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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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ROMAN POLANSKI: WANTED AND DESIRED (Marina Zenovich/USA, UK 2008)



"Before you finish this interview, let me ask you the following: Are you interested in something else about me than my relation to young women?"

Roman Polanski: Wanted And Desired ~ USA/UK 2008
Directed By: Marina Zenovich


Im März 1977 wird der Regisseur Roman Polanski verhaftet, weil er das dreizehnjährige Mädchen Samantha Geimer unter Drogen gesetzt und vergewaltigt haben soll. Die Anklageschrift wird später und nach intensiverer Recherche auf "Unzucht mit Minderjährigen" reduziert und entsprechend abgewandelt. Mehrere Deals, die die Anwälte über ein adäquates Strafmaß aushandeln, lässt der verhandelnde Richter jeweils platzen, bis Polanski nach Europa geht und den Staaten endgültig den Rücken kehrt. In den USA legt man ihm sein selbstauferlegtes Exil als definitives Geständnis und Strafflucht aus.

Der Fall Polanski/Geimer darf wohl als einer der unseligsten der letzten Jahrzehnte amerikanischer Justizgeschichte betrachtet werden. Eine Hexenjagd, die ganz besonders durch die Massenmedien und die entsprechende Affinität des Richters "Gnadenlos" Rittenband geschürt wurde. Die Regisseurin der vorliegenden Dokumentation, die sich ausschließlich mit diesem Fall befasst und nicht, wie ich zunächst fälschlich glaubte, einen umfassenden biographischen Abriss des Filmemachers liefert, begeht glücklicherweise nicht den Fehler, tendenziös an ihr Sujet heranzutreten, sondern gewährt sämtlichen relevanten Beteiligten eine Stimme, so dass das letztendliche Urteil jedem selbst überlassen bleibt. Zenovich präsentiert also einen angemessen meinungsunabhängigen Überblick der Ereignisse, in der nur einer sich, dankenswerterweise, eines abschließenden Urteils enthält: der Titelgeber selbst. Die vordringlichste Frage, die sich mir, auch angesichts Zenovichs Film stellt, ist, wann Polanski für seinen Fehltritt endlich ausgeblutet haben wird.

7/10

Roman Polanski Marina Zenovich Courtroom



Seine Autobiographie ist übrigens sehr empfehlenswert. Er erzählt auch von dem Missbrauchsvorwurf; viel schwerwiegender empfand ich aber seine Darstellung über den Mord an seiner Frau. Das ist wirklich harter Tobak und ich habe noch nie so etwas grauenvolles gelesen.
Davon abgesehen ist sein erzähltes Leben generell interessant, was schon mit seinem Aufwachsen im Ghetto Krakau beginnt. Später gibt es dann auch zahlreiche Impressionen von Film-Sets und anderen Hollywood-Legenden (wobei mir da nur noch in Erinnerung geblieben ist, dass Steve McQueen privat ein ziemlicher Angeber gewesen sein muss :happy: ). Überaus Lesenswert!
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Findet sich natürlich in meinem Regal :fabse: Aber dennoch danke für die Anmerkung :cheers:
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Alles klar. Hatte wegen deiner erwähnten Erwartung eine Biographie zu sehen, spekuliert, dass du das Buch vielleicht noch nicht kennst.
Habe das so vor 10 Jahren gelesen. Damals wurde ich bei dem Abschnitt über die Manson-Morde wirklich gebeutelt, hatte Tränen in den Augen. Da wurde mir auch zum ersten Mal bewusst, wie unfassbar krass so ein Erlebnis ist. Einfach zu schrecklich, um sich wirklich reindenken zu können, wünscht man dem größten Unmenschen nicht. Mir wird auch jedes Mal flau im Magen, wenn ich darüber nachdenke (die Begehung des Tatorts...).
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Funxton

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