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00 SCHNEIDER - JAGD AUF NIHIL BAXTER (Helge Schneider/D 1994)
von Funxton ·
23 Juli 2011
Kategorie:
Kriminalfilm,
Komödie
Aufrufe: 2.613
"Wat has' denn du gemachte tä?"
00 Schneider - Jagd auf Nihil Baxter ~ D 1994
Directed By: Helge Schneider
Der eigentlich retirierte Kommissar 00 Schneider (Helge Schneider) kehrt zusammen mit seinem Kollegen Lieutenant Körschgen (Helmut Körschgen) in den aktiven Polizeidienst zurück, um den ein-fachen Mörder Nihil Baxter (Helge Schneider), einen "Irren mit 'nem Kunsttick", zu fangen und ins Gefängnis zu tun.
Vermutlich der Film, dem ich in meiner bisherigen Biographie absolut gesehen die meiste Zeit gewidmet habe. Seit ich ihn am seligen, eiseskalten Silvestermorgen des Jahres 1994 als Matinee-Vorstellung im örtlichen Kino bewundern durfte, bin ich ein glühender Liebhaber dieses unumwundenen Meisterwerks deutscher Filmkunst. Ein hierin verwurzelter, reichhaltiger Zitatenfundus, der freilich zum Großteil auf Schneiders älteren Vier-Tonspur-Hörspielen basiert, hat sich seitdem fest in meinen Wortschatz eingemeißelt und wird zu den passendsten (und unpassendsten) Gelegenheiten immer wieder bemüht. Gut aufgehoben fühlt man sich speziell dann, wenn jemand die Geheimcodes versteht, mit denen man sich da verständigt. Dann weiß man, ähnlich wie bei einem Geheimlogengruß: "Aha, da ist ein Gleichgesinnter."
Warum ist Schneiders Film so infektiös? Zunächst mal liefert er trotz der Parallelwelt-Szenerie eine wundervolle Ruhrpott-Doku und geht sogar etwas darüber hinaus, nämlich bis ins Neandertal bei Mettmann, und nur, um einen "merkwürdigen Traum" des Kommissars zu bebildern. "00 Schneider" ist gefilmte Anarchie, alles scheißegal, alles total bescheuert, stream of consciousness, jedwede strukturelle und formale Zwänge negierend. Über Opas Kino der Wallace-Filme bepisst sich der "00 Schneider" ebenso vor Lachen wie über das Neue Deutsche Kino von Fassbinder und Anverwandtentum; dreht den Klassikern dieser Ären eine lange Nase und erweist ihnen zugleich durch immer wieder erfolgende, stilistische Rückgriffe seine Ehrerbietung. Dann ist er auch ein Familienfilm, in dem keiner vermisst zu werden braucht: Buddy Casino, Peter Thoms, Sergej Gleitmann, Charly Weiss und wie sie alle heißen, laufen sich mittels immer bizarreren Auftritten gegenseitig den Rang ab. Mit Werner Abrolat, der schon in "Texas" den Sheriff spielte und in "Praxis Dr. Hasenbein" ein letztes Mal dabei sein wird als Käse-Fachverkäufer, der vor vielen Jahren für Sergio Leone und Jess Franco gespielt hat und seine letzte große Performance als Stimme des schottischen Schulhausmeisters Willie bei den "Simpsons" gab, ist immerhin auch ein richtiger Schauspieler dabei (und damit will ich den großen Andreas Kunze natürlich bei Leibe nicht geschmälert wissen! [das wäre auch schlecht möglich)]. Für Helmut Körschgen, den viele "00 Schneider"-Kultisten an ihrem Herzensobjekt am allerdollsten lieben, war's der denkbar würdigste Schwanengesang. Er wird seine Revals und sein Pilsken jetzt zusammen mit Abrolat, Kunze und Weiss an der lokalen Trinkhalle des Komödianten-Olymps einnehmen.
10*/10
Christoph Schlingensief Groteske Hommage Surrealismus Helge Schneider Satire Ruhrpott
00 Schneider - Jagd auf Nihil Baxter ~ D 1994
Directed By: Helge Schneider
Der eigentlich retirierte Kommissar 00 Schneider (Helge Schneider) kehrt zusammen mit seinem Kollegen Lieutenant Körschgen (Helmut Körschgen) in den aktiven Polizeidienst zurück, um den ein-fachen Mörder Nihil Baxter (Helge Schneider), einen "Irren mit 'nem Kunsttick", zu fangen und ins Gefängnis zu tun.
Vermutlich der Film, dem ich in meiner bisherigen Biographie absolut gesehen die meiste Zeit gewidmet habe. Seit ich ihn am seligen, eiseskalten Silvestermorgen des Jahres 1994 als Matinee-Vorstellung im örtlichen Kino bewundern durfte, bin ich ein glühender Liebhaber dieses unumwundenen Meisterwerks deutscher Filmkunst. Ein hierin verwurzelter, reichhaltiger Zitatenfundus, der freilich zum Großteil auf Schneiders älteren Vier-Tonspur-Hörspielen basiert, hat sich seitdem fest in meinen Wortschatz eingemeißelt und wird zu den passendsten (und unpassendsten) Gelegenheiten immer wieder bemüht. Gut aufgehoben fühlt man sich speziell dann, wenn jemand die Geheimcodes versteht, mit denen man sich da verständigt. Dann weiß man, ähnlich wie bei einem Geheimlogengruß: "Aha, da ist ein Gleichgesinnter."
Warum ist Schneiders Film so infektiös? Zunächst mal liefert er trotz der Parallelwelt-Szenerie eine wundervolle Ruhrpott-Doku und geht sogar etwas darüber hinaus, nämlich bis ins Neandertal bei Mettmann, und nur, um einen "merkwürdigen Traum" des Kommissars zu bebildern. "00 Schneider" ist gefilmte Anarchie, alles scheißegal, alles total bescheuert, stream of consciousness, jedwede strukturelle und formale Zwänge negierend. Über Opas Kino der Wallace-Filme bepisst sich der "00 Schneider" ebenso vor Lachen wie über das Neue Deutsche Kino von Fassbinder und Anverwandtentum; dreht den Klassikern dieser Ären eine lange Nase und erweist ihnen zugleich durch immer wieder erfolgende, stilistische Rückgriffe seine Ehrerbietung. Dann ist er auch ein Familienfilm, in dem keiner vermisst zu werden braucht: Buddy Casino, Peter Thoms, Sergej Gleitmann, Charly Weiss und wie sie alle heißen, laufen sich mittels immer bizarreren Auftritten gegenseitig den Rang ab. Mit Werner Abrolat, der schon in "Texas" den Sheriff spielte und in "Praxis Dr. Hasenbein" ein letztes Mal dabei sein wird als Käse-Fachverkäufer, der vor vielen Jahren für Sergio Leone und Jess Franco gespielt hat und seine letzte große Performance als Stimme des schottischen Schulhausmeisters Willie bei den "Simpsons" gab, ist immerhin auch ein richtiger Schauspieler dabei (und damit will ich den großen Andreas Kunze natürlich bei Leibe nicht geschmälert wissen! [das wäre auch schlecht möglich)]. Für Helmut Körschgen, den viele "00 Schneider"-Kultisten an ihrem Herzensobjekt am allerdollsten lieben, war's der denkbar würdigste Schwanengesang. Er wird seine Revals und sein Pilsken jetzt zusammen mit Abrolat, Kunze und Weiss an der lokalen Trinkhalle des Komödianten-Olymps einnehmen.
10*/10
Christoph Schlingensief Groteske Hommage Surrealismus Helge Schneider Satire Ruhrpott
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