"Tate is a madman, Mr. Cohen."
Cohen & Tate (Hitman) ~ USA 1988
Directed By: Eric Red
Der neunjährige Travis Knight (Harley Cross) ist der einzige Zeuge des Mordes an einem hochrangigen Mafiamitglied. Zusammen mit seinen Eltern (Cooper Huckabee, Suzanne Savoy) lebt er seitdem im Zeugenschutz in karger Provinz und bewacht von FBI-Agenten. Trotzdem schaffen die beiden Profikiller Cohen (Roy Scheider) und Tate (Adam Baldwin) es, Travis im Auftrag des Syndikats zu entführen und sämtliche der übrigen Anwesenden zu erschießen. Die über 350 Meilen lange, nächtliche Autofahrt nach Houston erweist sich dann als unerwartete Zerreißprobe: Der alternde Cohen hält seinen jungen Kollegen Tate für einen dilettantischen Irrwisch und lässt ihn dies - zu seinem persönlichen Zorn - zu jeder Sekunde spüren. Der Junge erfasst derweil die Animosität zwischen seinen Kidnappern und nutzt sie auf geschickte Weise, um die Männer noch weiter gegeneinander aufzuhetzen.
Angesichts seiner Autorenarbeit für "The Hitcher", "Near Dark" und "Cohen & Tate", die zusammen eine Art schwarze Road-Movie-Trilogie bilden, mutet es fast an wie eine Schande, dass Eric Red nicht sehr viel mehr hat bewerkstelligen können in den letzten zwanzig Jahren. "Cohen & Tate" stellt dabei ein besonders hervorstechendes Exempel dar für Reds ungeheure Präzision. Die strenge Beachtung der Einheit von Ort und Zeit lässt seinen Film - nebenbei Reds Kinodebüt als Regisseur - regelrecht kammerspielartig anmuten. Mit Ausnahme von Prolog und Epilog spielt sich die ganze Story praktisch ausschließlich im Auto und im Rahmen einer Nacht ab. Die Lichtquellen bilden die hell erleuchteten Raffinerien und Ölfelder an den texanischen Straßenrändern. Man steckt sozusagen unmittelbar drin im Drama, als säße man mit dem aufgeweckten Travis im Fond des Wagens und ringe selbst mit der Todesangst. "Cohen & Tate" ist darüberhinaus eine Hommage an die Kühle eines Melville, der ja den Profikiller zum einsamen Individuum mit übermächtigem Ehrenkodex verklärt hat. Der Hörgerät tragende Cohen personifiziert im Prinzip ein betagtes alter ego von Jeff Costello, das mit den Jahren zwar noch immer mit höchster Profesionalität zu Werke geht, jedoch gleichermaßen schwächelt, weil es innerlich längst resigniert hat und auf die eigene Ermordung durch einen Kollegen wartet. Seine "Gage" verdient er nurmehr für eine andere Person in seinem Leben - in Erwartung des baldigen Todes verschickt er noch rasch ein Geldkuvert an eine Verwandte, möglicherweise seine Frau oder seine Tochter; mit derlei müßigen Erläuterungen hält sich Red nicht weiter auf. Am nächsten sonnigen Morgen findet Cohen dann sein spätes und längst erwartetes Schicksal, freilich nicht, ohne ganz bewusst - eine letzte kleine Racheretour an seinen kindlichen Meister Travis - einen mutmaßlich schwer traumatisierten Jungen zurück zu lassen.
Brillanter Film. Eine Schande, dass es noch keine DVD gibt.
9/10
neo noir Kidnapping Eric Red Road Movie Nacht Profikiller Independent Texas
Cohen & Tate (Hitman) ~ USA 1988
Directed By: Eric Red
Der neunjährige Travis Knight (Harley Cross) ist der einzige Zeuge des Mordes an einem hochrangigen Mafiamitglied. Zusammen mit seinen Eltern (Cooper Huckabee, Suzanne Savoy) lebt er seitdem im Zeugenschutz in karger Provinz und bewacht von FBI-Agenten. Trotzdem schaffen die beiden Profikiller Cohen (Roy Scheider) und Tate (Adam Baldwin) es, Travis im Auftrag des Syndikats zu entführen und sämtliche der übrigen Anwesenden zu erschießen. Die über 350 Meilen lange, nächtliche Autofahrt nach Houston erweist sich dann als unerwartete Zerreißprobe: Der alternde Cohen hält seinen jungen Kollegen Tate für einen dilettantischen Irrwisch und lässt ihn dies - zu seinem persönlichen Zorn - zu jeder Sekunde spüren. Der Junge erfasst derweil die Animosität zwischen seinen Kidnappern und nutzt sie auf geschickte Weise, um die Männer noch weiter gegeneinander aufzuhetzen.
Angesichts seiner Autorenarbeit für "The Hitcher", "Near Dark" und "Cohen & Tate", die zusammen eine Art schwarze Road-Movie-Trilogie bilden, mutet es fast an wie eine Schande, dass Eric Red nicht sehr viel mehr hat bewerkstelligen können in den letzten zwanzig Jahren. "Cohen & Tate" stellt dabei ein besonders hervorstechendes Exempel dar für Reds ungeheure Präzision. Die strenge Beachtung der Einheit von Ort und Zeit lässt seinen Film - nebenbei Reds Kinodebüt als Regisseur - regelrecht kammerspielartig anmuten. Mit Ausnahme von Prolog und Epilog spielt sich die ganze Story praktisch ausschließlich im Auto und im Rahmen einer Nacht ab. Die Lichtquellen bilden die hell erleuchteten Raffinerien und Ölfelder an den texanischen Straßenrändern. Man steckt sozusagen unmittelbar drin im Drama, als säße man mit dem aufgeweckten Travis im Fond des Wagens und ringe selbst mit der Todesangst. "Cohen & Tate" ist darüberhinaus eine Hommage an die Kühle eines Melville, der ja den Profikiller zum einsamen Individuum mit übermächtigem Ehrenkodex verklärt hat. Der Hörgerät tragende Cohen personifiziert im Prinzip ein betagtes alter ego von Jeff Costello, das mit den Jahren zwar noch immer mit höchster Profesionalität zu Werke geht, jedoch gleichermaßen schwächelt, weil es innerlich längst resigniert hat und auf die eigene Ermordung durch einen Kollegen wartet. Seine "Gage" verdient er nurmehr für eine andere Person in seinem Leben - in Erwartung des baldigen Todes verschickt er noch rasch ein Geldkuvert an eine Verwandte, möglicherweise seine Frau oder seine Tochter; mit derlei müßigen Erläuterungen hält sich Red nicht weiter auf. Am nächsten sonnigen Morgen findet Cohen dann sein spätes und längst erwartetes Schicksal, freilich nicht, ohne ganz bewusst - eine letzte kleine Racheretour an seinen kindlichen Meister Travis - einen mutmaßlich schwer traumatisierten Jungen zurück zu lassen.
Brillanter Film. Eine Schande, dass es noch keine DVD gibt.
9/10
neo noir Kidnapping Eric Red Road Movie Nacht Profikiller Independent Texas