"Porca miseria!"
Schamlos ~ AT/BRD/F 1968
Directed By: Eddy Saller
Als die lebenslustige Nutte Annabella (Marina Paal) umgebracht wird, verdächtigt alle Welt zunächst den homosexuellen Altschauspieler Hohenberg (Louis Soldan). Als dieser jedoch vor Gericht freigesprochen wird, lässt der eherne, italienisch-katholische Vater (Vladimir Medar) des Mädchens ein Femegericht von dem Unterwelt-Zampano Pohlmann (Udo Kier) inszenieren, der schon bald seinen Konkurrenten Kovalski (Rolf Eden) als den wahren Schuldigen auszumachen glaubt.
Deftige Reaktionärskost fürs Bahnhofskino gestreckt mit betagtem, moralinsaurem Pathos, das alte Herren mit hochgeschlagenem Mantelkragen ob seiner Kritik heuchelnden Perspektive ihrerzeit zumindest halbwegs guten Gewissens wieder in die graue Alltagsrealität der späten Wirtschaftswunderwelt entlassen haben dürfte. Zwar weidet sich "Schamlos" seinem Titel gemäß, wenn auch mit gewisser Zügelung, am wirklich ansehnlichen Leib der schönen Marina Paal, betont jedoch zugleich die verbotene Atmosphäre des Halbwelt-Milieus. Kier und Eden als Rotlicht-Gegenspieler sind natürlich eine erwartungsgemäße Schau; der eine, jung und gutaussehend, wird im Laufe der Geschichte aus seiner Delinquentenrolle zum Retter der Gerechtigkeit hochgejubelt, während der andere, froschäugig und gemein, wie man ihn eden, äh, eben kennt, den finalen Triumph des Bösen markiert. Und noch weitere Weisheiten bietet Sallers Schickflick auf: Schummrige Beatschuppen mit wuschelhaarigen Bands sollten besser gemieden werden, darin gibt's nämlich bestenfalls behaschte Studenten und versoffene Sittenstrolche, italienische Migranten haben alle irgendwie Dreck am Stecken, sexuell emanzipierte, junge Frauen erwartet in Prä-Aids-Zeiten die göttliche Bestrafung auf Umwegen und schwule Outcasts mögen zwar kultiviert erscheinen, sind aber prinzipiell kokainsüchtig und langfristig zum Verzweiflungssuizid verdammt. Für die Scriptautoren, darunter Saller selbst, waren denn auch merklich die skandalösen (und völlig unzurechnungsfähigen) Wendungen seiner Geschichte zweitrangig, vielmehr ging es um die bloße Schilderung sittlicher Unhaltbarkeiten. Wunderbar, mit welch augenzwinkernder Genussbarkeit sich dergleichen heutzutage bestaunen lässt.
6/10
Kiez Sleaze Europloitation Eddy Saller Rolf Eden
Schamlos ~ AT/BRD/F 1968
Directed By: Eddy Saller
Als die lebenslustige Nutte Annabella (Marina Paal) umgebracht wird, verdächtigt alle Welt zunächst den homosexuellen Altschauspieler Hohenberg (Louis Soldan). Als dieser jedoch vor Gericht freigesprochen wird, lässt der eherne, italienisch-katholische Vater (Vladimir Medar) des Mädchens ein Femegericht von dem Unterwelt-Zampano Pohlmann (Udo Kier) inszenieren, der schon bald seinen Konkurrenten Kovalski (Rolf Eden) als den wahren Schuldigen auszumachen glaubt.
Deftige Reaktionärskost fürs Bahnhofskino gestreckt mit betagtem, moralinsaurem Pathos, das alte Herren mit hochgeschlagenem Mantelkragen ob seiner Kritik heuchelnden Perspektive ihrerzeit zumindest halbwegs guten Gewissens wieder in die graue Alltagsrealität der späten Wirtschaftswunderwelt entlassen haben dürfte. Zwar weidet sich "Schamlos" seinem Titel gemäß, wenn auch mit gewisser Zügelung, am wirklich ansehnlichen Leib der schönen Marina Paal, betont jedoch zugleich die verbotene Atmosphäre des Halbwelt-Milieus. Kier und Eden als Rotlicht-Gegenspieler sind natürlich eine erwartungsgemäße Schau; der eine, jung und gutaussehend, wird im Laufe der Geschichte aus seiner Delinquentenrolle zum Retter der Gerechtigkeit hochgejubelt, während der andere, froschäugig und gemein, wie man ihn eden, äh, eben kennt, den finalen Triumph des Bösen markiert. Und noch weitere Weisheiten bietet Sallers Schickflick auf: Schummrige Beatschuppen mit wuschelhaarigen Bands sollten besser gemieden werden, darin gibt's nämlich bestenfalls behaschte Studenten und versoffene Sittenstrolche, italienische Migranten haben alle irgendwie Dreck am Stecken, sexuell emanzipierte, junge Frauen erwartet in Prä-Aids-Zeiten die göttliche Bestrafung auf Umwegen und schwule Outcasts mögen zwar kultiviert erscheinen, sind aber prinzipiell kokainsüchtig und langfristig zum Verzweiflungssuizid verdammt. Für die Scriptautoren, darunter Saller selbst, waren denn auch merklich die skandalösen (und völlig unzurechnungsfähigen) Wendungen seiner Geschichte zweitrangig, vielmehr ging es um die bloße Schilderung sittlicher Unhaltbarkeiten. Wunderbar, mit welch augenzwinkernder Genussbarkeit sich dergleichen heutzutage bestaunen lässt.
6/10
Kiez Sleaze Europloitation Eddy Saller Rolf Eden