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YOU DON'T KNOW JACK (Barry Levinson/USA 2010)
von Funxton ·
31 März 2015
Kategorie:
Drama,
Sozialdrama
Aufrufe: 1.030
"Have you no religion? Have you no God?" - "Oh, I do, lady, I have a religion. His name is Bach. Johann Sebastian Bach. And at least my God isn't an invented one."
You Don't Know Jack (Ein Leben für den Tod) ~ USA 2010
Directed By: Barry Levinson
In den achtziger Jahren macht der Pathologe Jack Kevorkian (Al Pacino) auf sich aufmerksam, indem er todkranken Menschen hilft, ihr Leben umstandslos und bei Bewusstsein selbst zu beschließen. Eine von ihm entwickelte Apparatur injiziert nacheinander Betäubungsmittel, Muskelrelaxanz und Gift in die Vene des Patienten, wenn dieser selbst den Knopf betätigt. Als "Selbstmordhelfer" in über 80 Fällen bringt Kevorkian in den Folgejahren immer mehr Fundamentalisten, selbsternannte Glaubenskrieger und auch die Justiz, die allesamt seine Methoden und vor allem sein Ethos durchweg missbilligen, gegen sich auf. Dennoch kann "Dr. Death", wie die Medien ihn sensationsgierig bezeichnen, sein Anliegen stets erfolgreich verteidigen. Brisant wird es, als Kevorkian bei dem Patienten Tom Youk (Justin Hoch) aktive Sterbehilfe praktiziert und die tödliche Injektion für ihn setzt. Trotz der Fürsprache seiner Frau und einer vermeintlich entlastenden Video-Aufzeichnung des Gnadenakts wird Kevorkian unter der Anklage 'Beihilfe zum Mord' vor Gericht gestellt und zu einer langen Haftstrafe verurteilt, von der er sieben Jahre absitzt.
Ein großer Sprung in meiner kleinen Levinson-Reihe, da seine zwischen "Liberty Heights" und dieser HBO-Produktion liegenden Arbeiten mir wahlweise bekannt sind und deren einmalige Betrachtung mir ausreicht, sie gegenwärtig nicht verfügbar sind (und bestimmt nachgeholt werden) oder mich schlichtweg nicht interessieren. Ein Vollständigkeitsanspruch (aufmerksame Leser meines FTB werden vielleicht bemerkt haben, dass ich mir bereits "Toys" aus offensichtlichen Gründen verkniffen habe) besteht und bestand speziell in diesem Falle (und eigentlich auch sonst) ohnehin nie.
Nach drei Jahrzehnten teils vielgepriesener Arbeit, die in kollektiver Form eine nahezu beispiellose Starpower aufbietet und viele lebende Legenden ihres Fachs häufig gleich mehrfach und in jeweiligen Sternstunden vereint, kollaborierte Levinson für das Fernseh-Biopic "You Don't Know Jack", das mehr oder weniger geschickt den Titel einer populären Quizspiel-Reihe verballhornt, erstmals mit Al Pacino. Dieser beschert als exzentrischer, fahriger Humanist, der mit seinem existenziellen Selbstverständnis um freie Entscheidung, Vernunft und Atheismus immer wieder vor Wände von reaktionären, erzkonservativer Werte-Perversion fährt, seinem Schaffen einen weiteren Höhepunkt. Als jener liebenswerte Dickkopf, dessen (reale) Persona noch immer die Geister scheidet, beschreibt Levinson Dr. Jack Kevorkian als einen Mann eherner Prinzipien, der um den Wert von Lebensqualität und Selbstbestimmtheit weiß und niemandem seine "Dienste" aufzwingt. Pacino projiziert diesen ehernen Missionarismus adäquat und exzellent auf sein Spiel.
Zudem tut "You Don't Know Jack" seine Herkunft als TV-Produktion gut: Levinson kann in Ruhe und gemäßigt inszenieren, seinen Film in grauem Sepia halten und ihn fließen lassen, ohne sich in falschem Attraktionismus ergehen zu müssen.
Sehenswert!
8/10
Barry Levinson Biopic period piece Sterbehilfe Bruder & Schwester Krebs TV-Film Detroit HBO Courtroom
You Don't Know Jack (Ein Leben für den Tod) ~ USA 2010
Directed By: Barry Levinson
In den achtziger Jahren macht der Pathologe Jack Kevorkian (Al Pacino) auf sich aufmerksam, indem er todkranken Menschen hilft, ihr Leben umstandslos und bei Bewusstsein selbst zu beschließen. Eine von ihm entwickelte Apparatur injiziert nacheinander Betäubungsmittel, Muskelrelaxanz und Gift in die Vene des Patienten, wenn dieser selbst den Knopf betätigt. Als "Selbstmordhelfer" in über 80 Fällen bringt Kevorkian in den Folgejahren immer mehr Fundamentalisten, selbsternannte Glaubenskrieger und auch die Justiz, die allesamt seine Methoden und vor allem sein Ethos durchweg missbilligen, gegen sich auf. Dennoch kann "Dr. Death", wie die Medien ihn sensationsgierig bezeichnen, sein Anliegen stets erfolgreich verteidigen. Brisant wird es, als Kevorkian bei dem Patienten Tom Youk (Justin Hoch) aktive Sterbehilfe praktiziert und die tödliche Injektion für ihn setzt. Trotz der Fürsprache seiner Frau und einer vermeintlich entlastenden Video-Aufzeichnung des Gnadenakts wird Kevorkian unter der Anklage 'Beihilfe zum Mord' vor Gericht gestellt und zu einer langen Haftstrafe verurteilt, von der er sieben Jahre absitzt.
Ein großer Sprung in meiner kleinen Levinson-Reihe, da seine zwischen "Liberty Heights" und dieser HBO-Produktion liegenden Arbeiten mir wahlweise bekannt sind und deren einmalige Betrachtung mir ausreicht, sie gegenwärtig nicht verfügbar sind (und bestimmt nachgeholt werden) oder mich schlichtweg nicht interessieren. Ein Vollständigkeitsanspruch (aufmerksame Leser meines FTB werden vielleicht bemerkt haben, dass ich mir bereits "Toys" aus offensichtlichen Gründen verkniffen habe) besteht und bestand speziell in diesem Falle (und eigentlich auch sonst) ohnehin nie.
Nach drei Jahrzehnten teils vielgepriesener Arbeit, die in kollektiver Form eine nahezu beispiellose Starpower aufbietet und viele lebende Legenden ihres Fachs häufig gleich mehrfach und in jeweiligen Sternstunden vereint, kollaborierte Levinson für das Fernseh-Biopic "You Don't Know Jack", das mehr oder weniger geschickt den Titel einer populären Quizspiel-Reihe verballhornt, erstmals mit Al Pacino. Dieser beschert als exzentrischer, fahriger Humanist, der mit seinem existenziellen Selbstverständnis um freie Entscheidung, Vernunft und Atheismus immer wieder vor Wände von reaktionären, erzkonservativer Werte-Perversion fährt, seinem Schaffen einen weiteren Höhepunkt. Als jener liebenswerte Dickkopf, dessen (reale) Persona noch immer die Geister scheidet, beschreibt Levinson Dr. Jack Kevorkian als einen Mann eherner Prinzipien, der um den Wert von Lebensqualität und Selbstbestimmtheit weiß und niemandem seine "Dienste" aufzwingt. Pacino projiziert diesen ehernen Missionarismus adäquat und exzellent auf sein Spiel.
Zudem tut "You Don't Know Jack" seine Herkunft als TV-Produktion gut: Levinson kann in Ruhe und gemäßigt inszenieren, seinen Film in grauem Sepia halten und ihn fließen lassen, ohne sich in falschem Attraktionismus ergehen zu müssen.
Sehenswert!
8/10
Barry Levinson Biopic period piece Sterbehilfe Bruder & Schwester Krebs TV-Film Detroit HBO Courtroom