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TOPAZ (Alfred Hitchcock/USA 1969)
von Funxton ·
09 August 2011
Kategorie:
Politthriller,
Agentenfilm
Aufrufe: 1.333
"I love the Cubans. They are so wild!"
Topaz (Topas) ~ USA 1969
Directed By: Alfred Hitchcock
Herbst 1962, kurz vor der Kuba-Krise: Der sowjetische Überläufer Kusenov (Per-Axel Arosenius), einst ein hochrangiger KGB-Beamter, hält für seine westlichen Asylstifter einige überraschende Eröffnungen bereit: Zum Einen weiß er, wie in Erfahrung zu bringen ist, wo genau auf Kuba die Russen ihre Raketen stationeren wollen, zum anderen kennt er eine strenggeheime Organisation französischer Doppelagenten namens "Topas", in die sogar Regierungsmitglieder verstrickt sind. Der Agent Deveraux (Frederick Stafford), ein Mann für alle Fälle, beschafft die wichtigen Informationen über die Sowjets und lässt Topas auffliegen.
Offenbar nicht unbeeindruckt vom Erfolg der James-Bond-Reihe, ließ sich Hitchcock zunächst von Leon Uris selbst ein Treatment zu dessen gleichnamigem Erfolgsroman schreiben, dass dann jedoch noch mehrfach modifiziert wurde. "Topaz" stellte für den Regisseur in vielerlei Hinsicht einen "Zäsurfilm" dar; er beschäftigt sich mit einem realen Ereignis der jüngeren Globalhistorie, verzichtet auf Hollywood-Stars, zerfällt in eine fast episodische Struktur, die lediglich durch das Deckelthema und die Hauptfigur Andre Deveraux verknüpft ist und bildet zudem Hitchcocks erste, unfreiwillige Gehversuche bezüglich improvisatorischer Inszenierung. Der sonst als eherner Kontrollfreak bekannte Meister hatte hier keine Zeit für das Erstellen großzügiger Storyboards und übriger Planungen, da das zu drehende Material in der von Samuel Taylor umgeschriebenen Fassung in Schriftform teils erst kurz vor Drehbeginn eintrudelte. Das stark zerfaserte, emotional seltsam entleerte Resultat spricht Bände. Selbst in der von Hitch persönlich gestrafften Fassung ist der Film noch deutlich zu umwegsam und hangelt sich an einzelnen, wie immer sicherlich gelungenen Szenen und Einstellungen entlang, die jedoch allesamt ins Nirvana führen. Am Ende fühlt man sich, als hätte man irgendeiner x-beliebigen, zweistündigen Dauerberieslung beigewohnt, nicht aber einem Film von Alfred Hitchcock. Ein weiterer großer Faux-pas besteht nach meinem Dafürhalten darin, dass "Topaz" schlicht hässlich aussieht. In memoriam so meisterhafter wie wunderschöner Lehrstunden in Farbdramaturgie von "Under Capricorn" über "To Catch A Thief" bis hin zu "Vertigo" fragt man sich, was eigentlich auf dem Wege passiert sein mag. Nun, Robert Burke war verstorben, aber dieses blasse, mit Weichfiltern übersäte, zwischen plüschigem Beige und rebellischem Olivgrün pendelnde Einerlei von Jack Hildyard ist tatsächlich nicht bloß unansehnlich, sondern langweilig noch dazu. Einem Mann, der einst vor Professionalität strotzte und nichts oder kaum etwas dem Zufall überlassen hat, dabei zuzuschauen, wie er aus Alters- und Gesundheitsgründen kreativ niederzugehen droht, ist summa sumarum alles andere als ein Vergnügen. Das übliche Cameo zeigt Hitch, wie er von einer Krankenschwester im Rollstuhl zu einem Flughafen-Terminal gebracht wird. Symbolischer hätte es wahrlich kaum ausfallen können.
4/10
Kalter Krieg Leon Uris Kuba-Krise Alfred Hitchcock Kuba
Topaz (Topas) ~ USA 1969
Directed By: Alfred Hitchcock
Herbst 1962, kurz vor der Kuba-Krise: Der sowjetische Überläufer Kusenov (Per-Axel Arosenius), einst ein hochrangiger KGB-Beamter, hält für seine westlichen Asylstifter einige überraschende Eröffnungen bereit: Zum Einen weiß er, wie in Erfahrung zu bringen ist, wo genau auf Kuba die Russen ihre Raketen stationeren wollen, zum anderen kennt er eine strenggeheime Organisation französischer Doppelagenten namens "Topas", in die sogar Regierungsmitglieder verstrickt sind. Der Agent Deveraux (Frederick Stafford), ein Mann für alle Fälle, beschafft die wichtigen Informationen über die Sowjets und lässt Topas auffliegen.
Offenbar nicht unbeeindruckt vom Erfolg der James-Bond-Reihe, ließ sich Hitchcock zunächst von Leon Uris selbst ein Treatment zu dessen gleichnamigem Erfolgsroman schreiben, dass dann jedoch noch mehrfach modifiziert wurde. "Topaz" stellte für den Regisseur in vielerlei Hinsicht einen "Zäsurfilm" dar; er beschäftigt sich mit einem realen Ereignis der jüngeren Globalhistorie, verzichtet auf Hollywood-Stars, zerfällt in eine fast episodische Struktur, die lediglich durch das Deckelthema und die Hauptfigur Andre Deveraux verknüpft ist und bildet zudem Hitchcocks erste, unfreiwillige Gehversuche bezüglich improvisatorischer Inszenierung. Der sonst als eherner Kontrollfreak bekannte Meister hatte hier keine Zeit für das Erstellen großzügiger Storyboards und übriger Planungen, da das zu drehende Material in der von Samuel Taylor umgeschriebenen Fassung in Schriftform teils erst kurz vor Drehbeginn eintrudelte. Das stark zerfaserte, emotional seltsam entleerte Resultat spricht Bände. Selbst in der von Hitch persönlich gestrafften Fassung ist der Film noch deutlich zu umwegsam und hangelt sich an einzelnen, wie immer sicherlich gelungenen Szenen und Einstellungen entlang, die jedoch allesamt ins Nirvana führen. Am Ende fühlt man sich, als hätte man irgendeiner x-beliebigen, zweistündigen Dauerberieslung beigewohnt, nicht aber einem Film von Alfred Hitchcock. Ein weiterer großer Faux-pas besteht nach meinem Dafürhalten darin, dass "Topaz" schlicht hässlich aussieht. In memoriam so meisterhafter wie wunderschöner Lehrstunden in Farbdramaturgie von "Under Capricorn" über "To Catch A Thief" bis hin zu "Vertigo" fragt man sich, was eigentlich auf dem Wege passiert sein mag. Nun, Robert Burke war verstorben, aber dieses blasse, mit Weichfiltern übersäte, zwischen plüschigem Beige und rebellischem Olivgrün pendelnde Einerlei von Jack Hildyard ist tatsächlich nicht bloß unansehnlich, sondern langweilig noch dazu. Einem Mann, der einst vor Professionalität strotzte und nichts oder kaum etwas dem Zufall überlassen hat, dabei zuzuschauen, wie er aus Alters- und Gesundheitsgründen kreativ niederzugehen droht, ist summa sumarum alles andere als ein Vergnügen. Das übliche Cameo zeigt Hitch, wie er von einer Krankenschwester im Rollstuhl zu einem Flughafen-Terminal gebracht wird. Symbolischer hätte es wahrlich kaum ausfallen können.
4/10
Kalter Krieg Leon Uris Kuba-Krise Alfred Hitchcock Kuba