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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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GARDE À VUE (Claude Miller/F 1981)



Zitat entfällt.

Garde À Vue (Das Verhör) ~ F 1981
Directed By: Claude Miller

Der wohlhabende Pariser Notar Martinaud (Michel Serrault) wird am Silvesterabend einem latent bis offen aggressiven Verhör durch den Polizeiinspektor Gallien (Lino Ventura) unterzogen, der sein Gegenüber für den Schuldigen in zwei Sexualmordfällen an achtjährigen Mädchen hält. Dass mit dem aalglatten Anwalt tatsächlich etwas nicht stimmt bzw. er sich immer wieder in widersprüchliche Aussagen zu flüchten scheint, macht Gallien nur noch misstrauischer. Als schließlich Martinauds sich mysteriös gebende Frau (Romy Schneider) auftaucht und Gallien zusätzlich belastende Indizien zuspielt, ist für den müden Polizisten der Fall endgültig klar. Dabei manövrieren die Geschehnisse geradewegs in eine menschliche Katastrophe.

Gleichermaßen beklemmendes Verhördrama und Meditation über die Gefahr staatlicher Autorität, steht "Garde À Vue" in der Tradition der ähnlich gearteten Filme "The Offence" und "Die verlorene Ehre der Katharina Blum", wobei die politische Dimension des letzteren themengemäß stark abgemildert wird. Allen dreien, auf ihre jeweilige Weise meisterlich inszenierten Filmen gemein ist jedoch die auf staatsdienstlich tätige Individuen projizierte, systemräsonistische Überzeugung, stets professionell und richtig zu handeln und damit die Existenzen ihrer Opfer mit Volldampf zu zertrümmern. Dabei verfährt Miller sogar noch um einiges geschickter als Lumet bzw. Schlöndorff/Böll: Am Anfang ist man naturgemäß ganz bei Lino Ventura, schon aufgrund dessen historischen Renommees; der erfahrene "poulet" kann nur im Recht sein, wenn er diesen arroganten Fatzke im Abendanzug des doppelten Kindsmordes bezichtigt und ihn diesbezüglich zu überführen sucht. Und tatsächlich offenbart Martinaud sich irgendwann als pathologischer Pädophiler, der sich aus der Beklemmung seiner dysfunktionalen Ehe heraus einstmals in eine irrationale, ersponnene Liebesaffäre mit einem kleinen Mädchen (Elsa Lunghini) geflüchtet hat. Dass jedoch Paraphilie nicht zwangsläufig gleichbedeutend sein muss mit akuter Gewalttätigkeit, wird zu "Ermittlungszwecken" kurzzeitig verdrängt. Das Ende, an dem eine völlig diametrale Wahrheit und eine unerwartete Tragödie stehen, lässt ahnen, dass Gallien seinen Hut nehmen wird. Welche Alternative bleibt ihm auch?

9/10

Silvester Verhör Serienmord Paris Nacht Claude Miller



Filmtagebuch von...

Funxton

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