"Ist nicht viel, so'n Mensch..."
Der Totmacher ~ D 1995
Directed By: Romuald Karmakar
Göttingen, Herbst 1924. Der gerichtlich beauftragte Psychiater Professor Schultze (Jürgen Hentsch) soll ein Schuldfähigkeitsgutachten für den vor seinem Prozess stehenden Serienmörder Fritz Haarmann (Götz George) erstellen. Nach sechswöchigem Kontakt, während dem sich die Beziehung zwischen dem Gewaltverbrecher und dem Rechtsmediziner in faszinierender Weise entwickelt, kommt Schultze zu dem Urteil "voll zurechnungsfähig".
Der zweite große Film, der sich mit dem Phänomen "Haarmann" befasst, wählt einen komplett anderen Ansatz als der erste: Anders als "Die Zärtlichkeit der Wölfe" erlegt sich "Der Totmacher" ein hohe Maß an innerer und äußerer Stringenz auf, ist beinahe so diszipliniert inszeniert wie eine Bühnanaufführung und schon aufgrund der personellen Begrenzung sehr viel hermetischer als Lommels Werk. Fast wie ein bebildertes Hörspiel wirkt "Der Totmacher" bisweilen, wie buchstäbliches Kopfkino, das dem Zuschauer einerseits eine nuancierte charakterliche Bewertung nicht nur Haarmanns, sondern auch seines Gutachters Schultze abverlangt und andererseits eine zumindest behelfsmäßige Ordnung in das chronologische Chaos von Haarmanns Antworten, Berichten und Schilderungen, deren Wahrheitsgestalt darüberhinaus stets vage bleibt, zu bringen nötigt. Allerdings brächte man sich ohne die begleitende Fotografie um den Genuss von Kamarkars Perfektionismus und dem brillanten Spiel der Darsteller. Das Script basiert auf den Originalprotokollen der einstigen Sitzungen Haarmanns und ist umso beeindruckender. Über Georges beängstigend minutiöse Darbietung braucht wohl kaum mehr ein Wort verloren werden - wahrscheinlich wird dies auf ewig die Rolle seines Lebens bleiben.
10/10
Goettingen Serienmord Fritz Haarmann Romuald Karmakar Weimarer Republik
Der Totmacher ~ D 1995
Directed By: Romuald Karmakar
Göttingen, Herbst 1924. Der gerichtlich beauftragte Psychiater Professor Schultze (Jürgen Hentsch) soll ein Schuldfähigkeitsgutachten für den vor seinem Prozess stehenden Serienmörder Fritz Haarmann (Götz George) erstellen. Nach sechswöchigem Kontakt, während dem sich die Beziehung zwischen dem Gewaltverbrecher und dem Rechtsmediziner in faszinierender Weise entwickelt, kommt Schultze zu dem Urteil "voll zurechnungsfähig".
Der zweite große Film, der sich mit dem Phänomen "Haarmann" befasst, wählt einen komplett anderen Ansatz als der erste: Anders als "Die Zärtlichkeit der Wölfe" erlegt sich "Der Totmacher" ein hohe Maß an innerer und äußerer Stringenz auf, ist beinahe so diszipliniert inszeniert wie eine Bühnanaufführung und schon aufgrund der personellen Begrenzung sehr viel hermetischer als Lommels Werk. Fast wie ein bebildertes Hörspiel wirkt "Der Totmacher" bisweilen, wie buchstäbliches Kopfkino, das dem Zuschauer einerseits eine nuancierte charakterliche Bewertung nicht nur Haarmanns, sondern auch seines Gutachters Schultze abverlangt und andererseits eine zumindest behelfsmäßige Ordnung in das chronologische Chaos von Haarmanns Antworten, Berichten und Schilderungen, deren Wahrheitsgestalt darüberhinaus stets vage bleibt, zu bringen nötigt. Allerdings brächte man sich ohne die begleitende Fotografie um den Genuss von Kamarkars Perfektionismus und dem brillanten Spiel der Darsteller. Das Script basiert auf den Originalprotokollen der einstigen Sitzungen Haarmanns und ist umso beeindruckender. Über Georges beängstigend minutiöse Darbietung braucht wohl kaum mehr ein Wort verloren werden - wahrscheinlich wird dies auf ewig die Rolle seines Lebens bleiben.
10/10
Goettingen Serienmord Fritz Haarmann Romuald Karmakar Weimarer Republik