"Women's talk. Bah!"
Spellbound (Ich kämpfe um dich) ~ USA 1945
Directed By: Alfred Hitchcock
Mit Dr. Edwardes (Gregory Peck), dem neuen Chef der im Sanatorium Green Manors tätigen, etwas altjüngferlichen Psychotherapeutin Dr. Constance Petersen (Ingrid Bergman), stimmt etwas nicht. Schon nach zwei Tagen durchbricht ein gewaltiger Schuldkomplex Dr. Edwardes' Verhaltensmuster; er erleidet einen Zusammenbruch und muss feststellen, dass er gar nicht der echte Edwardes, dessen Tod er beobachtet hat, ist, und zudem unter schwerer Amnesie leidet. Constance, die sich in den Hilfsbedürftigen verliebt hat, will ihm dabei helfen, die wahren Hintergründe seiner Psychose offenzulegen und vor allem dabei, seine Unschuld zu beweisen. Dabei hilft ihr ihr früherer Lehrmeister Dr. Brulov (Michael Chekhov).
Nach dem nonchalanten, propagandistischen Kammerspiel "Lifeboat" nun ein Meilenstein für die Nutzung der Psychoanalyse als dramaturgisches Element im Kino und somit auch für die Popularisierung jener öffentlich kritisch beäugten medizinischen Richtung. Traumdeutung, Neurosen, Sublimierung, Übertragung - allesamt Termini, die 1945 (im Film gibt es nebenbei eine tolle Einstellung in der Central Station, in der ein großes Werbebanner für den Kauf von 'war bonds' - Kriegsanleihen - prangt) noch alles andere als selbstverständlich waren. Die berühmte Traumsequenz ließ Hitchcock von dem spanischen Surrealisten Dalí kreieren, dessen visueller Einfluss hier unverkennbar ist. Allerdings kann man die "Therapierung" des von Gregory Peck gespielten Helden, der sich im Nachhinein als ein Allgemeinmediziner namens 'John Ballantyne' entpuppt (und somit einen standesgemäßen Partner für die Bergman darstellt), kaum für voll nehmen. Ein unter einer derartig komplexen Störung leidender Patient, der zudem alle naselang in Ohnmacht fällt, bedürfte wohl einer mindestens dreijährigen Gesundung - die Bergman heilt ihn "mal eben so" innerhalb einer Woche, deckt einen seit seiner Kindheit verwurzelten Schuldkomplex auf, macht selbigen vergessen und sprengt die aktuell verursachte Amnesie mitsamt ihrem Auslöser. Das psychologische Moment ist somit zwar keinesfalls ungeschickt konstruiert; seine Offenlegung jedoch einem straff erzählten Filmdrehbuch angepasst. Inszenatorisch, technisch, visuell und betreffs seines dialogischen Geistreichtums ist "Spellbound" übrigens tadellos.
9/10
New York Alfred Hitchcock Psychiatrie
Spellbound (Ich kämpfe um dich) ~ USA 1945
Directed By: Alfred Hitchcock
Mit Dr. Edwardes (Gregory Peck), dem neuen Chef der im Sanatorium Green Manors tätigen, etwas altjüngferlichen Psychotherapeutin Dr. Constance Petersen (Ingrid Bergman), stimmt etwas nicht. Schon nach zwei Tagen durchbricht ein gewaltiger Schuldkomplex Dr. Edwardes' Verhaltensmuster; er erleidet einen Zusammenbruch und muss feststellen, dass er gar nicht der echte Edwardes, dessen Tod er beobachtet hat, ist, und zudem unter schwerer Amnesie leidet. Constance, die sich in den Hilfsbedürftigen verliebt hat, will ihm dabei helfen, die wahren Hintergründe seiner Psychose offenzulegen und vor allem dabei, seine Unschuld zu beweisen. Dabei hilft ihr ihr früherer Lehrmeister Dr. Brulov (Michael Chekhov).
Nach dem nonchalanten, propagandistischen Kammerspiel "Lifeboat" nun ein Meilenstein für die Nutzung der Psychoanalyse als dramaturgisches Element im Kino und somit auch für die Popularisierung jener öffentlich kritisch beäugten medizinischen Richtung. Traumdeutung, Neurosen, Sublimierung, Übertragung - allesamt Termini, die 1945 (im Film gibt es nebenbei eine tolle Einstellung in der Central Station, in der ein großes Werbebanner für den Kauf von 'war bonds' - Kriegsanleihen - prangt) noch alles andere als selbstverständlich waren. Die berühmte Traumsequenz ließ Hitchcock von dem spanischen Surrealisten Dalí kreieren, dessen visueller Einfluss hier unverkennbar ist. Allerdings kann man die "Therapierung" des von Gregory Peck gespielten Helden, der sich im Nachhinein als ein Allgemeinmediziner namens 'John Ballantyne' entpuppt (und somit einen standesgemäßen Partner für die Bergman darstellt), kaum für voll nehmen. Ein unter einer derartig komplexen Störung leidender Patient, der zudem alle naselang in Ohnmacht fällt, bedürfte wohl einer mindestens dreijährigen Gesundung - die Bergman heilt ihn "mal eben so" innerhalb einer Woche, deckt einen seit seiner Kindheit verwurzelten Schuldkomplex auf, macht selbigen vergessen und sprengt die aktuell verursachte Amnesie mitsamt ihrem Auslöser. Das psychologische Moment ist somit zwar keinesfalls ungeschickt konstruiert; seine Offenlegung jedoch einem straff erzählten Filmdrehbuch angepasst. Inszenatorisch, technisch, visuell und betreffs seines dialogischen Geistreichtums ist "Spellbound" übrigens tadellos.
9/10
New York Alfred Hitchcock Psychiatrie
PS: Ich komme ja gar nicht mehr hinterher, deine Hitchcock-Einträge zu lesen