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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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WHO'S THAT KNOCKING AT MY DOOR (Martin Scorsese/USA 1967)



"I forgive you."

Who's That Knocking At My Door (Wer klopft denn da an meine Tür) ~ USA 1967
Directed By: Martin Scorsese


Der junge italienischstämmige New Yorker J.R. (Harvey Keitel) pflegt zusammen mit seinen Freunden große Gesten ohne viel Inhalt. Als er am Bahnhof ein hübsches Mädchen (Zina Bethune) kennenlernt, die sein Interesse für das Kino und John-Wayne-Filme teilt, freut er sich zunächst, eine gefunden zu haben, die nicht so ist, wie "diese ganzen Miezen", die mit jedem sofort ins Bett steigen und nicht mehr jungfräulich in die Ehe gehen können. Dann erfährt er von dem Mädchen, dass es schon einmal vergewaltigt wurde, eine mit J.R.s männlichem Stolz und seiner erzpuritanischen Erziehung unvereinbare Tatsache.

Scorsese ursprünglich als Abschlussarbeit für die New Yorker Filmakademie gedachtes und eine Mehrfach-Titel-Evolution durchlaufenes (von "Bring On The Dancing Girls" über "I Call First" bis hin zu "Who's That Knocking") Langfilmdebüt konnte erst nach einigen Jahren und mittels komplizierter Finanzierungsumwege auf Länge gebracht werden - unter der Prämisse, dass ein paar Nacktszenen hineinmontiert werden, um zumindest einen geringeren Kassenerfolg zu gewährleisten. Diese schlugen sich dann letztlich in Form einer Traumsequenz nieder, in der der trotz seiner Weigerung, mit seiner Freundin zu schlafen, keineswegs asexuelle J.R. von koitalen Begegnungen mit hübschen Gespielinnen phantasiert. Dazu spielt Scorsese "The End" von den Doors. Die sehr kunstvoll arrangierte Sequenz dürfte dem, was die Financiers sich vorgestellt hatten, im Endeffekt ziemlich diametral gegenüberstehen, in den Film gliedert sie sich jedenfalls vortrefflich ein. Viel von Scorseses immer wieder akuten formalen Leitmotiven findet sich hier bereits ein; der geschmackvolle Einsatz zeitgenössischer Musik etwa (für die Stones fehlte es damals wohl an Tantiemenaufwendung) und die Unfähigkeit des Hauptcharakters, über seine eigene Sozialisation respektive den eigenen Stolz springen zu können, um sein Leben in eine bessere Richtung zu lenken. Natürlich wirkt "Who's That Knocking" wie etliche Einstandsfilme großer Regisseure noch sehr roh und ungeschliffen; Scorsese experiminetiert mit Dolly und Handicam, mit SloMos und scheinbar ungelenken Schwenks und macht aus seiner Beeinflussung durch die nouvelle vague alles andere als einen Hehl. Dennoch erkennt man hier unzweifelhaft das Potenzial eines der bedeutsamsten New Yorker Filmemacher.

8/10

New Hollywood Religion New York Martin Scorsese Ethnics



Filmtagebuch von...

Funxton

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