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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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TARGETS (Peter Bogdanovich/USA 1968)



"All the good movies have been made."

Targets (Bewegliche Ziele) ~ USA 1968
Directed By: Peter Bogdanvich


Während der in einer Sinnkrise befindliche, alternde Horrorstar Byron Orlok (Boris Karloff) beschließt, seine Karriere ein für allemal an den Nagel zu hängen und nicht länger als fleischgewordener Dinosaurier durch irgendwelche mediokren B-Filme zu stapfen, verliert ein junger Mann namens Bobby Thompson (Tim O'Kelly) den letzten Faden zur Vernunft, tötet seine Familie und verschanzt sich mit seinen Schusswaffen zunächst neben dem Freeway und danach in einem Drive-In-Kino, von wo aus er jeweils diverse Menschen erschießt. Ausgerechnet jene Leinwand, die Thompson für seine Bluttaten missbraucht, zeigt Orloks letzten Film "The Terror", dessen Vorführung von einem persönlichen Auftritt des Schauspielers gekrönt werden soll...

"All the good movies have been made." Dieses bereits legendäre Zitat des vormaligen Kritikers und späteren New-Hollywood-Tonangebers Peter Bogdanovich darf von ihm persönlich in seinem eigentlichen Kinodebüt (sieht man von der vorsätzlichen Gurke "Voyage to the Planet of Prehistoric Women" ab) "Targets" gesprochen werden. Bogdanovich, der im Film einen nach eigenem Bekunden an seinen Mentor und Ideenlieferanten Sam Fuller angelehnten Regisseur spielt, legt sich jenen Satz ausgerechnet an einer Stelle in den Mund, die für einen kurzen Moment die Barriere zwischen Film und Realität aufhebt: Er melancholisiert im Vollrausch und in gesuchter Gegenwart Byron Orloks darüber, dass sein aktuelles Drehbuch eine letzte große Rolle für den Altstar bereithielte, die alle seine Monsterdarstellungen vergessen machen könne. Natürlich ist "Targets" neben vielem anderen auch genau das; eine Hommage an den großen Boris Karloff, der hier sich selbst spielen darf und eine so treffsichere wie weise Performance liefert, nach deren Verve sich jeder Schauspieler seines Alters die Finger lecken muss. Zwar gab es noch ein paar B-Filme nach "Targets", in denen Karloff auftrat, dieser hier darf aber mit Fug und Recht als Hollywoods großes Abschiedsgeschenk an eine seiner Legenden angesehen werden. Meisterlich auch die Szene, in der Karloff W. Somerset Maughams kleine Geschichte "Appointment in Samarra" zum Besten gibt und die Kamera ihm mittels eines langsamen Zooms einen eindringlichen Close-Up beschert. Die Sequenzen um den ausrastenden, dabei aber stets gepflegt und ruhig auftretenden Bobby Thompson wirken dagegen geradezu diametral gesetzt und halten der gefälligen, leichtkomödiatischen Orlok-Episode die kalte Realität eines Psychopathen auf der Jagd entgegen (Thompsons Figur war bekanntlich beeinflusst von dem texanischen Heckenschützen Charles Whitman) - eine treffendere Metapher für den tosenden Einbruch New Hollywoods in die Romantik des golden studio age gibt es wohl nicht. Auch wenn Bogdanovich seinem alten Helden am Ende noch einen finalen Sieg gönnt - die Zeichen der Zeit sind unignorierbar geworden.

10/10

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Funxton

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