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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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SCHTONK! (Helmut Dietl/Deutschland 1993)



"Das ist aber dann jetzt wohl... ein Knüller."

Schtonk! ~ Deutschland 1993
Directed By: Helmut Dietl


Schon früh erkennt der Gauner und Hochstapler Fritz Knobel (Uwe Ochsenknecht), dass mit gefälschten Nazi-Memorabilia ein gutes Geschäft zu machen ist - so die Kundschaft sich bloß willfährig und dumm genug zeigt, auf die Pseudo-Authentizität der entsprechenden Objekte hereinzufallen. Zum 90. Geburtstag des "Führers", den einer von Knobels Klienten (Rolf Hoppe) aus der Altnazi-Kurve mit großem Pomp feiert, ergibt sich eine schicksalhafte Begegnung mit dem schmierigen, abgebrannten Journalisten Hermann Willié (Götz George). Jener hat gerade Görings schrottreife Yacht gekauft, sich mit der Nichte (Christiane Hörbiger) des Reichmarschalls verbendelt und wird trotzdem bloß verspottet. Als Knobel ihm die halbseidene Fälschung eines Hitler-Tagebuchs als authentisches Stück verkauft, beißen Willié und sogar sein Chef (Ulrich Mühe) an. Knobel verdient Millionen mit seinem großangelegten Betrug und ganz Deutschland ist plötzlich im Führer-Fieber...

So grandiose wie böse Satire von Dietl, dessen arroganten Kaffeehaus-Chauvinismus ich ansonsten eher gering schätze. Mit dieser absolut treffsicheren Komödie (und eigentlich auch mit deren ebenfalls todwitzigem Nachfolger "Rossini") hat er sich jedoch auf Lebenszeit das Renommee eines Könners erarbeitet. Als in den frühen Neunzigern die Anschläge in Hoyerswerda, Hünxe und Solingen wie ein aufgewärmtes Schreckgespenst durch die Medien geisterten, machte Dietl Nägel mit Köpfen, knöpfte sich den zehn Jahre zuvor grassierenden Skandal um den vom "Stern" großkotzig anmoderierten Erwerb der Hitler-Tagebücher vor und setzte diesen in herrlich detaillierter Form für "Schtonk!" in Szene. Fast sämtliche im Film vorkommenden Fakten, darunter die liderlich verwendeten Tagebuch-Initialen "F.H.", die die HH-Presse (deren fiktives Logo dem des "Stern" nachempfunden ist) kurzerhand und höchst sinnstiftend als Abkürzung für "Führer Hauptquartier" interpretiert, kommen hier vor. Damit nicht genug, verballhornt Dietl die deutsche Gesellschaft gnadenlos als ein Kollektiv armseliger Tröpfe, die nach schimmlig Obsoletem wie eben den Führer-Tagebüchern lechzen und unmittelbar in eine dumpfe Form der Nazi-Nostalgie verfallen - als wären ausgerechnet die Tagebücher dieses Mannes etwas derart Sensationelles. Für den Film (nicht jedoch für die bis heute unverändert hundsmiserable DVD) indes gilt genau dieses Attribut. Eine leuchtende Perle des deutschen Kinos.

10/10

Historie Groteske Satire Nationalsozialismus Helmut Dietl Journalismus



"Fritze Hitler hat er ja wohl nicht geheißen."
"Ach, klar, Führer Hitler!"

Göttlicher Film!
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