nächsten Morgen hat er eine Beschwerde wegen sexueller Nötigung am Arbeitsplatz auf dem Tisch, kann sich jedoch mithilfe der Anwältin Catherine Alvarez (Roma Maffia) erfolgreich aus der Sache herauswinden. Doch der Tom daraufhin neu offerierte Arbeitsvertrag hat einen bösen Widerhaken...

Edeltrash, der nach zwanzig Jahren ein ebenso unterhaltsames wie belustigendes Zeitdokument abgibt. Weniger der große Aufhänger und -reger von Roman und Film, die Gender-Problematik um sexuelle Unflätigkeiten am Arbeitsplatz, welche ja stets ein Symbol des Machtgefälles darstellt und in der Regel von Mann an Frau verübt wird, zu diametralisieren, macht "Disclosure" retrospektiv bezeichnend, sondern seine höchst reaktionäre Angst vor einer omnipräsenten Technokratisierung. Damals noch neue, hippe Begriffe wie 'Cyberspace', 'Virtual Reality', 'Internet', 'E-Mail' und 'Mobiltelefon' spielen enorme Rollen bei der wechselseitigen Ausspionierung und bezogen auf anonyme Stichwortlieferanten. Die Welt von "Disclosure" ist an Konservativismus kaum mehr zu überbieten: Das wohlsituierte, obermittelständische Familienbild erweist sich als ebenso etabliert wie die klar definierten Rollenbilder von Mann und Frau im sozialen Gefüge und am Arbeitsplatz. Das häusliche Frauchen Mrs. Tom Sanders (Caroline Goodall, offenbar bewusst entfärbt) etwa ist zwar juristisch gebildete Akademikerin, aber brav und treu und selbst in schärfsten Krisensituationen tapfere Flankiererin ihres schlingernden Gatten; selbstbestimmte Frauen wie Meredith Johnson derweil sind neurotische, erfolgsgeile Schlampen, die es angesichts ihres halbseidenen Aufstigsgebahrens an ihren Platz zu verweisen gilt. Das eigentliche Spiel spielen sowieso weißhaarige Managertypen wie der von Donald Sutherland lustvoll karikierte Bob Garvin, der trotz aller Übervorteilungsspielchen am Ende dort bleibt, wo er ist: an der Spitze.
Dass "Disclosure" vor losen Enden und Logiklöchern nur so strotzt, verzeiht man ihm angesichts seiner naiven, beim besten Willen nicht ernstzunehmenden Establishment-Hofierung fast blind. Außerdem gibt es zwei wunderbar komische Szenen, die mit zum Witzigsten des Dekadenkinos zählen (Sanders' Albtraum von Bob Garvin und ihm im Fahrstuhl und wie er später im Zuge seiner Privatspionage im "Four Seasons" vor einer Putzfrau erschrickt. Super!)
Ein Film, ebenso doof wie amüsant.

5/10

Barry Levinson Cyberspace Mobbing Verschwörung femme fatale Seattle Michael Crichton



Filmtagebuch von...

Funxton

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