Zitat entfällt.
Keetje Tippel (Das Mädchen Keetje Tippel) ~ NL 1975
Directed By: Paul Verhoeven
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts zieht die Familie Oldema im Angesicht des sozialen Elends von Friesland nach Amsterdam. Das Stadtleben verspricht Arbeit, Geld und vor allem zu essen. Doch die Verhältnisse erweisen sich nach wie vor als schwierig: Ungebildete Arbeiter wie der Vater (Jan Blaaser) werden für Hungerlöhne beschäftigt und ausgebeutet, Keetje (Monique van de Ven), die zweitälteste Tochter, indes reißt als junges, attraktives Mädchen zahlreiche gesellschaftlich höhergestellte Herren zu unfeinen Angeboten hin. Schließlich geht sie den folgerichtigsten Weg und wird Hure. Bald entdeckt sie dann der Maler George (Peter Faber) und führt sie ein in die Bohème der Grachtenstadt. Eine kurze Liaison mit dem Bankier Hugo (Ruther Hauer) endet so nüchtern und stürmisch, wie sie begonnen hat. Schließlich landet Keetje in den glücklichen Armen des unkoneventionellen klassenkämpferischen Aristokraten Andre (Eddie Brugman).
Ein auf der autobiographisch gefärbten Schrift "Jours De Famine Et De Détresse" der legendären Kokotte und späteren Klassenkämpferin Neel Doff basierendes Sittengemälde Hollands zum Fin de siècle. Wie bereits in "Turks Fruit" verzichtet Verhoeven auf eine pathetische oder melodramatische Sicht der Dinge, sondern bevorzugt eine nüchterne Darstellung der zeitgenössischen Ist-Verhältnisse, die sich einzig durch unerschütterlichen Optimismus und das passende Durchbeißungsvermögen verändern ließen. Andererseits interessiert sich "Keetje Tippel" auch für den Widerspruch zwischen materiellem Vermögen und Charakterstärke. Verhoeven sparte es jedoch bewusst aus, noch mehr als die letztlich nurmehr rudimentär vorhandenen politischen Implikationen zu zeigen. Keetje als Kind sozialer Missstände wird wie viele andere ihrer LeidensgenossInnen als "Rote" geoutet, singt die Marseillaise aber, wie sie selbst auch ganz offen zugibt, nur so inbrünstig mit, weil ihr der Magen knurrt und nicht etwa, weil sie mit marxistischen Pamphleten vertraut wäre. "Geld macht Menschen zu Arschlöchern", stellt sie gegen Ende fest. Wie wahr.
7/10
Fin de Siècle Klassenkampf Amsterdam Sittengemaelde Paul Verhoeven period piece Biopic Prostitution Historie Kunst
Keetje Tippel (Das Mädchen Keetje Tippel) ~ NL 1975
Directed By: Paul Verhoeven
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts zieht die Familie Oldema im Angesicht des sozialen Elends von Friesland nach Amsterdam. Das Stadtleben verspricht Arbeit, Geld und vor allem zu essen. Doch die Verhältnisse erweisen sich nach wie vor als schwierig: Ungebildete Arbeiter wie der Vater (Jan Blaaser) werden für Hungerlöhne beschäftigt und ausgebeutet, Keetje (Monique van de Ven), die zweitälteste Tochter, indes reißt als junges, attraktives Mädchen zahlreiche gesellschaftlich höhergestellte Herren zu unfeinen Angeboten hin. Schließlich geht sie den folgerichtigsten Weg und wird Hure. Bald entdeckt sie dann der Maler George (Peter Faber) und führt sie ein in die Bohème der Grachtenstadt. Eine kurze Liaison mit dem Bankier Hugo (Ruther Hauer) endet so nüchtern und stürmisch, wie sie begonnen hat. Schließlich landet Keetje in den glücklichen Armen des unkoneventionellen klassenkämpferischen Aristokraten Andre (Eddie Brugman).
Ein auf der autobiographisch gefärbten Schrift "Jours De Famine Et De Détresse" der legendären Kokotte und späteren Klassenkämpferin Neel Doff basierendes Sittengemälde Hollands zum Fin de siècle. Wie bereits in "Turks Fruit" verzichtet Verhoeven auf eine pathetische oder melodramatische Sicht der Dinge, sondern bevorzugt eine nüchterne Darstellung der zeitgenössischen Ist-Verhältnisse, die sich einzig durch unerschütterlichen Optimismus und das passende Durchbeißungsvermögen verändern ließen. Andererseits interessiert sich "Keetje Tippel" auch für den Widerspruch zwischen materiellem Vermögen und Charakterstärke. Verhoeven sparte es jedoch bewusst aus, noch mehr als die letztlich nurmehr rudimentär vorhandenen politischen Implikationen zu zeigen. Keetje als Kind sozialer Missstände wird wie viele andere ihrer LeidensgenossInnen als "Rote" geoutet, singt die Marseillaise aber, wie sie selbst auch ganz offen zugibt, nur so inbrünstig mit, weil ihr der Magen knurrt und nicht etwa, weil sie mit marxistischen Pamphleten vertraut wäre. "Geld macht Menschen zu Arschlöchern", stellt sie gegen Ende fest. Wie wahr.
7/10
Fin de Siècle Klassenkampf Amsterdam Sittengemaelde Paul Verhoeven period piece Biopic Prostitution Historie Kunst