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DE BATTRE MON CŒUR S'EST ARRÊTÉ (Jacques Audiard/F 2005)
von Funxton ·
11 September 2010
Kategorie:
Kriminalfilm,
Drama
Aufrufe: 899
Zitat entfällt.
De Battre Mon Cœur S'Est Arrêté (Der wilde Schlag meines Herzens) ~ F 2005
Directed By: Jacques Audiard
Thomas Seyrs (Romain Duris) Leben besteht aus Dingen und Aufgaben, die im Grunde eines Arschlochs würdig sind: Wenn er einem unbekannten Gegenüber erzählt, er sei in der Immobilienbranche tätig, dann meint das im Grunde wenig anderes als dass er zusammen mit seinen zwei Kollegen Fabrice (Jonathan Zaccaï) und Sami (Gilles Cohen) sanierungsbedürftige Bauten für einen Appel und ein Ei aufkauft und die oftmals mittellosen Mieter und/oder Besetzer derselben mit rüdesten Methoden auf die Straße setzt. Von Zeit zu Zeit wird er in dieser Funktion auch für seinen Vater (Niels Arestrup) tätig. Eines Tages jedoch erinnert sich Thomas einer längst vergangenen Zeit, als seine Mutter noch lebte und er selbst ebenso wie sie Stunden am Piano verbrachte, um klassische Musik zu spielen. Auf der harten Suche nach diesem längst verloren geglaubten alter ego entscheidet sich Thomas trotz aller Widerstände, wieder etwas aus seinem Leben zu machen.
Charmant. Audiards Mischung aus Gangsterfilm und Liebeserklärung an die aufwühlende Zartheit klassischer Kompositionen von Bach und Haydn revitalisiert die emotionale Kühle der vorgeblich rezeptionsdistanzierten Unterwelt-Dramen eines Melville und transferiert diese zugleich in den ruhelosen Handicam-Habitus aktueller Kino-Gegenwärtigkeit. "De Battre" ist demnach nicht nur eine sorgfältige Charakterstudie und die Geschichte des inneren Kampfes sondern zugleich die einer Auseinandersetzung mit den stilperiodischen Interna des französischen Kinos. Dann geht es auch um den pulsierenden Herzschlag der Großstadt Paris, die besonders nächtens zumindest vor der Kamera noch ein ganz ähnliches Lebensgefühl entfaltet wie vor vierzig, fünfzig Jahren in Godards "À Bout De Souffle" oder Melvilles "Le Doulos" und "Le Samouraï". Das unzufriedene, manchmal sadistische Gesicht Duris' scheint mir derweil als Bindeglied zwischen Delon und Cassel zu fungieren; sowohl die gefährliche Stoizität des einen als auch die aufbrausende Psychotik des anderen treffen sich hier. Erst im DVD-Interview mit Audiard habe ich festgestellt, dass der Film ein Remake ist, diesmal eines - Vorsicht, Ausnahme! -, das sich als französischer Film auf eine US-Produktion stützt, nämlich "Fingers" von James Toback. Scheint von mir schleunigst nachgeholt werden zu wollen...
Ferner freue mich jetzt schon ungemein auf "Un Prophète".
8/10
Paris Musik Jacques Audiard
De Battre Mon Cœur S'Est Arrêté (Der wilde Schlag meines Herzens) ~ F 2005
Directed By: Jacques Audiard
Thomas Seyrs (Romain Duris) Leben besteht aus Dingen und Aufgaben, die im Grunde eines Arschlochs würdig sind: Wenn er einem unbekannten Gegenüber erzählt, er sei in der Immobilienbranche tätig, dann meint das im Grunde wenig anderes als dass er zusammen mit seinen zwei Kollegen Fabrice (Jonathan Zaccaï) und Sami (Gilles Cohen) sanierungsbedürftige Bauten für einen Appel und ein Ei aufkauft und die oftmals mittellosen Mieter und/oder Besetzer derselben mit rüdesten Methoden auf die Straße setzt. Von Zeit zu Zeit wird er in dieser Funktion auch für seinen Vater (Niels Arestrup) tätig. Eines Tages jedoch erinnert sich Thomas einer längst vergangenen Zeit, als seine Mutter noch lebte und er selbst ebenso wie sie Stunden am Piano verbrachte, um klassische Musik zu spielen. Auf der harten Suche nach diesem längst verloren geglaubten alter ego entscheidet sich Thomas trotz aller Widerstände, wieder etwas aus seinem Leben zu machen.
Charmant. Audiards Mischung aus Gangsterfilm und Liebeserklärung an die aufwühlende Zartheit klassischer Kompositionen von Bach und Haydn revitalisiert die emotionale Kühle der vorgeblich rezeptionsdistanzierten Unterwelt-Dramen eines Melville und transferiert diese zugleich in den ruhelosen Handicam-Habitus aktueller Kino-Gegenwärtigkeit. "De Battre" ist demnach nicht nur eine sorgfältige Charakterstudie und die Geschichte des inneren Kampfes sondern zugleich die einer Auseinandersetzung mit den stilperiodischen Interna des französischen Kinos. Dann geht es auch um den pulsierenden Herzschlag der Großstadt Paris, die besonders nächtens zumindest vor der Kamera noch ein ganz ähnliches Lebensgefühl entfaltet wie vor vierzig, fünfzig Jahren in Godards "À Bout De Souffle" oder Melvilles "Le Doulos" und "Le Samouraï". Das unzufriedene, manchmal sadistische Gesicht Duris' scheint mir derweil als Bindeglied zwischen Delon und Cassel zu fungieren; sowohl die gefährliche Stoizität des einen als auch die aufbrausende Psychotik des anderen treffen sich hier. Erst im DVD-Interview mit Audiard habe ich festgestellt, dass der Film ein Remake ist, diesmal eines - Vorsicht, Ausnahme! -, das sich als französischer Film auf eine US-Produktion stützt, nämlich "Fingers" von James Toback. Scheint von mir schleunigst nachgeholt werden zu wollen...
Ferner freue mich jetzt schon ungemein auf "Un Prophète".
8/10
Paris Musik Jacques Audiard