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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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LA GRANDE ILLUSION (Jean Renoir/F 1937)



Zitat entfällt.

La Grande Illusion (Die große Illusion) ~ F 1937
Directed By: Jean Renoir


Während des Ersten Weltkriegs geraten die beiden französischen Fliegeroffiziere Boeldieu (Pierre Fresnay) und Maréchal (Jean Gabin) in deutsche Gefangenschaft. Dort lernen sie den jüdischstämmigen Rosenthal (Marcel Dalio) kennen und freunden sich mit ihm an. Nachdem mehrfacher Verlegung innerhalb der Reichsgrenzen kommt das Trio schließlich in die Gefangenenfestung Burg Alzheim, die von dem bereits schwer versehrten Aristokraten Major von Rauffenstein (Erich von Stroheim) geleitet wird, der einst bereits die Gefangennahme von Boeldieu und Maréchal verantwortete. Rauffenstein akzeptiert nur den seinerseits blaublütigen Boeldieu als ebenbürtigen Kriegsgegner; der Proletarier Maréchal und der Jude Rosenthal sind aufgrund ihrer Herkunft für ihn von gesellschaftlicher Unterklasse. Als Boeldieu seinen Freunden mit einem selbstlosen Ablenkungsmanöver die Flucht ermöglicht und dafür den eigenen Tod in Kauf nimmt, gerät Rauffenstein ins Grübeln. Maréchal und Rosenthal schlagen sich derweil erfolgreich in Richtung Grenze durch.

Renoirs großes, humanistisches Meisterwerk gibt sich als Leinwand-Fortführung der revolutionären Ideale von 1789: Alle Menschen seien gleich, versichert es, unabhängig von ihrer sozialen Klasse, ihrer Nationalität und anderen von den Menschen selbst aufgestellten Scheinschranken. Irgendeiner großen Illusion unterliegt jeder Charakter im Film, sei es Maréchal, der beständig daran glaubt, dass der große Krieg bald beendet wäre und zugleich der letzte, der die Menschen plagt, sei es Rosenthal, der mit ihm von zu Hause aus zugestellten kulinarischen Köstlichkeiten die triste Realität der Kriegsgefangenschaft verleugnet, sei es der trotz seiner steifen Erziehung an egalitäre Werte glaubende Boeldieu oder schließlich von Rauffenstein als lebendes Fossil einer aussterbenden Gesellschaftsordnung.
Bei Renoir ist nichts überflüssig, jedes einzelne Mosaikstückchen erweist sich als unerlässlich. Seine aus damals höchst ungewöhnlich erscheinenden Winkeln gefilmte Einstellungen heben sich bewusst (und als formale Träger ihrer Botschaft) ab von althergebrachter Konventionalität, die Szenenwechsel, teilweise mitten im Dialog angesetzt, scheinen zuweilen hart, sind jedoch in ihrer Realitätsverpflichtung doch nur konsequent. Der nicht zu unterschätzende Wirkungsradius des Films spiegelt sich über die Jahrzehnte, viele der ihrerseits zu großen Klassikern avancierten Werke um Kriegsgefangenenlager wie "Stalag 17", "The Bridge On The River Kwai" oder "The Great Escape" sind von ihm mittel- oder unmittelbar beeinflusst. Noch heute zehrt man davon, s. "Inglourious Basterds".
Viele große Werke werden ja bereits von Haus aus mit einem Untertitel in die Welt entlassen; müsste man diesem nachträglich einen geben, könnte er etwa lauten: "La Grande Illusion oder wie ein Film nach der Spanne eines Lebens weiterhin aktuell bleibt".

10/10

POW Existenzialismus Jean Renoir Historie WWI Gefaengnis



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Funxton

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