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VIDEODROME (David Cronenberg/CAN 1983)
von Funxton ·
12 Juni 2011
Kategorie:
Science Fiction,
Horror
Aufrufe: 840
"I live in a highly excited state of overstimulation."
Videodrome ~ CAN 1983
Directed By: David Cronenberg
Max Renn (James Woods), Intendant des kleinen Torontoer Fernsehsenders Civic-TV, ist stets auf der Suche nach der großen Programmsensation. Als ihm das abgefangene Signal eines Pittsburgher Piratensenders namens "Videodrome" zugespielt wird, frohlockt Max: Authentisch wirkende Folter und Gewalt gibt's da zu sehen, auf ihn höchste Faszination ausübend. Max gerät gleich nach seinem ersten Videodrome-Erlebnis in einen Strudel aus Visionen und Halluzinationen. Tatsächlich verbirgt sich hinter Videodrome eine Art Techno-Anarchisten-Zelle unter dem Vorsitz des sich offiziell als Optiker gebenden Barry Convex (Leslie Carlson), die Max zum Botschafter und Verbreiter ihrer Videosuggestion ausersehen hat und ihn außerdem zum willenlosen Attentäter macht. Doch es gibt noch eine Gegenseite: "The New Flesh", die den zum organischen Videorecorder gewordenen Max kurzerhand umprogrammiert und ihn gegen die Leute von Videodrome ins Feld schickt.
Absolute Cronenberg-Königsklasse, ein Film, der immer größer und toller wird, desto öfter man ihn sieht und den man daher gar nicht oft genug sehen kann. Von allen dramaturgischen Zwängen befreit und losgelöst von jedweder erzählerischen Konvention ist der Filmemacher und Autor David Cronenberg seiner eigenen künstlerischen Philosophie vermutlich nie wieder so nahe gekommen wie mit "Videodrome". Hier sind es keine verrückten Mediziner oder Pharmakologen, die für den totalen "body horror" verantwortlich sind - hier kommt das Grauen nirgends anders her als aus uns selbst, autosuggestiv, als einzig probates Strafmaß für unseren zivilisatorischen, pathologischen Voyeurismus. Wer sie schätzt, die Mattscheibengewalt, sie als sexuelles Stimulanz benötigt und ferner bereit ist, sie mit anderen zu teilen, der macht sich zum verdienten Sklaven: Max Renn wird zum Brutalitäts-Junkie, zum willfährigen Folgeleister seiner eigenen Halluzinationen und schließlich, in letzter Konsequenz, zum Instrument politischer Gewalt. Eine unerbittlichere Kritik an den Massenmedien gab es seit "Videodrome", wenn überhaupt, nurmehr selten.
In einer Phalanx befindlich mit "Network" und "Natural Born Killers", den großen TV-Dystopien der Nachbardekaden, wobei "Videodrome" nicht nur chronologisches Zentrum dieser "Trilogie", sondern vielleicht ihr wichtigstes, elementarstes Mosaikstück ist.
10/10
Kanada Toronto David Cronenberg Video Splatter Fernsehen Paraphilie Terrorismus Satire
Videodrome ~ CAN 1983
Directed By: David Cronenberg
Max Renn (James Woods), Intendant des kleinen Torontoer Fernsehsenders Civic-TV, ist stets auf der Suche nach der großen Programmsensation. Als ihm das abgefangene Signal eines Pittsburgher Piratensenders namens "Videodrome" zugespielt wird, frohlockt Max: Authentisch wirkende Folter und Gewalt gibt's da zu sehen, auf ihn höchste Faszination ausübend. Max gerät gleich nach seinem ersten Videodrome-Erlebnis in einen Strudel aus Visionen und Halluzinationen. Tatsächlich verbirgt sich hinter Videodrome eine Art Techno-Anarchisten-Zelle unter dem Vorsitz des sich offiziell als Optiker gebenden Barry Convex (Leslie Carlson), die Max zum Botschafter und Verbreiter ihrer Videosuggestion ausersehen hat und ihn außerdem zum willenlosen Attentäter macht. Doch es gibt noch eine Gegenseite: "The New Flesh", die den zum organischen Videorecorder gewordenen Max kurzerhand umprogrammiert und ihn gegen die Leute von Videodrome ins Feld schickt.
Absolute Cronenberg-Königsklasse, ein Film, der immer größer und toller wird, desto öfter man ihn sieht und den man daher gar nicht oft genug sehen kann. Von allen dramaturgischen Zwängen befreit und losgelöst von jedweder erzählerischen Konvention ist der Filmemacher und Autor David Cronenberg seiner eigenen künstlerischen Philosophie vermutlich nie wieder so nahe gekommen wie mit "Videodrome". Hier sind es keine verrückten Mediziner oder Pharmakologen, die für den totalen "body horror" verantwortlich sind - hier kommt das Grauen nirgends anders her als aus uns selbst, autosuggestiv, als einzig probates Strafmaß für unseren zivilisatorischen, pathologischen Voyeurismus. Wer sie schätzt, die Mattscheibengewalt, sie als sexuelles Stimulanz benötigt und ferner bereit ist, sie mit anderen zu teilen, der macht sich zum verdienten Sklaven: Max Renn wird zum Brutalitäts-Junkie, zum willfährigen Folgeleister seiner eigenen Halluzinationen und schließlich, in letzter Konsequenz, zum Instrument politischer Gewalt. Eine unerbittlichere Kritik an den Massenmedien gab es seit "Videodrome", wenn überhaupt, nurmehr selten.
In einer Phalanx befindlich mit "Network" und "Natural Born Killers", den großen TV-Dystopien der Nachbardekaden, wobei "Videodrome" nicht nur chronologisches Zentrum dieser "Trilogie", sondern vielleicht ihr wichtigstes, elementarstes Mosaikstück ist.
10/10
Kanada Toronto David Cronenberg Video Splatter Fernsehen Paraphilie Terrorismus Satire