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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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DON'T LOOK NOW (Nicolas Roeg/UK, I 1973)



"Nothing is what it seems."

Don't Look Now (Wenn die Gondeln Trauer tragen) ~ UK/I 1973
Directed By: Nicholas Roeg

Nach dem tragischen Unfalltod seiner fünfjährigen Tochter Christine (Sharon Williams) im hauseigenen Gartenteich sucht das Ehepaar Baxter Zerstreuung im spätherbstlichen Venedig, wo John Baxter sich mit der Restaurierung einer Kirche befasst. Vor Ort lernen John und seine Frau Laura (Julie Christie) zwei alte Damen (Hilary Mason, Clelia Matana) aus Schottland kennen, von denen eine über das "Zweite Gesicht" verfügt. Sie teilen Laura mit, dass Christine im Jenseits glücklich sei und ständig an der Seite ihrer Eltern stehe. Für Laura ist diese Eröffnung ein Segen, derweil John, der um die psychische Gesundheit seiner Frau fürchtet und der laut den Damen ebenfalls übersinnliche Fähigkeiten besitzen und darüberhinaus in Venedig seines Lebens nicht sicher sein soll, von merkwürdigen Wachträumen heimgesucht wird. Zu allem Überfluss treibt ein mysteriöser Serienmörder sein Unwesen in der Lagunenstadt.

Roegs brillanter, morbider Film ist stets aufs Neue ein Erlebnis. Mit für seine exzentrischen Verhältnisse ungewohnter Eingängigkeit und emotionaler Kraft schildert der Filmemacher dieses schreckliches Elterndrama auf die denkbar intensivstmögliche Weise und stürzt sein Protagonistenpaar in einen wahren Albdruck aus literarischen Leitmotiven: Immer wieder trübes Wasser, Scherben, grelles Rot, bröckelnder Stuck, Mosaiksteinchen. Alles scheint zum Stillstand verdammt im allein schon saisonal bedingt sterbenden Venedig, das sich natürlich als stark beeinflusst präsentiert von Thomas Manns bereits nominell verwandter Novelle. Sutherland als Publikumsmedium, der als Vater zu seiner engelhaften kleinen Tochter mutmaßlich die etwas stärkere Bindung der beiden Eheleute hatte, irrt gegen Ende durch die leere, kalte Stadt wie ein von allem Irdischen Verlassener. Als er ein kleines Mädchen, das in denselben roten Regenmantel wie Christine gehüllt ist, zu sehen glaubt, erfüllen sich endlich sich sein trotziges Schicksal und seine latente Todessehnsucht.
Als verstörendstes Bild von "Don't Look Now" empfand ich persönlich eigentlich stets weder den entsetzten John Baxter mit seiner toten Tochter im Arm, noch den schlitzenden Hutzelzwerg (übrigens bei weitem nicht die einzige motivische Parallele zu den damals aktuellen Gialli), sondern die auf der Trauergondel stehende Julie Christie, wohlweislich lächelnd, von den beiden alten, wie stumme Totenwächter hinter ihr platzierten Schottinnen um die Furcht vor dem ewigen Mysterium Tod beraubt.

10/10

Nicolas Roeg Daphne Du Maurier Venedig PSI Herbst Serienmord



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Funxton

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