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DEAD RINGERS (David Cronenberg/CAN, USA1988)
von Funxton ·
13 Juni 2011
Kategorie:
Drama
Aufrufe: 939
"Elli. Elli. Elli. Elli. Elli."
Dead Ringers (Die Unzertrennlichen) ~ CAN/USA 1988
Directed By; David Cronenberg
Elliot (Jeremy Irons) und Beverly Mantle (Jeremy Irons) sind eineiige Zwillingsbrüder und führen zusammen die renommierteste gynäkologische Praxis Torontos. Obschon sie äußerlich identisch sind, besitzen sie doch zwei sehr unterschiedliche Persönlichkeiten, die sie jeweils nutzen, um die Defizite des anderen auszugleichen: Elliot ist der extrovertierte, forsche Frauenheld und Macho, der keinen öffentlichen Auftritt scheut, während Beverly eher der schüchterne Bücherwurm, Stubenhocker und vergeistigte Typ ist. Als die Schauspielerin Claire Niveau (Geneviève Bujold) in ihre Praxis und ihr Leben tritt, erregt sie zunächst die kuriose Aufmerksamkeit der beiden wegen ihres dreifachen Muttermunds. Dann jedoch verliebt sich Beverly ernsthaft in sie und geht daran zugrunde: Die drohende Aufbrechung der brüderlichen Symbiose durch diese Frau verkraftet er nicht. Beverly wird schwer medikamentenabhängig und psychotisch. Für Elliot liegt die einzige Möglichkeit, ihm gänzlich beistehen zu können, darin, exakt denselben Weg einzuschlagen.
Niederschmetternde Studie einer Abhängigkeit; nicht nur einer medikamentösen, sondern auch und vor allem einer zwischenmenschlichen. Zwei Individuen, eine Seele. Wie siamesische Zwillinge sind Elliot und Beverly zusammengewachsen, allerdings nicht physisch sondern psychisch. Entsprechend unmöglich die Trennung, Abnabelung, Emanzipation voneinander, die für Beverly schließlich nurmehr damit zu erreichen ist, dass er Elliot zur Gänze "extrahiert", um mit Claire zusammen sein zu können. Doch sein Plan geht schief. Er kommt nur bis vor das Gebäude und muss dann zurück, um seinem Bruder ein letztes Mal zu folgen. Interessanterweise stellt Cronenberg stellt die Brüder als zunächst mehr oder minder stark differierende Charaktere dar - hier den selbstbewussten, großmäuligen Egomenschen und Rhetoriker, der durchaus auch mal Schaum schlägt, dort den stillen Forschertypen, das eigentliche "Gehirn" der Dublette. Beide verdanken sich wechselseitige Erfolge: Beverlys fachliche Errungenschaften sorgen für Geld und Gut, Elliot bringt die Frauen mit, die sich die beiden dann heimlich und unerkannt teilen. Als diese Strategie schließlich nicht mehr funktioniert, weil die nicht eingeplante, elementare menschliche Regung der Liebe dazwischen funkt, ist es mittelfristig auch mit den Brüdern vorbei; Drogen, Wahnsinn, mentales Siechtum und Tod bemächtigen sich ihrer. Dass diese höchst dramatische, für ihren Regisseur auf den ersten Blick (zumindest damals noch) ungewöhnliche Fallstudie hervorragend ins cronenbergsche Universum passt, wird derweil rasch offenbar. Wie im nachfolger "Naked Lunch" geht es in "Dead Ringers" primär um Sucht - die Sucht nach Substanzen, die Sucht nacheinander, die Sucht nach sich selbst, für die Zwillinge letztlich die unerfülllbarste, fatalste der drei. "Scanner" Stephen Lack hat außerdem einen wunderbaren Nebenpart als zwielichtiger Skulpturist Anders Wolleck: Der bereits psychisch schwer angegriffene Beverly lässt sich von ihm eine bizarre Instrumenten-Kollektion fertigen, die angeblich der "Behandlung mutierter Frauen" dient und die ebensogut auch direkt aus dem Geiste H.R. Gigers entsprungen sein mögen. Ein Zusatz-Schmankerl, das dann wieder ganz Cronenberg ist.
10/10
Medizin Brueder Sucht Zwillinge Toronto David Cronenberg Kanada Drogen
Dead Ringers (Die Unzertrennlichen) ~ CAN/USA 1988
Directed By; David Cronenberg
Elliot (Jeremy Irons) und Beverly Mantle (Jeremy Irons) sind eineiige Zwillingsbrüder und führen zusammen die renommierteste gynäkologische Praxis Torontos. Obschon sie äußerlich identisch sind, besitzen sie doch zwei sehr unterschiedliche Persönlichkeiten, die sie jeweils nutzen, um die Defizite des anderen auszugleichen: Elliot ist der extrovertierte, forsche Frauenheld und Macho, der keinen öffentlichen Auftritt scheut, während Beverly eher der schüchterne Bücherwurm, Stubenhocker und vergeistigte Typ ist. Als die Schauspielerin Claire Niveau (Geneviève Bujold) in ihre Praxis und ihr Leben tritt, erregt sie zunächst die kuriose Aufmerksamkeit der beiden wegen ihres dreifachen Muttermunds. Dann jedoch verliebt sich Beverly ernsthaft in sie und geht daran zugrunde: Die drohende Aufbrechung der brüderlichen Symbiose durch diese Frau verkraftet er nicht. Beverly wird schwer medikamentenabhängig und psychotisch. Für Elliot liegt die einzige Möglichkeit, ihm gänzlich beistehen zu können, darin, exakt denselben Weg einzuschlagen.
Niederschmetternde Studie einer Abhängigkeit; nicht nur einer medikamentösen, sondern auch und vor allem einer zwischenmenschlichen. Zwei Individuen, eine Seele. Wie siamesische Zwillinge sind Elliot und Beverly zusammengewachsen, allerdings nicht physisch sondern psychisch. Entsprechend unmöglich die Trennung, Abnabelung, Emanzipation voneinander, die für Beverly schließlich nurmehr damit zu erreichen ist, dass er Elliot zur Gänze "extrahiert", um mit Claire zusammen sein zu können. Doch sein Plan geht schief. Er kommt nur bis vor das Gebäude und muss dann zurück, um seinem Bruder ein letztes Mal zu folgen. Interessanterweise stellt Cronenberg stellt die Brüder als zunächst mehr oder minder stark differierende Charaktere dar - hier den selbstbewussten, großmäuligen Egomenschen und Rhetoriker, der durchaus auch mal Schaum schlägt, dort den stillen Forschertypen, das eigentliche "Gehirn" der Dublette. Beide verdanken sich wechselseitige Erfolge: Beverlys fachliche Errungenschaften sorgen für Geld und Gut, Elliot bringt die Frauen mit, die sich die beiden dann heimlich und unerkannt teilen. Als diese Strategie schließlich nicht mehr funktioniert, weil die nicht eingeplante, elementare menschliche Regung der Liebe dazwischen funkt, ist es mittelfristig auch mit den Brüdern vorbei; Drogen, Wahnsinn, mentales Siechtum und Tod bemächtigen sich ihrer. Dass diese höchst dramatische, für ihren Regisseur auf den ersten Blick (zumindest damals noch) ungewöhnliche Fallstudie hervorragend ins cronenbergsche Universum passt, wird derweil rasch offenbar. Wie im nachfolger "Naked Lunch" geht es in "Dead Ringers" primär um Sucht - die Sucht nach Substanzen, die Sucht nacheinander, die Sucht nach sich selbst, für die Zwillinge letztlich die unerfülllbarste, fatalste der drei. "Scanner" Stephen Lack hat außerdem einen wunderbaren Nebenpart als zwielichtiger Skulpturist Anders Wolleck: Der bereits psychisch schwer angegriffene Beverly lässt sich von ihm eine bizarre Instrumenten-Kollektion fertigen, die angeblich der "Behandlung mutierter Frauen" dient und die ebensogut auch direkt aus dem Geiste H.R. Gigers entsprungen sein mögen. Ein Zusatz-Schmankerl, das dann wieder ganz Cronenberg ist.
10/10
Medizin Brueder Sucht Zwillinge Toronto David Cronenberg Kanada Drogen