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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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ALICE DOESN'T LIVE HERE ANYMORE (Martin Scorsese/USA 1974)



"So long, suckers!"

Alice Doesn't Live Here Anymore (Alice lebt hier nicht mehr) ~ USA 1974
Directed By: Martin Scorsese


Nachdem ihr herrischer Ehemann (Billy Green Bush) bei einem Unfall gestorben ist, löst Alice Hyatt (Ellen Burstyn) ihren Hausstand auf, klemmt sich ihren elfjährigen Sohn Tommy (Alfred Lutter) unter den Arm und fährt mit dem Wagen Richtung Westen, wo sie sich einen Jugendtraum erfüllen und im küstennahen Monterey als Sängerin arbeiten möchte. Nachdem sie in Phoenix ein paar Dollar als Barpianistin verdient und eine Kurzbeziehung mit dem halbverrückten Ben (Harvey Keitel) gecancelt hat, landet sie mit Tommy in Tuscon, wo sie als Kellnerin arbeitet und sich in den Jungrancher David (Kris Kristofferson) verliebt.

Scorsese nächster Film, für den ihn sich Ellen Burstyn, die treibende Kraft hinter dem Projekt, abgriff, ist für die übliche Signatur des Regisseurs ein recht ungewöhnliches Werk. Eine Frau mit erstarkender Persönlichkeit steht im Zentrum dieser feministischen Kampfschrift, die durchaus als New-Hollywood-Ruhmesblatt pro Frauenbewegung verstanden sein darf. Nun ist Alice Hyatt weder mit einem politisch radikalen Charakter noch mit einem allzu überragenden Intellekt ausgestattet, sie ist einfach eine typische amerikanische Provinz-Hausfrau und -Mutter, die durch ein nur für eine Schrecksekunde als solches zu begreifendes Unglück in die eigentlich glückliche Position versetzt wird, Maßgaben und Richtung ihrer Existenz selbst zu gestalten und zu bestimmen. Als der nächste ernstzunehmende Mann in ihr Leben tritt, muss er sich fügen oder gehen - und Alice gewinnt.
Ellen Burstyn inmitten eines im staubigen Westen spielendes road movie mitsamt Klavierbars, Rindern und Diners voller lärmender Cowboys - das klingt nicht eben nach Scorsese, mit dem man auch sechsunddreißßig Jahre später primär noch New York und Little Italy, rohe Gewalt und irrsinnige Individuen auf dem Weg zur Hölle assoziiert. Und doch meistert er sein Sujet, entscheidet sich wider Gewalt und Schmerz und stattdessen für Herzenswärme, Menschlichkeit und Humor. Allen also, die beim Klang des Regisseurnamens in erster Linie an zu kurz geraten Derwische, zustechende Kugelschreiber und prügelnde Baseys denken, täten gut daran, hier mal einen Blick zu riskieren. Zur Horizonterweiterung sozusagen.

8/10

Martin Scorsese New Hollywood Road Movie Musik Arizona



Filmtagebuch von...

Funxton

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