"What kind of love is this?"
Under Capricorn (Sklavin des Herzens) ~ UK 1949
Directed By: Alfred Hitchcock
Australien, um das Jahr 1835: Der irische Ex-Sträfling Sam Flusky (Joseph Cotten) hat es in der Kolonie zwar zu Reichtum gebracht, sein gesellschaftliches Renommee und seine Akzeptanz durch die anderen emigrierten Großbürger in Sidney ist aufgrund seiner Vergangenheit jedoch praktisch nichtig. Hinzu kommt, dass Fluskys Gattin, die Aristokratin Henrietta (Ingrid Bergman), unter einer heftigen Depression zu leiden scheint. Als mit dem lebensfrohen Charles Adare (Michael Wilding), dem Neffen des neuen Gouverneurs (Cecil Parker), ein alter Bekannter von Henrietta nach New South Wales kommt, scheint sich ein Lichtstrahl für das Ehepaar Flusky anzukündigen...
Rückkehr nach England für zwei Filme. "Under Capricorn" bedeutete für Hitch die letzte Zusammenarbeit mit der Bergman, die hier ihre vermutlich stärkste und mutigste Rolle für den Regisseur spielt. Alkohol- und Medikamentensucht, speziell bei depressiven, jungen Frauen stellte natürlich ein gewisses Tabuthema in diesen Jahren dar und konnte vermutlich bloß deshalb akzeptiert werden, weil "Under Capricorn" als period piece und Kostümfilm verkauft wurde. Ähnlich wie "Rebecca" steht der Film im Zeichen feministischer Initiation - allerdings mit vertauschten Rollen. Um eine nicht standesgemäße Ehe glücklich führen zu können, müssen zunächst die Schranken und Unbill der Vergangenheit nebst irreparabel scheinender Schuldkomplexe ausgeräumt werden. Hier wie dort legt eine intrigante, böse Haushälterin (eine wunderbar hassenswerte Margaret Leighton) dem Glück der Ehepartner unerkannt schwere Steine in den Weg. Am Ende wartet dann die viel zu lange aufgeschobene, gemeinsame Erlösung auf das Paar Cotten/Bergman, das sich - eine behagliche Parallele - ja noch gut von Cukors "Gaslight" her kannte.
Das blasse, edle Technicolor des Films ist zwar höchst gekonnt eingesetzt und macht den ohnehin schönen "Under Capricorn" noch umso schöner - aber es half alles nichts. Der Film fiel allerorten durch und die Transatlantic machte nach diesem Projekt wieder dicht. Hitchcock nahm einen Vertrag bei Warner an, die bereits seine letzten beiden Filme international verliehen hatten, und kehrte, mittelmäßig frustriert, zunächst für drei Filme zum Schwarzweiß seiner großen Erfolge zurück.
8/10
period piece Kolonialismus Alfred Hitchcock Australien Standesduenkel Ehe Jack Cardiff
Under Capricorn (Sklavin des Herzens) ~ UK 1949
Directed By: Alfred Hitchcock
Australien, um das Jahr 1835: Der irische Ex-Sträfling Sam Flusky (Joseph Cotten) hat es in der Kolonie zwar zu Reichtum gebracht, sein gesellschaftliches Renommee und seine Akzeptanz durch die anderen emigrierten Großbürger in Sidney ist aufgrund seiner Vergangenheit jedoch praktisch nichtig. Hinzu kommt, dass Fluskys Gattin, die Aristokratin Henrietta (Ingrid Bergman), unter einer heftigen Depression zu leiden scheint. Als mit dem lebensfrohen Charles Adare (Michael Wilding), dem Neffen des neuen Gouverneurs (Cecil Parker), ein alter Bekannter von Henrietta nach New South Wales kommt, scheint sich ein Lichtstrahl für das Ehepaar Flusky anzukündigen...
Rückkehr nach England für zwei Filme. "Under Capricorn" bedeutete für Hitch die letzte Zusammenarbeit mit der Bergman, die hier ihre vermutlich stärkste und mutigste Rolle für den Regisseur spielt. Alkohol- und Medikamentensucht, speziell bei depressiven, jungen Frauen stellte natürlich ein gewisses Tabuthema in diesen Jahren dar und konnte vermutlich bloß deshalb akzeptiert werden, weil "Under Capricorn" als period piece und Kostümfilm verkauft wurde. Ähnlich wie "Rebecca" steht der Film im Zeichen feministischer Initiation - allerdings mit vertauschten Rollen. Um eine nicht standesgemäße Ehe glücklich führen zu können, müssen zunächst die Schranken und Unbill der Vergangenheit nebst irreparabel scheinender Schuldkomplexe ausgeräumt werden. Hier wie dort legt eine intrigante, böse Haushälterin (eine wunderbar hassenswerte Margaret Leighton) dem Glück der Ehepartner unerkannt schwere Steine in den Weg. Am Ende wartet dann die viel zu lange aufgeschobene, gemeinsame Erlösung auf das Paar Cotten/Bergman, das sich - eine behagliche Parallele - ja noch gut von Cukors "Gaslight" her kannte.
Das blasse, edle Technicolor des Films ist zwar höchst gekonnt eingesetzt und macht den ohnehin schönen "Under Capricorn" noch umso schöner - aber es half alles nichts. Der Film fiel allerorten durch und die Transatlantic machte nach diesem Projekt wieder dicht. Hitchcock nahm einen Vertrag bei Warner an, die bereits seine letzten beiden Filme international verliehen hatten, und kehrte, mittelmäßig frustriert, zunächst für drei Filme zum Schwarzweiß seiner großen Erfolge zurück.
8/10
period piece Kolonialismus Alfred Hitchcock Australien Standesduenkel Ehe Jack Cardiff