"Harden yourself against subordinates. Have no friend. Trust no woman."
The Ten Commandments (Die Zehn Gebote) ~ USA 1956
Directed By: Cecil B. DeMille
Um einem Erlass des Pharao zu entgehen, demzufolge alle neugeborenen hebräischen Kinder getötet werden sollen, setzt die Sklavin Yochabel (Martha Scott) ihr Baby in einem Weidenkörbchen in den Nil. Es landet bei der just verwitweten Sephora (Yvonne De Carlo), Tochter des herrschenden Pharao, die den Säugling Moses tauft und an Kindesstatt annimmt. Jahre später konkurrieren Moses (Charlton Heston) und Ramses (Yul Brynner) um Gunst und Nachfolge des Pharao Sethos (Cedric Hardwicke). Als Moses von seiner wahren Herkunft erwährt, schließt er sich seinem eigenen, versklavten Volk an, wird verbannt und kehrt, nachdem er die Stimme Gottes vernommen hat, nach Ägypten zurück, um das Volk Israel aus seiner Knechtschaft zu befreien. Der missgünstige Ramses, mittlerweile Pharao, bedarf einiger "Überredungskunst", bis er die Hebräer ziehen lässt. Eine von der rachsüchtigen Pharaonengattin Nefretiri (Anne Baxter) initiierte, impulsive Verfolgung der vormaligen Sklaven endet für Ramses' Armee in einer Katastrophe. Schließich muss Moses noch sein eigenes Volk von der Wollust heilen, als es wilde Orgien feiert, derweil er selbst auf dem Berge Sinai die Tafeln mit den zehn Geboten empfängt.
"The Ten Commandments", Remake von DeMilles eigenem, dreiundreißig Jahre älteren Film selben Namens, ist immer wieder eine unglaubliche Schau. "Christploitation" ließe es sich wunderbar taufen, dieses von dem Mogul höchstpersönlich mitkreierte Kino, das biblische Kapitel in gigantische Nummernrevuen verwandelte, stets unter dem wackligen Alibi der religiösen Wahrhaftigkeit. DeMille war, als jemand, der es sich leisten konnte, auch ein immens sakral veranlagter Mensch und wollte, bevor er dereinst selbst in das Himmelreich Einzug halten sollte, offenbar noch ein beständiges irdisches Manifest seines Glaubens hinterlassen. Er ließ es sich denn auch nicht nehmen, höchstpersönlich eine kleine Exposition zu halten, bevor der eigentliche Film beginnt. Dann trompetet sie los, die gewaltige Geisterbahn in Technicolor und Vistavision; von denkbar prächtigster Gestalt an Originalschauplätzen gedreht, von monströser Spielzeit, verschlang sie Tonnen von Requisiten, Abertausende von Statisten und Tieren und einen Herzinfarkt. Nachhaltig eindrucksvoll beweist uns DeMille dabei mit allen Mitteln, dass der "liebe" Gott (im Film wiederum durch die dröhnende Stimme Hestons personifiziert) tatsächlich der größte (weil übernatürliche) Terrorist von allen ist: Statt dem starrköpfigen Pharao des Nachts im Traume Vernunft einzubläuen, lässt er blutige Plagen über das Land herniedergehen, schickt Menschenmassen in den Tod und lässt als Höhepunkt der Zurschaustellung seiner Macht die Pestilenz alle Erstgeborenen holen. Später lässt er das Rote Meer über der ägyptischen Armee zusammenfallen, auf dass diese komplett ersaufe und schickt den ungläubigen, gewinnsüchtigen Dathan (Edward G. Robinson) mitsamt seinem goldenen Götzenlamm in einen sich auftuenden Abgrund. Gott=Angst=Tod, "Final Destination" in Reinkultur. Wer einem solchen Glauben frönt, braucht keine Hölle mehr. "The Ten Commandments" ließe sich ferner auch unschwer als Statement zur globalpolitischen "Cold War"-Situation lesen; auf der einen Seite Christentum, Demokratie und zionistisches Kapital, auf der anderen Seite der glatzköpfige, orientalisch gefärbte und zu allem Überfluss ungläubige Diktator. Widerstreit in Welt und Geist.
Dass DeMilles filmisches Vermächtnis bei all seinem explizit formulierten Größenwahn auch ein Beispiel meisterhafter Inszenierungskunst, minutiös bewältigter Logistik und vor allem großen Entertainments ist, sollte bei aller Kritik nicht verleugnet werden. Die Spezialeffekte wissen selbst heute noch zu beeindrucken; Charlton Heston scheint für die Dauer der Dreharbeiten tatsächlich vom Geist Mose besessen worden zu sein, Brynner, Robinson und Vincent Price als Sklavenbaufseher Baka liefern großes, klassisches Spiel.
Ich behaupte: "The Ten Commandments" ist zugleich Pflichtfilm und unerlässliche Lehrstunde für jeden Hollywood-Apologeten. Und ganz nebenbei ein schillernd-hübscher Farbtupfer für die derzeit gastierende, graue Jahreszeit.
9/10
Cecil B. DeMille Remake Bibel period piece Israel Camp Ägypten
The Ten Commandments (Die Zehn Gebote) ~ USA 1956
Directed By: Cecil B. DeMille
Um einem Erlass des Pharao zu entgehen, demzufolge alle neugeborenen hebräischen Kinder getötet werden sollen, setzt die Sklavin Yochabel (Martha Scott) ihr Baby in einem Weidenkörbchen in den Nil. Es landet bei der just verwitweten Sephora (Yvonne De Carlo), Tochter des herrschenden Pharao, die den Säugling Moses tauft und an Kindesstatt annimmt. Jahre später konkurrieren Moses (Charlton Heston) und Ramses (Yul Brynner) um Gunst und Nachfolge des Pharao Sethos (Cedric Hardwicke). Als Moses von seiner wahren Herkunft erwährt, schließt er sich seinem eigenen, versklavten Volk an, wird verbannt und kehrt, nachdem er die Stimme Gottes vernommen hat, nach Ägypten zurück, um das Volk Israel aus seiner Knechtschaft zu befreien. Der missgünstige Ramses, mittlerweile Pharao, bedarf einiger "Überredungskunst", bis er die Hebräer ziehen lässt. Eine von der rachsüchtigen Pharaonengattin Nefretiri (Anne Baxter) initiierte, impulsive Verfolgung der vormaligen Sklaven endet für Ramses' Armee in einer Katastrophe. Schließich muss Moses noch sein eigenes Volk von der Wollust heilen, als es wilde Orgien feiert, derweil er selbst auf dem Berge Sinai die Tafeln mit den zehn Geboten empfängt.
"The Ten Commandments", Remake von DeMilles eigenem, dreiundreißig Jahre älteren Film selben Namens, ist immer wieder eine unglaubliche Schau. "Christploitation" ließe es sich wunderbar taufen, dieses von dem Mogul höchstpersönlich mitkreierte Kino, das biblische Kapitel in gigantische Nummernrevuen verwandelte, stets unter dem wackligen Alibi der religiösen Wahrhaftigkeit. DeMille war, als jemand, der es sich leisten konnte, auch ein immens sakral veranlagter Mensch und wollte, bevor er dereinst selbst in das Himmelreich Einzug halten sollte, offenbar noch ein beständiges irdisches Manifest seines Glaubens hinterlassen. Er ließ es sich denn auch nicht nehmen, höchstpersönlich eine kleine Exposition zu halten, bevor der eigentliche Film beginnt. Dann trompetet sie los, die gewaltige Geisterbahn in Technicolor und Vistavision; von denkbar prächtigster Gestalt an Originalschauplätzen gedreht, von monströser Spielzeit, verschlang sie Tonnen von Requisiten, Abertausende von Statisten und Tieren und einen Herzinfarkt. Nachhaltig eindrucksvoll beweist uns DeMille dabei mit allen Mitteln, dass der "liebe" Gott (im Film wiederum durch die dröhnende Stimme Hestons personifiziert) tatsächlich der größte (weil übernatürliche) Terrorist von allen ist: Statt dem starrköpfigen Pharao des Nachts im Traume Vernunft einzubläuen, lässt er blutige Plagen über das Land herniedergehen, schickt Menschenmassen in den Tod und lässt als Höhepunkt der Zurschaustellung seiner Macht die Pestilenz alle Erstgeborenen holen. Später lässt er das Rote Meer über der ägyptischen Armee zusammenfallen, auf dass diese komplett ersaufe und schickt den ungläubigen, gewinnsüchtigen Dathan (Edward G. Robinson) mitsamt seinem goldenen Götzenlamm in einen sich auftuenden Abgrund. Gott=Angst=Tod, "Final Destination" in Reinkultur. Wer einem solchen Glauben frönt, braucht keine Hölle mehr. "The Ten Commandments" ließe sich ferner auch unschwer als Statement zur globalpolitischen "Cold War"-Situation lesen; auf der einen Seite Christentum, Demokratie und zionistisches Kapital, auf der anderen Seite der glatzköpfige, orientalisch gefärbte und zu allem Überfluss ungläubige Diktator. Widerstreit in Welt und Geist.
Dass DeMilles filmisches Vermächtnis bei all seinem explizit formulierten Größenwahn auch ein Beispiel meisterhafter Inszenierungskunst, minutiös bewältigter Logistik und vor allem großen Entertainments ist, sollte bei aller Kritik nicht verleugnet werden. Die Spezialeffekte wissen selbst heute noch zu beeindrucken; Charlton Heston scheint für die Dauer der Dreharbeiten tatsächlich vom Geist Mose besessen worden zu sein, Brynner, Robinson und Vincent Price als Sklavenbaufseher Baka liefern großes, klassisches Spiel.
Ich behaupte: "The Ten Commandments" ist zugleich Pflichtfilm und unerlässliche Lehrstunde für jeden Hollywood-Apologeten. Und ganz nebenbei ein schillernd-hübscher Farbtupfer für die derzeit gastierende, graue Jahreszeit.
9/10
Cecil B. DeMille Remake Bibel period piece Israel Camp Ägypten