

LA CADUTA DEGLI DEI (Lucchino Visconti/I, BRD 1969)
von Funxton ·
12 Juli 2010
Kategorie:
Drama
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La Caduta Degli Dei (Die Verdammten) ~ I/BRD 1969
Directed By: Lucchino Visconti
Ruhrgebiet, 1933: Der wohlhabenden Stahldynastie Von Essenbeck stehen einschneidende Zäsuren bevor. In der Nacht des Reichstagsbrands am 27. Februar wird der betagte Patriarch Joachim (Albrecht Schönhals), der zuvor noch seinen Geburtstag im Familienkreise feierte, erschossen. Frederick Bruckmann (Dirk Bogarde), der zweite Ehemann von Joachims Tochter Sophie (Ingrid Thulin), begehrt das Familienerbe, während nominell zunächst Sophies Sohn Martin (Helmut Berger), ein soziopathischer Pädophiler, eingesetzt wird. Derweil vergnügt sich Sophies Bruder Konstantin (Reinhard Kolldehoff) bei der SA, bis er in Bad Wiessee von SS-Schergen erschossen wird. Der eingeheiratete Herbert Thallmann gilt, zumal seiner liberalen Mentalität wegen, als Hauptverdächtiger betreffs der Ermordung Joachims und wird schließlich von Cousin Aschenbach (Helmut Griem), Offizier bei der SS, zur Verhaftung gezwungen. Derweil tritt auch Martin in die SS ein und begrüßt als letzter der Von Essenbecks das neue Zeitalter mit einem Hitlergruß.
Der erste Teil von Viscontis "Deutscher Trilogie" formuliert bei denkbar opulentester Ausstattung das Dritte Reich als Hort der Opportunisten und Parvenüs, verwurzelt die Aufstiegsrolle der NSDAP bei vormaligen Großindustriellen und der inneren und äußeren Dekadenz zugeneigten Adelsfamilien, die notfalls zur Kooperation genötigt wurden. Visconti erzählt sein Sittengemälde in bravouröser Detailtreue, setzt große, historische Schlüsselszenen (darunter die ausführlich inszenierte "Nacht der langen Messer" in Wiessee, bei der Röhm verhaftet und fast die gesamte SA-Spitze vor Ort exekutiert wurde) kammerschauspielerischen Glanzlichtern gegenüber. Besonders Berger, bekanntermaßen Viscontis Muße und Lebensgefährte, überzeugt als halbwahnsinniger Paraphiler, dessen Wahn soweit reicht, dass er schließlich die eigene Mutter sexuell instrumentalisiert und kurz darauf ihren Selbstmord und den des Schwiegervaters willkommen heißt. Die SS - so der zwangsläufige Umkehrschluss - rekrutierte sich aus Bösewichten und Perversen. Anklänge an Mann und seine Familienchronik "Buddenbrooks" sind ebenso vorhanden wie kaum kodierte Parallelen zur Rolle der Familie Krupp am Vorabend des Dritten Reichs. Der Originaltitel, "Götterdämmerung", ist bei Wagner entlehnt. Eine überaus passende Allegorie.
9/10
period piece Historie Familie Nationalsozialismus Lucchino Visconti
La Caduta Degli Dei (Die Verdammten) ~ I/BRD 1969
Directed By: Lucchino Visconti
Ruhrgebiet, 1933: Der wohlhabenden Stahldynastie Von Essenbeck stehen einschneidende Zäsuren bevor. In der Nacht des Reichstagsbrands am 27. Februar wird der betagte Patriarch Joachim (Albrecht Schönhals), der zuvor noch seinen Geburtstag im Familienkreise feierte, erschossen. Frederick Bruckmann (Dirk Bogarde), der zweite Ehemann von Joachims Tochter Sophie (Ingrid Thulin), begehrt das Familienerbe, während nominell zunächst Sophies Sohn Martin (Helmut Berger), ein soziopathischer Pädophiler, eingesetzt wird. Derweil vergnügt sich Sophies Bruder Konstantin (Reinhard Kolldehoff) bei der SA, bis er in Bad Wiessee von SS-Schergen erschossen wird. Der eingeheiratete Herbert Thallmann gilt, zumal seiner liberalen Mentalität wegen, als Hauptverdächtiger betreffs der Ermordung Joachims und wird schließlich von Cousin Aschenbach (Helmut Griem), Offizier bei der SS, zur Verhaftung gezwungen. Derweil tritt auch Martin in die SS ein und begrüßt als letzter der Von Essenbecks das neue Zeitalter mit einem Hitlergruß.
Der erste Teil von Viscontis "Deutscher Trilogie" formuliert bei denkbar opulentester Ausstattung das Dritte Reich als Hort der Opportunisten und Parvenüs, verwurzelt die Aufstiegsrolle der NSDAP bei vormaligen Großindustriellen und der inneren und äußeren Dekadenz zugeneigten Adelsfamilien, die notfalls zur Kooperation genötigt wurden. Visconti erzählt sein Sittengemälde in bravouröser Detailtreue, setzt große, historische Schlüsselszenen (darunter die ausführlich inszenierte "Nacht der langen Messer" in Wiessee, bei der Röhm verhaftet und fast die gesamte SA-Spitze vor Ort exekutiert wurde) kammerschauspielerischen Glanzlichtern gegenüber. Besonders Berger, bekanntermaßen Viscontis Muße und Lebensgefährte, überzeugt als halbwahnsinniger Paraphiler, dessen Wahn soweit reicht, dass er schließlich die eigene Mutter sexuell instrumentalisiert und kurz darauf ihren Selbstmord und den des Schwiegervaters willkommen heißt. Die SS - so der zwangsläufige Umkehrschluss - rekrutierte sich aus Bösewichten und Perversen. Anklänge an Mann und seine Familienchronik "Buddenbrooks" sind ebenso vorhanden wie kaum kodierte Parallelen zur Rolle der Familie Krupp am Vorabend des Dritten Reichs. Der Originaltitel, "Götterdämmerung", ist bei Wagner entlehnt. Eine überaus passende Allegorie.
9/10
period piece Historie Familie Nationalsozialismus Lucchino Visconti