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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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THE SPIRAL STAIRCASE (Robert Siodmak/USA 1945)



"Anything can happen in the dark..."

The Spiral Staircase (Die Wendeltreppe) ~ USA 1945
Directed By: Robert Siodmak


Neuengland im frühen 20. Jahrhundert: Ein Serienmörder tötet eine Reihe in seinen Augen "unvollkommener" Frauen. Fast alle davon haben eine geistige Behinderung oder sind körperlich versehrt. Für Helen (Dorothy McGuire), die infolge eines heftigen Traumas stumm gewordene Haushälterin der reichen Familie Warren, wird es in einer stürmischen Nacht brenzlig: Offenbar kommt der gesuchte Verbrecher ausgerechnet aus dem trauten Kreise oder zumindest dem Bekanntenfeld der Warrens. Der Verdacht verdichtet sich in Richtung des soeben aus Europa heimgekehrten, filouhaften Lebemannes Steve Warren (Gordon Oliver)...

Übers Wochenende habe ich mir inmitten wüster Zeugnisschreiberei eine kleine Reihe mit Siodmak-Thrillern genehmigt, wobei ich aufgrund der chronologischen Vorgabe sogleich seine vielleicht beste US-Regiearbeit genießen konnte. Siodmak, gebürtiger Dresdner jüdischer Abstammung, der Deutschland wie nahezu jeder ranghafte Künstler 1933 verließ bzw. verlassen musste, galt bis ins Alter als großer Erzähler und Verbreiter von Anekdoten sowie als Meister der Fabulierkunst. Was seine Fähigkeit, im Film zu erzählen, anbelangt, so ist Siodmak keineswegs bar jeder potenziellen Kritik: Allzu häufig gab es bei ihm logische Unebenheiten und dramaturgieräsonale Schlenker, die bei bei Anderen nie aufgetreten wären. Was für ein überragender Stilist Siodmak jedoch auf der anderen Seite sein konnte, habe ich anhand aller vier geschauter Werke feststellen können: Jeder Einzelne ein audiovisuelles Sahnestück und von höchster filmischer Kunstfertigkeit getragen. Besonders den In- und Outros ist jeweils gehobene Aufmarksamkeit zu widmen. "The Spiral Staircase" beginnt gleich mit einer meisterhaft montierten und arrangierten Kinovorstellung, die den ersten Mord des Films einläutet. Vom Mörder ist, quasi als optischer Indikator, anfänglich stets nur ein im Irrsinn weit aufgerissenes Auge zu sehen, in dem sich spiegelt, was er jeweils zu sehen glaubt und das seine ganze Irrationalität symbolisiert. Eine später noch vielfach variierte Methode zur Unholds-Charakterisierung. Doch trägt der gesamte Film sich über die Kreierung von Stimmung und Atmosphäre, er ist sozusagen eine moderate Fortsetzung des mit dem Ende des Weltkriegs befristet ersterbenden Horrorkinos mit explizitem gothic impact.

10/10

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Filmtagebuch von...

Funxton

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