"It's getting dangerous to be poor in this country."
Heaven's Gate ~ USA 1980
Directed By: Michael Cimino
Wyoming, 1890: Die wohlhabenden Großrancher von Johnson County beschließen, nachdrücklich gegen den Strom der sich in der Gegend niederlassenden, osteuropäischen Einwanderer vorzugehen, die, mittelos wie sie sind, versuchen, sich dort eine kärgliche Neuexistenz aufzubauen. Als Marshal Averill (Kris Kristofferson), dessen früherer Harvard-Kommilitone Irvine (John Hurt) mit den Ranchern paktiert, von der Sache Wind bekommt, warnt er die slawischstämmigen Bewohner des Städtchens Sweetwater, in dem auch Averills Geliebte, die Hure Ella Watson (Isabelle Huppert), lebt, eindringlich vor den Plänen der Rancher. Jene haben sich nicht nur eine gesetzliche Legitimation ihrer Aktion durch den Präsidenten besorgt, sondern mittlerweile auch eine umfassende Todesliste erstellt und eine fünfzigköpfige Gruppe von Auftragskillern engagiert. Doch die Migranten sind aller Ängste zum Trotz des Flüchtens müde und stellen sich gegen die Rancher und ihre Killerbrigade.
Der "Heaven's Gate" zueigene, filmhistorische Status als eines der größten Kassendebakel überhaupt ist ja legendär. Die Verschwendungssucht und besessene Detailgenauigkeit, mit der Cimino sein Projekt versah, wuchs seinerzeit ins Astronomische, das veranschlagte Budget von sieben Millionen Dollar schnellte im Laufe der Zeit um das sechsfache in die Höhe. Die US-Kritik geleitete die Premiere dann mit Rufmord und -totschlag, was zu einem prompten kommerziellen Absturz führte, der United Artists auf lange Sicht in den Ruin trieb. Selbst später aufgeführte, von Cimino selbst gekürzte Versionen schafften keine Abhilfe. Erst das europäische Feuilleton bescherte "Heaven's Gate" eine kleine Amnestie. Hier erkannte man, dass das selbstgefällige, inszenatorische Gewichse des Regisseurs tatsächlich pure filmische Poesie in der Tradition der Kinoelegien von Lean, Leone, Visconti oder Coppola ist und war auch durchaus nicht gekränkt von der antipatriotischen und zudem von einer stark antikapitalistischen Mentalität geprägten Nestbeschmutzung, die der Film in kompromissloser Weise praktiziert.
Natürlich hatten die Europäer - wie meistens - völlig Recht. Hätte Visconti seinen "Il Gattopardo" auf amerikanischem Boden gemacht, wären ihm wahrscheinlich ganz ähnliche Vorwürfe zuteil worden, wie sie Cimino zu erdulden hatte. Barbarisches Banausentum, Arroganz, Ignoranz, Pack! Gut, dass "Heaven's Gate" kein großflächiger Erfolg werden konnte, hätte den executives von UA eben etwas früher auffallen sollen. Weder betreibt der Film auch nur die geringste Publikumsanbiederung, noch dürfte ihn ein Gros der unbedarfteren Rezipientenschaft überhaupt als zuschauerfreundlich, geschweige denn unterhaltsam empfinden. Cimino und sein dp Vilmos Zsigmond filmen in engelsgeduldig langen Einstellungen Landschaften bei ausschließlich besonderem Tageslicht, lassen gleich zwei große Tanzszenen (davon eine auf Rollschuhen) sich ihren Platz verschaffen und choreographieren waghalsige Massenszenen, die tatsächlich so wirken, als seien sie dokumentarischen Ursprungs. Für "Heaven's Gate" muss man sich freilich Muße und Zeit nehmen, wer aber Kino in seiner pursten Form genießen und nicht bloß zwischenzeitlich ordinärem Eskapismus frönen will, der wird sich von diesem großen Meisterwerk reichhaltig belohnt finden.
10/10
Ethnics Historie period piece Michael Cimino Wyoming Megaflop Cattle War
Heaven's Gate ~ USA 1980
Directed By: Michael Cimino
Wyoming, 1890: Die wohlhabenden Großrancher von Johnson County beschließen, nachdrücklich gegen den Strom der sich in der Gegend niederlassenden, osteuropäischen Einwanderer vorzugehen, die, mittelos wie sie sind, versuchen, sich dort eine kärgliche Neuexistenz aufzubauen. Als Marshal Averill (Kris Kristofferson), dessen früherer Harvard-Kommilitone Irvine (John Hurt) mit den Ranchern paktiert, von der Sache Wind bekommt, warnt er die slawischstämmigen Bewohner des Städtchens Sweetwater, in dem auch Averills Geliebte, die Hure Ella Watson (Isabelle Huppert), lebt, eindringlich vor den Plänen der Rancher. Jene haben sich nicht nur eine gesetzliche Legitimation ihrer Aktion durch den Präsidenten besorgt, sondern mittlerweile auch eine umfassende Todesliste erstellt und eine fünfzigköpfige Gruppe von Auftragskillern engagiert. Doch die Migranten sind aller Ängste zum Trotz des Flüchtens müde und stellen sich gegen die Rancher und ihre Killerbrigade.
Der "Heaven's Gate" zueigene, filmhistorische Status als eines der größten Kassendebakel überhaupt ist ja legendär. Die Verschwendungssucht und besessene Detailgenauigkeit, mit der Cimino sein Projekt versah, wuchs seinerzeit ins Astronomische, das veranschlagte Budget von sieben Millionen Dollar schnellte im Laufe der Zeit um das sechsfache in die Höhe. Die US-Kritik geleitete die Premiere dann mit Rufmord und -totschlag, was zu einem prompten kommerziellen Absturz führte, der United Artists auf lange Sicht in den Ruin trieb. Selbst später aufgeführte, von Cimino selbst gekürzte Versionen schafften keine Abhilfe. Erst das europäische Feuilleton bescherte "Heaven's Gate" eine kleine Amnestie. Hier erkannte man, dass das selbstgefällige, inszenatorische Gewichse des Regisseurs tatsächlich pure filmische Poesie in der Tradition der Kinoelegien von Lean, Leone, Visconti oder Coppola ist und war auch durchaus nicht gekränkt von der antipatriotischen und zudem von einer stark antikapitalistischen Mentalität geprägten Nestbeschmutzung, die der Film in kompromissloser Weise praktiziert.
Natürlich hatten die Europäer - wie meistens - völlig Recht. Hätte Visconti seinen "Il Gattopardo" auf amerikanischem Boden gemacht, wären ihm wahrscheinlich ganz ähnliche Vorwürfe zuteil worden, wie sie Cimino zu erdulden hatte. Barbarisches Banausentum, Arroganz, Ignoranz, Pack! Gut, dass "Heaven's Gate" kein großflächiger Erfolg werden konnte, hätte den executives von UA eben etwas früher auffallen sollen. Weder betreibt der Film auch nur die geringste Publikumsanbiederung, noch dürfte ihn ein Gros der unbedarfteren Rezipientenschaft überhaupt als zuschauerfreundlich, geschweige denn unterhaltsam empfinden. Cimino und sein dp Vilmos Zsigmond filmen in engelsgeduldig langen Einstellungen Landschaften bei ausschließlich besonderem Tageslicht, lassen gleich zwei große Tanzszenen (davon eine auf Rollschuhen) sich ihren Platz verschaffen und choreographieren waghalsige Massenszenen, die tatsächlich so wirken, als seien sie dokumentarischen Ursprungs. Für "Heaven's Gate" muss man sich freilich Muße und Zeit nehmen, wer aber Kino in seiner pursten Form genießen und nicht bloß zwischenzeitlich ordinärem Eskapismus frönen will, der wird sich von diesem großen Meisterwerk reichhaltig belohnt finden.
10/10
Ethnics Historie period piece Michael Cimino Wyoming Megaflop Cattle War